The Parker 100 Californian Dinner

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Ehrlich, am Anfang war ich mässig begeistert über eine Probe mit lauter Parker-100-Punkte Boliden. Ich meine, was bedeutet das schon? Die edlen Weine können ja nichts für «ihre Ratings». Droht an einem solch spektakulären Tasting nicht die Erwartungshaltung ins Unermessliche zu steigen?

Wenn man die Weine auf Objekte mit einer dreistelligen Bewertung reduziert, besteht diese Gefahr zweifellos. Aber ich glaube, den Gästen gelang es, den Fokus auf die wahre, individuelle Grösse eines jeden Weins zu richten. Sie liessen ihre eigenen Wahrnehmungen zu. Nicht die Punkte standen im Vordergund sondern der Wein im Mittelpunkt.  Schnell wandelten sich die anfänglichen Zweifel in pure Begeisterung. Und ab der zweiten Serie war klar: Das wird eine der schönsten und beeindruckendsten Weinproben meines Lebens.

Vorab gibt’s schon mal 100 Punkte von mir: Einmal für Eugen Haefliger. Für seine Auswahl an kalifornischen Perlen, und seine Bereitschaft, diese bezaubernden Flaschen mit Gleich-Verrückten,….ähhh Gesinnten zu teilen . Und zum zweiten an Franz Wiget und seiner Crew für das grossartige Dinner, wunderbar stimmig zum spektakulären önologischen LineUp.

Franz Wiget und Eugen Haefliger

Bevor es losgeht, ein wenig Parker Geschichte

Der mittlerweile 70jährige Robert Parker Jr. ist und war der wichtigste Weinkritiker der Welt. Er startete Ende der 70er Jahre als erster mit «seiner» 100-Punkte Skala, im Gegensatz zu den etablierten 5-Punkte oder Sterne Wertungen. 1978 erschien sein erster «Wine Advocate». Ein unabhängiger und werbefreier Newsletter, der damals an 600 Weininteressierte per Post verschickt wurde. Die Adressen kaufte Parker bei örtlichen Weinhändlern. Heute läuft fast alles online. Laut Schätzungen nutzen rund 100’000 Weinliebhaber die Vollversion von robertparker.com mit sämtlichen Bewertungen zum Jahrespreis von 99 Dollar. Parkers Einfluss war enorm. Sowohl für das Renommee eines Weinguts, für den Winzer und natürlich auch für die Preise. Hohe Ratings gleich hohe Nachfrage.

Robert Parker (Bild robertparker.com)

Die Maximalwertung von 100 Punkten ist gleichbedeutend für einen Winzer wie der Oscar für einen Schauspieler. Immer mehr gut betuchte Weinliebhaber orientierten sich an Robert Parker, obwohl die meisten von ihnen den ehemaligen Rechtsanwalt aus Baltimore nie persönlich kennenlernten. Man begann Vertrauen in seine Meinung aufzubauen und erkannte schnell, dass hochbewertete Weine auch ein attraktives Investment sind. Die Schattenseite davon zeigte sich schnell. Viele Weine passten sich Parkers Gaumen an. Füllig, voluminös mit hohen Alkoholwerten sind gefragt. Eine gewisse önologische Uniformierung stellte sich ein.

Was als One-Man-Show in den 70ern begann ist heute längst ein mittelgrosses Unternehmen, im Besitz von mehreren asiatischen Investoren und rund einem Dutzend „Co-Verkostern“. Parker selber begann mit seinen Notizen ursprünglich in Frankreich, hauptsächlich Bordeaux, Burgund und Rhône. Später dehnte er seine Tastings über den ganzen Globus aus. Durch den stetigen Erfolg baute er ein stattliches, kompetentes Team um sich auf, das ihm erlaubte, in den letzten Jahren kürzer zu treten. Ab 2014 beschränkte er sich praktisch nur noch auf Kalifornien. Wie wichtig und einflussreich die „WA-Punkte“, wie sie heute offiziell heissen, ohne Robert Parker sein werden wird sich zeigen. Inzwischen wechselte auch Parker’s Nummer 2, Neal Martin zu Galloni’s Vinous.com. Was Vinous nun deutlich mehr Kompetenz im Bordeaux bringen wird.

