Toscana IGT 2016: Die Alternativen

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Nach den „Supertoskaner“ aus dem Superjahr 2016 folgen ein paar spannende Alternativen vom grandiosen Toscana Jahrgang.

Vor wenigen Wochen veröffentlichte ich an dieser Stelle den Bericht über die „Supertoskaner aus dem Superjahr 2016“. Ja, der Jahrgang ist zweifellos grandios. Klar ist aber auch, dass je grösser der Jahrgang je geringer die Qualitätsunterschiede von günstigen zu teuren Weinen sind. Ich schrieb damals, dass es interessant wäre, paar „preisgünstigere“ Alternativen zu probieren.

Diesem Aufruf folgten innovative Weinhändler und schickten mir 2016er IGT’s aus ihrem Sortiment.

Hier ein paar spannende Tipps, welche ich zum Nachkauf empfehle, denn nach den Superjahren 2015 und 2016 folgen mit dem sehr heissen und trockenen 17er und dem regnerischen 18er eher mittelprächtige Ausgaben. 

2016 Podere Poggio Scalette ‚Il Carbonaione‘ Alta Valle della Greve IGT

92+ / 2025 – 2035

100% Sangiovese von 80jährigen Reben.

Rauchige Nase, Kräuter, Kirschen, Brombeeren, Schoko und nasse Erde. Frische Noten im Gaumen. Kernig, rustikaler, kraftvoller Sangiovese Touch mit prägnanter Säure. Klassisch. Darf gerne zehn Jahre reifen.  

2016 Castello Banfi Summus IGT

93+ / 2025 – 2040

40% Sangiovese, 35% Cabernet Sauvignon, 25% Syrah. 20 Monate Barrique. 40’000 Flaschen.

Dunkelbeerig, würziges Bouquet. Kräuter, Kirschen, Pflaumen, Tannenäste. Laktische Aromen. Runder Auftakt. Recht füllig im Gaumen. Zupackende Gerbstoffe, intensiv und lang. Sehr gut gemacht.   

Castello Banfi

2016 Brancaia Il Blu Toscana IGT

95/ 2025 – 2035

70% Merlot, 25% Sangiovese, 5% Cabernet Sauvignon. 20 Monate in 2/3 neuen Barriques, 1/3 gebrauchten Barriques. 35’000 Flaschen.

Röstiges, extrovertiertes Bouquet. Pflaumen, dunkle Kirschen, Cassis und viel Barriquearomen. Feingliedrig, vollmundig im Gaumen. Ist aktuell stark holzgeprägt, vielleicht einen Touch zu viel. Doch die Substanz ist da und wird seine Harmonie finden. Sehr attraktiver, verführerischer Wein,.

Brancaia mit 28 Hektaren Rebfläche in Castellina und 12 Hektaren auf Poppi liegt mitten im Herzen der Region Chianti Classico mit den beiden Lagen Brancaia und Poppi. Besitzer sind seit 1981 die Schweizer Brigitte und Bruno Widmer. Seit Ende der neunziger Jahre kümmert sich ihre Tochter Barbara, studierte Oenologin, um das Weingut. 

2016 Montepeloso A Quo Toscana IGT

91 / tr – 2000

Blend aus Montepulciano, Cabernet Sauvignon, Marselan, Alicante

Würzig, offenes, klassisches Toscana Bouquet. Rote und schwarze Kirschen, Brotkruste, Krokant. Zupackend, kernig im Gaumen. Gute Säure und Tannine. Ein klassisches, gebietstypisches Beispiel zu einem sehr attraktiven Preis

Im Jahr 1999 kaufte Fabio Chiarelotto das Weingut Montepeloso und vergrösserte es im Laufe der Jahre auf total 14 ha bestockte Rebfläche. Im November 2007 wurde der Schweizer Unternehmer, Silvio Denz, aktiver Partner auf Montepeloso. Der Ausdruck „A Quo“ definiert einen Ausgangspunkt. „A Quo“ ist der Basiswein. Im übertragenen Sinn, verwenden sie „A Quo“ daher als Einstieg in die Montepeloso-Weine.

2016 Montepeloso Eneo Toscana IGT

94 / 2025 – 2040

Sangiovese, Montepulciano, Malvasia, Alicante Bouschet

Blau- und schwarzbeeriges Bouquet. Kirschen, Cassis Pflaumen, Teer, Holz, Laub, Waldboden. Druckvoller Gaumen, intensiv und lang. Kommt schon sehr ausgewogen daher und lädt zum frühen Trinkgenuss ein.

Weinberg von Montepeloso

Villa Santo Stefano ‚Loto‘ Toscana IGT

92 / tr – 2030

Cabernet Sauvignon, Merlot, Petit Verdot, 12 – 16 Monate Barrique.

Sehr offenes, röstiges Bouqet. Süss, etwas künstlich. Barrique fast zu prägnant. Im Gaumen nicht ganz die Konzentration, welche er in der Nase erhoffen lässt. Moderner, gut gemachter Wein. Früh trinkreif. Gastronomisch.

