Ich hatte das Glück und durfte an einer seltenen Raritätenprobe von unserem Münchner Weinfreund und Raritätensammler Robert Langer teilnehmen. Er brachte Legenden aus 1928, 1945, 1959 und 1961 nach Zürich ins Restaurant 20/20. Herzlichen Dank, lieber Robert für diesen unvergesslichen und eindrücklichen Abend! (mehr …)

Soweit alles klar. Neu ist für mich, dass es anscheinend auch eine önologische Transsexualität gibt. Dies erlebte ich an René Gabriels Event „Früher Trotinett – heute Trotanoy“. Im Sempacherhof öffnete er 17 Jahrgänge dieses einzigartigen Pomerols. Ein Wein der oft in Blindverkostungen dem anderen Ufer zugeteilt wird. Obwohl er/sie zu 90% aus Merlot besteht, weisst er/sie/es eine gewisse männlich dominierte Cabernet Sauvignon Affinität auf. Somit fechtet Trotanoy ständig einen Kampf mit sich selber aus, und fühlt sich zwischen zwei Welten hin und her gerissen. Oftmals zu Ungunsten seiner selbst und der Weinliebhaber. Bekräftigt wird meine These, wenn man der Geschichte des Weinguts etwas auf den Grund geht. So erfährt man, dass der Name Trotanoy vom mittelalterlichen Französisch „trop anoi“ stammt, was so viel bedeutet wie „zu viele Sorgen“ Genau diese Sorten machen sich doch die Trotanoy Reben in ihrer Sinn- und Identitätskriese! Natürlich wird Besitzer Christian Moueix, aufgrund meiner laienhaften weinpsychologischen Analyse keine Umpflanzungen vornehmen. Womit den armen Trotanoy Rebstöcken weiterhin nur der traurig, sehnsüchtige Blick vom Pomerol Hochplateau rüber ins Medoc bleibt. Dorthin wo vielleicht ihr wahres Glück zu finden wäre…
Gernot und seine Gattin Heike, führen eines der schönsten und innovativsten Weingüter Österreichs. In Gols (Neusiedlersee) bewirtschaften sie mit ihrem Team rund 50 Hektaren Rebfläche und konzentrieren sich dabei hauptsächlich auf die heimischen Sorten Zweigelt, Blaufränkisch und St. Laurent. Die Heinrichs gehen respektvoll mit der Natur und ihren Weinen um. „In Jahrzehnten denken, nicht von heute auf morgen, Geduld haben, die Reserven unangetastet lassen, bescheiden sein“ So ihr nachhaltiges Credo.

Der Salzberg kostet rund CHF 100 – 120.- pro Flasche.
Mehr Infos: www.heinrich.at
Penfolds ist das älteste Weingut Australiens. 1844 gründete der Englische Auswanderer Christopher Rawson Penfold seine Winery in Magill, östlich von Adelaide und pflanzte Rebstöcke, welche er vor seiner Abreise in Frankreich gekauft hatte. Er pflanzte die Reben in der Nähe seines Wohnhauses und
benannte den Rebberg nach der Heimat seiner Frau Mary „The Grange“. Als Arzt glaubte er an die heilende Wirkung von Wein und produzierte „Substanzen“ ähnlich wie Sherry- oder Portweine. Das Geschäft lief gut und nach Penfolds Tod erweiterte die zweite Generation Rebland und Weingut. Sie steigerten die Produktion auf eine stolze Menge von über 500‘000 Flaschen pro Jahr. Anfangs 20. Jahrhundert wurde der Familienbetrieb in eine Gesellschaft umgewandelt. Erst in den 40er Jahren begann man auf Penfolds richtige Tafelweine zu produzieren, um damit auf den Wandel des Konsumverhaltens zu reagieren. Die Versuche des damaligen Kellermeisters Max Schubert (er war übrigens kein ausgebildeter Önologe) führte 1951 schliesslich zum ersten Jahrgang des berühmtesten und wertvollsten Weins Australiens: Dem Shiraz Grange Hermitage. Seit 1990 schlichtweg Grange genannt. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts waren geprägt von vielen Übernahmen. Seit 2005 gehört Penfolds zur Foster’s Gruppe.