Parker und Kalifornien

In den 90er Jahren war Robert Parker für Kalifornien so wichtig wie das Paris Tasting 20 Jahre zuvor. Der erste Napa 100 Punkte Wein, war der legendäre Groth Cabernet Sauvignon 1985 (Notiz: The Munich Tasting). Später kamen Hunderte dazu. Die kalifornische Anhäufung an Höchst- und Maximalwertungen lässt sich mit der Zunahme der Mikro Wineries und des ständig verbesserten Qualitätsmanagements erklären. Es entstand der Begriff der «Parkerisierung», und die «Rezeptur» für Höchstbewertungen lag bei Winzern und önologischen Beratern auf ihren Arbeitstischen. Betrachtet man die letzten Jahre, darf man sicherlich ein Fragezeichen hinter die «100Punkte Inflation» setzten. Eine gewisse Altersmilde lässt sich nicht von der Hand weisen. Parkers Abschiedsgeschenk: Nicht weniger als 35(!) kalifornische Weine errangen das begehrte Full House bei seinem zweitletzten offiziellen Jahrgang 2013. Ab 2015 kümmert sich Lisa Perrotti-Brown um unser Lieblingsgebiet, und sie rührte gleich zum Start mit der ganz grossen Kelle an. Nahezu 50 Weine bewertete die liebe Lisa mit Potenzial für 100 Punkte. Fassmuster, by the way… Ihr wisst, wie wenig ich von Höchstbewertungen für Weine halte, die noch nicht mal in der Flasche sind.

Darauf verzichteten wir definitiv und konzentrierten uns bei diesem möglicherweise weltweit einmaligen Tasting auf 29 US-Weine aus Parkers bester Zeit. Aus den 90er und 00er Jahren.

2008 Marcassin Chardonnay Marcassin Vineyard

Mineralische Nase. Kalk, Nelken, Rauch, Streichholz, Pfirsich, etwas Honig. Feingliedrig, geschmeidiger Gaumenfluss. Ruhiger, erhabener Chardonnay mit dramatischen Tiefgang. Perfektes Säurespiel. Endet leicht buttrig, nussig mit phantastischer Länge. Mehr von Marcassin: Marcassin: Wilder Pinot Noir, schweinisch guter Chardonnay

98

austr.

2012 Peter Michael Winery Chardonnay Cuvee Indigene

Mineralische, würzige Nase. Frische, verführerische Grapefruitnote, Feigen und Datteln. Dezente Röstung mit Vanille und Krokant. Ölig, geschmeidiger Körper. Etwas tiefe Säure, was ihn im Abgang leicht alkoholisch erscheint. Cuvee Indigene ist eine «Winemaker-Selection» aus Peter Michael’s besten Lagen.

 

94

 

austr

2013 Kongsgaard Chardonnay The Judge

Blumig, frisches Bouquet. Ananas, Orangeade. Dezente Holznote, Zitronengras, Würze. Geniale Länge, stoffig, intensiv. Ein Touch mehr Säure würde ihn frischer erscheinen lassen. Aber deutlich eleganter und filigraner als viele ältere «Judge».

 

96

 

tr – 2020

2013 Aubert Chardonnay Eastside

Burgundische Noten (Meursault), feine Mineralik, Kalk, Pop Corn, Butter. Wunderbar ausgewogen im Gaumen, feingliedrig, hoch elegant, beschwingt. Endet frisch und nachhaltig. Grossartiger Wein von Aubert, die rund ein halbes Dutzend Lagen-Chardonnays produziert. Eastside gehört zu den steinigsten Parzellen und ist mit Montrachet Klonen bestückt.

