Napa Valley 2012: Durch und durch kalifornisch

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Eine Zwischenbilanz der Napa Topweine aus dem Spitzenjahrgang 2012.

2012 damals…

Kalifornien 2012 wurde pompös lanciert. Nach dem für amerikanische Verhältnisse „leichten“ Jahrgang 2011 gelang den Napa Winzern ein Traumjahrgang, der eine ganze Dekade von grossen bis aussergewöhnlichen Jahrgängen einläutete. Das Wetter spielte perfekt mit, ohne Hitzeextremitäten, planbar und entspannt. Und dies erst noch mit recht hohen Mengen.

Zusätzlich wurde der 12er mit sehr hohen Parkernoten angetrieben. 2012 war Robert Parker’s letzte Rating-Tour im Valley, und vielleicht gabs ab und zu ein oder zwei Extrapunkte als Abschiedsgeschenk. 18 perfekte 100 Punkte Wertungen waren für damalige Verhältnisse schon aussergewöhnlich. Seit Lisa Perrotti-Brown Napa übernommen hat, ist es heutzutage Standard…

Breits bei den Arrivagen schwärmte ich von den bezaubernd, ausgewogenen, harmonischen Weinen. Ein Schmusejahrgang mit Potenzial, der zum jungen Genuss verführt, aber in seiner reifen Phase sehr klassisch werden kann. Die Preise schienen damals hoch, aber wie sich später zeigte, war dies erst der Anfang einer Preisspirale, welche nur eine Richtung kannte. Wer gut 2012er einkaufte, hat nichts falsch gemacht!

…und heute

Und zehn Jahre später? Wie meistens bei grossen Jahrgängen kauft Eugen Haefliger breit gefächert ein, und bringt dann jeweils gut zwei Dutzend Zehnjährige an die „Ten Years after“ Probe.

Frühere 10-Jahres Tastings:

Zurück zu unserer 2012er Probe. Diese fand im Ristorante Ornellaia bei Antonio Collaiani statt. Ein „Who is Who“ der grössten Weine des Jahrgangs. Absolutes High-End Level! Und dies ist wichtig zu beachten. Günstige, einfachere 2012 sind sicher bereits ausgetrunken oder jetzt auf dem Zenit. Den Spitzengewächsen traue ich durchaus 15 – 30 weitere Jahre positiver Entwicklung zu.

Der Jahrgang ist durch und durch „kalifornisch“. Während die 2013er tiefgründiger, kerniger, europäischer und noch langlebiger sein werden, gehört 2012 zur Sorte „Immerschön“! Für Bordeaux orientierte Weingeniesser werden die grossen 12er erst in 20 Jahren spannend. Dann flacht sich ihre Opulenz etwas ab, und tertiäre Aromen übernehmen. Amerikanische Winelovers kriegen in dieser jungen Phase nicht genug davon. Ich sehe klare Parallelen zu 2002. Ebenfalls ein Jahrgang mit Fülle, Charmes und Potenzial.

2012 Seavey Cabernet Sauvignon, Napa Valley DMG

96+

trinken – 2040


Sep. 2022:  „Rauchig, schwarzbeerig, intensiv. Die Röstung ist extrem stimmig. Mineralisch Viel Stoff im Untergrund. Jetzt erkennt man zum ersten Mal die eigentliche Symbiose von der würzigen Seavey Typizität, mit süsser Napa Fülle. Auf extrem guten Weg und die Wertung beinhaltet einiges an Potenzial. Top und erst noch aus einer spektakulären Doppelmagnum.

2012 Seavey Founders‘ Reserve Cabernet Sauvignon, Napa Valley

94+

2025 – 40


Sep. 2022: Genial röstiges Bouquet mit dunkler Brotkruste, Rauch. Gut strukturiert, kernige Tannine, mit gutem Reifepotenzial. Er ist etwas dichter, kompakter als der normale Cab aber die Nuancen sind minim.

