Hot in the Valley

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Am Kalifornischen Hotspot! Eine Woche unterwegs im Napa Valley. Über bekannte Dauerbrenner, heisse Geheimtipps und die Gefahr, sich die Finger zu verbrennen zwischen fieberhafter Nachfrage und hirnverbrannter Preise.

Endlich wieder mal im Napa Valley. Auf meinem einwöchigen Trip durch Kaliforniens berühmtestes Weinbaugebiet durfte ich fantastische Weingüter, grossartige Weine und tolle Menschen treffen. Einerseits besuchte ich spannende Wineries im Duo mit meinem Weinfreund Eugen Haefliger, andererseits durften wir uns einer Tour mit Bekannten und Geschäftspartner von NAPAWINE.CH anschliessen. Einen sympathischer Haufen von Winefreaks und Genussmenschen rund um NAPAWINE.CH Gründer Gregor Greber.

Im Eisele Vineyard

Die ganze Truppe vor der Nine Suns Winery auf Pritchard Hill

I’m fine, thank you!

Es scheint, als laufe alles perfekt im Napa Valley. Strahlende Gesichter, begeisterte Winemaker und zufriedene Besitzer überall. Das Tal ist gesegnet von einem nahezu perfekten Mikroklima mit beständigen Wetterbedingungen. Der Run nach kalifornischen Spitzenweinen war noch nie so gross wie heute. Dieser önologische Goldrausch lockt viele neue Player und noch mehr Geld ins Valley. Beeindruckend, was an luxuriösen Wineries in den letzten Jahren aufgestellt wurden und wie viel neue Rebberge entstanden sind.

Brand Winery Pritchard Hill

What about a Winery?

Die Besitzverhältnisse der Weingüter haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Da sind einerseits die grossen, klassischen Weinunternehmen, welche oft in noch grössere Konzerne integriert wurden. Dann gibt es die Familienbetriebe, welche eigene Rebberge besitzen und konstant tolle Weine zu vernünftigen Preisen produzieren. Und da ist die neue Generation von Luxus Weingütern. Superreiche Quereinsteiger aus IT-, Immobilien-, und Finanzbranche. Sie gönnen sich einen Platz an Kaliforniens Cabernet-Sonne. Ihr finanzielles Engagement ist enorm und langfristig wohl kaum gewinnbringend, doch der Enthusiasmus, ihr Ehrgeiz und die Faszination Wein treibt sie an. Wenn dabei noch ein schöner Wochenendsitz oder Altersresidenz mit aufgebaut wird, umso schöner.

More Money, more Points?

Um an die besten Lagen zu kommen muss man tief in die Taschen greifen. Beispielsweise kostet ein Acre (rund 4000 m2) ungerodetes Land am Pritchard Hill bereits bis zu einer Million Dollar… Da ist noch kein Rebstock gepflanzt und keine Flasche abgefüllt. Bob Levy von Harlan erzählte uns bei einer gemütlichen Zigarren Runde, wie sie 1984 das Grundstück für Harlan kauften und erst 1996 der erste Dollar in die Kasse floss. Von Gewinn noch gar nicht zu reden. Wer den (finanziellen) Durchhaltewillen nicht aufbringt, kauft die Trauben ein. Über 65% aller Vineyards im Valley gehören Privatbesitzer und Unternehmungen, welche keine eigene Kellerei besitzen. Aber Achtung, auch in diesem lukrativen Bereich sind die Preise in die Höhe geschossen. Durchschnittlich kostet ein Kilogramm Cabernet Sauvignon Trauben aus einer ordentlichen Lage sieben Dollar. Will man den Zusatz „Beckstoffer“ oder ähnlich auf das Etikette schreiben, kann sich der Preis locker verzehnfachen.

Screaming Eagle Vineyard

Noch einen Beweis für diese Entwicklung: E&J Gallo, einer der weltweit grössten (Massen)weinproduzent, kaufte vor wenigen Monaten den legendären, mit 1300 Acre riesigen Stagecoach Vineyard. Fast 100 verschiedene Wineries beziehen Trauben von diesen Napa Vineyard (u.a. Chappellet, Alpha Omega, Honig, Paul Hobbs, Pott, Venge und viele weitere). Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, aber die Gallo Jungs haben sich den Rebberg wohl kaum zu karitativen Zwecken unter den Nagel gerissen…

Egal welchen Weg man wählt, es gibt keine Garantie für einen grossen Wein. Trotz aller Technologie bleibt es ein Naturprodukt. Doch es gibt fast keine Geheimnisse mehr. Das Vorgehen ähnelt sich:

  • Terroir-Analyse
  • Einsatz eines Rebberg Spezialist (David Abreu zum Beispiel baute und betreut Vineyards bei mehreren Dutzend verschiedenen Weingütern).
  • Ein anerkannter, ambitionierter Winemaker. Sie sind die aktuellen Rockstars der Napa Weinszene.
  • Einen internationalen Berater anheuern (möglichst einer mit Nähe zu den einflussreichen Kritikern).
  • Handselektion bis auf die einzelne Traube.
  • Malokaktische Gärung und Ausbau in neuen französischen Barriques.
  • Ein edles Etikette und/oder gravierte Flasche.

Diese Kombination sollte helfen um die angestrebten hohen Bewertungen zu erreichen, welche einen Ausgabepreis von bis zu mehreren Hundert Dollar rechtfertigen… Denn ohne Punkte geht wenig, und man macht sich bereits erste Sorgen, wonach sich die teils etwas unkritische aber äusserst solvente Kundschaft sich nach Parker orientieren soll? Womöglich auf ihren eigenen Geschmack? Wohl kaum.

Ueber 50jährige Cabernet Sauvignon Stöcke im Vineyard von Scarecrow

 Das Rezept für einen „Parker 96+ Wein“ scheint bei vielen neuen Weingütern an der Wand zu hängen. Dies führt zu einer gewissen Standardisierung. Die Weine ähneln sich vor allem in der Jungend doch recht stark. Voluminöse Frucht, dunkelbeerige Aromen, Rauch, Zedern, Tabak und Kalk sind all gegenwertig. Erst im Alter (20 – 30 Jahre) widerspiegeln diese Weine ihre eigentliche Charakteristik. Die neuen Weine haben noch keine Geschichte. Grundsätzlich werden Sie zu jung getrunken. Ob sie die Lagerfähigkeit und das enorme Entwicklungspotenzial der grossen Jahre wie 2002, 2001, 1997, 1994, 1992, 1985, 1978 oder 1974 haben, werden wir irgendwann wissen.