 

97

 

tr – 2025

1992 Dalla Valle Maya

50% Cabernet Franc / 50% Cabernet Sauvignon. Sehr würzig, reifes Bouquet. Pflaumen, nasses Laub und erste leicht rosinige Aromen, Leicht oxydativ. Wie immer beim 92 etwas welke Noten. Sandige Tannine, leicht mehlig im Abgang. Scheint die schönste Phase bereits hinter sich zu haben.

Dalla Valle Maya: Vertical Tasting 1988 – 2009

 

90

 

austr

1994 Harlan Estate

Prachtvolles Bouquet. Dunkelbeerig, mit genialen Röstaromen. Dezenter als in seiner bombastischen Fruchtphase. Wirkt jetzt eleganter und weniger bullig als früher. Die Aromen sind sehr reif, die Struktur wirkt nach wie vor jugendlich. Geht jetzt in die „tertiäre“ Phase. Pauillac like. Die Länge ist phänomenal. Ein Traum Harlan in perfekter Trinkreife.Unvergesslich: Die grosser Harlan Probe und Don Weaver live dabei an der American Beauty.

Harlan Vertical Tasting 1987 – 2010

Harlan Director Don Weaver gewinnt American Beauty 7

 

99

 

tr – 2025

2007 Harlan Estate

Süsses, röstiges Bouquet (Nougat, Espresso, Kokos). Dramatisch schwarzbeerig. Enorm edel. Man glaubt jede einzelne Traube zu spüren. Im Gaumen dicht, äusserst elegant alles verwoben. Komplex mit massiven Tiefgang. Die Gerbstoffe sind ummantelt und wirkten äusserst geschmeidig. Ausufernd schön. Unglaubliche Länge. Phantastische Trinkphase. Würde mit den Harlans nicht zu lange warten. Es gibt vereinzelte Fragezeichen bei älteren Jahrgängen wie 1995, 96 und 97.

Uebrigens: Der 2007 war an dieser Probe gar nicht geplant, sondern eine Verwechslung, die wir erst bemerkten, als die Flasche schon offen war. Im Nachhinein – ein Glücksfall! War auch beim ersten Teil der grossen 2007er Probe sensationell.California 2007: The greatest Vintage ever?

Magic Moment: Meine Begegnung mit Bill Harlan.

 

100

 

tr – 2030

2001 Abreu Madrona Ranch

Reifes, dunkelbeeriges Bouquet. Kandis, Zedern, Streichholz. Druckvoller Auftakt, eleganter Körper. Mehr reife Aromen im Gaumen als im Bouquet. Die Säure ist nach wie vor extrem schön integriert. Viel Stoff. Tolle Länge. Hoch komplexer, intensiver Wein. Es scheint als ob er sein immenses Potenzial immer noch nicht komplett erreicht hat.

 

98+

 

tr – 2030

2002 Abreu Madrona Ranch

Voluminöses, fruchtbetontes Bouquet. Brombeeren, Pflaumen, Rauch und Minze. Kraftvoller Gaumen, geht weniger in die Breite als bei früheren Begegnungen, dafür ist der Tiefgang gigantisch. Erste erdige Aromen im Gaumen. Endet jugendlich. Wirkt fünf Jahr älter als der 2001er. Gigantisch unterwegs und wird sich in den nächsten Jahren ein Kopf an Kopf Rennen mit seinem Vorgänger um die 100 Punkte liefern. Ich vermute, das endet in einem Unentschieden…

99+

tr – 2030

2001 Shafer Vineyards Cabernet Sauvignon Hillside Select

Irritierend, brandig überreife Nase. Keine optimale Flasche. Zum Glück wurde sie zu American Beauty XI gemeldet. Dann wissen wir Bescheid. Kam beim Publikum deutlich besser an. Ich hatte allerdings noch die Flasche hier in Erinnerung:

With a Kiss from Hillside: An Evening with Doug Shafer

 

-/-

 

 

2002 Shafer Vineyards Cabernet Sauvignon Hillside Select

Super reife, süsse Nase. Perfektes Cassis, Brombeeren. Bittermandeln, Krokant und Vanille. Extrem vielschichtiges Bouquet. Von allem dermassen viel. Kommt stoffig daher. Voluminös, opulent. Jugendlich wild. Reift langsam, ist genial tief und vielversprechend. Kraft ohne Ende.

