Philip Togni Cabernet Sauvignon 1990 – 2016

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Philip Togni Vineyard. Eine Traditions-Winery durch und durch. Aktiv seit den 80er Jahren. Immer in Familienbesitz und immer charaktervoll, eigenständige Weine.

Die Anfänge

Der 1926 geborene Philip Togni ist gebürtiger Engländer mit Tessiner Wurzeln. Nach absolviertem Oenologiestudium sammelte er erste Erfahrungen auf Chateau Lascombes und in Chile. 1959 packte er seine Koffer und wanderte nach Kalifornien ins Napa Valley aus. Obwohl er ausgebildeter Winzer war, erlebte er erste schwere Jahre als Hilfskraft auf Mayacamas, Chalone und Gallo. 1966 übernahm er eine erste führende Rolle auf Inglenook.

Dann kam die schicksalhafte Begegnung mit Don Chappellet. Togni half Chappellet bei der Gründung seiner legendären Winery oben am Pritchard Hill. Als Winemaker zeichnete er sich hauptverantwortlich für einen der weltweit grössten Weine aller Zeiten (mybestwine 100 Punkte) Der 1969er Chappellet Cabernet Sauvignon.

Nach Chappellet feierte Togni eine erfolgreiche Zeit auf Schmidheiny’s Cuvaison. Vor allem der grossartige 1975 Cuvaison vom Spring Mountain, motivierte ihn an dieser Stelle seinen eigenen Rebberg zu suchen. Während mehreren Jahren rodete er parallel zu seiner Arbeit auf Cuvaison, einen seit über 100 Jahren mit Cinsault bestückten 25 Acre-Vineyard.

Copy Paste Chateau Margaux

Ganz nach Tognis Grundsatz die Dinge möglichst einfach und beschaulich zu halten orientierte er sich bei den Neuanpflanzung auf seine Erfahrungen aus Bordeaux, insbesondere inspirierte ihn Chateau Margaux. Die Bepflanzung war praktisch identisch zum weltbekannten Premiers: Cabernet Sauvignon (82%), Merlot (15%) Cabernet Franc (2%) und Petit Verdot (1%). Originalton Philip Togni: „Das Leben ist zu kurz um alles selber auszuprobieren. Meistens tuts auch eine gute Kopie“.

Philip Togni Vineyard Spring Mountain

Mit dem 1983er Cabernet Sauvignon und lediglich 150 Kisten debütierte Togni Mitte der Achtziger. Die ersten Jahrgänge waren damals ein reiner Cabernet Sauvignon. Später kamen der Zwetiwein «Tanbark Hill» und der Dessertwein «Ca’ Togni» dazu. In einem normalen Jahr bringen Tognis rund 20’000 Flaschen auf den Markt. Aktuelle Jahrgange des Estate Wine gibts für rund 150 Franken.

Tognis Weine sind nie auf modern und zugänglich gemacht. Vor zehn Jahren bieten sie selten Trinkgenuss. Deshalb sind es auch keine «Punkteweine» Togni macht das bewusst und kennt das Potenzial seines Spring Mountain Terroirs. Daher behält er immer 100 Kisten jedes Jahrgangs zurück und bietet diese erst zehn oder manchmal sogar erst nach 20 Jahren an.

Als einziges Weingut im Napa Valley muss Philip Togni keinen Alkoholgehalt ausweisen. In den 80er Jahren war dies nicht nötig, wenn man seinen Wein als „Red Tabel Wine“ deklarierte, was er bis heute nie änderte.

Der heute 95jährige Philip Togni lebt nach wie vor auf seinem Weingut. Es ist nicht ganz klar ob und wann er die Verantwortung seiner Tochter übergab. So einer wie er kann sich nicht einfach zur Ruhe setzen.

„Melde Dich wieder, wenn Du was mit Harlan oder so machst…“

MYBESTWINE Weinevents sind normalerweise auf 18 Gäste ausgelegt und die Plätze sind jeweils schnell vergeben. Diesmal dauerte es etwas länger bis auch dieser Anlass bei Werner Tobler im Bacchus Hildisrieden schlussendlich ausverkauft war. Die meisten Flaschen stammten aus dem Weinkeller meines Freundes Sven Fischer, der die Tognis persönlich kennt. Ab und zu runzelten wir etwas die Stirne, ab der eher trägen Nachfrage. Falsches Thema? Falsches Datum?