Seavey liegt etwas abseits der Touristenwege im Conn Valley, am nördlichen Ende des Lake Hennessey. Die relativ flachen 14 Hektar Rebfläche mit vulkanischen Böden sind grösstenteils mit Cabernet Sauvignon bepflanzt, ergänzend mit Merlot, Petit Verdot und Chardonnay. Die ersten Weine kamen unter dem damaligen Winemaker, Gary Galleron Anfangs der 90er Jahre auf den Markt. 1995 übernahm Philippe Melka den Lead. Für Melka, der nach wie vor als önologischer Berater amtet, ist Seavey eine Herzensangelegenheit und sein persönlicher „Geheimtipp“ im Valley. Top in seiner Preisklasse!

2012 Abreu Vineyard ‚Thorevilos‘ Cabernet Sauvignon, Napa Valley

96+

2025 – 45


Sep. 2022: Defensiv, dunkelbeerig. Brombeeren, Cassis, Minze, dunkle Schokolad. Feingliedriger Auftakt, druckvoller Gaumen. Sehr feine Gerbstoffe. Stabil und sehr lang. Bereits erste Terroir Aromen. Trotzdem ist er langsam unterwegs. Jetzt schon sehr gut. Wird sich weiter positiv entwickeln.

Abreu startete mit seinen eigenem Wein 1986 und produzierte bis 1999 einzig seinen Madrona Ranch. Es begann harzig. Nicht weniger als drei (1986, 1988, 1990) seiner ersten fünf Jahrgänge deklassierte Abreu.

Thorevilos debutierte mit dem 2000er Jahrgang. 2006 und 2012 kamen mit “Capella” und “Las Posadas” zwei weitere Howell Mountain Lagen dazu. Ergänzend gibt es ab 2001 Abreu’s “Zweitwein” Rothwell Hyde”. Die Mengen sind extrem klein, da Abreu auch noch ein gefragter Lieferant ist. Trauben aus seinem Madrona Ranch Weinberg fliessen, nebst anderen, in Ann Colgin’s «Carriad» oder Don Bryant’s «Bettina».

Der direkt hinter dem Medowood Resorts liegende Thorevilos Vineyard liegt zusammenhängend mit den steilen Rebbergen von Ric Forman, der Co-Besitzer von Thorevilos ist.

Ein klassischer “Médoc Blend” von hauptsächlich Cabernet Sauvignon, ergänzt mit Cabernet Franc und Petit Verdot. Ausgebaut während 24 Monaten in 100% neuen Barriques. Abreu ist ein Late-Release. Die Weine durchlaufen eine gut zweijährige Flaschenreife bevor sie in den Verkauf kommen. Von jeder Einzellage produziert Abreu lediglich rund 250 Kisten, welche hauptsächlich via Mailingliste zu gut 500 Dollar zugeteilt werden. Je nach Jahrgang und Bewertung findet man Flaschen im Sekundärmarkt zwischen 400 – 700 Franken.

2012 Dalla Valle Vineyards Maya, Napa Valley

98+

trinken – 2045


Sep. 2022: Erdig, dunkles Aroma, Etwas Teer, Gewürze, Waldboden. Im Gaumen überraschend feingliedrig, finessenreich. Sehr dicht verwobene Struktur, Elegant. Junge Mayas sind aufgrund ihres hohen Cabernet Franc Anteils schwer zu ergründen. Auch reifere Exemplare sind nicht jedermanns Sache. Dieser 2012er verblüfft mich!

Dalla Valle’s Flaggschiff “Maya”. Ein Blend aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Durch enorm strenge Selektion werden jährlich kaum mehr als 10’000 Flaschen abgefüllt. Die malolaktische Gärung erfolgt in neuen französischen Barriques, der Ausbau zu 70% in neuen Barriques während rund 18 Monaten. Durch den hohen Cabernet Franc Anteil, gilt Maya als einer der langlebigsten Napa Weinen überhaupt. Der Verkauf erfolgt nur via Mailingliste. Aktuelle Jahrgänge kosten rund 500 Franken.

2012 Favia ‚La Magdelena‘, Napa Valley

94

trinken – 2035


Sep. 2022: Leicht verschlossenes Bouquet. Erdig, mineralische Aromen. Aufgrund seines hohen Cabernet Franc Anteils nicht so opulent und extrovertiert. Dicht, im Gaumen druckvoll, ausgewogen, sehr geschmeidig. Zum frühen Genuss mit mässig Alterungspotenzial.

