Léoville Poyferré: Von rustikal bis hochglanzpoliert

28. Oktober 2016

„Gourmet Dinner mit…?“ heisst diese kleine genüssliche Degustationsserie und findet alljährlich bei Raphael und Marie Louise Tuor im soeben mit 16 Gault Milleau ausgezeichnetem Restaurant Reussbad in Luzern statt. Im Fokus stehen jeweils mehrere Jahrgänge eines renommierten Bordeaux Chateau. Dabei steuert jeder Teilnehmer eine oder zwei Flaschen aus seinem eigenen Keller zum guten Gelingen bei. Die Wahl fiel dieses Jahr auf das St. Julien Deuxieme Chateau Léoville Poyferré. 

Bis zur Französischen Revolution gehörten die drei Léoville Güter (Las Cases, Barton und Poyferré) noch zusammen. Léoville Poyferre erlebte anschliessend mehrere Handänderungen bis es 1920 an die Négociant Familie Cuvelier überging. Direktor Didier Cuvelier leitet das Weingut in dritter Generation und erklärt uns alles Wissenswerte im Millésima Video:  

https://www.youtube.com/watch?v=FzPp6hEXG2g

Poyferré ist mit rund 80 Hektaren flächenmässig das grösste der drei Léoville Chateau. Die hauptsächlich mit Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot bepflanzten Rebflächen umgeben praktisch das ganze Dorf St. Julien. Nebst dem Top Cuvee (rund 200’000 Flaschen pro Jahr) werden auch ein Zweitwein (Pavillon de Léoville Poyferré) und «Drittwein» (Chateau Moulin Riche) abgefüllt.

Während sich in den 80ern wenig Jahrgänge als gross und langlebig ausgezeichnet haben, verbesserte sich die Qualität ab den 90ern kontinuierlich und gipfelte in den erstmals verliehenen 100 Parkerpunkte für den 2009er. Dies bewies auch unser Tasting. Die Jahrgänge ab 1996 wirken konzentrierter, geschliffener und sauberer selektioniert. Also erlebten wir eine Bandbreite der rustikalen Jahrgänge (v.a. 80er Jahre) bis zu den auf Hochglanz polierten neusten Versionen.

Die aktuellen Jahrgänge von Léoville Poyferre kosten zwischen 50 bis 70 Franken. Für rund die Hälfte gibt’s Pavillon und Moulin Riche.

Bezugsquelle: Diverse Anbieter

Mehr Infos: http://www.leoville-poyferre.fr/

 

1982 Léoville Poyferré

Wunderbares, reifes Bouquet. Leicht würzig, viele Kräuter, Baumnuss, Mocca, Rauch, Leder und Tabak. Darunter immer noch zarte Cassis Aromen. Erstaunlich langsame Entwicklung im Gaumen. Geniale Säure. Ein Ausbund an Eleganz und Terroir. Perfekt auf dem Punkt. Kein Jahr zu früh. Ein prächtiger Poyferré. Gehört zu den grössten Jahrgängen des Weinguts.

19/20 

austrinken

1983 Léoville Poyferré

Animalisch, reifes Bouquet. Leder, nasses Holz, viel Tabak, Rosinen und Pflaumen. Pumpernickel und Magenbrot. Fortgeschrittene Aromen im Gaumen, leicht metallisch im Abgang. Ein gut gealterter, erdig-rustikaler Wein.

 17/20

austrinken

1985 Léoville Poyferré

Reifes Granat; Süsses, fast laktisches Bouquet. Etwas Caramel, Kokos. Elegant im Gaumen, wenig Kraft, aber harmonisch und feingliedrig. Burgundisch, rotbeerige Aromen. Ein elegantes St. Julien Leichtgewicht mit entsprechend kurzem Abgang. Aber muss den immer alles kräftig daherkommen? Ein klassischer Claret aus den 80er eben, mit entsprechenden Mengen. Da wurden wohl gegen eine halben Million Flaschen abgefüllt…