Freund, Togni Liebhaber und Co-Organisator: Sven Fischer

Die Antwort auf meinen Newsletter lieferte die Erkenntnis. Jemand schrieb mir, dass ihn Togni nicht so interessiere, dass er aber gerne mal bei einer Probe dabei sei. Ich solle ihm doch schreiben, wenn ich mal wieder etwas mit Harlan oder so mache.

Das ist es also! Wahrscheinlich ist die etwas kuglige, zurückhaltende Familie Togni vom Spring Mountain nicht ganz en vogue. Gehören halt nicht zu den Cult-Wineries des Napa Valleys. Sie betreiben beständig seit Jahrzehnten ihr seriöses Handwerk, sind bescheidenen geblieben und überzeugt von ihrem Wein und ihrem Weg.

Das Familienunternehmen Togni: Philip mit Brigitta zusammen mit Tochter Lisa

Ohne Support eines hobbylosen Milliardärs, ohne Einkauf von teuren Trauben, bloss damit man „Beckstoffer“ als Verkaufsargument aufs Etikette schreiben darf. Auf exorbitante Parkerpunkte und Kapseln mit Goldprägung verzichten sie noch so gerne. Beständigkeit im Produkt und bei den Kunden ist ihr Motto. Die Zügel selber in den Händen halten. Damit lebts sich als Weinfamilie eigentlich ganz gut und es wäre schön, wenn es öfters so wäre.

Ich wünsche mir, dass es weiterhin genug echte Weinliebhaber gibt, welche solche Philosophien zu schätzen wissen.

Und für alle anderen melde ich mich dann wieder, wenn ich etwas mit Harlan oder so mache…

2016 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

95+

2030 – 50


November 2021: Superexpressive Nase, tolle Fruchtkonzentration mit feiner, stimmiger Holznote. Dunkle Kirschen, Brombeeren. Richtig reifes, süsses Traubengut, ohne übeladen zu wirken. Intensiv, dicht im Gaumen. Zeigt jetzt schon prachtvolle Struktur und Balance. Widerspiegelt perfekt den grossen Jahrgang.

2015 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

94+

2030 – 55


November 2021: Offenes Bouquet. Kirschen, Cassis, leichte Röstaromen. Im Gaumen klassischer, strammer Cali Cab. Kernige Tannine, starke Struktur. In solch jungen Phasen widerspiegelt er verständlicherweise noch nicht Tognis Identität oder die Lage. Viel Potenzial und sehr langlebig.

2014 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

93+

2025 – 40


November 2021: Defensive Frucht, präsente Röstaromen, Rauch, Mocca, Bittermandeln. Im Gaumen mittelschwer mit prägnanter Säure. Mehr Gewürznoten, auch etwas Pflaumen. Aktuell etwas verschlossen. Die Konzentration ist stimmig zum Jahrgang. Wird jung schon sehr viel Spass machen.

2013 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

97+

2030 – 55


November 2021: Offenes Bouquet. Eine super Kombination von süsser kalifornischer Frucht mit Brombeeren, Cassis. Etwas Kandis, Gewürze und hoch eleganter Holzeinsatz. Geniale Konzentration, dicht, lang und stoffig. Der ohnehin langsam reifende  Togni in Verbindung mit einem der langlebigsten Kalifornien Jahrgang. Endloses Potenzial.

2012 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

93+

2030 – 45


November 2021: Attraktive, röstige Nase. Stark mit blau- und schwarzbeerigen Noten. Rauch, Tabak und Leder. Defensiv im Gaumen, eher etwas verschlossen. Ganz leicht mehlige Tannine. Kompakt und sehr lang. Trinkspass kommt dann später. Warten

2011 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

93

trinken – 2035


November 2021: Milde, zugängliche Nase. Blau- und schwarzbeerig. Kirschen, Cassis. Aber auch etwas rotbeeriges. Zugänglich im Gaumen, würzig, Kräuter und eigentlich ganz gute Säure und Tannine für den eher unterschätzten Jahrgänge. Erst im Abgang spürt man, die etwas fehlende Fülle. Aber ansonsten ist das ein prima Wein, und ein gutes Beispiel eines Tognis, zu dem man auch schon nach 10 – 20 Jahren Zugang findet.