2012 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon, Napa Valley

98+

trinken – 2040


Sep. 2022: Mildes, dunkelbeeriges Bouquet mit rotbeerigen Reflexen, Blumen, dezenten Holznoten. Süss, ausgereift und dicht. Druckvoller Auftakt, leicht pflaumig im Gaumen. Wirkt schon sehr komplett. Hoch im Alkohol, aber trotzdem geniale Eleganz, super feine Tannine. Jetzt schon auf einem phänomenalen Niveau.

Robin Lails (früher Marryvale, Dominus etc) erster eigener Wein war der 1995er “J. Daniel Cuvée” benannt zu Ehren ihres Vaters. Ein Blend mit Merlot aus ihrem Napanook “Totem Vineyard” und Cabernet Sauvignon von Vine Hill Ranch. Ab 1997 kamen Cabernet Sauvignon Anteile vom eigenen Mole Hill Vineyard dazu. Die ersten Jahrgänge wurde der Wein seinem Namen als “Cuvée” gerecht. Ab 2001 entwickelte er sich zum reinen Cabernet Sauvignon. Die Traubenquellen können von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein, weshalb ist es gar nicht so einfach, dem Wein eine klare Stilistik zuzuschreiben. Winemaker seit Beginn: Philippe Melka.

2012 Spottswoode Family Estate Grown Cabernet Sauvignon, Napa Valley

97

trinken – 2040


Sep. 2022: Zurückhaltendes, nobles Bouquet. Gewürze und zarte Holznote begleiten superreife Brombeeren und Cassis. Extrem geschliffen im Gaumen. Lang und gewaltigem Tiefgang. Einer der besten Weine dieses sympathischen Familienbetriebs.

Spottswoode produziert ihren Estate Wine seit 1982. Heutzutage wird er in 60 – 70% neuen Fässern während 18 Monaten ausgebaut. 1985 kam der weisse Sauvignon Blanc dazu. 2002 wurde die Palette mit dem eigentlichen Zweitwein „Lyndenhurst“ erweitert. Seit 2007 gibt es auch eine limitierte Abfüllung „Field Book“. Experimentelle Weine mit speziellen Trauben, aus verschiedenen Gebieten Kaliforniens.

2012 Bond Quella, Napa Valley

94+

2025 – 40


Sep. 2022: Dichtes, dunkelbeeriges Bouquet. Extrovertiert aber nicht überladen. Feine Schoko, Minze Note. Im Gaumen immer noch sehr jung. Die einzelnen Komponente spielen noch nicht ineinander. Ob Zeit hier helfen wird, ober ob er immer etwas wild bleiben wird?

100% Cabernet Sauvignon von einem Vineyard aus dem Spring Valley unmittelbar in Nachbarschaft zur Joseph Phelps Winery.

2012 Bond St Eden, Napa Valley

99+

trinken – 2040


Sep. 2022: Mildes, nobles Bouquet. Brombeer, Cassis, Toast, Pfeffer, Minze. Super eleganter Auftakt, filigran vinifiziert, geschmeidig und lang im Gaumen. Ein Paradebeispiel eines perfekt gemachten Weins aus einem ganz grossen Jahr. Erinnert mich an den 2000er Mouton Rothschild. Das Maximum herausgeholt. Sensationell. Eine kommende Napa Ikone.

Ebenfalls aus dem Harlan Portfolio. Der Vineyard liegt versteckt zwischen Rudd und Screaming Eagle.

2012 Bond Vecina, Napa Valley

95+

trinken – 2040


Sep. 2022: Barrique getriebenes Bouquet. Röstaromen, Vanille und Rauch. Erinnert an einen jungen Pauillac. Extrem schön balanciert, lang und mit gewaltigem Tiefgang und Anmut. Orientiert sich stark an seinem Nachbarn Harlan.

