Napa Valley 2017: The Special One

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New Arrivals from Napa Vally. Napawine.ch präsentiert die Neuankömmlinge vom speziellen Jahrgang 2017 ergänzt mit Perlen aus früheren Jahren.

Party on! 4th of July. Napawine.ch nutzte das geschichtsträchtige Datum und feierte nicht nur Amerikas Geburtstag sondern auch ein wenig sich selber. Zurecht! Nach dem Corona bedingten Lockdown spürte man die Freude des ganzen Teams endlich wieder einmal aus dem Vollen zu schöpfen mit einer fantastischen Outdoor Barbecue Party im Napagrill mit vielen gut gelaunten Gästen und wunderbaren Weine aus dem aktuellen Sortiment.

4th of July 2020: New Arrivals from Napa Valley im Napagrill Zürich

Das grosse Feuer

Im Zentrum standen die Neuankömmlinge des spezielles Jahrgangs 2017. Man erinnert sich an die verheerenden Brände, welche ab dem 8. Oktober wüteten. Mehrere Weingüter wurden in arge Mitleidenschaft gezogen oder gar zerstört (Sill Family Vineyards, Atlas Peak, Paradise Ridge Winery, Santa Rosa, Chateau St. Jean, Kennwood, Signorello Estate, Napa und weitere).

Die frühen Hitzepeaks

Doch das Feuer war qualitativ gesehen nicht der entscheidende Faktor beim Napa Valley Jahrgang 2017. Die meisten Trauben wurden vor den Bränden gelesen. Nur etwa 15% hingen noch in den Vineyards, verbrannten oder konnten aufgrund des Rauch Geschmacks nicht mehr verwendet werden.

Was war denn so speziell am 2017? Nebst Regen während der Ernte (passiert in Kalifornien selten) fürchten sich Winemaker vor extremen Hitzetagen (Peaks mit über 100 Grad Fahrenheit)  vor der Lese (passiert oft). Zu viele Hitzetage treiben die Zuckerwerte extrem in die Höhe. Opulente, süsse, fette Weine mit tiefen Säurewerten sind die Folgen.

Napa Chef Gregor Greber mit dem Ehrengast und Weinliebhaber Ed McMullen, dem US Botschafter in der Schweiz.

Anfangs September gab es gleich vier solche Hitzetage und zwar aneinander folgend. Das Thermometer zeigte teilweise über 40 Grad. Vorher lesen war keine Option. Die nötige Reife war bei den Rotweintrauben noch bei weitem nicht erreicht. Durch diesen Hitzeschock und Dehydration stellten die Reben quasi ihren Reifeprozess ein und entwickelten sich die nächsten zwei, drei Wochen überhaupt nicht. Selbst langjährige Winemaker hatten ein solches Phänomen noch nie erlebt.

Wann also lesen? Denn die drohende Gefahr der Waldbrände war bereits Ende September latent. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Viele Weingüter entschieden sich leicht unterreif zu ernten. Das spürte man in dieser Arrivage. Eine gewisse Rotbeerigkeit, weniger Opulenz und ein deutlich präsenteres Tannine- und Säuregerüst gegenüber den sehr grossen Vorgängerjahren 2012 – 2016 sind das Ergebnis.

Ist das nun gut oder schlecht? Weder noch. Den jetzt kommt es drauf an, was für einen Wein-Stil man bevorzugt. Wer nur an opulenten, grossen Napa Jahrgängen mit exorbitanten Bewertungen interessiert ist, muss bei 2017 sehr selektiv vorgehen. Dafür dürfte der spezielle 2017er bei Bordeaux orientierten Weinfreunden grossen Anklang finden. Mir fiel kein vergangener kalifornischer Jahrgang ein, um mit dem 17er zu vergleichen. Er erinnerte mich an junge, kernige St. Estephe Weine mit einer Spur Napa Sexappeal.

Speziell eben!

Weissweine 2018 und 2017

2018 Lail Blueprint Sauvignon Blanc

90 / tr – 2025

Leichter, beschwingter Sauvignon Blanc Typ. Mit klasssich, feiner Pfirsich,  Lychee und Mango Noten. Feingliedrig im Gaumen, attraktiver Nerv. Beschwingte Säure. So mach Sauvignon Blanc Spass.