2010 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

96+

trinken – 2040


November 2021: Gandios, edel in der Nase. Defensive Frucht, erste Terroiraromen. Holz, Zedern, Leder. Bordeaux Typ, aber mit rotbeerigen Reflexen. Ein junger Margaux? Viel Potenzial, kommt langsam in Fahrt. Ein ruhiger, sehr erhabener Wein. Viel Energie aus dem Inneren. Kommt langsam, wird gross.

2009 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

93

trinken – 2040


November 2021: Offene, röstige Nase. Bittermandeln, Rauch, Mocca. Darunter süsse kalifornische Frucht.  Typisch, mit leichten Mountain Säurenoten. Mineralisch im Abgang. Die Gerbstoffe sind erstaunlich fein und der Wein entsprechend früh zugänglich. 2009 ist einfach ein geschmeidiger, eleganter Jahrgang.

2008 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

93+

2025 – 45


November 2021: Leicht dumpfe Nase, zurückhaltend. Leder, Tabak und etwas Holz. Frucht ist defensiv. Mehr Kräuter. Im Gaumen sehr vital, energiegeladen, kraftvoll, aber kann sich aktuell nicht richtig ausdrücken. Leicht trockene Gerbstoffe. Mittlere Länge. Vielleicht nicht ganz optimale Flasche. Warten.

2007 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

97+

trinken – 2045


November 2021: Grossartige, volle Nase. Süss, dunkelbeerig mit Röstaromen, die den Wein zärtlich umschlingen. Tolle Konzentration, Tiefgang und Länge. Ein fraglos grandioser Jahrgang. Wird bezaubernd reifen, aber aktuell noch ein Riesenbaby.

2006 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

94+

trinken – 2040


November 2021: Offene Nase, mit leicht tertiären Aromen. Immer noch gute Fruchtsubstanz im Hintergrund. Auftakt beginnt füllig und recht opulent. Tanninstuktur ist imposant und wird diesen Wein sehr lange begleiten. In dieser Phase für Togni fast zu «kommun», aber auch noch zu jung.

2005 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

95

trinken – 2040


November 2021: Tolle, dunkelbeerige Nase mit leicht rotbeerigen Reflexen. Leder, Tabak und viel Kräuter. Rund und ausgewogen im Gaumen, stramme Säure und gute Länge. In defensiver Zwischenphase (ja, immer noch). Erste mineralische, tertiäre Aromen im Abgang.

2004 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain


November 2021: Leicht dumpfe, kompottige Nase. Nicht optimal. Nicht stimmig zum kraftvollen Jahrgang. Keine optimale Flasche.

2003 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

92

trinken – 2035


November 2021: Reife Nase. Kräuter, Cabernet Expression, dahinter schöne Röstaromen. Im Gaumen mineralisch, leicht austrocknend, rustikal. Gut aber nicht die Komplexität der ganz grossen Jahrgängen. Startet jetzt mit der Genussphase und macht richtig Spass.

Philip Togni deklassierte leider den 2002er aufgrund bakterieller Probleme.

2001 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

95

trinken – 2035


November 2021: Schwarz- und rotbeerig. Jetzt kommen nach 20 Jahren mit ledrige, würzige Aromen. Nach wie vor rote Beeren, aber deutlich spürbare Reife. Er befindet sich in so einer önologischen Zwischenwelt, wo er vielleicht etwas unterschätzt wird. Reift aus meiner Sicht sehr gleichmässig und elegant. Nicht dekantieren. Zuviel Luft beschleunigt ihn.

2000 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

93

trinken – 2030


November 2021: Offenes, reifes, klassisches Kalifornien Bouquet. Unverkennbar. Richtig reifer Cabernet. Erste Reife im Gaumen, immer noch gut stützende Säure. Nicht der üppigste Togni, muss er auch nicht sein. Reif, gut und lang. Tabak und Leder im Abgang. Kernig, rustikal, richtig gut! Old Fashion Cab mit Togni Charakteristik.