As good as it’s get

Ja, Kaliforniens Spitzenweingüter befinden sich in einer absoluten Hausse. Noch nie war die Nachfrage so gross, noch nie die Bewertungen so hoch, und noch nie kosteten die Spitzenweine so viel wie heutzutage. Auf keinem Weingut, welches wir im Verlauf unseres Trips besuchten, wurde uns aktiv Wein zum Kauf angeboten. Selbst inniges Anflehen oder Bestechungsversuche mit feinster Schweizer Schoggi endeten erfolglos. „Sold out, sorry“. Der Markt bestimmt den Preis. Dieser Höhenflug wird andauern und kann wohl nur durch einen Einbruch des wirtschaftlichen Umfelds (eher unwahrscheinlich) und/oder der politischen Lage der USA (hier mache ich mir mehr Sorgen…) gebremst werden.

What’s hot? 2012, 2013, 2014…

Auf unserer Tour verkosteten wir meistens die aktuellen Jahrgänge 2013 und 2014. Beides sind aussergewöhnliche Spitzenjahre und doch so unterschiedlich. Ich schätze 2013 noch einen kleinen Tick grösser ein, da die Weine über eine imposante Struktur, enorme Kraft und ein gewaltiges Lagerpotenzial verfügen. 2014 ähnelt dem 2012er mit betörender Frucht, Fülle und Eleganz. Die 14er waren durchwegs schöner zu degustieren in dieser jungen Phase. So quasi das charmante, weibliche Pendant zum maskulinen 2013er.

Wunschszenario auf Ovid

2014 war das dritte Jahr der grossen Trockenheit. In solch lang anhaltenden Dürrephasen regulieren die Reben normalerweise ihren Ertrag auf ein Minimum. Nicht so in Kalifornien. Erneut bescherte Mutter Natur dem Valley einen sehr gesunden, qualitativ und mengenmässig hervorragenden Jahrgang. Speziell in Erinnerung bleiben wird das Erdbeben im August, mit dem Epizentrum im American Canyon, bei dem glücklicherweise keine Menschen zu Schaden kamen. Howard Smith von Bryant Family erzählte uns, dass nach dem Beben in monatelang ausgetrockneten Bachläufen wieder Wasser floss, was den Trauben vor der Ernte nochmals neuen Elan einhauchte.

Outlook 2015

Wir begegneten einigen spannenden 2015er Fassproben. Die Winemaker sind mit der Qualität sehr zufrieden (wie immer bei noch unverkauften Jahrgängen…). Doch die Mengen liegen 30 – 40% unter den Vorjahren. Also auch hier nochmals ein Indiz für weiterhin hohe und steigende Preise… Massive Temperaturschwankungen mit vielen Hitzetagen über 36 Grad sorgten für ein ungleichmässiges Wachstum. Die Spitzenproduzenten selektionierten bereits im Rebberg, und was schlussendlich abgefüllt wird dürfte sehr gut sein, aber opulenter als das Vorgänger Trio.

Fliegender Osterhase über Hall Wines Vineyard

Auf unserer einwöchigen Oster Tour durchs Valley wurde ich oftmals gefragt: „Was hat Dir am besten gefallen?“ Auf dem langen Heimflug von San Fransisco nach Zürich hatte ich Zeit darüber nachzudenken:

  • Das Comeback und die ehrlichen, eigenständigen Weine von Mayacamas
  • Das beeindruckende Bankett auf Bond mit einer Vertikalverkostung der 2013er Bond Lagen.
  • Die smarte Selektion von Napawine.ch. Die Menschen hinter dem Wein und die Freundschaft zu ihnen stehen über dem Profit. Gregor Greber und seinem Team entdecken immer wieder, spannende Weine abseits des „parkerisierten Mainstreams“ und bringen diese zu fairen Preisen in die Schweiz
  • Die Begegnung mit Bill Harlan. Da steht einen Moment die Zeit still.
  • Der Respekt vieler junger Winemaker vor alten, legendären California Cabs.
  • Spass und Genuss mit gleichgesinnten „Angefressenen“.
  • Gregors Geburtstagsparty. Thanks again – amazing!
  • Das PRESS New York Strip Dry Aged, das Morimoto Sushi und den göttlichen Pasta Zwischengang auf Bond, sowie Gott’s Roadside Burger, wenn man nicht anstehen muss…

Und die Geschichte, welche Brad Grimes, Winemaker von Abreu, erzählte und passend ist zur aktuellen Situation im Napa Valley und zu meinen Ausführungen oben. Auf einem Winetasting in London begegnete er einem Gast, der ihn nach seiner Einschätzung über ein Investment im Napa Valley fragte. Er habe eine Winery in Yountville in Aussicht in der er bereit wäre 10 Millionen Dollar zu investieren. Sein Lieblingswein ist Chateau Margaux und seine Vision sei es, einen ähnlichen Wein auf diesem Weingut zu produzieren. Brad gab ihm zur Antwort, er solle das ganze Geld nehmen, und so viele Kisten Chateau Margaux aus allen Spitzenjahren kaufen wie möglich und damit glücklich sein bis ans Ende seines Lebens…

So genug der „Einleitung“. Das haben wir verkostet:

Futo

2002 erwarben Tom und Kelly Futo das 40 Acres grosse Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zu Harlan, Bond und Martha’s Vineyard. Die Weinberge waren bestückt mit allen möglichen Varietäten. David Abreu sorgte für Ordnung und pflanzte rund sieben Acres mit Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc sowie etwas Malbec und Petit Verdot. Als Winemaker amtete Mark Aubert bis er später zu Colgin wechselte. 2011 erweiterte Futo seinen Besitz mit einem Grundstück im Stag’s Leap District.

Der erste Jahrgang Futo war 2004. Mit seinem futuristischen Etikette und hohen Bewertungen gewann er schnell eine grosse Fangemeinde. Die Gesamtproduktion beläuft sich heute auf rund 1000 Kisten. Aufgeteilt auf den Premiumwein „Futo“ mit Estate Trauben, dem Zweitwein OV/SL (Oakville/Stags Leap) und derStags Leap Cabernet Sauvignon „Futo 5500“.

 Der sympathische Tom Futo führte uns früh am Morgen durch seine eindrückliche Winery. Anschliessend gabs zwei Weine aus seinem (ausverkauften) Portfolio:

2013 Futo OV/SL

77% Cabernet Sauvignon, 13% Merlot, 6% Petit Verdot, 4% Cabernet Franc. Offenes fruchtbetontes Bouquet. Dunkle Beeren, feine Mineralität, Rauch. Mittlerer Auftakt, super Konzentration und Länge. Schöne Balance und trotz seiner Kraft erstaunlich elegant.