 17/20

austrinken

1986 Léoville Poyferré 

Defensives, würziges Bouquet. Viel grüne, unreife Komponente. Dazu Eukalyptus, Teer, leicht rosinig. Kantig, animalisch im Gaumen. Die Säure hebt die Nackenhaare, und die mehligen Tannine sind nichts für önologische Warmduscher. Langes dekantieren hätte ihn vielleicht etwas „aufgeweicht“. Da trinkt man viele Stiele und Blätter mit…

 16/20

tr – 2025

1989 Léoville Poyferré

Milde, reife blaubeerige Aromen. Leicht grün, Cornichon, Pflaumen. Intensive Gerbstoffe und Säure für den sonst geschmeidigen, heissen Jahrgang. Da hätte ich mehr „Charme“ erwartet. Kam beim Publikum aber sehr gut an!

16.5/20

tr – 2025

1990 Léoville Poyferré

Röstig, voluminöses Bouquet. Bisquit, Cassis, Griottes, Mocca, Espresso, Vanille. Zedern, Jod, Eukalyptus. Fantastische Balance und Länge. Strahlt grosse Klasse aus. Perfekt gereift. Eine absolut geniale Flasche. Dieser so frisch wirkende Léoville Poyferré überflügelt einige Premiers in diesem legendären Jahr.

 19/20

tr – 2025

 1994 Léoville Poyferré

Röstiges Bouquet, leicht grüne Note. Eukalyptus, Hustensirup. Darunter, blaubeerige Frucht, aber auch schon bereits deutliche Rosinen- Sultaninen Aromen. Nasses Sägemehl. Gaumen sehr reif, Jahrgangstypisch mittelschwer. Etwas Säureüberhang.

15.5/20

tr – 2020

1995 Léoville Poyferré (Magnum)

Defensive Frucht, Zedern, anfänglich leicht staubige Noten. Leder, Tabak und Peperoni. Recht verschlossen auch im Gaumen. Braucht viel Luft. Legte enorm zu im Glas und in der angebrochenen Magnum. Gehaltvoll mit strammen Reserven.

 18/20

tr – 2035

1996 Léoville Poyferré

Offenes, dunkelbeeriges Bouquet, Zedern, Stroh und deutliche Barrique-Süsse. Ziemlich dominante Röstung. Ausgewogen, intensiv im Gaumen. Viel dichter und voluminöser als die Vorgänger aus den 80ern. Sogar fast etwas mollig für Poyferré Verhältnisse…

 18/20

tr – 2030

2000 Léoville Poyferré 

Kork. Frühere Bewertungen: 19/20

BBC Léoville Challenge

Bordeaux 2000

 -/-

2002 Léoville Poyferré 

Defensiv, blau- und schwarzbeerige Noten. Kräftige Säure, etwas unterkühlt, Leder. Zupackend im Gaumen, Tannin- und Säureintensiv. Mittleres Potenzial, wenig Reife. Braucht Zeit.

17+/20 

tr – 2035

2003 Léoville Poyferré 

2003 Voluminöses Bouquet. Cassis, dunkle Kirschen, Pflaumen, Nuss. Dichtes, konzentriertes Bouquet. Bullig, intensiver Körper. Kkonzentriert, intensive Frucht, gebündelte Aromen. Gradlinig und tiefgründig. Wie immer beim Bordeaux 2003: Einer der Publikumslieblinge!

18.5/20 

tr – 2030

2009 Léoville Poyferré

Komplett primärfruchtig. Lakitsch, Brombeeren, Cassis, Caramel, Kandis, Amaretti, dunkle Schokoloade. Geröstete Kaffeebohnen. Im Gaumen dicht, komprimiert. Feine Mineralität, welche die Aromen in einer beschwingten Form tragen. Obwohl nichts überladen wirkt, geht der Wein extrem in die Länge. Ein Raketen- Poyferré, wie aus einer anderen Welt.

 19+/20

 2025 – 40

2010 Léoville Poyferré 

Fehlerhafte Flasche oder leichter Kork? Völlig unterdrückte Frucht und überextrahiert. Irgendetwas stimmt nicht. Blockiert komplett im Gaumen. Keine Bewertung.