2018 Kelly Fleming Sauvignon Blanc

91 / tr – 2021

Defensive, leicht rauchige Noten. Pfirsich, Apfel, Mango und Ananas. Schöne Struktur. Sicherlich genug Holz. Doch von der Statur her geht das recht harmonisch. Aufgrund der eher tiefen Säure empfehle ich ihn eher als Essensbegleiter (Schalentiere) als zum Apero.

2018 Chappellet Grower Collection Chardonnay Calesa Vineyard

94 / tr – 2025

Würzig, rauchiges Bouquet. Butter, Vanille und Holz. Im Gaumen gehaltvoll, rund mit leicht exotischer Fruchtnote wie Grapefruit und Ananas. Stabile Säure, gute Mineralität. Ein toller, frischer Chardonnay aus dem Petaluma Gap im kühleren Sonoma County. Aus dem selben Vineyard produziert Chappellet auch erfolgreich Pinot Noir.

2017 Bacigalupi Chardonnay

95 / tr – 2025

Rauchig, erdiges Bouquet, darunter klassische Chardonnay Noten mit Zitrus, Oliven. Wunderbar ausgewogen, eher auf der opulenten aber definitiv nicht trägen Seite. Da steckt viel Stoff drin, und beweisst, dass nicht nur der phänomenale Edge Hill, sondern auch Bacigalup’s „normaler“ Chardonnay an der Spitze angekommen ist. Zudem gelang mit dem 2017er ein Spitzenjahrgang im Russian River Valley. Die Trauben stammen aus dem selben Rebberg des damaligen Paris Tasting Siegers Chateau Montelena.

Rotweine 2017

2017 Crossroads by Rudd Cabernet Sauvignon

91+ / tr – 2035

Schwarz- und rotbeeriges Aroma. Süsse Himbeernoten nebst frischem Cassis. Defensive Holzaromen. Im Gaumen schon recht zugänglich, mittlere Intensität, stattliche Säure. Alles ist eher auf der fruchtigen Seite und bereitet in dieser jungen Phase schon ziemlichen Spass.

2017 Chappellet Signature

94+ / tr – 2040

Sehr süsses, beeriges Bouquet. Cassis, Brombeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Kandis. Multifrucht Aromen, wie sie selten bei einem reinen Cabernet Sauvignon zu erleben ist. Er erinnert mich an Colgin Cariad, der oftmals auch diese extrovertierte rotbeerigkeit zu Tage legt. Na gut, Chappelett und Colgin sind ja quasi Nachbarn am Pritchard Hill. Im Gaumen ist er super elegant strukturiert, nicht den ultimativen, jahrgangsbedingten Tiefgang. Aber da steckt schon sehr viel Qualität drinn, und gehört für mich zu den absoluten Preis-/Leistungssiegern am Pritchard Hill. Spirit und Leidenschaft. Solche Weine dürften in amerikansichen Ratings durchfallen, da die Opulenz fehlt – ich renne dafür! 82% Cabernet Sauvignon, 10% Petit Verdot und 8% Malbec

Chappellet Winery : Seit Ende der 60er Jahre am Pritchard Hill

2017 Chappellet Hideway

95+ / 2030 – 2045

Offenes, dunkelbeeriges Bouquet. Etwas Rauch, Teer und feine mineralische Noten. Die tiefe Pritchard Hill Terroir Dramatik dringt bereits in dieser jungen Phase klar durch. Im Gaumen kommt er unglaublich balanciert, zugänglich und elegant daher. Natürlich hat er nicht den Tiefgang des 2016ers. Das war vom Jahrgangsverlauf gar nicht möglich. Doch auch sein Nachfolger verspricht viel und wird deutlich früher reif sein als 2016. Aktuell würde ich den Signatur als Smart Buy empfehlen und diesen tollen Hideway als Potanzialwein (ja auch 2017 hat Reifepotenzial) bunkern.

2017 Barbour Cabernet Sauvignon

93+ / 2025 – 40

Dunkelbeerig, würziges Bouquet. Leicht rauchige Note, etwas Torf, Erde und Gewürze. Im Gaumen frisch, fruchtdominiert, jugendlich vital. Intensive Tannine, mittlere Statur. Jahrgangstypisch präsentere Säurestruktur. Da stimmt viel und mit fünf bis zehn Jahren Reife wird er sich weiter positiv entwickeln.