18.5+/20

2025 – 35

2013 Futo 5500

(92% Cabernet Sauvignon, 8% Merlot). Blumig, würziges Bouquet. Darunter voluminös dunkelbeerig, Brombeeren, Kirschen. Extrem jung und Barrique betont im Gaumen. Geschliffene Tannine, mittlere Tiefe und langer Abgang.

18.5+/20

2025 – 40

Ovid

Herzlich begrüsst wurden wir auch auf Ovid. Einer kleinen, schmucken Winery. Fantastische Lage, spektakulärer Aussicht ganz oben am Pritchard Hill. Mark Nelson und seinen Frau Dana Johnson kauften das Grundstück 1998 von der Long Family (David Arthur). Sie überliessen von Anfang an nichts dem Zufall. Holten David Abreu und Andy Erickson (ex Screaming Eagle) an Bord. Der heutige Winemaker, Austin Peterson zeigt sich sehr innovativ und experimentierfreudig. Deshalb kommen nebst den beiden Hauptweinen Ovid Estate und Hexameter immer ab und zu die sogenannten „Ovid Experiment Wines“ in ganz kleinen Mengen auf den Markt.

Wie vor wenigen Tagen zu vernehmen war, wird Ovid verkauft an die Duncan Familie, zu welcher Silver Oak und Twomey Cellars gehören.

2015 Ovid Experiment W 2.5

Sauvignon Blanc / Viognier / Roussanne. Frisches, typisch exotisches, beschwingtes Sauvignon Blanc Bouquet. Im Gaumen ein komplett anderer Wein. Mehr Gewürze und Mineralität. Intensiv, ölig. Ein massiver Weisswein, ideal zum Essen

17/20

tr – 2025

2013 Ovid

Cabernet Sauvignon Blend (Estate). Zurückhaltendes Bouquet. Kirschen, Cassis, Pflaumen und Mocca. Etwas Russ. Feingliedrig, elegant im Gaumen. Alles wirkt sehr kompakt und geschliffen. Da steckt enorm Potenzial drin. Zu schade um jung zu trinken. Warten.

Schöne Nebengeschichte: Die erste Flasche 2013 Ovid war noch ungefähr zur Hälfte gefüllt. Sie wurde am Morgen für eine Gruppe von sechs Leuten geöffnet. Eugen und ich schauten uns an und verdrehten die Augen. Kork! Unsere charmante Gastgeberin Mindy, brachte die Flasche zu Austin, der dies sofort bestätigte. Mindy meinte noch, dass sie dies schon bei der ersten Gruppe am Morgen vermutete, aber niemand reklamierte…. So viel Ehrfurcht vor einem 350 Dollar Wein… So kamen wir zwei postwendend in den Genuss einer neuen Flasche. Ehrlichkeit wird belohnt!

19+/20

2025 – 40

2013 Ovid Hexameter

65% Cabernet Franc, 22% Cabernet Sauvignon, 13% Merlot. Booom! Sensationelles, explosives Bouquet. Blau- und schwarzbeerige Aromatik, wunderbare Gewürznoten, Minze, Tabak und Lavendel. Im Gaumen wunderbar ausgewogen, herrliche Balance und Tiefe. Endet mit einem dramatischen Herzschlag Finale. Enorm bewegender, grosser Wein.

19.5+/20

tr – 2040

Viader

Natürlich gehört ein Besuch bei der bezaubernden Delia Viader zu jedem Napa Trip. Sie ist eine langjährige Freundin vieler Schweizer Napa Fans und war auch schon selber Gast an unseren Tastings:

Cab & Turkey 3 (Viader Vertical with Delia Viader)
California 2002 – Ten years after (with Delia Viader)

In den letzten Jahren wurde im Valley laufend mehr Cabernet Franc angepflanzt. Man scheint zu verstehen, wie gut diese Traube zur dominanten Cabernet Sauvignon harmoniert. Dies ist allerdings nicht neu. Delia erkannte das Potenzial schon Mitte der 80er Jahre, als die einen Grossteil ihres steilen Weinbergs am östlichen Rand des Howell Mountains damit bestückte. Sohn Alain macht einen hervorragenden Job als Winemaker und Tochter Janet kümmert sich ums Marketing und Verkauf. Delia hält die Fäden nach wie vor fest in der Hand. Die Weine sind nach wie vor äussert fair kalkuliert. Wir waren begeistert vom aktuellen 2014 Viader, welcher innert zwei Monaten ausverkauft war. Bravo!

2014 Viader DARE

100% Estate Cabernet Franc. Blaubeerig, würzig, erdige Aromen. Kirschen, Lavendel, Pflaumen. Mittlere Intensität und harmonischer Säure. Reife, samtige Tannine. Kommt schon sehr rund daher.

18/20

2025 – 35

2014 Viader Estate Limited Edition „Black Label“

62% Cabernet Sauvignon, 29% Syrah, 6% Malbec, 3% Cabernet Franc. Breites, voluminöses Bouquet. Dunkle Beeren, Kirschen, Brombeeren und Gewürze. Recht opulent im Gaumen, leicht grüner Touch im Abgang. Wirkt noch relativ wild und aggressiv. Wird sich verfeinern und gut reifen.

17.5+/20

2025 – 35

2014 Viader „V“

74% Petit Verdot, 26% Cabernet Sauvignon. Spezieller Blend mit sehr hohem Petit Verdot Anteil. Kirschen, Cassis im Bouquet. Relativ starke Röstaromen (Bittermandeln, Kaffee, Vanille). Gute Struktur, etwas kernige Gerbstoffe. Wirkt in sich zusammengezogen und braucht Zeit. Die Kraft und Reserven sind definitiv da.

17.5+/20

2025 – 40

2014 Viader Proprietary Red

72% Cabernet Sauvignon, 28% Cabernet Franc (70% neue Barriques) Harmonisch, rundes Bouquet. Würzig, elegant. Im Gaumen mittelschwer, schön balanciert. Nichts ist überladen, der Wein wirkt sehr natürlich und lebendig mit toller Länge. Best ever?

19/20

2020 – 40

Kelly Flemming Wines

Calistoga Frauen Power! Kelly Flemming begeisterte uns mit ihrer ambitionierten Winemakerin Rebecca Georges, auf ihrem schmucken Anwesen, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Eisele Vineyards und Hundred Acre. 2003 kaufte sie zusammen mit ihrem Ex-Mann das 120 Hektar (!) grosse Grundstück zu einem – für heutige Verhältnisse – Schnäppchenpreis von 2 Millionen Dollar. Celia Welch war in den ersten Jahren verantwortlich für das Weinmachen, auch Francoise Peschon lässt sich auf Kelly Fleming regelmässig blicken. Wir degustierten an einem wunderschönen Vormittag direkt beim Weinberg. Was gibt es schöneres?