Neben dem berühmten Grange produziert Penfolds eine Reihe weiterer hochwertiger Rotweine, wie der Cabernet Sauvignon Bin 707, RWT (Red Winemaking Trial), St. Henri oder den Magill Estate. Der Bin 389 wird auch oft als „Baby Grange“ bezeichnet, da er in den Fässern gelagert wird, die zuvor für den Grange benutzt wurden. Aber auch geringe Mengen an Weißweinen und Likören werden produziert. Max Schubert entwickelte für die Bezeichnung der Weine ein System durchnummerierter Fässer, so genannter „Bins“, in welchen die Weine gelagert werden. Der erste dieser Weine war der Bin 2 des Jahres 1962.
Die Lancierung des Grange Anfangs der 50er Jahre erwies sich als äusserst schwierig. Schubert blieb sich doch der Stilrichtung treu. Aufgrund des breiten Weinportfolios wollte er dem Grange seine eigenständige Charakteristik beibehalten. Ab den 60er Jahren ging es dann aufwärts. Grange gewann viele damals wichtige Weinauszeichnungen und Medaillen. Diese Ratings wurden jeweils fein säuberlich auf die Etiketten gedruckt. Ja, es gab halt weder Internet noch Parker…
Grange ist meist ein Cuvee von rund 90% Shiraz und 10% Cabernet Sauvignon. (1951, 1952, 1963, 1999, 2000 und 2001 war es ein reiner Shiraz) Er ist kein Lagenwein, sondern es werden die besten Trauben aus verschiedenen Parzellen verwendet. Der Ausbau erfolgt durchschnittlich 18 Monate in amerikanischer Eiche. Nach drei bis vier Jahren in der Flasche kommt Grange auf den Markt. Pro Jahr werden rund 70‘000 Flaschen abgefüllt. Ein Skandal löste der unverschämt teure 75er Grange aus. Er war der erste australische Rotwein der mit über 20 Dollar auf den Markt kam. Der aktuelle Jahrgang 2008 kostet CHF 500 – 600…
Zum ersten Mal sass ich zu Tisch bei Markus Gass und seinem Team im Adler Hurden. Ich war begeistert und komme gerne wieder. 17 Punkte im Gault Millau und ein Michelin Stern sprechen für sich. Doch wird in solchen Fällen oftmals zu viel Schischi drum herum gemacht. Nicht so bei Markus. Seine gradlinige, bodenständige und ehrliche Art gefällt mir. Was auf dem Teller liegt passt zum „Typ Gass“. Und die Weine dazu selbstverständlich auch. Freu Dich Herz! Wir wurden eingeladen von der VC-Stiftung (Vin Connoisseur). Eine Non Profit Organisation, zur Förderung des genüsslichen Lebens rund um Leib und Seele. Wer auch gerne mal dabei sein möchte kann sich einfach melden. Die nächste Veranstaltung findet am 1. April statt. Beim diesmaligen Anlass wurden die Weine sogar von der VC Stiftungsratspräsidentin persönlich zur Verfügung gestellt. Merci beaucoup, Madame la Présidente!
In letzter Zeit durfte ich mehrmals an aussergewöhnlich feinen Chateau Palmer Jahrgängen schnüffeln. 1983, 1989, 1995, 2000 oder 2003 begeisterten mich. Wenn ich aber im Keller ins Palmer Regal blicke, liegen da bloss ein paar Einzelflaschen. Irgendwie verpasse ich Palmer seit Jahren. Man begegnet ihm auch eher selten an Best Bottles. Das muss sich ändern. Ich möchte mich mehr mit Chateau Palmer befassen und bin sicher, es gibt noch mehr Freunde dieses edlen Margaux. Mit Vorfreude reservierte mir bei Raphael Tuor (Freund, 17 Punkte Gault Millau Koch und Michelin Stern Inhaber) ein Vierertisch und schrieb ein paar Weinfreunde an, ob sie mit einer entsprechenden Flasche an einer kleinen Palmer Vertikale dabei sein möchten. Bald darauf stornierte ich den Vierer- zugunsten eines Achtertischs, und schlussendlich buchten wir dann das „Stübli“ für 13 Palmer Freunde. Umrahmt von einem Gourmet Dinner erlebten wir einen Genussabend par excellence!
Es war ein eindrücklicher, genüsslicher Tag mit einem tollen Rahmenprogramm. Denn nebst dem Hauptthema, einer Stag’s Leap Cellar Cask23 Vertikale, standen noch weitere Highlights auf der Tagesordnung. Früh startete die Wandergruppe an diesem Samstag mit einem markanten Aufstieg von Fällanden auf den Adlisberg. Die Innerschweizer Vertreter verpassten den Anschluss infolge verpasstem Anschluss der SBB… Die drei schafften dann aber trotz ortsunkundigem Taxi Fahrer direkt noch vor dem Pausenpicknick den Zusammenschluss. Glück gehabt!