1998 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

92

trinken – 2030


November 2021: Leicht medizinal, reifes Bouquet. Blind bin ich da klar im Bordeaux. Ach ja, typisch 1998 Napa Valley. Zum verwechseln ähnlich mit den Médocs. Nicht richtig gross, nicht spektakulär aber einfach richtig gut gereifter Cabernet. Mit Toblers Coq au Chambertin trés bon!

1997 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

94

trinken – 2035


November 2021: Reifes, leicht pflaumiges Bouquet. Ganz leicht flüchtige Säure. Süsse im Untergrund. Gaumen ist seidenfein, harmonisch und im Abgang behält er die Togni Strenge, welche passend zum Spring Mountain «Hochland» ist. Noch nicht ganz reif.

1996 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

94

trinken – 2030


November 2021: Leicht rauchig, erdiges Bouquet. Süsse, reife Aromen. Im Gaumen kommt Stoff, Intensität und Kraft daher. Überraschend gross für 96. Zugegeben etwas mollig, genug Holz, aber extrem schmackhaft. Reif, jetzt auf dem Punkt.

1995 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

96

trinken – 2035


November 2021: Reife, süsse Cabernet Note. Wunderbar harmonisch. Perfekt ausgereift. Stützende Säure die ihn fast unsterblich macht. Im Abgang kommen nochmals Barrique Aromen daher, Ein sehr kompletter Wein. Die strenge Säure im Abgang ist Tognis Signature. Alles stimmig!

1994 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain (Magnum)

96

trinken – 2035


November 2021: Offen, pflaumig, jung, frisch. Erst beim zweiten Nasenkontakt, erkennt man einen leicht portig, reifen Ansatz. Im Gaumen ist er nach wie vor sehr kompakt, intensive Säure, gute Länge. Oben durch (Nase) wirkt er reifer als er wirklich ist.

1993 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

92

austrinken


November 2021: Reife, leicht animalische Noten. Pflaumen, Leder, Stroh. In der Mitte etwas rustikal, reif. Jahrgangstypisch. Sehr gut. Angekommen. Nicht filigran, mehr robust und kernig. Immer noch sehr gut.

1992 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

98

trinken – 2035


November 2021: Offenes, reifes Bouquet. Herrlich präsente, reife Zedernnoten, immer noch leicht rotbeerige Reflexe. Leder, Tabak und Stroh. Blind nicht unterscheidbar zwischen einem 30jährigen ganz grossen Médoc Premier oder einer Meisterleistung von Philip Togni. Im Gaumen zeigt er eine unglaubliche Geschmeidigkeit, begleitend einer gesunden Säure. Alles perfekt am richtigen Ort. Ein Paradebeispiel eines grossartigen Napa Vally Spitzenwein. Mir fällt spontan kein kalifornischer Wein ein, der im 1992 noch besser performte. Endlich steht dieser fast 30jährige Wein an der Sonne. Raus aus seinem Schattendasein. Und platziert an der Spitze des Jahrgangs. Sensationell!

1991 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

93

austrinken


November 2021: Leicht überreife Nase, etwas portig. Liebstöckl. Leder, Torf und Malz, was auch im Gaumen bestätigt wird. Immer noch vital, aber den Höhepunkt überschritten. Vielleicht nicht ganz optimale Flasche. Aber weiss das schon. Hat jemand eine 91er zum Vergleich?

1990 Philip Togni Cabernet Sauvignon, Spring Mountain

97

trinken – 2030


November 2021: Klare, saubere Cabernet Nase. Reif, super entwickelt. Etwas Marroni, Tabak und Zedern. Und viel Tabak. Habe ich schon Tabak erwähnt? Falls nicht: Viel Tabak. La Mission Haut Brion? Nö Togni. Wahnsinn!

REUNITED: Bordeaux & Napa Valley 1990

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Sven FISCHER am 14. November 2021 um 17:51

    Lieber Baschi
    Die Veranstaltung, die Location, das Essen von Maitre Tobler und die Bewertung- alles auf den Punkt gebracht: Einfach wunderbar und tiefe Dankbarkeit, dabei gewesen sein zu dürfen!!!
    Im Bewusstsein, etwas Unwiederholbares erlebt zu haben, freue ich mich auf ähnliche Events.
    Herzlich Sven

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