2015 Kelly Fleming Sauvignon Blanc

Da nur wenige Estate Sauvignon Blanc Stöcke angepflanzt wurden, bezieht sie die Frucht für diesen eleganten, erfrischenden Apero Wein aus dem Fortune Vineyard in Oakville. Schöne Mango, Pfirsich Aromen, knackige Säure. Gut gemacht und sehr „süffig“.

17/20

tr – 2022

2013 Kelly Fleming Big Pour

Cabernet Sauvignon – Syrah – Malbec Blend. Intensive dunkelbeerige Aromen. Syrah Würze und Malbec Intensität. Schöne Holznoten, kräftig im Gaumen. Geschliffen, ölige Textur. Moderner, kräftiger Wein. Früh trinkreif.

17.5+/20

tr – 2030

2013 Kelly Fleming Cabernet Sauvignon

100% Estate. Wir total begeistert von diesem Wein anlässlich des Flag Days im Juni 2016 (19/20). Auch diesmal ein grosser, noch ziemlich unentdeckter Cab. Hat sich etwas verschlossen. Aber immer noch auf der fruchtgetriebenen Ebene. Druckvoller Mittelteil. Tolle Struktur, geht wunderbar in die Tiefe. Frischer, terroirbetonter Körper. Auf Topniveau unterwegs und hält sich locker 20 Jahre.

19/20

2020 – 40

2014 Kelly Fleming Cabernet Sauvignon

100% Estate Cabernet Sauvignon. Super ausdrucksvoller Cab. Die dunkelbeerige Grundaromatik wird elegant begleitet von erdig, pfeffrigen Noten. Feine Mineralität, Kalk, Rauch und Jod. Zupackend, kräftig im Gaumen. Herrliche Balance und Länge. Must Buy! 18.5+/20 2020 – 40

18.5+/20

2020 – 40

Eisele Estate

Jetzt wird’s geschichtsträchtig. Nur ein paar Schritte von Kelly Flemming weg erreichen wir den legendären Eisele Vineyard. Einer der ältesten Rebberge Kaliforniens. Seine Geschichte geht zurück bis ins 19. Jahrhundert. Der Name stammt von Milton und Barbara Eisele, welche den Vineyard 1969 kauften. Sie kelterten selber keinen Wein. Somit war Eisele die Quelle für namhafte Produzenten wie Ridge, Joseph Phelps und Conn Creek. 1990 kaufte Bart Araujo den Vineyard und erstellte erstmals eine eigene Winery mit spektakulärem Barriquekeller dazu. Araujo gehörte in den 90er und 00er Jahren immer zur Napa Spitze, erreichte aber nie die magischen 100 Parkerpunkte. Dies gelang nun den neuen Besitzer, der François Pinault Holding, zu der auch Chateau Latour (Pauillac) gehört, mit ihrem ersten Jahrgang 2013…

2015 Eisele Vineyard Sauvignon Blanc

Opulenter, recht tiefgründiger Sauvignon Blanc. Pfirsich, Mango, Honig. Im Gaumen süsslich, etwas breit. Im Holz ausgebaut.

16.5/20

tr – 2020

2013 Araujo Altagracia

Cabernet Sauvignon – Merlot – Petit Verdot Blend. Estate, zweiter Rebberg rechts von der Winery (nicht Eisele) und junge Reben vom Eisele. Fruchtgetriebener, dunkelbeeriger Cab. Waldbeeren, Gewürze und defensive Holznote. Recht voluminös im Gaumen, schöne Konzentration. Im Gegensatz zum Eisele ist dies eher ein Keller- als ein Terroirwein.

17/20

tr – 2030

1991 Araujo Eisele „Vieilles Vignes“ Cabernet Sauvignon (Magnum)

Aus der hauseigenen Library. Offeriert und blind serviert vom Eisele Team. Wenig bekannt. Araujo füllte jeweils ein paar Magnums der ältesten Eisele Reben ab, welche normalerweise nicht in den Verkauf gelangten. Sehr reife, animalische Nase. Mineralisch, Pflaumen, Wildfleisch. Erste portige, rosinige Aromen deuten darauf hin, dass der Wein seine beste Zeit hinter sich hat, aber immer noch sehr gut zu trinken.

18/20

austr

2013 Eisele Estate Cabernet Sauvignon

100% Estate Cabernet Sauvignon. Erster Jahrgang unter der neuen Führung. Anmutig edles Bouquet. Defensive, beerige Aromen, Mocca, Espresso. Im Gaumen mittelschwer, nichts von aggressiven „2013er Tanninen“. Alles wirkt sehr sanft. Wunderbare Balance, geschmeidige Struktur und schöne Länge. Ein wunderbarer Wein, erstaunlich zugänglich, fast modern. Momentan dominieren Aromen vom Ausbau und weniger die Eisele Typizität. Junge Araujo’s waren durchs Band kräftiger aber auch kantiger. Stilwechsel. Wird spannend sein ihn zu verfolgen (für jene, die sich ihn leisten können…) ab CHF 450.-

19/20

2020 – 40

Arkenstone

Nach dem traditionellen Mittags Burger im „Taylor St. Helena“ ging’s wieder rauf auf den Howell Mountain, durch tiefe Wälder findet man das beschauliche, etwas verträumte Arkenstone. Doch der Schein trügt. Im Innern befindet sich eine hochmoderne Winery, mit einem spannenden Businnessmodell. Die gesamten Kelleranlagen wurden deutlich grosszügiger geplant, als dass Arkenstone je benötigen würde. Sie stellen Ihre Einrichtungen anderen Winemaker zur Verfügung um ihren eigenen Wein zu keltern. Also Produzenten, welche über keine eigene Winery verfügen. Dieses Angebot nützen bereits Memento Mori, Accendo, Fairchild, Lail und weitere.

Ron und Susan Krausz sind die Besitzer von Arkenstone. Die Weinberge wurden 1998 bepflanzt und mit 2006 der erste Jahrgang lanciert. Winemaker: Sam Kaplan.

2013 Arkenstone Estate Sauvignon Blanc

93% Sauvignon Blanc – 7% Semillon, teilweise Barrique. Ein recht voluminöser, intensiver Sauvignon Blanc. Der Barrique Einsatz verleiht ihm mehr Struktur, macht ihn aber auch etwas opulenter, als die gewohnten « Apéro SB‘s » Verfügt über eine schöne Länge, gehaltvoller Abgang.