Dieser alte Spruch hängt bei mir im Büro und tröstet mich ab und zu „am Morgen danach“. Er stammt vom legendären englischen Weinkritiker Hugh Johnson. „Der kleine Johnson“ war damals Ende der 80er Jahre meine erste Weinlektüre nebst dem Vinum… Ein praktischer Einkaufsführer für Weineinsteiger rund um den Globus. Kurz und knapp werden Chateaux und Weine beschrieben, fett gedruckte Jahrgänge sind besonders gut. Kurz und knapp. Fertig. Jährlich erscheint eine Neuauflage und knapp alle fünf Jahre kommt „der grosse Johnson“ mit geballten 400 Seiten auf den Markt. Kürzlich las ich, dass Hugh Johnson während seiner besten (vor Internet) Zeit, bis zu 40 freischaffende Mitarbeiter unterhielt um alle Notizen und Bewertungen jährlich aufzuarbeiten. Darüber wäre ich manchmal auch froh, vor allem wenn ich auf meine Degustationsagenda bis Ende Jahr blicke…
Weshalb ich Ihnen dies hier schreibe hängt damit zusammen, dass Johnsons schönes Zitat „Weintrinker sehen gut aus, sind intelligent, sexy und gesund“ exakt auf das Geburtstagskind Thomas Krieg zutrifft. Oder würden Sie dem knackig knusprigen jungen Mann links tatsächlich 50 Lenze geben? Wohl kaum oder? Ein weitere Beweis also, dass Hugh Johnsons These eindeutig richtig ist. Thomas feierte seinen 50. Geburtstag zusammen mit Weinfreunden und diesen tollen Flaschen….
Degu auf dem Bauernhof mit Goldwaschen war das Thema. Nach dem letztjährigen gemütlichen Anlass mit den 1966er Bordeaux, entschied sich diesmal OK Präsident Marcel Merz für den Jahrgang 1970… Die Highlights des Tages: Goldwaschen an der kleinen Emme. Köstlich knackige Mittagsbratwurst am Feuer. Einräucherung des Emmentobels. Eindrückliche Schokoladen Erlebnisse im Tropenhaus Ruswil. Neuentdeckung „Agrovision Burgrain“. Entspannte Eltern, glückliche Kinder. Grossartig natürlich der Austragungsort selber: Die Gunterswilerweid, das gastfreundliche Team rund um Sandra und Mathias Stalder. Die geniale Grillparty. Begeisterte Kinder, welche nie nach einem Nintendo oder IPad fragten, sondern sich ganz vom Erlebnis Bauernhof begeistern liessen. Stuntjumps in die Heubühne. Die gigantische Linzertorte von Cathrine Merz. 70er DJ Asterix. Sachkundiger Sommelier Jürg (doch auch er brachte die animalische Grundaromatik nicht aus den Gläsern…). Bänklitschutten bei der Scheuneneinfahrt mit improvisierter Flutlichtanlage und vieles mehr trugen zum gemütlichen Gelingen dieses unvergesslichen Tages bei. Herzlichen Dank an alle, die mitgeholfen haben, im speziellen an Marcel Merz für die tolle, flexible Reiseleitung!
Und die Weine? Fast vergessen bei so viel Alternativprogramm. Die 1970 sind und bleiben grösstenteils kantige, säurebetonte Böcke. Eine mehrheitlich riesengrosse Ernte mit wenig Selektion. Manchmal hat man das Gefühl, sie könnten sich sogar noch verbessern oder verfeinern. Doch dazu fehlt einfach Frucht und Fülle. Säure werden sie wohl ewig haben. Es gibt definitiv wichtigeres.
Ich mag Mouton Rothschild Sammlungen, aber nur wenn die Flaschen leer sind… Oft sind „Moutons“ Opfer von Trophäenjäger, Wein- und Kunstsnops. Statt permanent tief im kühlen Keller zu reifen, wechseln die viel gereisten und oft zwischen gehandelten Wanderpokale ihre Besitzer des Öfteren. Und darben oft ein unwürdiges Dasein in hell beleuchteten Glasvitrinen, oder werden in Reih und Glied über dem Chemie zur Schau gestellt. Klar, das jährlich wechselnde Künstleretikette ist ein genialer Marketingerfolg, nur rückt dadurch oftmals der Wein etwas in den Hintergrund.