 -/-

 

Publikumswertung: 1. 1990 (19.2) / 2. 2003 (19.1) / 3. 2009 (19) / 4. 1996 (18.3) / 5. 1982 (18.2) / 6. 1983 (17.7) / 7. 2002 (17.6) / 8. 1995 (17.5) / 9. 1989 (17.3) / 10. 1994 (16.7) / 11. 1985 (16.6) / 12. 1986 (16.5)

 

Ein kleines Dominus Desaster

2. Oktober 2016

Autsch, das tat weh. Flaschenpech im Königsflight der tollen BBC Probe. 1991, 1992 und 1994 landeten im Spucknapf.  Dafür starteten andere Dominus Jahrgänge richtig durch… (mehr …)

Eleganz: Eine Frage der Geduld und nicht des Jahrzehnts

26. September 2016

A Decade of Elegance: 25 of the most beautiful Californian Wines from the 90’s. Der Titel war Programm an diesem genüsslichen Samstags Lunch bei Antonio Colaianni im Zürcher Gustav. Top Kalifornier aus den Spitzenjahrgängen 1991 – 1997, mit Bedacht selektioniert von Eugen Haefliger. (mehr …)

Champagner Magnum Lunch mit Dominik Betschart

19. September 2016

Als Newbie, der sich gerne mal mit einem Glas Champagner das Warten auf die Rotweine verkürzt, besuchte ich diese bemerkenswerte Magnum Probe zur Genuss- und Horizonterweiterung. Organisiert und orchestriert vom meinem Weinfreund, Dominik (#champagnegreenhat) Betschart. Dominik gehört mittlerweile schweizweit zu den kompetentesten Kennern der sprudelnden Szene. Sein Wissen und seine Notizen zu diesem spektakulären Tasting teilt er hier erstmals auf MYBESTWINE.CH. (mehr …)

8. Sep 2016 Zürich: v.l.n.r Gregor Greber (Napawine.ch) Steve und Seanne Contursi (Arrow & Branch), Martin Schneider (Napawine.ch)

Beckstoffer und Eleganz? Das Unmögliche wird möglich bei Arrow & Branch

8. September 2016

Kurzvisite in Zürich von Steve und Seanne Contursi. Auf Einladung von Exklusivimporteur Napawine.ch  präsentierten sie ihre aktuelle Arrow & Branch Kollektion in Magnums. Angereichert mit zwei ultra raren Auktionslot, einem eleganten (!) Beckstoffer und einer dringenden Kaufempfehlung. Der Geheimtipp-Status wird bald abgelegt sein… (mehr …)

Burgund 2012: Grosser Jahrgang in kleinen Mengen

3. September 2016

Im eindrücklichen Cave du Fully degustierten wir zwei Dutzend Burgunder aus dem grossen Jahr 2012. Die Weine präsentierten sich in toller Frühform. Fruchtgetrieben, süss, konzentriert und trotzdem mit einer eleganten Balance, welche zu frühem Genuss verlocken. (mehr …)

Bordeaux Premiers: Verschlafene 86er – quickfidele 96er

29. August 2016

Dieses Jahr stehen bei vielen Verkostungen die jubilierenden Bordeaux Jahrgänge 1986 und 1996 im Fokus. Ein Extrakt aus beiden Jahren, in Form der raren Premiers, präsentierte eine liebe Weinfreundin zum Mittagslunch bei Markus Gass im Adler Hurden. (mehr …)

Domaine Trapet Chambertin Grand Cru

29. Juli 2016

Jean-Louis Trapet führt sein rund 14 Hektar grosses Weingut aus Gevrey-Chambertin in sechster Generation. Seit 1997 produziert Trapet seine 40’000 Flaschen Jahresproduktion nach biodynamischen Grundsätzen. Das Flaggschiff der Domaine ist der gesuchte Chambertin. (mehr …)

California Wine Monuments

24. Juni 2016

„Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, eröffnete Eugen Haefliger seine Begrüssungsrede. Und ja, er hatte recht. Natürlich freuten sich alle Gäste auf dieses legendäre Tasting. Absolute Napa Raritäten aus einem halben Jahrhundert. Kaum mehr auffindbare Perlen. (mehr …)

Flag Day: Top Kalifornier 2012 & 2013

18. Juni 2016

Statt die Flagge, wie das am 14. Juni in den USA üblich ist, ehrte das Team von napawine.ch mit über 50 Gästen tolle Kalifornier aus ihrem Sortiment. Sie präsentierten Topshots und Neuheiten aus den Spitzenjahren 2012 und 2013. (mehr …)

Monteverro: Die Lehrjahre sind vorbei

14. Juni 2016

Frühlingsreise in die Toscana. Ganz in den Süden der Maremma zu Julia und Georg Weber und ihrem Team von Monteverro. (mehr …)

Bordeaux 1996: Los geht's!