17.5/20

tr – 2020

2013 Arkenstone NVD Sauvignon Blanc

100% Sauvignon Blanc von verschiedenen Vineyards (Napa Valley District) zugekauft. Zugänglicher, sehr harmonischer Wein. Grass, Melonen, Ananas, Vermouth,. Beschwingt, eleganter Körper. Spricht spontan schön an, und überzeugt durch seine beschwingt, elegante Art.

18/20

tr – 2020

2013 Arkenstone NVD Cabernet Sauvignon

100% Cabernet Sauvignon von verschiedenen Vineyards (Napa Valley District) zugekauft. Cremic, voluminöses, kraftvolles Bouquet. Viel Cassis, Brombeeren, Tabak und Leder. Fülliger Auftakt, zugänglich, anmutig im Gaumen. Extrem feine Struktur, seidige Tannine. Trinkt sich jetzt schon sehr gut und erreicht in fünf Jahren seinen Höhepunkt.

18/20

tr – 2030

2013 Arkenstone Obisidian

Cabernet Sauvignon Blend, mit Cabernet Franc, Petit Verdot, Merlot und Malbec. Habe ihn bei „Napa rockt“ im November 2016 als dringende Kaufempfehlung erwähnt, da ihn Napawine extrem fair kalkuliert hatte. Inzwischen ist es zu spät, da dieser Obsidian von Parker mit 98+/100 geadelt wurde. Auch diesmal begeistert der Wein. Intensive, dunkelbeerige Nase. Brombeer, Cassis, Minze, Kaffee/Mocca. Nach wie vor jung wie eine Fassprobe. Erdig, intensiv im Gaumen. Attraktive Mineralik, feine Tannine. Extrem schön gemacht. Verleitet zum jung trinken, doch Geduld wird belohnt…

19+/20

2025 – 40

Arkenstone ist noch ein (halber) Geheimtipp und lohnt sich unbedingt im Auge zu behalten. Um diese spannenden Weine selber mal zu verkosten empfehle ich die Teilnahme am 13. Mai 2017 beim Wine&Dine mit Arkenstone und Sam Kaplan live in Zürich. Ran an die letzten Tickets…!

Nine Suns

Geschichtsträchtig inszeniert – hoch modern umgesetzt. Von der Rebe bis zum Marketing auf Perfektion getrimmt. Jason Chang (28jährig, in Kalifornien aufgewachsen) kaufte sich mit viel familiärer, chinesischer Finanzpower, den Houyi Vineyard direkt neben David Arthur auf dem Pritchard Hill und baute eine imposante, moderne Winery. 2012 erschien der erste Jahrgang und war die Sensation der ersten Napa Rocks Ausgabe im Kaufleuten Zürich.

Der Wein wurde bis anhin von Sam Kaplan gemacht. Ab 2017 zeichnet sich neu Philippe Melka verantwortlich. Inzwischen dürfen andere Weingüter vom Houyi Weinberg zu sourcen. Zum Handkuss kamen z. B. Realm und Helen Keplinger. Jason bleibt aber sehr restriktiv und wählt sich nur die allerbesten aus… Nine Suns beschränkt sich auf Wesentlich und produziert neben einen ganz kleinen Menge Sauvignon Blanc nur einen Estate Wine. Reduce to the Max!

2013 Nine Suns Estate

71% Cabernet Sauvignon, 9% Malbec, 8% Petit Verdot, 7% Cabernet Franc and 5% Merlot. Mildes, klares Cabernet Aroma. Pauillac Stilistik, Cassis, Stroh, Rauch, Feuerstein Leder. Würzig, attraktiv in der Nase. Strahlt viel Frische aus. Wunderschöne Harmonie, elegant, fein strukturiert. Der Wein gefällt ungemein, da er viel mehr auf Eleganz und Tiefe setzt, als auf Intensität. In dieser beeindruckenden Form ist er seinem eigenen phänomenalen 2012er dicht auf den Fersen, braucht aber aufgrund der Tanninstruktur deutlich längere Reifezeit als sein Vorgänger.

19+/20

2025 – 45

Brand

Brand präsentierte ihre Weine erstmals im Sommer 2015 in Zürich. Damals zum ersten Mal ausserhalb der USA. Seither sind sie bei mir auf dem Radar und dieser Besuch erlaubte einen Einblick in ihr aktuelles Schaffen.

2004 kauften Ed Fitts und Deb Withman das rund 40 Hektar grosse Grundstück am Pritchard Hill. Auf extrem steinigen, vulkanisch, eisenhalten Böden bepflanzten sie aber lediglich fünf Hektaren mit Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Petit Verdot. Mit Ausblick auf den Lake Hennessey bauten sie ihre eigene Winery in guter Nachbarschaft zu Colgin, Nine Suns David Arthur und Ovid… Für’s Winemaking zeichnet sich Philippe Melka verantwortlich. Besonders beeindruckte mich damals der unterschätzte 2011er Brand. Wer in so schwierigen Jahren einen solch genialen Wein macht, was passiert dann in den Topjahren?

2014 Brand Brio

Zweitwein von Brand, 65% Cabernet Sauvignon – 30% Cabernet Franc – 5% Petit Verdot. 24 Monate Barriques. Superreife, süsse Frucht, defensive Holzbegleitung, feine Mineralität. Kräftiger Körper, recht kantige Tannine für 2014. Eher breit strukturiert. Braucht Zeit um sich zu verfeinern.

17.5+/20

2025 – 35

2013 Brand Cabernet Sauvignon

100% Estate Cabernet Sauvignon. Milde, dunkelbeerige Aromen, dazwischen Blumen, Lavendel, Mocca und Espresso. Fein, seidener Auftakt. Frucht – Holz hält sich perfekt die Waage. Der Wein scheint an Eleganz zuzulegen, und tut ihm gut, dass nur 70% neue Fässer verwendet wurden. Klar, die Tannine sind fordernd, typisch für 2013 aber die Anlagen sind perfekt…

19+/20

2025 – 45

Harlan & Bond

Ein weiteres Highlight unserer Reise war sicherlich die Begegnung mit Bill und William Harlan. Der Respekt und die Aura von Bill Harlan ist förmlich zu spüren. Egal wo er auftritt. Die jungen Winemaker verehren sein Schaffen und sind sich bewusst, wessen Anteil Harlan zum heutigen Renommee des Napa Valleys beigetragen hat. Sein Winemaker und Wegbegleiter aus ersten Stunde ist Bob Levy.