With a Kiss from Hillside: An Evening with Doug Shafer

 

98+

 

tr – 2030

2001 Lokoya Cabernet Sauvignon Mount Veeder

Defensiv, mildes Bouquet. Feine Minz- und Eukalyptusnoten. Gewürze und Zedern. Mittelschwer, elegant im Gaumen. Modern, faszinierend. Der leicht grünliche Mount Veeder Touch bekommt ihm gut. Mountain Fruit. Dezenter. Die Cabernet Sauvignons für diese 300 Kisten Cuvee stammen vom Jackson Family’s Veeder Peak Vineyard. Man muss vorsichtig sein bei Lokoya, ab und zu erlebt man «portig, leicht oxydierte» Exemplare, insbesondere in den Spitzenjahren 2001 und 2002. Diese Flasche hier war perfekt!

 

97

 

tr – 2030

2002 Lokoya Cabernet Sauvignon Mount Veeder

Kork

-/-

 

2002 Larkmead Vineyard Cabernet Sauvignon Solari Reserve

Dunkelbeeriges Bouquet, Schoko, Torf. Voluminös, opulent im Gaumen mit erdigen Aromen. Schon ordentlich reif für 2002. Die Säure fehlt etwas für die Zukunft. Jetzt auf dem Höhepunkt. Die neuen Larkmeads sind faszinierend!

Larkmead: The best Winery, you’ve never heard of

93

 

tr – 2025

 

2002 Carter Cabernet Sauvignon Beckstoffer To Kalon

Defensiv, reife, pflaumige Aromen im Bouquet. Darunter immer noch dunkle Beeren. Im Gaumen in sich zusammengezogen, kommt gebündelt daher. Spitze Säure. Wirkt „oben“ eher opulent, geht aber nicht wie gewünscht in die Tiefe. Endet leicht alkoholisch. Carter steht übrigens im Rechtstreit mit dem Luxuskonsern Cartier, wegen dem zu ähnlichen Namens-Schriftzug…

93

tr – 2025

2002 Bond St. Eden

Erdig, mineralische Noten im Gaumen. Schoko, Erde und dunkle Beeren. Zugänglich im Gamen, ganz leicht brandig und hitzig, wodurch ihm etwas die Frische fehlt. Er endet kraftvoll, intensiv aber im Moment nicht ganz auf dem erwarteten Niveau. Beste Phase schon hinter sich, oder nicht ganz optimal Flasche?

Nachtessen auf Bond mit allen 2013er Lagen.

 

94?

 

tr – 2025

2002 Joseph Phelps Insignia

78% Cabernet Sauvignon / 14% Merlot / 7% Petit Verdot / 1% Malbec. Ausgewogenes, verführerisches Bouquet. Dezent dunkelbeerig mit hoch attraktiver Röstung. Kerzenwachs, Bittermandeln, Baumnuss, Schoko und Minze. Im Gamen wunderbar strukturiert. Top balanciert und extrem lang. Das ist unglaubliche Weltklasse, was Phelps in einer stattlichen Menge von über 100’000 Flaschen (!) an Insignia’s Jahr für Jahr auf den Markt bringt. Kaufen, wenn immer möglich!

 

100

 

tr – 2030

2006 Schrader Cellars Cabernet Sauvignon CCS

100% Beckstoffer Cabermet Sauvignon. Intensives, offensives Bouquet. Viel Cassis, Brombeeren, Rauch, Laub, Minze. Süss, opulent im Gaumen. Enorm geschliffen, enorm süss. In der Mitte fehlt etwas an Tiefgang und rund herum von allem zu viel.  

