Toscana Superstars

Sassicaia, Ornellaia, Masseto und Messorio! Namen, welche jedes toskanisch geprägte Weinherz höher schlagen lässt. Und alle kamen ins Glas! An einem Abend in Eschenbach. Für für die Weinwanderer zusammengestellt und offeriert von unserem generösen, lieben Freund Bärti Stocker.

Bärti Stocker. Weinwanderer Gründungsmitglied, Toscana Liebhaber und Chef Pilot in Ausbildung.

MUSIK ZUR STORY
Umberto Tozzi Gente Di Mare

Le Macchiole

Das Weingut Le Macchiole befindet sich nahe dem Städtchen Bolgheri an der toskanischen Küste. Gegründet Anfang der 1980er Jahre von Eugenio Campolmi und Cinzia Merli. Die beiden legten ihren Fokus auf (für damalige Toscana Verhältnisse) seltenere Rebsorten mit sortenreinem Ausbau. Insbesondere der reine Cabernet Franc (Paleo), der Syrah (Scrio) und der Merlot (Messorio) machten sich schnell einen Namen an der Spitze der Super-Tuscans.

Heute leitet Cinzia Merli das vielbeachtete Weingut mit ihren beiden Söhnen Elia und Mattia.

Messorio

Messorio ist ein 100% reiner Merlot ausgebaut während rund 18 Monaten in neuen Barrique. Erstmals 1994 produziert mit einer durchschnittlichen Gesamtmenge von jährlich rund 10’000 Flaschen. Aktueller Preis zirka CHF 150 – 180.

2006 Le Macchiole Messorio Toscana IGT

95

trinken – 2035


Okt 2025: Dunkles Purpur. Offenes, reifes Bouquet. Cassis, Pflaumen, Gewürze, Pfeffer, Schwarztee. Feingliedrig, raffiniert im Gaumen. Mittlere Länge. Leicht austrocknend im Abgang. Hat von seiner jugendlichen Opulenz etwas verloren, was ihm gut ansteht.

2008 Le Macchiole Messorio Toscana IGT

94+

trinken – 2040


Okt 2025: Jugendliche, frische, dunkelbeerige Aromen im Bouquet. Ebenfalls pflaumiger Merlot Anzeiger. Schöne Röstaromen und Kokos vom Barrique. Für den sonst geschmeidigen Messorio, relativ säuregeprägt. Guter Struktur und Länge. Zeigt Potenzial und könnte den grossen 2006 vielleicht sogar noch gefährlich nahe kommen.

2011 Le Macchiole Messorio Toscana IGT

91

austrinken


Okt 2025: Zugängliches, elegantes Bouquet. Cassis, Pflaumen aber auch etwas Pilz. Erste rosinige Noten, eingelegte Früchte. Leicht alkoholisch. Im Gaumen schlank und eine gewisse Disharmonie von Säure und Schmelz. Wirkt schon sehr weit entwickelt. Schwierige Jahrgangsbedingungen.

Tenuta dell‘ Ornellaia

Das Weingut Ornellaia liegt in der Maremma nahe Bolgheri und gehört zu den renommiertesten Weingütern Italiens. Es wurde 1981 von Marchese Lodovico Antinori gegründet und hat sich schnell einen internationalen Ruf für Spitzenweine aufgebaut.

Ornellaia ist vor allem bekannt für seinen gleichnamigen Bordeaux-Blend, der aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot besteht. Weitere wichtige Weine des Guts sind der Le Serre Nuove dell’Ornellaia (der Zweitwein), der Le Volte dell’Ornellaia sowie der reinsortige Masseto (zu dem wir später in diesem Beitrag noch kommen…)

Ende der 90er Jahren verkaufte Antinori einen Grossteil von Ornellaia an Robert Mondavi. Als wenige Jahre später das Mondavi Imperium seinerseits von der Constellation Group geschluckt wurde, zeigten die neuen Besitzer wenig Interesse am noblen Maremma Weingut. Somit überliess Robert Mondavi seine gesamte Mehrheitsbeteiligung an seinen langjährigen Partner Frescobaldi, mit dem er bereits das Weingut Luce besass. Für Lodovico blieb nach dieser «unfreundliche» Übernahme durch seinen «Erzfeind» keinen Platz mehr auf Ornellaia. Er kümmert sich seither mit mässigem Erfolg um seine neuen Projekte Campo di Sasso und Biserno.

