Haben Sie noch Lafite Rothschild im Keller?

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Haben Sie noch ein paar Flaschen Lafite Rothschild im Keller? Wohl kaum. Ich kann Sie verstehen, wenn Sie sich im Zuge der Preishausse zwischen 2009 und 2011 von dem immer wertvoller werdendem Pauillac Premier verabschiedet haben. Lafite Rothschild wurde zum Luxus Statussymbol wohlhabender Asiaten mit geringem Weinverstand dafür umso potenterer Geldbörse. Wenn Sie den Preispeak vor rund zwei Jahren erwischt haben, bekamen Sie selbst für völlig unterdurchschnittliche Jahrgänge wie 1991, 1992, 1993 oder 1994 bis zu CHF 1000.- ausbezahlt. En primeur bezahlte man ursprünglich zwischen CHF 50 bis CHF 70 pro Flasche. Der Markt war so lethargisch, dass die Weine Kistenweise in Supermärkten landeten. 2000% Wertsteigerung – keine schlechte Rendite. Wer da seine Weinschätze nicht „verflüssigt“ hat, ist selber schuld. Und wenn man bedenkt, wie viel Spass man mit einer Tausendernote erleben kann, ist es doch nur verständlich, dass man sich nicht mit einem 13/20 Punkte Lafite zuhause herum ärgern will…

Inzwischen ist der grösste Spuck vorbei. Für wahre Weinkenner liegen die Preise natürlich immer noch zu hoch und es gibt unendlich viele Alternativen. Die Preiskorrektur kam einerseits vom nachlassenden Interesse der Chinesen, welche halt auch hier schnell dazu lernen, und andererseits setzte das Chateau die Primeurpreise immer entsprechend der sich noch im Markt befindenden älteren Jahrgänge an. Somit sichern sie sich den Hauptprofit am Geschäft, was grundsätzlich korrekt ist. Denn wie überall regelt auch hier die Nachfrage das Angebot. Fragt sich nur, wie lange noch.

Ein begleitendes Phänomen dieser Entwicklung, ist natürlich dass bei Lafite Rothschild mehr über die Preise und Spekulation geschrieben wird als über die Qualität. Doch ab und zu passiert es tatsächlich noch, dass ein paar Flaschen auf den (Jass) Tisch kommen. René Gabriel bewertete im Zuge der dieses Jahr häufig auftretenden 1983er Proben (30. Geburtstag) den 1983er Lafite Rothschild zweimal mit 19/20 und einmal sogar mit der Höchstnote. Der 1983er erlebte ich bis jetzt dreimal. Jeweils wenig berauschend. Trocken, kantig grün, und unharmonisch. Noten zwischen 14/20 – 16/20. Also auch hier eigentlich ein klarer Fall für „Hong Kong einfach“ Doch der Gwunder liess uns keine Ruhe und so versammelten sich René Gabriel (weingabriel.ch) mit Karin sowie André Kunz (schweizerische-weinzeitung.ch) und ich zum Lafite-Jass.

Jahrgänge und Bewertungen

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