Will Harlan Junior kümmert sich aktuell vor allem um das neuste Harlan Werk „Promotory“, eine schmucke Winery mit über 60 Acre Vineyard unweit von Harlan Estate entfernt. Die ersten Jahrgänge (ab 2008) sind bereits auf dem Markt).

Zum „Apéro“ gab es allerdings ein etwas zweifelhafter 2012 Harlan Estate, der ziemlich verschlossen und dumpf daher kam. Möglicherweise keine optimale Flasche oder der Wein befindet sich wirklich ein einer sehr schwer verständlichen Verschlussphase. Keine Bewertung. Einen umfangreichen Bericht mit Verkostung sämtlicher Harlan Jahrgänge finden Sie hier: Harlan Vertical in Bad Ragaz

Nach dem Harlan Aufgalopp gings an Martha’s Vineyard vorbei, rauf zur Bond Winery. Harlans zweites Projekt aus den 90er Jahren. Bond verfügt über eine beindruckende Winery mit Holzcuvees und rundem Barriquekeller. Interessanterweise verfügt Bond über keine eigenen Rebberge, sondern beziehen die Trauben aus mehreren Dutzend Vineyards (vor allem Hillside Lagen) aus dem ganzen Napa Valley. Wir durften sämtliche „Grand Crus“ des Jahrgangs 2013 geniessen, begleitet von einem fantastischen Dinner. Zubereitet vom Culinary Team aus Meadowood, welches ebenfalls zum Harlan gehört.

2013 Bond Melbury

100% Cabernet Sauvignon, Howell Mountain. Defensives Bouquet, Blau- und schwarzbeerige Aromen in der Nase. Erde, Waldboden, Jod und Gewürze. Gradlinig, im Gaumen, deutliche Würznoten. Aktuell noch sehr präsente Gerbstoffe. Aber äusserst fein balanciert und edle Struktur. Wird sich auf die elegante Seite entwickeln.

18.5+/20

2025 – 40

2013 Bond Quella

100% Cabernet Trauben von einem Vineyard aus dem Spring Valley unmittelbar in Nachbarschaft zur Joseph Phelps Winery. Offenes, extrovertiertes Bouquet. Cremig, dunkelbeerig, dazwischen rote Reflexe, Caramel und Mocca. Im Gegensatz zu seiner fast ausufernden Nase, zeigt er einen kernigen, gerbstoffreichen Körper und braucht sicherlich zehn Jahre für einen ersten Zugang.

18.5+/20

2025 – 50

2013 Bond St. Eden

100% Cabernet Sauvignon aus einem Vineyard in Nachbarschaft zu Rudd und Screaming Eagle. Tiefes, rauchiges Bouquet. Vulkanerde, Terroir-orientiert. Waldboden und Minze. Frucht ist im Hintergrund. Hocheleganter Auftakt, geschliffen und sanft. Danach kommt der ganze Druck des grossen Jahrs. Geschmeidige Gerbstoffe, genial integriert. Ein phänomenal grosser St. Eden und potenzieller Nachfolger seines eigenen 2001ers.

19.5+/20

2025 – 50

2013 Bond Vecina

100% Cabernet Sauvignon. „Vecina“ spanisch für Nachbar, denn der Rebberg liegt unmittelbar in der Nähe der Bond Winery, an den Ausläufern des vuklanhaltigen Mayacamas Gebierges. Ein komplett anderer Bond, tanzt in seiner erdig, würzigen Art völlig aus der Reihe. Defensive Frucht, fast eine gewisse „Rhône Affinität“. Gewürze, Wildfleisch, Schokolade, Minze, und rotbeerige Frucht. Kräftig, zupackend im Gaumen. Maskulin und intensiv. Braucht viel Zeit.

18.5+/20

2030 – 50

2013 Bond Pluribus

100% Cabernet Sauvignon von Spring Mountains. Mineralisch, rauchiges Bouquet. Eisen, Leder und Torf. Im Gaumen elegant und mit beeindruckender Tiefe ausgestattet. Extrem intensiver, kompakter Wein. Tolle Tiefe und viel Gehalt. Die Gerbstoffe sind „nahe“ beim Wein und nicht so dominant wie bei vielen anderen 2013ern. Multidimensionaler Pluribus! 19+/20 2025 – 45

19+/20

2025 – 45

Larkmead

Erst vor wenigen Wochen trafen wir die Jungs von Larkmead mit ihren eindrücklichen Weinen im Equinox in Zürich. Dan O’Brian und Dan Petroski begrüssten uns nun auf ihrem Weingut. Alle Details zu den Weinen und den unterschiedlichen Lagen südlich von Calistoga finden Sie hier: „Das beste Weingut, von dem Sie noch nie was gehört haben“.

Die Zusammenarbeit zwischen Larkmead und Napawine.ch hat sich erfolgreich weiterentwickelt. Larkmead liefert einer seiner Rotweine exklusiv für den NapaGrill. Diesen „Grill Import“ haben wir selbstverständlich probiert…

2013 Larkmead Proprietary Red

Estate Cabernet Sauvignon Blend (Abfüllung NapaGrill) Ein Ausbund aus schwarzen und blauen Beeren. Rauch, Eisen und dunkle Schokolade. Feine Griotte Noten. Dichter, voluminöser Auftakt. Intensiv im Gaumen. Massive Tannine, aber genug Fett um sie zu verarbeiten. Ein seiner jetzigen Form der perfekte Begleiter zu einem kräftigen Steak, in zehn Jahren ein Genuss zu Zigarre und Kaminfeuer.

18+/20

tr- 2035

Checkerboard

Checkerboard Vineyards befindet sich in Calistoga im Mayacamas Gebirge an der Westseite des Napa Valley. Das Weingut ist im Besitz von Dennis O’Brien und Stephen Martin. Das riesige 300 Acre Grundstück am Diamond Mountain zwischen St. Helena und Calistoga, bestehend aus verschiedenen, kleinen Vineyards wird mit Präzisionsarbeit und enormen finanziellen Möglichkeiten zu einem Napa Valley Vorzeige Betrieb getrimmt. Rund 30 Acre sind bepflanzt.

Die önologische Verantwortung liegt bei der allseits bekannten Perfektionisten Martha McClellan. Der erste kommerziell lancierte Jahrgang war 2007. Seit 2006 kamen die neuen Lagen „Spring Meadows“, „Coyote Run“ und „Nash Creek“ dazu. Um die ganze Sache noch exklusiver zu gestalten, befindet sich in jeder Etikette Checkerboard ein winziger Anteil reines Gold. Das Aufkleben ist daher reine Handarbeit.