 

94+

 

 

tr – 2025

 

2006 Colgin IX Estate

Erdig, mineralisches Bouquet. Geniales Toasting. Brotkruste, Mocca und Tabak. Darunter dramatisch, süsse Cassisnoten. Im Gaumen geschliffen, mit Tiefgang. Druckvoll ohne überladen zu wirken. Ich bewerte ihn (noch) nicht mit der Maximalwertung, da er immer noch auf dem Weg dahin ist. Ein genialer Wein, der vielleicht nur in seinem eigenen 2007er einen Konkurrenten findet. 66% Cabernet Sauvignon, 21% Merlot, 8% Cabernet Franc und 5% Petit Verdot vom hauseigenen Vineyard auf dem Pritchard Hill.

Letztes Jahr übernahm der französische Luxus Konsern LVMH (Louis Vuitton Moët Henness) 60% von Colgin. Bleibt zu hoffen, dass das Team um die grossartige Winemakerin Allison Tauziet, zusammenbleibt und wir uns auf weitere Meisterwerke freuen können, wie an damals an diesem spektakulären Tasting:

The Wines of Ann Colgin

98+

tr – 2030

2007 Colgin Cariad

50% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot, 12% Petit Verdot und 8% Cabernet Franc. Extrovertierte Nase. Wunderbar, druckvolle dunkelbeerige Aromatik. Kirschen, Cassis, Brombeeren. Feine Minzenoten und Leder. Hat die Dichte des Madrona 2002 – kein Wunder, kommt ja aus demselben Weinberg. Russ und Kamin im Abgang.  Genialer Wein mit unglaublicher Länge. Druck ist phänomenal. Immer noch sehr jung mit viel Potenzial.

The Wines of Ann Colgin

 

97+

 

tr – 2035

2007 Bond Vecina

Volle Bandbreite bereit schon in der Nase. Druckvoll schwarzbeerig mit enorm stimmiger Röstung. Mocca, Espresso, Krokant und Nougat. Der Wein beginnt vibrierend, sensationell ausgewogen und unglaublich lang. Das ist die Genialität eines ausergewöhnlichen Jahrgangs gepaart mit einem unglaublichen Qualitätsniveau. Nachbar Vineyard von Harlan. Bezaubernd!

 

98+

 

tr – 2030

2007 Hundred Acre Cabernet Sauvignon Kayli Morgan

Süsse, reife Aromen im Bouquet. Kirschen, Cassis, Griotte, Fast kitschig schön. Im Gaumen perfekt ausgewogen, auf Eleganz getrimmt aber nicht der Tiefgang eines ganz grossen Terroirs. Früh trinkreif.

94

tr – 2025

2007 Scarecrow Cabernet Sauvignon

Himmlisches Bouquet. Perfekt ausgereiftes Traubengut. Süsse, beschwingt Aromen, kreisen über der klassischen dunkelbeerigen Cab Aromatik. Im Gaumen kommt genau das, was Du erwartest. Da ist so viel Tiefe und Dramatik im Wein. Mineralische Struktur. Unwiderstehlich. Unglaublich gross. Was kann aus so einem Wein noch werden? Er ist erst zehnjährig. Absolut faszinierend. Einmalig. René Weber, neben mir, findet die Trinkreife meiner Bewertung zu unklar. Also ich korrigiere: Trinken bis März 2018…

Scarecrow scheint eine junge Winery zu sein. Erster Jahrgang 2003. Doch es lohnt sich ein Blick dahinter, vor allem auf den Weinberg. Es geht um den legendären J.J. Cohn Estate Vineyard in Rutherford. Die Rebstöcke sind zum Teil bis 70 Jahre alt. Sie nennen diese Reben “The esteemed old men”. Die geschätzten alten Männer. Die Trauben fanden jahrelang den Weg in die besten Blends, wie zum Beispiel in Mondavis Opus One, Phelps Insignia (!!! Siehe oben 2002, könnte ja sein…), Inglenook, Etude und andere. Und jetzt fliessen sie in diesen genialen Scarecrow. Ein Traumwein und aufgrund seiner Herkunft bereits jetzt eine Napa Legende. Ich werde alles in Gang setzen um eine komplette Vertikale dieser schönsten Vogelscheuche des Napa Valleys auf die Beine zu stellen.