2016 Cavalli Tenuta degli Dei ‚Le Redini‘ Toscana IGT

92 / tr – 2030

90 % Merlot, 10 % Alicante Bouschet. 12 Mt. Ausbau in Barriques.

Mildes, ausgewogenes Bouquet. Vor allem dunkelbeerige Aromen. Etwas Kokos, Krokant und Vanille. Kommt geschliffen und harmonisch daher. Die Gerbstoffe sind in dieser jungen Phase kaum spürbar. Also – Zapfenzieher raus. Auf nichts mehr warten. Tolles Preis-/Leistungsverhältnis.

2016 Poggio Argentiera PoggioRaso IGT

93+ / 2025 – 2035

100% Cabernet Franc. 14 Mt. Ausbau in neuen Barriques Fässern.

Mildes dunkelbeeriges Bouquet mit schöner Kräuternote. Minze und Eukalyptus, begleitend mit milden Vanille Noten. Mittelschwer im Gaumen. Prägnante Säure und massive Gerbstoffe. Wirkt anfänglich schlank geht aber toll in die Länge. Der Cabernet Franc ist normalerweise Begleiter, doch hier hat er das nicht und geniesst einen Soloauftritt. Es ist bei keiner Traube so schwer vorauszusagen wie sich das sortenrein entwickeln wird. Bei diesem sehr Exemplar bin ich aber sehr zuversichtlich.

Poggio Argentiera

2016 Poggio Argentiera Poderadua IGT                   

91+/ tr – 2030

100% Syrah

Klassisch, würzige Syrah Note. Nicht so voluminös wie Rhone eher anlehnend an Sangiovese. Dunkle Kirschen, Rauchfleisch, Rosmarien, Kerzenwachs. Harmoisch, rund im Gaumen. Zugänglich, früh trinkreif.

2016 Tenuta Sette Ponti Oreno Toscana IGT,

94 / tr – 2030

50 % Merlot, 40 % Cabernet Sauvignon, 10 % Petit Verdot. 18 Mt. Ausbau in neuen Barriques Fässern.

Voluminöses, offenes Bouquet. Brombeeren, Cassis Pflaumen, Kirschen, Dörrfrüchte. Schon sehr zugänglich und bereits erste reife Aromen. Würzig, leicht floral im Gaumen, etwas breit strukturiert und recht opulent. Modern und früh trinkreif.  

2016 Tua Rita Giusto di Notri Toscana IGT

95+/ 2025 – 2040

Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot 18 Mt. Ausbau in neuen Barriques Fässern.

Pflaumen, Brombeeren und Kirschen im offenen Bouquet. Ausgewogene Holzbegleitung. Etwas nussig. Bordeaux orientierter, säurebetonter Wein. Zeigt viel Substanz und Tiefgang und im Gegensatz zu vielen ähnlichen IGT wirkt er nicht so „instant-zugänglich“ sondern verspricht einiges an Potenzial.

2016 Colline di Sopra Sangiovese Sopra IGT

92 / tr – 2030

100% Sangiovese

Voluminöses, würziges Bouquet. Süsse, rot- und schwarzbeerige Aromen. Fast marmeladig süss. Kandis, Zuckerwatte, Russ und Vanille. Sehr rund, opulent im Gaumen. Unglaublich viel Stoff, kaum zu glauben, dass reiner Sangiovese so viel Power aufbringt. Wird hier mit angetrockneten Trauben operiert? Ein «amaronehafter» Toscaner, der seine Fans finden wird.

Das moderne Bioweingut Colline di Sopra wurde im Herbst 2006 gegründet und im Jahr 2015 vom Agronom ETH Ulrich Ziegler übernommen.

Colline di Sopra

2016 Colline di Sopra Cabernet Franc Sopra IGT

94+ / 2025 – 2040

100% Cabernet Franc. Gärung im Stahltank für ca. 15 bis 20 Tage, bei Temperaturen von höchstens 26°C. 24 Mt. Ausbau in neuen Barriques Fässern.

Zurückhaltendes Bouquet. Etwas grün, Frucht im Hintergrund. Süsse Kandisnote, etwas Kaffee, Mocca, Baumnussschalen, Waldboden und Tabak. Die Cabernet Franc Würze dringt klar durch.  Im Gaumen wirkt er sehr geschliffen, harmonisch und mit guter Länge ausgestattet. Sehr attraktiv in dieser jungen Phase.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Ueli Ziegler am 12. Juli 2020 um 13:16

    Sehr geehrter Sebastian Schwander

    Wir von der Colline di Sopra haben uns richtig gefreut über die schöne Bewertung und dies nach wenigen Jahren der Übernahme des Weingutes.
    Wir produzieren heute nur reinsortige Weine (Sangiovese, Merlot, Syrah, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot und in Zukunft auch weisse Weine, wie Viognier und Roussanne).

    Mit freundlichen Grüssen aus der Toskana

    Ueli Ziegler

    PS Der Sangiovese beinhaltet keine angetrockneten Beeren, sondern wir haben von ca. einer halben Hektare nur 1200 Flaschen produziert, d.h. 1,8 dl/ Quadratmeter mit ca. 102 Oechsle.

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