An der Spitze angekommen: Château Péby Faugères

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Die letzen Jahrgänge sind Weltklasse. Der Wein ist an der Saint Emilion Spitze angekommen. Eine begeisternde Probe mit Chateau Besitzer Silvio Denz.

Unsere «Corona bedingter Waldspaziergang- und Degustationsgruppe» ist ein eingeschworenes Fitness- und Genuss-Team und unterliegt strikt den BAG Verordnung. Es kann aber vorkommen, dass am Fünfertsich ein Platz frei bleibt. Dann ist ein Gast gerne willkommen. Erst recht, wenn es sich um einen berühmten Schweizer Chateau Besitzer aus Saint Emilion handelt, der zudem noch seine neusten Jahrgänge zu Probe mitbringt.

Silvio Denz in Eschenbach mit seinem aktuellen Lieblings-Peby 2018

Viele schöne Dinge verbindet man mit Silvio Denz. Parfüm, Kosmetik, Kunst, Design, Kristall, Immobilien, Waldspaziergänge (…) und natürlich Wein. Im Besitz des gebürtigen Basler Unternehmers, mit feinem Gespür für gewinnbringende Investitionen, befinden sich inzwischen bereits mehrere Weingüter.

Begonnen hat sein önologisches Engagement 1998 mit einer Beteiligung beim spanischen Weingut Clos d’Agon, dessen Anteile er aber kürzlich verkauft hat. 2005 erwarb Denz auf Empfehlung seines Freundes, Graf Stephan von Neipperg Chateau Faugeres, welches insgesamt drei Weingüter umfasst. Château Faugères, Château Péby Faugères, aus der  Appellation Saint-Emilion, sowie Château Cap-de-Faugeres in den Côtes de Castillon.

Auf Château Faugeres erschuf er kurz darauf eine imposante «Weinkathedrale» in Zusammenarbeit mit dem Tessiner Architekten Mario Botta.  Damit ist Silvio Denz definitiv im Bordeaux angekommen. Und er ist hier, um zu bleiben.

Chateau Faugeres (Quelle Facebook Ch Faugeres)

Doch das wars noch nicht. 2010 übernahm er zusammen mit Peter Sisseck das historische Weingut Château Rocheyron, ebenfalls in Saint-Emilion und 2014 erweiterte er sein Portfolio überraschend mit einem der traditionellsten und hoch angesehensten Sauternes Weingüter Château Lafaurie-Peyraguey. Ausserhalb Frankreichs ist Silvio Denz zudem beim Toskaner Weingut Montepeloso engagiert.

Wahrlich ein beeindruckendes Weinportfolio. Ein exquisites Schmuckstück in dieser Schatulle ist Chateau Peby Faugeres. Das rund sieben Hektar grosse, ausserordentliche Terroir mit zum Teil über 50jährigen Reben liegt an einer nach Süd-Südosten ausgerichteten zusammenhängenden Hanglage und besteht aus Kalkbraunerde auf kalk- und lehmhaltigen Untergrund. Durch den naturbedingten, limitierten Ertrag von bloss 15 Hektoliter pro Hektare, und rigoroser Selektion werden jährlich bestenfalls 12’000 Flaschen abgefüllt. Der Rest geht in den Zweitwein Merle de Peby Faugeres.

Denz und sein Kompetenzteam rund um Michel Rolland und Graf Stephan von Neipperg haben es geschafft, Peby Faugeres aus seinem langjährigen Dornröschenschlaf wach zu küssen und es an die Spitze des Saint Emilions heranzuführen. Logisch wurden in der Folge Peby Faugeres wie auch Chateau Faugeres 2012 zum Grand Cru Classé hochgestuft.

Michel Rolland, Silvio Denz, Stephan von Neipperg

Peby Faugeres ist immer ein 100% reiner Merlot, ausgebaut während rund 18 Monaten in 60% neuen Barriques. Aktuelle Jahrgänge kosten rund 150 Franken pro Flasche.

2009 Chateau Peby Faugeres, Saint-Emilion Grand Cru

91 / austr

Leicht brandiges, überreifes, pflaumiges Bouquet, erste Anzeichen von Oxydation. Erdige Aromen, Rumtopf, Leder und wenig Frucht. Im Gaumen nach wie vor kompakt und auch farblich völlig in Ordnung. Es kann mehrere Gründe haben. Die Wahrscheinlichste: Der 2009er war für die Merlots auf Peby Faugeres einfach zu heiss, was die Reife in der Flasche beschleunigte. Nach wie vor gut, aber nicht die Klasse der neueren Jahrgänge.