Meine erste Begegnung mit der Vogelscheuche

 100

 tr – 2030

2007 Screaming Eagle Cabernet Sauvignon

Extrovertierte, röstig, ausufernde Nase. Unglaublich elegante Süsse, gepaart mit klarer, gradlinig schwarzbeerigen Aromen.  Darunter leicht grüne Peperoninoten, die nicht unreif wirken, sondern einen zusätzliche Dimension in den Wein bringen. Im Gaumen ist alles perfekt am richtigen Ort. Die Tannine sind super geschliffen und der Wein nach wie vor blutjung. Extrem präzise Cabernet Aromatik. 77% Cabernet Sauvignon, 20% Merlot und 3% Cabernet Franc. Von Glanz und Schönheit her der veritable Nachfolger vom 2002er.

„Alle Vögel sind schon daaaa, aaale Vöööögel, aaaaaleeeeh…“

 99+

 tr – 2030

2004 Sine Qua Non Poker Face

Würzig, erdiges Bouquet. Pfeffer, Nelken und Rauch. Fast primärfruchtige Aromen darunter. Lakitsch, Erdbeeren und Cassis. Dieser Wein kommt schon erstaunlich reif daher. Geschliffen, elegant. Einer der filigransten Sine Qua Non, die ich je probieren durfte.

Sine Qua Non: Keine absolute Notwendigkeit

 

98

 

tr – 2030

2005 Sine Qua Non Atlantis Fe 203 1A

Reifes, würzig, erdiges Bouquet. Blut, Eisen und Pfeffer. Super balancierter, ausgewogener Gaumen. Alkoholisch, kraftvoll, jung. Attraktiv. Mag das enorme Volumen zu bündeln. Verführerisch, exotisch, obwohl der Wein noch lange nicht sein ganzes Volumen zeigt.

Sine Qua Non: Keine absolute Notwendigkeit

 97+

 tr – 2035

2006 Alban Vineyards Syrah Reva Alban Estate Vineyard

Würzig intensive, klare Syrah Nase. Offen, intensiv. Im Gaumen opulent, pfeffrig. Alles spielt im blau- und schwarzbeerigen Bereich. Wirkt aufgrund seiner über 16Vol% opulent und fordernd. Ob er mit Reife eleganter wird?

 

94

 

tr – 2025

2006 Alban Vineyards Syrah Lorraine Vineyard

Süsslich, laktitsch in der Nase. Der Barrique Einfluss ist deutlich höher als beim Reva. Blumig, würziger Rhone Typ. Gehaltvoll, kräftig und geschliffen wie ein moderner CnP. Ohne Ecken und Kanten, mit toller Länge.

 

96

 

tr – 2035

2007 Saxum James Berry Vineyard

Paso Robles Blend (45% Syrah, 38% Grenache and 17% Mourvedre. Zugänglich, würzige Nase. Mineralisch, gut stützende Struktur. Zeigt Potenzial ist aber auch jetzt schon aufgrund seiner Cassissüsse erstaunlich trinkreif. Die Tannine sind immer noch massiv und die Kraft deutet auf weiter positives Entwicklungspotenzial hin.

Mehr Saxum gibt’s 2019

94+

 tr – 2035

10 Kommentare

  1. Veröffentlicht von duni am 18. April 2018 um 14:09

    irgendwie fände ich eine 89-punkte-probe spannender! also einen vergleich von weinen, die „ auf der kippe“ stehen, statt einer angestrengten „ wer hat den grösssten…( punktescore/preis/exklusive verfügbarkeit etc) „-probe mit lauter überdrüber-weinen. aber das ist meine rein subjektive meinung.