6. Juni 2016

Zum 20. Geburtstag des Bordeaux Jahrgangs 1996 organisierte der Bestbottle Circle eine umfangreiche Blindprobe im Restaurant Rathauskeller in Zug. Ein Zwischenfazit des grossen Cabernet Sauvignon Jahrgangs. (mehr …)

Franzosen Piraterie an der US Westküste

12. Mai 2016

Früher wagte sich ab und zu ein Kalifornischer Pirat in eine Bordeaux Blindprobe. Meist zum Erstaunen der anwesenden Gäste. Bei diesem beeindruckenden Tasting von Robert Langer lief es genau umgekehrt. Fünf US Kultweine aus den 90er Jahren trafen auf eine Horde Bordeaux-Premier Piraten…. (mehr …)

American Beauty IX: Grosse Weine auf kleinen Tischen

2. Mai 2016

American Beauty! Die Mutter aller US Best Bottle ging in die neunte Runde. Nach achtmaliger Austragung am grossen Tisch im Adler Nebikon setzten wir uns erstmals bei Raphael und Marie-Louise Tuor an die Reussbad Bistro Tischchen in Luzern. Alles andere blieb gleich. Die Grosszügigkeit der Teilnehmer, ihre besten Flaschen aus dem Keller zu holen, die Ambition aufs Siegerfoto und die Genialität der Weine.

 

Serie A

1991 Silver Oak Cellars Bonny’s Vineyard Cabernet Sauvignon 18/20 austr
1987 Chateau Montelena Estate Cabernet Sauvignon 18/20 austr
1986 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon 18.5/20 tr – 25
1984 Ridge Vineyards Monte Bello, Santa Cruz Mountains 18.5/20 austr
1978 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon 19/20 tr – 20

 

Die Startserie mit den älteren Semestern überzeugte voll und ganz. Einerseits der 1991 Silver Oak Cellars Bonny’s Vineyard in seiner typischen pflaumig, ledrigen, voluminösen Art mit breiter Struktur, wie auch der edle, würzige 1987 Montelena befinden sich am Ende ihrer optimalen Trinkreife. Da die Weine recht kühl ins Glas kamen, wirkten die beiden Martha’s überraschend sauber. Sowohl der kernig, würzige, immer noch mit Cassis, Minze und Jod ausgestattete 1986 Heitz Martha’s Vineyard wirkt stabil und hält noch ein weiteres Jahrzehnt wie auch der erhabene 1978 Heitz Martha’s Vineyard mit frischen dunkelbeerigen Aromen, etwas Feuerstein, Jod, Minze und Lakritz. Keine Eile bei perfekten Flaschen wie diese beiden. Locker mithalten konnte da euch der süsse, reife 1984 Ridge Monte Bello. Ein Ausbund an dunklen Beeren, Lakritze, Kandis, Jod und Teebaumöl. Verfügt über eine geniale Länge und betörende Eleganz.

 

American Beauty IX: Serie A

American Beauty IX: Serie A

 

Serie B 

1987 Dominus 17/20  austr
1990 Dominus 18/20 austr
1991 Dominus 18.5/20 tr – 25
1992 Dominus 19/20  tr – 25
1994 Dominus 19.5+/20 tr – 35
1997 Dominus 19+/20 tr – 35

 