Nicht so bei unserer gemütlichen Weinrunde. Ein Dutzend Mouton Rothschild Liebhaber sorgten dafür, dass der edle Pauillac Premier seiner wahren Bestimmung zugefügt wurde.
Mouton Rothschild wurde ursprünglich als Deuxième Cru klassifiziert und 1973 zum Premier hochgestuft. Seit 1945 kreiert jedes Jahr ein anderer Künstler die Etikette. Mouton Rothschild besitzt rund 80 Hektaren Reblfäche, welche mit rund 75% Cabernet Sauvignon, 12% Merlot, 9% Cabernet Franc und 2% Petit Verdot bepflanzt sind. Pro Jahr werden etwa 250‘000 – 300‘000 Flaschen vom Premier abgefüllt. Der aktuelle Jahrgang 2012 kostet en primeur 350 CHF. Ältere Spitzenjahrgänge wie 2000, 1986 oder 1982 gibt’s für rund CHF 1‘000 das Fläschchen….
Unter dem Motto „Lynch Bages beim Pferdestall“ organisierte René Gabriel (weingabriel.ch) diesen gemütlichen Weinabend unter Reitern, Jägern und Geniessern. Irgendwie passt das ja alles zu Lynch Bages. Sagt man dem beliebten Pauillac Cinquième doch gerne eine animalische Note nach, und im Alter ein Bouquet welches an Leder und Pferdestall erinnert. Jäger und Sammler sind wir Winefreaks sowiso! Der gemütliche Höck fand auf dem wunderschönen Reiterhof Bromenegg in Römerswil (LU) bei Yasmin und Michael Wüest statt. Herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft.
Eine ideale Gelegenheit also, einer meiner Lieblingsbordeaux wieder mal in breiter Fülle nachzudegustieren. Lynch Bages gehört zu den grössten klassifizierten Weingütern und produzieren auf 90 Hektaren gut 300‘000 Flaschen pro Jahr. Der Blend besteht meistens zu Dreiviertel aus Cabernet Sauvignon, zirka 20% Merlot sowie kleine Anteile Cabernet Franc und Petit Verdot. Der Ausbau erfolgt 15 Monate in teils neuen, teils gebrauchten Barriques. Klassifiziert wurde Lynch Bages 1855 als Cinquième Cru. Anhand Qualität, Preis und Beständigkeit definiert er sich aber eher als Supersecond. Aktuelle Jahrgänge kosten rund CHF 70 – 90. Etwas tiefer in die Tasche greifen muss man bei den Spitzenjahrgängen 2009 und 2010. Die gibt‘s ab zirka CHF 150.-
Das Beste vom Besten aus dem besten Jahr. So könnte man das Tasting aus der Reihe „5-Star Vintage Serie“ betiteln. Kalifornien 2001 – ein magischer Jahrgang. Vielleicht der grösste Napa Jahrgang aller Zeiten? Während unserem Napa Trip im Sommer 2012 kamen wir mit einigen Winzern ins Gespräch. Natürlich schwärmen alle mehr von den noch nicht verkauften Jahrgängen, aber heimlich wünschten sie sich, es gäbe nochmals so was wie 2001… Anfänglich sah es wettermässig gar nicht so gut aus, erklärten uns Bart und Daphne Araujo (links). Der Frühling war kühl und Mitte April mussten sogar die Windmaschinen angetrieben werden, um die Reben vor dem Frost zu schützen. Mai und Juni brannte die Sonne sehr heiss, und alles deutete auf eine frühe Ernte hin. Doch dann kam der kühle August und alles besserte sich. Schlussendlich ideale Verhältnisse im September und Oktober. Lange sichere Wetterprognosen, erlaubten den Winzern auf den perfekten Lesezeitpunkt zu warten. 2001 war von der Natur gemacht. Im Keller reines Handwerk. „Wer 2001 keinen grossen Wein gekeltert habe, müsse dringend seinen Beruf ändern“, meinte letztes Jahr Dough Shafer anlässlich der Martel Probe in St. Gallen. 2001 sei vielleicht das „natürlichste“ Weinjahr Kaliforniens.