2017 Corra Cabernet Sauvignon

93+ / 2025 – 40

Dezente, elegante Nase. Defensiv, süss mit milden Holznoten. Mit mehr Luft entwickeln sich die fruchtigen Primäraromen mit Cassis und Brombeeren. Schön strukturiert im Gaumen, mittlere Intensität. Jahrgangstypisch etwas leicht, was ihm aber sehr gut steht. Nicht ans Limit vinifiziert sondern dem Wein irgendwie viel eigener Spielraum verliehen. Gefällt mir sehr gut.

2017 La Pelle Reserve

92+ / 2025 – 40

Verschlossene Nase, milde Fruchtaromen, dunkle Beeren, etwas Minze und Rauch. Im Gaumen herb strukturiert, Reife verlangend. Recht rustikal, kernig und braucht Zeit. Ein Achtungserfolg in einem schwierigen Jahr für dieses junge Weinprojekt (gegründet 2016)

2017 Kelly Fleming Cabernet Sauvignon

94+ / 2025 – 40

Klarer, dunkelbeerig, würziger Cabernet Sauvignon Anzeiger im Bouquet. Etwas Minze, Tabak, Waldboden und dezente Barrique Röstaromen. Super präziser Körper. Die Aromatik der grossen Jahrgänge. Die Typizität von Kelly Fleming klar spürbar. Die Konzentration ist dem Jahrgang entsprechend etwas geringer. Doch auch dieses Jahr hat das ambitionierte Team rund um Becky George das Maximum herausgeholt. Kelly Fleming ein „moderner“ Napa Klassiker

2017 Memento Mori

95+ / 2025 – 40

100% Cabernet Sauvignon aus mehreren Premium Lagen. Winemaker Sam Kaplan. Fruchtgetriebenes, intensives Bouquet. Präzise dunkelbeerig. Frisch, mineralisch. Etwas Pflaumen, Tabak und Rauch. Im Gaumen rund, geschmeidig mit viel Energie. Wild, kraftvoll und voller Spirit. Die coole Säure macht ihn extrem frisch. 

2017 Brand Proprietary Blend

97 / 2025 – 40

65% Cabernet Franc und 35% Cabernet Sauvignon. Frische dunkelbeerige Aromen mit Minze, Lavendel und Gewürzen. Im Gaumen intensiv, druckvoll. Würzig, mineralische Pritchard Hill Typizität. Mittlere Intensität für den sonst mächtigen Brand. Jetzt kommt es einfach drauf an, was man lieber hat. Es gibt nichts auszusetzen für „Bordeaux orientierte Weinliebhaber“. Napa Snobs bemängeln die fehlende Opulenz. Fantastischer, charaktervoller Wein!

Brand Vineyard No 90. Steinige, felsige Cabernet Sauvignon Quelle

2017 Brand Cabernet Sauvignon

94+ / 2030 – 40

Zurückhaltendes Bouquet. Dunkle Beeren, Zedern, Tabak, Gewürze. Etwas kühler, distanzierter als der Blend. Fordernde Tannine und prägnante Säure. Für 2017 extrem kraftvoll und einer der langlebigsten Weine dieser gesamten Probe. Vielversprechend!

2017 Lail J. Daniel Cuvee

93 / tr – 2035

Robin Lails Cabernet Sauvignon Flaggschiff mit Trauben aus Calistoga, Oakville und Stags Leap kommt in der 17er Version verständlicherweise etwas weniger konzentriert daher als die phänomenalen Vorgänger. Attraktive rösiges Nase. Nebst Cassis, Brombeeren feine Caramelnoten, etwas Krokant. Sauber und präzise. Im Gaumen ein Mix von dunkler und blaubeeriger Frucht. Sehr präsente Säure, frisch und beschwingt. Wird immer auf der eleganten Seite bleiben.

2017 Pulido Walker Melanson Vineyard

92+ / 2025 – 35

Offenes, dunkelbeeriges Bouquet. Kirschen, Brombeeren, Minze, Erde, aber auch leicht grünliche Noten. Mittlere Intensität, im Gaumen bereits recht reif, etwas welke Aromen. Irgendwie erinnert er mich von der Würze her an einen South Califonria Shiraz. Eine Kombination von Unterreif und viel Holz. Jetzt sehr gut, ob er die Substanz für ein langes Leben hat sei an dieser Stelle mal in Frage gestellt.

Rotweine 2016 – 2012

Schön, dass es an den Arrival Tastings von Napawine auch immer ein paar ältere Jahrgänge zu probieren gibt. Insbesondere die späten Releases von Checkerboard und Nine Suns aus dem Traumjahrgang 2016.