2012 Harlan Estate, Napa Valley

96

trinken – 2035


Sep. 2022: Typische Napa Cab Nase mit druckvollen dunkelbeerigen Aromen. Süss, und perfekt ausgereiftes Traubengut. Kommt geschliffen und voluminös daher. Milde Gerbstoffe, mässige Säure. Wird sich noch ein paar Jahre gut weiterentwickeln aber wird nicht zum Langstreckenläufer.

2012 Futo 5500 SLD Estate Cabernet Sauvignon, Napa Valley

96+

2025 – 40


Sep. 2022: Offensives, würziges Bouquet (25% Cabernet Franc), Leder und Erde. Zupackend im Gaumen, prägnante Säure. St. Julien Typ. Wird erst in zehn Jahren seine ganze Pracht zeigen.

Futo stand etwas quer in der Harlan Serie. Zwar liegt die schmucke Winery von Tom Futo direkt zwischen Bond und Harlan, doch die Trauben für den 5500 stammen vom Stags Leap District (daher SLD).

2002 erwarben Tom und Kelly Futo das 40 Acres grosse Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zu Harlan, Bond und Martha’s Vineyard. Die Weinberge waren bestückt mit allen möglichen Varietäten. David Abreu sorgte für Ordnung und pflanzte rund sieben Acres mit Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc sowie etwas Malbec und Petit Verdot. Als Winemaker amtete Mark Aubert bis er später zu Colgin wechselte. 2011 erweiterte Futo seinen Besitz mit einem Grundstück im Stag’s Leap District.

Der erste Jahrgang Futo war 2004. Mit seinem futuristischen Etikette und hohen Bewertungen gewann er schnell eine grosse Fangemeinde. Die Gesamtproduktion beläuft sich heute auf rund 1000 Kisten. Aufgeteilt auf den Premiumwein „Futo“ mit Estate Trauben, dem Zweitwein OV/SL (Oakville/Stags Leap) und derStags Leap Cabernet Sauvignon „Futo 5500“.

2012 Dana Estates Hershey Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley

91

trinken –


Sep. 2022: Kork

2012 Dana Estates Lotus Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley

98

trinken – 2035


Sep. 2022: Dichtes, dunkles Bouquet. Druckvoll, explosiv. Bittermandeln, Vanille, Marronipürree und Rauch. Im Gaumen volle Bandbreite, kraftvoll, tiefgründig und unglaublich geschmeidig. Alles in einer äusserst intensiven Form. Unglaublich. Für Jungweintrinker ein High-End Erlebnis. Ob er reifen wird, ist mir in diesem Moment völlig egal.

2012 Dominus Estate, Napa Valley

97+

2030 – 50


Sep. 2022: Reife, dunkelbeerige Nase, auch etwas Pflaumen. Voll auf der Fruchtseite. Holz ist im Hintergrund. Wie immer sind Dominus jung nicht die spontanen „Anspringen“. Er orientiert sich an Bordeaux. Welcher grosse Bordeaux möchte schon nach zehn Jahren reif sein. Also Hände weg davon. Das wird ganz gross.

2012 Screaming Eagle, Napa Valley

98+

trinken – 2040


Sep. 2022: Fruchtige, zugängliche Nase. Mehr Trauben als Holz. Cassis, Himbeerlikör. Wirkt lebendig, natürlich und sich selbst überlassen. So ein grosser Wein braucht wenig Winemaking. Er kommt so pur, so selbstsicher und schnörkellos daher. Wunderschön balanciert, bei mittlerer Intensität. Prachtvoll.

2012 Joseph Phelps Vineyards Insignia, Napa Valley

96+

2030 – 50


Sep. 2022: Dunkelbeerig mit intensiven würzigen Aromen, dazu Torf und dezente Holznoten. Ist noch sehr jung. Sucht Harmonie und Ausgewogenheit. Alles ist vorhanden und in zehn Jahren langsam reif.

Phelps Vineyards produzieren seit 50 Jahren im Napa Top Weine auf permanent hohen Niveau. Auch die Phelps Familie nutzte die Gunst der Stunde und konnte einem Übernahme-Angebot von LMVH diesen Sommer nicht widerstehen.