Ornellaia

Das Flaggschiff Ornellaia (erster Jahrgang 1985) war von Anfang an ein klassischer Bordeaux Blend aus hauptsächlich Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot. Ueber die Jahre wurde der Anteil von neuen Barriques auf 50 – 70% reduziert. Dieser Ausbau dauert 18 Monate und nach einem weiteren Jahr Flaschenreifung kommt der noble Toscaner mit einer stolzen Menge von 120’000 – 150’000 Flaschen pro Jahr auf den Markt zu aktuell rund CHF 130 – 160.

2018 organisierte René Mauchle eine grosse Ornellaia Vertikale anlässlich zum 25 Jahre Jubiläum.

1998 Ornellaia Bolgheri Superiore

keine Bewertung


Okt 2025: Oxydierte Flasche. Spürbar Pflaumen, Torf und nasses Holz. Portig. Eigentlich untypisch und ich hoffe, es war einfach eine schlecht gelagerte Flasche. Allerdings hatten wir kürzlich auch das gleiche Phänomen beim 2001er und beim 1997er…

2003 Ornellaia Bolgheri Superiore

92

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Okt 2025: Mittleres Purpur. Mildes, würziges Bouquet. Dunkelbeerig, Kirschen unterlegt, aber auch schon erst portige Aromen. Voll reif im Gaumen. Leicht kernige Tannine. Wird sich vielleicht noch etwas verfeinern, aber das geht dann zu Lasten der Kraft. Jetzt trinken.

2006 Ornellaia Bolgheri Superiore

95

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Okt 2025: Blau- und schwarzbeerige Grundaromatik. Feine Röstaromen, Tabak und Gewürze. Im Gaumen komplett, vollmundig, ausgewogen. Zeigt Kraft und gleichzeitig eine noble Eleganz. Jetzt in einem sehr attraktiven (aber wahrscheinlich kurzem) Genussfenster.

Sassicaia

Nach wie vor ein magisch klingender Name für alle Weinfreunde rund um den Globus. Weltberühmt dank dem Visionär Marchese Mario Rocchetta, welcher als Bordeaux Liebhaber Mitte des letzten Jahrhunderts damit begann, in der Nähe seines Landsitz San Guido in der Maremma Cabernet Sauvignon Stöcke zu pflanzen. Ursprünglich gedacht als Hauswein in kleinen Mengen. Mit der Zeit erkannte der Marchese das grosse Potenzial, welches in den steinigen Rebbergen steckt und pflanzte weiter Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc Stöcke, um seinen Hauswein nun in grösseren Mengen kommerziell zu vermarkten. 

Die örtliche Weingesetzgebung interessierte ihn gänzlich wenig und brachte erstmals 1968 den Sassicaia als „gewöhnlichen“ Vino Tavola auf den Markt. Die Toskana Weinrevolution brach aus. Von den Traditionalisten nieder gemacht, aber weltweit als Kultwein hochgelobt. Der 1985er Sassicaia (Ausgabepreis 18’000 Lire) erhielt als erster italienischer Wein von Robert Parker 100 Punkte. Der Rest ist Geschichte.  

Den internationalen Durchbruch seines Sassicaias erlebte der 1983 verstorbene Marchese nicht mehr. Doch war er Wegbereiter und Vorbild vieler kommenden „Super Toskaner“ wie Ornellaia, Solaia, Macchiole, Guado al Tasso, Tua Rita und einigen mehr. Seit den 80er Jahren wird das Weingut von seinem Sohn Nicolò geführt Die Produktion von rund 3000 Flaschen des Erstlingsjahrgangs stieg kontinuierlich an. Heute bringt Tenuta San Guido jährlich rund 200‘000 Flaschen Sassicaia in den Handel. Die weiteren Weine sind Guidalberto (Cabernet Sauvignon / Merlot) und Le Difese (Cabernet Sauvignon / Sangiovese).

Das Flaggschiff besteht praktisch immer zu 85% aus Cabernet Sauvignon und 15% Cabernet Franc. 24 Monate ausgebaut in teils neuen, teils gebrauchten französischen und slawonischen Fässern. Seit der inflationären Punkteüberschüttung für Maremma Weine von Monica Larner stiegen die „Sassi“ Preise in den letzten Jahren kontinuierlich an und erreichen die 200 Franken Marke, oder bei den 100 Punkte Editionen gerne bald das Doppelte….