2014 Checkerboard Impetuos

Abfüllung für NapaGrill. Der Cabernet / Merlot Blend gehört nicht in die offizielle Checkerboard Range und wird als eigentlicher „Handelswein“ verkauft. Cremig, laktische Nase. Schwarzbeerig, schöne Mineralität, feiner Vanille Touch Ausgeglichene fruchtige Noten, toll unterstützte rauchige Röstung. Geniesst sich jung schon sehr schön. Wirkt frisch, elegant und kommt mit einer erstaunlichen Lockerheit daher, und bereitet in dieser jungen Phase bereits sehr viel Trinkspass. Der ideale Restaurant Wein. Das wird ein Publikumshit und der Wein, den ich beim ersten Besuch im Grill bestellen werde. …

18.5/20

tr – 2035

2013 Checkerboard Kings Row

Der eigentliche Zweitwein, ein rund 90% Cabernet Sauvignon – Merlot – Petit Verdot Blend. Defensiv, würzige Nase. Amarenen, Brombeeren, Vanille. Entwickelt sich toll im Glas. Creme Cassis, Mocca, Peperoni. Mild, zugänglich im Gaumen. Seidene Gerbstoffe, was erstaunlich ist für 2013. Intensiver Nachhall, feine Holznote im Abgang. Bordeaux orientiert, grosser Wein mit viel Potenzial.

18.5+/20

2025 – 45

2013 Checkerboard Aurora

Der Premium Cabernet Sauvignon stammt seit 2006 aus dem Aurora Vineyard, wird ab 2012 als Lage „Aurora“ angeboten. Defensiv, klassische Napa Cab Aromatik. Brombeer, Cassis, Gewürze. Dazu etwas Rauch und Wildfleisch Aromen. Im Gaumen geschliffen, sehr feine Struktur. Alles ist dicht ineinander verwoben. Der Holzeinsatz ist aktuell noch zu dominant (Martha McClellan), doch das Fruchtpotenzial ist enorm. Da darf man gespannt sein was in 10 – 20 Jahren daraus wird…

19+/20

2025 – 45

Mayacamas Winery

1889 gegründet. Mayacamas, oben auf dem Mount Veeder. Abgelegen, nur durch dürftige Waldwege zu erreichen. Eine der legendärsten Wineries im ganzen Napa Valley. Zwischenzeitlich fast in die Versenkung abgetaucht und nur noch durchschnittliche Qualität erzeugt. Seit der Übernahme und Renovation 2013 durch Charles Banks glänzt Mayacamas wieder. Zwar sehen die Einrichtungen immer noch wie Relikte aus dem Napa Weinmuseum aus, und sogar das sagenumwobene „Cask T8“ aus den 40er Jahren steht immer noch im Einsatz. Aber die Weine sind aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.

Das ambitionierte Team auf Mayacamas wird önologisch beraten von Andy Erickson. Das spezielle kühle, feuchte Klima ist wie geschaffen für einen fantastischen, frischen Chardonnay. Ein wunderbarer Kontrast zu der aktuellen Modesorte Sauvignon Blanc, und die perfekte „Trauma Bewältigung“ für alle Napa Chardonnay Geschädigten aus den 90er Jahren…

2015 Maycamas Chardonnay

Abfüllung für NapaGrill. 80% in grossen, gebrauchten Fässern ausgebaut. Wunderbarer, frischer, fruchtorientierter Chardonnay. Feine Ananasnoten, Zitronengrass, Birnen, kalter Rauch. Intensiv, mundfüllend. Fabelhafte, erquickende Säure, verleiht dem Wein einen önologischen Sexappeal. Napawine hat sich gerade noch rechtzeitig ein paar Kisten für den NapaGrill (Offenausschank!) gesichert bevor er von Antonio Galloni mit 95/100 Punkten ausgezeichnet wurde.    Must buy!

18.5/20

tr – 2022

2013 Maycamas Chardonnay The Terraces

Heute ist es im Napa Valley verboten, Rebberge terrassenmässig zu erstellen. Eine Ausnahme bilden die seit über 100 Jahren bestehenden Chardonnay Terassen von Mayacamas . Tiefe, anmutige Chardonnay Note. Zitronengrass, Popcorn, Kalk, Minze und Asche. Gradlinig, buttrig im Gaumen. Zarte Säure, feine Struktur und elegante Balance. 50jährige Rebstöcke.

19/20

tr – 2025

2013 Mayacamas Cabernet Sauvignon

85% Cabernet Sauvignon – Cabernet Franc – Petit Verdot Blend. Der Ausbau erfolgt zwei Jahre in grossen amerikanischen Eichenfässern und einem Jahr in französischen Barriques. Danach zwei Jahre Flaschenreife und erst dann wird verkauft…. Raus kommt dabei ein exzellenter „leicht angereifter“ klassischer Napa Cab, mit beeindruckender dunkelbeeriger Frucht, Feigen, Vanille, Tabak, Rauch und Zedern. Extrem schön balanciert, nichts überladen, gehaltvoll und gross. Die 13er Tannine sind auch auf Mayacamas fordernd, doch irgendwie passend zu dieser rustikalen Stilistik.

18.5+/20

2025 – 45

Anlässlich des kommenden Cab&Turkey im November gönnen wir uns eine umfassenden Probe von grossen Mayacamas Jahrgängen aus über fünf Jahrzehnten. Mit dieser Erfahrung vor Ort freue mich mich noch mehr auf diesen einzigartigen Anlass…

Realm

30 Minuten Fahrzeit, 20 Kilometer entfernt von Mayacamas, treffen wir auf das pure Gegenteil. Eine top moderne Winery, ganz am Anfang ihrer Geschichte. Und doch bereits auf allen Raritäten Listen präsent: Realm. Mit dem Jahrgang 2002 erschienen die ersten Weine dieses „önologischen Retortenprojekts“. Keinen eigenes Weingut, keine Kellereien aber Kaufkontrakte für die berühmtesten Lagen des Valleys (v.a. Beckstoffer).