2010 Chateau Peby Faugeres, Saint-Emilion Grand Cru

96+ tr – 2030

Reifer Mix von blau- und schwarzbeerigen Aromen. Rauch, Minze, Eukalyptus. Super elegant Holzbegleitung mit Kokos und Kaffee. Samtig integrierte Gerbstoffe. Viel Power und trotzdem nicht überladen. Kompakte Struktur und sehr lang. Kommt jetzt in die erste Trinkreife und wird dieses phänomenale Niveau noch ein gutes Jahrzehnt halten können.

2012 Chateau Peby Faugeres, Saint-Emilion Grand Cru

95 / tr – 2030

Kein einfaches Jahr. Lediglich 3500 Flaschen wurden nach strikter Selektion abgefüllt. Doch das Ergebnis ist begeisternd. Ein völlig exotischer, extrovertierter Peby mit ausuferndem Spassfaktor. Dramatisch schwarzbeerig mit süssem Cassis, dazu Teer, Waldboden, Kandis, Minze, Eukalyptus. Kein klassischer St. Emilion sondern ein internationaler Weltklasse Merlot, der sich weit aus seinem hedonistischen Trinkfenster hinauslehnt.

Nachkaufen oder Ausschau halten nach dem Zweitwein «2012 Le Merle de Péby-Faugères» Dank der rigorosen Selektion in diesem Jahr dürfte der überdurchschnittlich gut sein…

2014 Chateau Peby Faugeres, Saint-Emilion Grand Cru

94 / tr – 2035

Rauchig, röstiges Bouquet. Nach wie vor jugendliche, blau- und schwarzbeerige Aromen mit Kirschen, Cassis und Pflaumen. Fast noch laktisch, frisch. Etwas weniger konzentriert und leicht breiter in der Statur. Der Abgang ist lang und opulent und endet mit dunkler Schokonote.

2015 Chateau Peby Faugeres, Saint-Emilion Grand Cru

97+ / 2025 – 2035

Klassisches Merlot Bouquet mit intensiven Aromen nach dunklen Kirschen, Pflaumen, Schoko, Russ, Gewürzen. Er lebt von Frucht und Terroir. Die Holznoten (Mocca, Kaffee) begleitend defensiv. Er befindet sich in einer Zwischenphase, präsentiert aktuell mehr Potenzial als Zugang. Im Gaumen super kompakt, perfekt balanciert und mit beeindruckender Länge. Der langlebigste Peby dieser Probe. Eine Merlot Offenbarung!

2016 Chateau Peby Faugeres, Saint-Emilion Grand Cru

95+ / 2025 – 2035

Ausgewogenes, mildes Merlot Bouquet. Dunkle Kirschen, Leder, Kaffee, Mocca, Schoko. Im Gaumen kommt er schon sehr stimmig daher, gefällig mit etwas weniger Konzentration als normal, was ihn jetzt schon zugänglich macht und früher trinkreif sein wird. Einmal mehr beeindrucken mich die unglaublich seidigen Tannine. Da steckt einerseits sehr viel önologisches Knowhow dahinter, andererseits ist das Terroir und die alten Rebstöcke auf Peby Faugeres die Basis für diesen Erfolg.

2017 Chateau Peby Faugeres, Saint-Emilion Grand Cru

93+ / tr – 2035

Aus dem schwierigen Frostjahr 2017 mit rund 20% weniger Ertrag, gelang ein geschmeidig, eleganter, charmanter Peby. Tolle Frucht mit stimmiger Holzbegleitung. Dunkle Kirschen, Pflaumen, Gewürze, dunkle Schokolade. Mittlere Konzentration und seidenfeine Gerbstoffe verführen zum frühen Trinkgenuss.

2018 Chateau Peby Faugeres, Saint-Emilion Grand Cru

98+ / 2025 – 2040

Kurz vor Abfüllung. Dramatisches, extrovertiertes Bouquet. Süsse, schwarzbeerige Aromen, Kirschen, Creme Cassis mit Kandis, Schoko, Mocca. Super edler Holzeinsatz. Im Gaumen stoffig ober nicht überkonzentriert. Die Tannine einmal mehr seidenfein. Ein unglaublich präziser, frischer Wein mit immensem Tiefgang aufgrund des beeindruckenden Ausgangsmaterials kombiniert mit moderner Vinifikation.