  2. Veröffentlicht von Gregor am 15. Februar 2018 um 13:52

    Habe leider den (vorläufigen) Event des Jahres verpasst, aber es ist immer schön Baschis Degu-Notizen zu lesen. Mit Freude habe ich gelesen, dass Scarecrow niemand verscheucht hat. Die Vertikale ist schon in Planung eventuell wird es sogar noch im 2018 klappen. Sehe Brett, Coco und Mimi nächste Woche zum Breakfast 🙂 Gruss an alle Gregor

  3. Veröffentlicht von robert casagrande am 12. Februar 2018 um 22:14

    wunderbar diese Geschichte. Ich lerne soviel beim lesen und riche fast den Wein. danke für die erklärung.

  4. Veröffentlicht von Sven Fischer am 9. Februar 2018 um 6:50

    Lieber Baschi, lieber Eugen

    Ohne viel Worte zu schreiben: Das war eine der grössten, in einem passenden Ambiente, mit excellentem Essen stattgefundenen Weinproben in meinem Leben. Und da gab es schon einige! Diese Weine markierten die Grösse und die Professionalität, welche aus dem Napa (bzw. Kalifornien) uns zu Hedonisten werden liessen.
    Ganz besonderes Kino liebe Freunde.

    Herzlichen Dank.

  5. Veröffentlicht von Anonymous am 8. Februar 2018 um 21:11

    Was für ein wunderbarer Abend!!!
    Essen, trinken & tinken und noch ein bisschen mehr trinken… und das alles in gemütlicher Gesellschaft.
    Diese rahren Momente wo man dem Altag so richtig entfliehen kann sind mehr Wert als alle Punkte die jemand verteilen kann.
    Danke allen die solche Momente & Erinnerungen ermöglichen!
    Gruss Philippe

  6. Veröffentlicht von Alper Alpaslan (via Facebook) am 8. Februar 2018 um 20:07

    Das hätte mir auch Spaß gemacht. Danke baschi für den detaillierten Bericht

  7. Veröffentlicht von Michael Petruck (via Facebook) am 8. Februar 2018 um 18:27

    Das beste Punktesxystem ist immer noch der eigene Geschmack.

    • Veröffentlicht von Jörg Langhof (via Facebook) am 8. Februar 2018 um 18:29

      @Doerte Svoboda das stimmt, aber es ist eine gute Orientierung für den eigenen Geschmack und ich habe noch nie bisher bei einem sehr gut bewerten Wein von Parker einen für mich „schlechten“ Wein gehabt. Du schon?

  8. Veröffentlicht von Jörg Langhof (via Facebook) am 8. Februar 2018 um 18:26

    Da verstehe ich aber auch jetzt die Logik nicht? Parker hat doch schon Gewicht und die Punktevergabe finde ich besser also z.B. bei Gault Miaut, wo man sich sehr häufig fragt, ob da der Tester etwas anderes gegessen hat als ich :). Aber schön, dass Du jetzt anderer Meinung bis und noch besser, dass es sensationell gewesen ist.

  9. Veröffentlicht von Lukas Schneider am 7. Februar 2018 um 22:45

    Lieber Eugen, lieber Baschi

    Meine Devise ist ja stets: ein Wein, eine Notiz. Das zwingt mich, erstens, mir zu jedem Wein auch wirklich eine Meinung zu bilden. Und zweitens erlaubt mir das ein paar Tage später jedes Mal eine kleine mentale Wiederholung. «Hedonistisch» hab ich ganz oft geschrieben. Von purer Freude, viel Druck, Komplexität, atemberaubender Eleganz. Ganz sicher war jeder dieser Weine ein kleines Kunstwerk. Ob jetzt genau 100 Punkte oder nicht. Die kann man eh nicht trinken. (Aber: So oft die Maximalkarte gezückt hab ich auch noch nie…).

    Es gibt wohl so Weinproben, die vergisst man nie. Bei denen einem nur schon beim Drandenken wohlig, aber doch leicht, schwindlig wird. Das war so eine. Danke für die Weine. Die perfekte Organisation. Dafür, dass ich dabei sein durfte. Das war gigantisch.

    Liebe Grüsse
    Lukas

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