Das habe ich erwartet und erhofft! Nach der letztjährigen Dominus Dominanz wurden so viele Spitzenjahrgänge des Napa Klassikers eingeliefert, dass sich eine prächtige Vertikale in der zweiten Serie zusammenstellen liess. 1987 Dominus überzeugte anfänglich mit ledrigem, krautig, animalischen Bouquet. Im Gaumen noch recht druckvoll, etwas Schoko Noten. Zerfällt aber im Glas und zeigt, dass seine beste Zeit hinter sich liegt. Immer noch sehr gut, wenn auch in etwas leichterer Form präsentierte sich 1990 Dominus. Süsse Bisquit Noten, Brotkruste, etwas Schoko und Zeder über der immer noch dunkelbeerigen Grundaromatik. Wunderbar und in top Trinklaune befindet sich 1991 Dominus mit Cassis, Vanille, Tabak, Gewürzen, immer noch gute Frucht und frische Noten. Noch einen Tick höher erlebte ich 1992 Dominus. Erdige Aromen, Zedern, etwas Pflaumen und Brombeeren. Ein „stiller“ Dominus, enorm fein strukturiert, elegant und mit toller Länge ausgestattet. Wie ein ganz grosser Las Cases. Gigantisch einmal mehr 1994 Dominus. Dieses Mal wieder eine absolut perfekte, kühl gelagerte Flasche und somit noch nicht auf dem Höhepunkt. Defensives Bouquet, dunkle Beeren, Tabak, Kaffee, kalter Rauch, Gewürze. Im Gaumen feingliedrig, dicht und mit begeisternder Komplexität ausgestatten. Auf Weltklasse Kurs befindet sich auch der völlig extrovertierte 1997 Dominus. Röstiges Bouquet, Bisquit, Krokant, Magenbrot, Kaffee und Zeder. Druckvoll, dunkelbeeriger Körper, intensive Aromatik. Immer noch jugendlich, voluminös unterwegs.

American Beauty IX: Serie B

American Beauty IX: Serie B

 

 Serie C

1992 Abreu Vineyard Madrona Ranch Cabernet Sauvignon 19/20  tr – 25
1993 Abreu Vineyard Madrona Ranch Cabernet Sauvignon 18/20 tr – 25
1994 Abreu Vineyard Madrona Ranch Cabernet Sauvignon 18.5/20 tr – 25
1995 Abreu Vineyard Madrona Ranch Cabernet Sauvignon 20/20 tr – 30
2001 Abreu Vineyard Madrona Ranch Cabernet Sauvignon 20/20 tr – 40

 

Eine Koryphäe im Napa Valley ist seit Jahren David Abreu. Unzählige Wineries zählen auf seine beratende Unterstützung wenn es darum geht, die unterschiedlichen Weinberg Typizitäten optimal zu bepflanzen. Seit anfangs der 90er Jahren gehören auch seine eigenen Weine zur absoluten Weltspitze. Abreu Weine sind gern gesehene Gäste an der American Beauty und belegten mehrfach Podest Plätze. 2013 gelang 2001 und 2002 Madrona Ranch sogar der Doppelsieg.

Diesmal traten sie mit einer beeindruckenden Vertikale von fünf Jahrgängen des fast reinsortigen Cabernet Sauvignons von der Madrona Ranch an. Ein phantastischer Wein ist 1992 Abreu Vineyard Madrona Ranch. Er überzeugt, durch dichte, intensive Brombeer, Cassis Noten. Begleitend mit Feuerstein, Kandis und feiner Mineralität. Sehr fruchtgetrieben und tollem Alterungspotenzial. Erstaunlich aus schwierigem Jahr 1993 Abreu Vineyard Madrona Ranch. Voluminöses Bouquet. Brombeeren, Mocca. Der Gaumen kommt aufgrund des eher kühlen Jahres „beruhigend“ französisch daher. Sehr stimmig wirkt 1994 Abreu Vineyard Madrona Ranch. Schwarzbeerig, Trof, Schwarztee, Trüffel und Leder. Seidene Struktur, elegant, toll gereift.

Ein phänomenaler Wein ist 1995 Abreu Vineyard Madrona Ranch und wurde vom Publikum mehrmals mit 99 oder 100 Punkten bewertet und landete somit auf dem mehr als verdienten dritten Schlussrang. Schlichtweg perfekt. Wunderbar harmonisches Bouquet. Ein optimales Gleichgewicht von edlen dunkelbeerigen Aromen mit verlockender Barriqueröstung. Brotkruste, Krokant und kalter Rauch. Ein unglaublich berührender Wein.