2015 durfte ich dabei sein bei einer umfangreichen Sassicaia Vertikale organisiert von Verena Conte.

2006 Tenuta San Guido Sassicaia Bolgheri

97

trinken – 2035


Okt 2025: Zugänglich, reifes Bouquet. Pflaumen, Kirschen, Malz, Kräuter, Kandis. Passend, defensiver Holzeinsatz. Mehr Terroir Aromen als Frucht. Hat sich im Gaumen verfeinert und weniger opulent und kraftvoll, wie ich ihn noch vor ein paar Jahren in Erinnerung hatte. Ein in sich stimmiger, wunderbar reifender, grosser Sassicaia. Der Benchmark für den 2016er?

2007 Tenuta San Guido Sassicaia Bolgheri

93

trinken – 2030


Okt 2025: Frisches, dunkelbeeriges Bouquet. Erstaunlich jugendlich. Beerig, fruchtige im Gaumen. Leder, Tabak, Zedern. Schmackhaft zugänglich. Ein geschmeidiger Sassicaia, der nicht die Komplexität der grossen Jahrgänge aufbringt, dafür aber mit zugänglichem Charmes überzeugt.

2011 Tenuta San Guido Sassicaia Bolgheri

92

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Okt 2025: Ausgewogen, reif und zugänglich. Angenehmes frucht- / reife Verhältnis. Ein abgerundeter schöner Wein. Vielleicht nicht die Komplexität und Grösse, die man von einem Sassicaia sonst erwartet. Aber fein zu trinken ist er allemal!

Masseto

Ursprünglich entstand Masseto (immer ein reinsortiger Merlot) aus dem Hause Ornellaia, von Marchese Lodovico Antinori. Nach der Frescobaldi Übernahme (2005) etablierte sich Masseto 2017 als eigenständiges Weingut mit eigenen Kellereien innerhalb des Frescobaldi Konzerns.

Der Name „Masseto“ leitet sich vom italienischen Wort masso (Großstein / Felsblock) ab – Hinweis auf die berühmten blaugrauen Ton- und Lehmböden des Weinbergs. Der erstmals 1987 produzierte „Chateau Petrus Italiens“ wurde von Anfang im High End Level platziert und vermarktet.

Die malolaktische Gärung findet beim Masseto in Barriques statt, die zu 100 % aus neuer Eiche besteht, wobei die verschiedenen Weinberge während der ersten 12 Monate des Ausbaus getrennt bleiben. Anschließend wird der Weine verschnitten und für ein weiteres Jahr in Barriques gelagert, so dass er insgesamt 24 Monate in Holz bleibt. Nach der Abfüllung reift der Masseto weitere 12 Monate in der Flasche, bevor er auf den Markt kommt.

Jährlich werden vom weltweit sehr gesuchten Prestige Merlot rund 20’000 – 30’000 Flaschen abgefüllt. Je nach Bewertungen findet man Flaschen zwischen 500 – 1000 Franken im Markt. Seit 2017 gibt’s den Zweitwein Massetino aus jüngeren Reben.

2005 Masseto Toscana IGT

95

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Okt 2025: Offenes, reifes Bouquet. Merlot-pflaumig, mit dunkelbeeriger Grundaromatik. Sehr schön balanciert, elegant und lang. Ganz dezente Malz- und Rosinennoten deuten auf ein fortgeschrittenes Reifestadium hin. Somit auf nichts mehr warten und sich freuen ab diesem grossen Masseto

2010 Masseto Toscana IGT

95+

trinken – 2040


Okt 2025: Dunkelbeerige Nase. Cassis, Brombeeren, Pflaumen, Kirschen, dunkle Schokolade, Teer. Druckvoller Auftakt, geschmeidiger Körper. Gross, gehaltvoll. Ist auf sehr gutem Weg. Darf noch zwei, drei Jahre reifen, dann werden die Gerbstoffe noch milder und wird an Eleganz zulegen.

2015 Masseto Toscana IGT

97+

trinken – 2035


Okt 2025: Berauschendes, offensives Bouquet. Konzentrat an Cassis, Brombeeren und dunklen Kirschen. Kokos, Nougat, Vanille. Völlig offen und zugänglich. Extrovertierte Opulenz. Enorm komplex, tiefgründig und lang. Irgendwie ist von allen positiven Komponenten zu viel drin. Schwierig alles aufzunehmen und zu ordnen. Multidimensional!

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