2012 Chappellet Pritchard Hill Cabernet Sauvignon, Napa Valley

97+

2025 – 2055


Sep. 2022: Holzbetontes extrovertiertes Bouquet. Brombeer, Cassis, dunkles Sauerteigbrot. Bereits typisch erdige, mineralische Pritchard Dramatik. Süss und ausgewogen im Gaumen. Phantastische Struktur, Länge und Tiefe. Genial!

2012 Colgin Cellars IX Estate Red, Napa Valley

100

trinken – 2035


Sep. 2022: Ausuferndes, dekadentes Bouquet. Typisch süsse kalifornische Frucht, dicht opulent und intensiv. Im Gaumen seidenfein, und trotzdem so druckvoll. Eigentlich ist dieser zehnjährige Wein zu schön, zu zugänglich….. Könnt ihr mich bitte in ein paar Jahren nochmals fragen. Aktuell bin ich komplett verliebt in diesen Wein.

Estate Wein von Ann Colgins Pritchard Hill Vineyard mit rund 60% Cabernet Sauvignon, 20% Merlot, 10% Cabernet Franc und 10% Petit Verdot. Damals noch in eigener Regie. Ab 2017 gehört ein Grossteil von Colgin Cellars zum luxuriös bestückten LVMH Konzern.

2012 Colgin Cellars Tychson Hill Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley

95+

2025 – 40


Sep. 2022: Fruchtig, erdig, würzig. Die dunklen Brombeernoten werden begleitet mit pflaumigen Aromen, welche fast an Merlot(blend) erinnern. Im Gaumen ist er sehr opulent, leicht alkoholisch und sehr intensiv. Ob er sich verfeinern kann?

2012 Shafer Vineyards Hillside Select Cabernet Sauvignon, Napa Valley

96+

2030 – 45-


Sep. 2022: Volle Napa Fruchtinensität im Bouquet. Erstaunlich mässiger Holzeinsatz. Sehr vital, sehr fruchtgetrieben. Erstaunlich leicht und elegant für Shafer. Aber hier spielt die Traubensubstanz die eintscheidende Rolle. Shafer sind nie für spontanen, jungen Genuss gemacht. Zehn Jahre ist nix für Hillside.

Beim schreiben dieses Reports fällt mir auf, dass ich bald mehr von Uebernahmen als über die Weine selber schreibe. Auch bei Shafer kam 2021 das Gerücht auf, dass Sie in die Arme vom Louis Vuitton Moët Hennessy Konzern fallen werden. Doch Doug Shafer dementierte. Respekt, dachte ich! Ein paar Monate später stellte sich heraus, dass einfach noch ein höheres Angebot auf dem Tisch lag. Und somit gehört Shafer Vineyards Shinsegae Property aus Südkorea.

2012 Blankiet Estate Paradise Hills Vineyard ‚Mythicus‘ Cabernet Sauvignon, Napa Valley

95

trinken – 2030


Sep. 2022: Opulentes, extrovertiertes Bouquet. Volle kalifornische Hitze. Super selektionierters Traubengut. Jetzt bereits sehr gut, weil alles entspannt, geschmeidig daherkommt. Top, aber mit mässigem Reifepotenzial.

2012 Scarecrow Cabernet Sauvignon, Napa Valley

98+

trinken – 2040


Sep. 2022: Mildes, klassisches, elegantes Bouquet. Würzige Aromen, Vermicelle, Torf und Erde. Enorm schön strukturiert, geschmeidig, prachtvoll lang. Ein aussergewöhnlich stimmungsvoller, intensiver Wein. Da freue ich mich, wenn es in wenigen Wochen mehr davon gibt: 5 Cult Verticals

Eigentlich bin ich bei Napa Shootingstars anfänglich immer etwas kritisch. Junge Winery, erster Jahrgang 2003, extrem hohe Parkerpunkte und Preise. Doch bei Scarecrow lohnt sich ein Blick dahinter, vor allem auf den Weinberg. Es geht um den legendären J.J. Cohn Estate Vineyard in Rutherford. Die Rebstöcke sind zum Teil bis 70 Jahre alt. Sie nennen diese Reben “The esteemed old men”. Die geschätzten alten Männer.