Dieser 95er konnte nur noch vom 2001 Abreu Vineyard Madrona Ranch getoppt werden. Mit einem Schnitt von 98.4 (!) Punkten der American Beauty IX Sieger 2016. Ich habe nicht differenziert und gab beiden Jahrgängen die für mich einzig logische Bewertung 20/20. Der Wein lebt noch mehr vom Holzeinsatz (bei Abreu übrigens in jener Zeit immer 100% Taransaud). Die Frucht ist phänomenal und es scheint, als ob man jede einzelne Traube erkenne. Wunderbare Süsse, perfektes Traubengut, harmonischer Holzeinsatz und die Grösse des aussergewöhnlichen Jahrgangs machen diesen Wein zu einem der besten Cabernet Sauvignons der Welt.

 

American Beauty IX: Serie C

American Beauty IX: Serie C

 

Serie D

1999  Robert Foley Vineyards Claret 18.5+/20  tr – 35
1995 Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon 19/20 tr – 25
1996 Harlan Estate  18+/20 tr – 40
2001 Ridge Vineyards Monte Bello 18.5+/20 tr – 40
1993 Colgin Herb Lamb Vineyard Cabernet Sauvignon 19/20  tr – 25

 

Die ersten drei Serien liessen sich thematisch einfach zusammenstellen. Bei den restlichen zehn Flaschen wird es eher schwierig. Wir lösten dieses „Problem“ pragmatisch und setzten zwei Fünferserien völlig blind zusammen.

1999 Foley Claret wie immer fruchtgetrieben, jung, viel Stoff und Potenzial. Rot- und schwarzbeerig. Bittermandeln (Amaretti). Im Gaumen füllig, jahrgangstypisch und breit strukturiert. Gefällt in seiner voluminösen Art der amerikanischen Kundschaft und Kritikern sehr. Ich warte noch zehn Jahre mit meinen Foleys bis sie Speck abgelegt haben. 1995 Bryant Family zeigt sich mit cremig, laktischem Bouquet. Brombeeren, Kirschen, Mocca und Tabak. Begann etwas verhalten, legte aber kontinuierlich im Glas zu. Zwei Stunden dekantieren. Tags drauf gab’s übrigens die komplette Bryant Family Vertikale. Auch mehr Luft hätte 1996 Harlan benötigt. Er zeigte sich recht in sich zusammengezogen. Blau- schwarzbeerig, mineralisch, Kräuter. Tolle Länge. 2001 Ridge Monte Bello überraschte mich mit seiner reifen Nase. Pflaumen, Kirschen. Etwas Bouillon? Die jugendliche Röstung passt nicht ganz optimal zu den reifen Fruchtaromen. Im Gaumen ist der Wein genau dort wo ich ihn erwartet habe, nämlich noch nirgends. Ein Wein mit Riesenpotenzial, aber aktuell in einer „Findungsphase“.

Anlässlich des Colgin Tastings vor einem Jahr diskutierten wir mit Estate Manager Paul Roberts über die Herb Lamb Nostalgie. Er empfahl mit, wenn immer möglich mal einen 1993 Colgin Herb Lamb zu probieren. Ann Colgin kaufte jeweils die Trauben der obersten drei Reihen (die absolut besten dieses Rebbergs). Letztmals 2007. Danach konzentrierte sich Colgin auf ihren eigenen Rebberg am Pritchard Hill und Herb Lamb Vineyards produzierte den Wein selber. Kaufen Sie ihn nicht mehr, suchen Sie alte „original“ Herb Lambs aus den 90ern! 1993 Colgin Herb Lamb überzeugt, mit perfekt reifen Aromen. Tolle Konzentration, schöne Harmonie und extrem trinkfreudig. Obwohl aus bescheidenem Jahrgang steckt noch einiges an Potenzial in diesem Wein.