2016 Checkerboard Aurora

98 / 2025 – 45

Blau- und schwarzbeerige Aromen in der Nase. Ganz leicht Lacknote, wird besser mit mehr Luft. Unglaublicher Druck und Opulenz im Gaumen, mit mineralischem Diamond Mountain Touch. Da steckt enormes Potenzial drin und glücklicherweise keinen Instant Easy Drinking Wine sondern ein (relativ neuer) aber sehr ernst zunehmender grosser Wein, von dem man irgendwann sagen wird, dass er zu den „modernen“ Klassiker des frühen 21. Jahrhunderts gehören wird.

Zu Besuch auf Checkerboard

2016 Nine Suns

97+ / tr – 2035

Attraktives, barriquedominantes Bouquet. Krokant, Brotkruste. Cassis und Brombeeren defensiv untermalend. Pauillac orientierte Nase. Im Gaumen fantastisch balanciert mit guter Länge. Mir gefällt, dass er trotz des enormen Jahrgangspotenzials eher zurückhaltend vinifiziert ist. Ein wunderbares Gesamtpaket, typisch die Machart von Philippe Melka. Endlich wieder mal ein ganz grosser Nine Suns. Der beste nach dem legendären 2012er.

Nine Suns Winery Pritchard Hill

2016 Rudd Oakville Estate

95+ / 2025 – 40

Offenes, blau- und schwarbeerige Nase. Etwas Teer, Zedern, und florale Aromen, Kandis und Feuerstein. Im Gaumen ein Ausbund an konzentrierten, superreifen Aromen. Präzise, lang und intensiv. Super integrierte Säure (da zeigt sich der grösste Unterschied zu den 17ern) und samtige Tannine. Vielversprechendes Reifepotenzial.

2016 Vangone Estate Cabernet Sauvignon

96+ / 2025 – 40

Würzig, intensives Bouquet. Viel Stoff, viel Gewürz. Nelken, Muskat, Thymian. Druckvolle Fruchtaromatik, alles auf der dunkelbeerigen Seite, intensiv und mit top Gerbstoffen ausgerüstet. Hoppla was für eine Ueberraschung dieses jungen Weinprojekts am Pritchard Hill mit Winemaker Sam Kaplan. Bereits den 2015er bewertete ich letztes Jahr sehr hoch. Nur 200 Kisten Produktion

Vangone: Mikrowinery mit 200 Kisten. Erster Jahrgang 2014

2015 Aloft Cabernet Sauvignon

95 / tr – 2030

Leicht grünlich, würzige Nase. Minze, Waldboden, Blätter, Jod, Torf. Die primären Fruchtnoten sind langsam vorbei und erste erdige Aromen übernehmen den Lead. Im Gaumen ist der Wein nahezu reif. Die Gerbstoffe sind dermassen elegant und geschliffen, dass auf nichts mehr zu warten ist. Everybodys Darling und Publikumssieger dieser Serie!

2015 Dark Matter Limitless

93 / tr – 2030

Defensives, etwas träges Bouquet. Viel Holz, Brotkruste, schöne dunkelbeerige Begleitung. Der grosse 2015er Jahrgang sollte sich jetzt langsam verschliessen, denn das Reifepotenzial dieses Jahrgangs schätze ich als sehr gut ein. Alles gut gemacht, alles präzise und leider auch etwas „Napa universell“. Es fehlt das «gewisse etwas» für einen ganz grossen Wein. Von Peter Mondavi’s Enkelin, Angelina Mondavi . 100% Cabernet Sauvignon Howell Mountain.   

2014 Sire Cabernet Sauvignon Houyi

94+ / tr – 2040

Mildes, defensives Bouquet. Cassis, Leder, etwas Tabak und Zedern. Sehr gute Struktur, kräftiger Körper. Reife verlangend mit kernigen Gerbstoffen. Das kommt sehr gut. Aus dem «Estate» Vineyard von Nine Suns.

Live Webcam im Houyi Vineyard

2012 Levy McClellan Et Al

92 / tr – 2035

Defensives Bouquet, verschlossen, dezente Fruchtnoten aber vor allem Holz dominiert mit attraktiven Gewürzen. Im Gaumen stoffig, intensiv aber auch etwas blockiert. Die Substanz ist auf jeden Fall da, und ich finde es auch OK, wenn ein 2012 sich aktuell verschlossen zeigt. Aber vom Gehalt her fehlt doch etwas für einen grossen Cab

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