scarecrow vines

Die Trauben fanden jahrelang den Weg in die besten Blends wie zum Beispiel in Mondavis Opus One, Phelps Insignia, Inglenook, Etude und andere. Und jetzt fliessen sie in diesen genialen Scarecrow. Ein 100% reiner Cab mit einer jährlichen Produktion von lediglich 400

2012 Beringer Vineyards Private Reserve Cabernet Sauvignon, Napa Valley MAG

94+

trinken – 2035


Sep. 2022: Wunderbares, röstiges Bouquet. Typisch Kalifornien. Aufgrund der immensen Frucht mag es einfach mehr getoastetes Holz vertragen. Trotzdem wirkt der Wein in keinster Weise opulent oder oberladen. Im Gaumen zeigt er eine stolze Struktur und Tiefe. Sehr gut unterwegs.

Faszinierend, jugendlich aus der Magnum Flasche. Immer wieder bemerkenswert, dass wir hier von einer stolzen Produktionsmenge von über 100’000 Flaschen sprechen.

Beringer blickt auf eine fast 150jährige Geschichte zurück. War von 1971 bis Mitte der 90er Jahre sogar „schweizerisch“ (Nestlé). Heute gehören sie zum australischen Konzern Treasury Wine Estates (Foster’s Bier)

2012 The Debate Beckstoffer To Kalon Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley

93

trinken – 2035


Sep. 2022: Schnell reifend, zugängliches, leicht pflaumiges Bouquet. Mittlere Intensität, früh trinkreif. Mehr Schein als sein. Etwas uniform.

The Debate gehört für mich zu den typischen neuen Weinprojekten, die ich gerne der 4. Generation kalifornischer Wein-Geschichte zuordne. Die erste waren die Pioniere Anfangs des 20. Jahrhunderts, dann die klassischen Weingüter nach der Prohibition, anschliessend kamen die Cultwinerys der 90er Jahre und dann eben “Weinprojekte” die oftmals ohne eigene Rebberge und Kellereien seit Mitte der Nullerjahre wie Pilze aus dem Napa Boden schossen. Oftmals reiche Investoren, die Gefallen finden am “eigenen Wein” und sich zu der California Valley High Society hingezogen fühlen.

So oder ähnlich gründete der Ex-Anwalt Rob McKay zusammen mit dem Schweizer Jean Hoefliger  “The Debate”. Der gebürtige Lausanner Oenologe begann seine Karriere bei Newton Vineyard und anschliessend bei Alpha Omega, wo er bis heute tätig ist. Wahrscheinlich werden die Debate Weine dort vinifiziert.

Um sofort an der Spitze mitspielen zu können, überliessen die beiden wenig dem Zufall. Der Grundstoff für ihren Wein besorgten sie bei Andy Beckstoffers besten Cabernet Sauvignon Lagen unweit der Alpha Omega Winery. Nachdem der erste Jahrgang 2010 mässig aus den Startlöchern kam, gings mit ihrem 2012er To Kalon so richtig ab. Robert Parker adelte diesen Wein völlig aus dem nichts mit 100 Punkten.

2012 Schrader Cellars RBS Beckstoffer To Kalon Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley

97

trinken – 2035


Sep. 2022: Offensiv, intensives Cab Bouquet. Süss, reif, zugänglich. Er wirkt im Gaumen entspannter, leichter, als ich ihn erwartete. Momentan in äussert attraktiver Phase. Sogar so kraftvolle, pompöse Schräder können sich also verfeinern…. spannend.

2012 Realm Cellars Beckstoffer Dr. Crane Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley

95

trinken – 2035


Sep. 2022: Brachiales, kraftvolles, dunkelbeeriges Bouquet mit feinen Würznoten blumigen Aromen. Geschliffen, modern im Gaumen. Sehr gut gemacht, jetzt schon sehr attraktiv.

Eine top moderne Winery, ganz am Anfang ihrer Geschichte. Und doch bereits auf allen Raritäten Listen präsent: Realm Cellars. Mit dem Jahrgang 2002 erschienen die ersten Weine dieses „önologischen Retortenprojekts“. Keinen eigenes Weingut, keine Kellereien aber Kaufkontrakte für die berühmtesten Lagen des Valleys (v.a. Beckstoffer).