 

American Beauty IX: Serie D

American Beauty IX: Serie D

 

Serie E

1995 Pahlmeyer Merlot 19/20 tr – 25
1997 David Arthur Elevation 1147 Cabernet Sauvignon -/- Kork
1995  Harlan Estate  18/20 tr – 30
2001 Joseph Phelps Backus Vineyard Cabernet Sauvignon 19/20  tr – 35
1994 Colgin Herb Lamb Vineyard Cabernet Sauvignon 19.5/20 tr – 25

 

Für das famose Schlussfeuerwerk sorgen dann unter anderem der wunderbare 1995 Pahlmeyer Merlot. Füllig, cremige Struktur, ohne überladen zu wirken. Eleganter Gaumenfluss. Pflaumen, Cassis, Schoko. Kein „spektakulärer Brüllerwein“ sondern eher ein ruhiger, erhabener Tropfen. Alte Pahlmeyer (auch der Cabernet) sind immer noch tolle Preis-Leistungs-Perlen. Etwas diffus schien 1995 Harlan. Pflaumen, dunkle Schokolade, etwas breit und leicht alkoholisch. Vermisse etwas die Dramatik, welche zweifellos in diesem Wein steckt. Sehr gut, aber diese Flasche war nicht auf Harlan Niveau. Mehr dazu anlässlich unserer kompletten Harlan Vertikale 2014.

Grossartig spielte 2001 Phelps Backus auf. Extrovertiertes, schwarz- und blaubeeriges Bouquet. Brotkruste, Espresso. Im Gaumen mineralisch, tiefgründig und mit einer tollen Frische ausgestattet. Kerniger als Insignia, mehr Terroir. Und zum Schluss noch ein Highlight und Runner-Up der Probe: 1994 Colgin Herb Lamb. Der wurde in den letzten Jahren öfters für die American Beauty angeboten, und ich wählte ihn immer aus! Frische schwarzbeerige Aromen, dazu Himbeernoten. Edles Toasting. Prächtige Balance und elegante Geschmeidigkeit im Gaumen. Ein anmutiger, tiefgründiger Wein, perfekte gereift und jetzt in seiner schönsten Phase. Liquid Gold!

American Beauty IX: Serie E

American Beauty IX: Serie E

 

Siegerfoto

Alt Tex

Das Sieger Trio der AB IX: v.l.n.r: Bruno Leisibach (Platz 2: 1994 Colgin Herb Lamb) Marcel Grimm (Platz : 2001 Abreu Madrona Ranch), Beat Spichtig (Platz 3: 1995 Abreu Madrona Ranch)

 

Publikumswertung

ratings

 

The American Beauty Hall of Fame 

 
2008
1994 Harlan Estate Red Wine
1994 Colgin Cabernet Sauvignon Herb Lamb Vineyard
1986 Joseph Phelps Insignia
 
2009
1994 Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon
1992 Caymus Cabernet Sauvignon Special Selection
1997 Ridge Monte Bello
 
2010
1994 Dominus Estate
1994 Peter Michael Winery Les Pavots
1998 Araujo Estate Cabernet Sauvignon Eisele Vineyard
 
2011
2001 Robert Foley Vineyards Claret
2004 Shafer Vineyards Cabernet Sauvignon Hillside Select
1995 Colgin Cabernet Sauvignon Herb Lamb Vineyard
 
2012
2001 Pride Mountain Vineyards Reserve Claret
1999 Etude Cabernet Sauvignon
2002 Joseph Phelps Insignia
 
2013
2002 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch
2001 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch
2002 Araujo Estate Cabernet Sauvignon Eisele Vineyard 
 
2014
1975 Heitz Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard
1991 Heitz Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard
1995 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch
 
2015
1992 Dominus Estate
1997 Dominus Estate
1992 Caymus Vineyards Special Selection Cabernet Sauvignon

 

2016
2001 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch
1994 Colgin Cabernet Sauvignon Herb Lamb Vineyard
1995 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch

Zu Besuch beim Altwein Miraculix

10. April 2016

Achim Becker ist für mich der Miraculix der alten Weine. Ein önologischer Genuss-Druide. Im Gegensatz zum gallischen Original ist Beckers Zaubertrank Rezept nicht geheim. Es besteht aus: Authentizität, Leidenschaft und ein feines Gespür für den perfekten Zeitpunkt. (mehr …)