Erste 2015 mit dem Kauf der Hartwell Winery am Silverado Trail bekam Realm ein Zuhause. Neuanpflanzungen und Umbau der Infrastruktur sind im Gang. Die Weine sind – trotz meines „natürlich angeborenen Abwehrreflex bei hochgehypten Jungweinen“ – grossartig. Die Preise im Verhältnis relativ fair. Doch es zeichnet sich ab, dass aufgrund des enormen Erfolgs die Sache ins „absurde“ läuft…

Wir degustierten im Keller die 2014er Palette von Realm:

2014 Realm The Bard

Cabernet Sauvignon Blend mit Merlot und Petit Verdot. Ein Verschnitt aus verschiedenen Vineyards je nach Jahrgang: Beckstoffer To Kalon und Dr. Crane, Blair Vineyard, Weitz Vineyard, Fortuna Vineyard und Beckstoffer Orchard. Grossartiges, extrovertiertes Bouquet. Creme Cassis, Brombeeren, Espresso, Eukalyptus und Vanille. Harmonisch, elegant und doch so druckvoll im Gaumen ohne überladen zu wirken. Tolle Balance und Länge. Da steckt viel Winemaking Talent aber auch eine ausgesprochen kluge Selektion drin. Genialer Wein. Davon kauf ich mir ein paar Flaschen, einfach der Neugier willen. Mich interessiert, wie ein junger, dermassen genialer Wein reift. Mit 70 will ich definitiv entscheiden, ob er die Maximalwertung bekommt!

19.5+/20

2025 – 45

2014 Realm Houyi Vineyard Cabernet Sauvignon

100% Cabernet Sauvignon vom Houyi Vineyard (Pritchard Hill, Nine Suns). Erdig, mineralisches Bouquet. Leicht portig. Schoko, Kakao. Frucht ist eher unterdrückt. Im Gaumen zugänglich, geschliffen und harmonisch. Mit gesunder Säure und Gerbstoffe ausgestattet. Maskuliner, rustikaler als The Bard. Doch sehr Pritchard Hill typisch.

19+/20

2025 – 45

2014 Realm Beckstoffer To Kalon Cabernet Sauvignon

100% Cabernet Sauvignon. Noch völlig primärfruchtig, Napa Cab typisch. Voluminös dunkelbeerig im Bouquet. Edle Röstung, laktische Aromen. Opulenter Auftakt, hoher leicht austrocknender Holzeinsatz, doch die Frucht scheint es zu verarbeiten. Für übermorgen!

19+/20

2030 – 55

2014 Realm Farella Vineyard Cabernet Sauvignon

100% Cabernet Sauvignon. Für mich der „Schmuse Cabernet“ aus dem Realm Portfolio. Dunkelbeerig, feine Kokos, Espresso Röstung. Nasser Waldboden, Tannenäste. Rund, geschliffen im Gaumen. Dazwischen Anflüge von Himbeeren. Margaux Typ. Mit dem Saft des 14ers scheinen kaum Gerbstoffe vorhanden zu sein. 19/20 tr – 2040

19/20

tr – 2040

2014 Realm The Moonracer Cabernet Sauvignon

Estate Cabernet Sauvignon – Merlot – Petit Verdot Blend. Erster Wein aus eigenem Rebberg, jede der 5000 Flaschen trägt ein individuelles Etikette (!?). Offenes zugängliches Bouquet. Markanter Barriqueeinsatz, darunter ein Schwall an schwarzbeerigen Aromen, Blumen, Gewürze. Wie alle Realm, nahezu perfekt vinifiziert und auf Hochglanz poliert. Die Aromen springen völlig aus dem Glas. Früh trinkfrei, da man kaum widerstehen kann…

19/20

2020 – 40

2014 Realm The Absurd

83% Cabernet Sauvignon, 9% Merlot, 6% Cabernet Franc, 2 % Petit Verdot. Ein Verschnitt der besten Fässer, so quasi „The Best of The Best“… Was dabei rauskommt ist dieser völlig überladene, alkoholische und unpersönliche Wein. Schade. Das ist ein typisches Ergebnis, wenn man immer noch „etwas drauflegen will“. Man hat schon 100 Punkte, nun versuchen wir 105 zu erreichen… Explosives, schwarzbeeriges, portiges Bouquet. Immenser Holzeinsatz, viel Mocca und Espresso. Gaumen voluminös, opulent und leicht portig. Müde und alkoholisch. Wie ein zusammengeschütteter Wein, dem die Persönlichkeit und Struktur fehlt. Das einzige Stimmige ist sein Name: „Absurd“.

17/20

tr – 2035

Einiger dieser Weine (den Absurd wahrscheinlich nicht…) werden am 14. Juni, anlässlich des Flag Day Tastings vorgestellt. Zusammen mit einem Dinner im Restaurant Equinox. Tickets sind hier erhältlich: NAPAWINE.CH . Wir sehen uns!

Bezugsquelle Weine: NAPAWINE.CH

7 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Beatrice van Strien am 29. April 2017 um 16:36

    Super Bericht und tolle Weingüter, die Ihr besucht habt. Napa Valley, created on a day when God was smiling! Immer wieder eine Reise wert.

  2. Veröffentlicht von Robert Meyen (via Facebook) am 29. April 2017 um 9:54

    Besten Dank; Napa wird mich bald auch kennenlernen. Gibt es einen Grund, warum Ihr überall SauvBlanc und nie Chardo getrunken habt?

    • Veröffentlicht von Sebastian Schwander am 29. April 2017 um 9:55

      Im Napa wird immer weniger Chardonnay angebaut. Im kühleren Sonoma funktioniert das gut, aber Napa ist zu heiss. Die Weine werden zu üppig…. Achtung Ausnahme: Mayacamas!

      • Veröffentlicht von Robert Meyen (via Facebook) am 29. April 2017 um 9:57

        Ja, mittlerweile bin ich auch am Ende des Textes angelangt. Napa hatte aber doch auf der ProWein einen ganzen Stand voller Chardonnay, die ich fast alle sehr gut bis herausragend fand? Als fast-nur-weiß-Trinker ist Chardo für mich der Grund, Napa und Umgebung zu besuchen…

        PS: Ist mit NapaGrill das hier gemeint: http://www.napagrille.ca/ ?

  3. Veröffentlicht von Leisi am 29. April 2017 um 8:35

    Habe für einmal jedes Wort gelesen. Gnadenlos präziese Arbeit. Und es tropft Dein Herzblut aus so mancher Zeile. Danke und herzliche Gratulation!

  4. Veröffentlicht von Gregor am 28. April 2017 um 23:23

    Lieber Baschi, es hatte mir grösste Freude gemacht, eine Reise mit Euch organisiert und koordiniert zu haben. Was gibt es schöneres als tolle Freu(n)de, Weine mit Passion und Emotionen zu kombinieren. Gruss an alle und ein wenig Sonnenschein (endlich angekommen hier im Napa) können wir an den nächsten Veranstaltungen dann im Glas geniessen! Gregor & Familie

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