Erst 2015 mit dem Kauf der Hartwell Winery am Silverado Trail bekam Realm ein Zuhause. Neuanpflanzungen und Umbau der Infrastruktur sind im Gang. Die Weine sind – trotz meines „natürlich angeborenen Abwehrreflex bei hochgehypten Jungweinen“ – grossartig. Mein Favorit: The Bard.

4 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Sven FISCHER am 15. Oktober 2022 um 11:22

    Superlative zu bedienen gehört zu unserer Zeit. In wenigen Fällen bedient man sie gern, wie erlebt im Ornellaia mit den 2012-er
    Legenden. Das Wechselspiel zwischen schon herrlich trinkreif und gespanntes Warten auf die Zukunft versetzte mich in einen Zustand der inneren Glückseligkeit. Was dürfen wir eigentlich erleben, danke Eugen und Baschi. Colin Estates IX trug für mich die Krone.
    Freue mich auf die nächsten Legenden!

    Herzlich Sven

  2. Veröffentlicht von Carlo am 10. Oktober 2022 um 21:23

    Lieber Baschi

    Zuerst mal wieder ein grosses Dankeschön an Eugen und dich für die tolle Organisation und Event möglich gemacht zu haben!
    Bei so einer „Best-of-the-Best“-Degustation ist es schwierig Highlights herauszuheben – ich probiere es trotzdem

    Abreu Thorevilos
    Gleich zu Beginn ein absolutes Highlight. Mich hat vor allem die Power und die Dichte im Gaumen begeistert.

    Dalla Valle Maya
    Offener und samtiger als der Thorevilos. Die dichte Frucht gepaart mit Kräutern und den edlen Röstaromen bietet viel Trinkspass

    Lail
    Da hat mir die Vielschichtigkeit extrem gut gefallen. Konzentrierte dunkle Frucht, aber auch Gewürze, Veilchen. Und ein frische Mineralität im Abgang.

    Dana Lotus
    Schon eine umwerfend verführerische Nase. Gepaart mit viel Frucht im Gaumen und einer tollen Balance. Da bin ich gerne auch Jungweintrinker 🙂

    Screaming Eagle
    Einfach nur wow! Vor allem die Frische + Klarheit begeistert auch im Vergleich mit den anderen Topweinen hier. Ein Erlebnis fast wie ich das erste mal ein 4K-UHD-Bild gesehen habe. Perfekte Balance zwischen Kraft und Frische und erst diese perfekten Tannine im langen Abgang.

    Colgin IX
    Sexy wie immer. Diese verführerische Frucht, Himbeerlikör, Kirschen. Trotzdem mit Tiefgang, Balance und einer tollen Länge.

    Ach, eigentlich hätten es alle Weine verdient erwähnt zu werden.. Ich bin sehr glücklich das erlebt haben zu dürfen – vielen Dank nochmals!

    Beste Grüsse
    Carlo

  3. Veröffentlicht von Thomas am 10. Oktober 2022 um 14:43

    Lieber Baschi,
    Lieber Eugen,

    Ganz herzlichen Dank für die schöne Veranstaltung gestern Mittag.

    Es hat mir riesig Spaß gemacht und war die lange Anreise zu jedem Zeitpunkt wert!

    Herzliche Grüße

    Thomas

  4. Veröffentlicht von Martin am 10. Oktober 2022 um 14:43

    Lieber Baschi

    Ich möchte mich an dieser Stelle bedanken für den einmaligen gestrigen Nachmittag. Bin mir vorgekommen wie ein kleiner Bub, der mit seinem besten Freund (und mit dem Sparsäuli im Sack) in den Franz Carl Weber spaziert und das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bringt… War schon auf vielen Weinschiffen und an vielen anderen Wein-Degustationen, eine solche Vielzahl und Dichte an Weltklasse-Weinen habe ich aber noch nie erlebt und bin mir sicher, dass ich mich bis ans Ende meiner Tage daran erinnern werde. In diesem Sinne vielen herzlichen Dank!

    Bin bei Gelegenheit sehr gerne wieder dabei!

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