Die 20 Weine dieser Probe waren nun zehn Jahre in der Flasche. Perfekt gelagert aus dem Raritätenweinkeller unseres lieben Freundes, Eugen Haefliger. Sie zeigen eine enorme Homogenität, grossartige Frucht und dramatische Tiefe. Die Weine reifen relativ langsam, doch ein Griff zum Korkenzieher ist keine Sünde. Ich glaube aber, dass der effektive Reifezenit erst in rund zehn Jahren erreicht sein wird. An US Best Bottles sind es meistens die 2001er welche oben hinausschwingen. Sie gehören zweifellos zu den allerbesten Weinen der Welt. Leider sind die Mengen dieser Napa Beautys sehr beschränkt. Aus der Degustationsrunde schaffen es gerade mal Dominus, Ridge Monte Bello und Beringer Privat Reserve auf eine Produktion von gegen 100‘000 Flaschen. Alle übrigen liegen bei Mikroproduktionen von 3‘000 – 20‘000 Flaschen und werden meistens via Mailingliste direkt verkauft. Das Preisniveau entspricht den Bordeaux Premiers und Superseconds.
Es gibt nach diesem grossartigen Sonntags Tasting im Palace Luzern, trotz kühlem, regnerischem Wetter nur eitlen Sonnenschein zum Thema Kalifornien 2001. Tief beeindruckt und glücklich, einige der schönsten Weine der Welt im Glas zu haben. A Day in Napa Heaven!
Haben Sie noch ein paar Flaschen Lafite Rothschild im Keller? Wohl kaum. Ich kann Sie verstehen, wenn Sie sich im Zuge der Preishausse zwischen 2009 und 2011 von dem immer wertvoller werdendem Pauillac Premier verabschiedet haben. Lafite Rothschild wurde zum Luxus Statussymbol wohlhabender Asiaten mit geringem Weinverstand dafür umso potenterer Geldbörse. Wenn Sie den Preispeak vor rund zwei Jahren erwischt haben, bekamen Sie selbst für völlig unterdurchschnittliche Jahrgänge wie 1991, 1992, 1993 oder 1994 bis zu CHF 1000.- ausbezahlt. En primeur bezahlte man ursprünglich zwischen CHF 50 bis CHF 70 pro Flasche. Der Markt war so lethargisch, dass die Weine Kistenweise in Supermärkten landeten. 2000% Wertsteigerung – keine schlechte Rendite. Wer da seine Weinschätze nicht „verflüssigt“ hat, ist selber schuld. Und wenn man bedenkt, wie viel Spass man mit einer Tausendernote erleben kann, ist es doch nur verständlich, dass man sich nicht mit einem 13/20 Punkte Lafite zuhause herum ärgern will…
Inzwischen ist der grösste Spuck vorbei. Für wahre Weinkenner liegen die Preise natürlich immer noch zu hoch und es gibt unendlich viele Alternativen. Die Preiskorrektur kam einerseits vom nachlassenden Interesse der Chinesen, welche halt auch hier schnell dazu lernen, und andererseits setzte das Chateau die Primeurpreise immer entsprechend der sich noch im Markt befindenden älteren Jahrgänge an. Somit sichern sie sich den Hauptprofit am Geschäft, was grundsätzlich korrekt ist. Denn wie überall regelt auch hier die Nachfrage das Angebot. Fragt sich nur, wie lange noch.
Ein begleitendes Phänomen dieser Entwicklung, ist natürlich dass bei Lafite Rothschild mehr über die Preise und Spekulation geschrieben wird als über die Qualität. Doch ab und zu passiert es tatsächlich noch, dass ein paar Flaschen auf den (Jass) Tisch kommen. René Gabriel bewertete im Zuge der dieses Jahr häufig auftretenden 1983er Proben (30. Geburtstag) den 1983er Lafite Rothschild zweimal mit 19/20 und einmal sogar mit der Höchstnote. Der 1983er erlebte ich bis jetzt dreimal. Jeweils wenig berauschend. Trocken, kantig grün, und unharmonisch. Noten zwischen 14/20 – 16/20. Also auch hier eigentlich ein klarer Fall für „Hong Kong einfach“ Doch der Gwunder liess uns keine Ruhe und so versammelten sich René Gabriel (weingabriel.ch) mit Karin sowie André Kunz (schweizerische-weinzeitung.ch) und ich zum Lafite-Jass.
Zum zweiten Mal begab sich der „Kreuz Stamm“ nach Meggen. Wir tauchten ein in die Genusswelt von Lucas und Bettina Rosenblatt. In der ehemaligen Backstube schwelgten wir am gemütlichen 12er Tisch und liessen es uns einfach gut gehen. Lucas zauberte frühlingshafte Stimmung auf unsere Teller an diesem nasskalten Freitag im Mai. Dazu gab es begleitend ein paar schöne Weine. Vielleicht finden Sie ja an der Zusammenstellung heraus, wer die Flaschen diesmal eingeliefert hat…