Die Waldspaziergang-Jury ist begeistert und orderte spontan 1% der gesamten 2018 Ernte….

2019 Chateau Peby Faugeres, Saint-Emilion Grand Cru

96 – 100 / 2025 – 2040

Fassmuster Juni 2020.  Dunkles Violette. Intensives, opulentes primärfruchtig getriebenes Bouquet. Heidelbeer, Brombeer, Kirschen, Cassis, Veilchen, Pflaumen und viel Rauch. Alles super frisch und äusserst präzise. Im Gaumen stoffig, dicht und enorm kräftig. Im Vergleich zum 2018er etwas fülliger. Das wird ein Kopf an Kopf Rennen zwischen den beiden neusten Jahrgängen und ein weiterer Beweis, dass Peby Faugeres seinen Platz an die Spitze Saint-Emilions eingenommen hat.

2012 wurde das Chateau auf Grand Cru Classé hochgestuft. Mit dem Eindruck dieses Tastings und dem Blick auf die Weingüter der nächsten Liga (Premiers Grands Crus Classés B) dürfte 2022 das Dossier «Peby Faugeres» bei der St. Emilion Jury wieder ganz oben liegen….

6 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Winfried End am 14. März 2023 um 9:26

    Wir hatten am Wochenende das Vergnügen einen Peby Faugeres aus der 1,5 l Mag. zu trinken.
    Der Wein war reif aber excellent, ein Merlot Gedicht.

  2. Veröffentlicht von Goce am 1. Januar 2021 um 12:45

    Lieber Baschi

    Deine Notizen teile ich…Wir hatten gestern 2009 und 2010 nebeneinander und ich war mit deiner Bewertung anfänglich einverstanden. Nach 3h drehte aber der 09er mächtig auf. Verlor irgendwie das Babyspeck, wurde exotischer, feiner und deutlich vesser als der 10er. Ich würde dem 09er nochmals eine Chance geben…und mehr Zeit/Luft

  3. Veröffentlicht von Michael Holzinger am 12. Juni 2020 um 2:53

    Ich habe da so einige BDX 2009, die mir aktuell schwere Kopfschmerzen bereiten. Manche 2009er sind unter der Last der heiter-fröhlich-hohen Punkte-Orgien damals, jüngst schlicht zusammengebrochen.

    Peby Faugeres 2009, im Novemer 2019 serviert, war simpel am Ende. Clos Baradon 2009, ein zusammengebrochener Totalschaden. Pedesclaux 2009, recht verzerrt und enttäuschend. Petite Gravet Aine 2009, ein unrunder Wein. Poujeaux Branas, Bordeaux? Teils zu hohe Alkoholwerte zeigen sich nun offensichtlich einfach schwierig bei manchen Weinen.

    Bordeaux-Freunde zum Chateau Peby Faugeres dürfen sich zwei Fragen stellen:

    Mag ich überhaupt konzentrierten reinen Merlot?
    Mag ich die relativ uniforme Wein-Handschrift des umtriebigen Michel Rolland?

    Vielleicht kann man herleiten: Faugeres Peby holte Rolland und bekam eine Art Masseto-Richtschnur, denn diese gab Michel Rolland (Masseto [sic] ) sicherlich gerne vor.

    Ein eingekaufter Star-Önologe sorgt bekanntermaßen für Aufmerksamkeit, und genau für dieses Marketing zahlt man, denn rein handwerklich gibt es längst eine Vielzahl großartiger, innovativer Spitzen-Weinmacher, in ganz Europa. Ein bekanntes, beliebtes, kostenintensives Schema X in der solventen Quereinsteiger-Weinguts-Aquisitions-Welt – und das hat immer auch einen sprichwörtlich geschmacklichen Preis im Wein am Ende.

    Waren 2009 und 2010 schon nicht günstig, ist Peby zuletzt nun gut doppelt so teuer geworden.

    Was der 2019er dann kosten soll, wird hochinteressant mit Blick auf den Vermarktungs-Preis-Zauber, der für die 2019er Bordeaux-Subskriptions-Offerten gerade stattfindet.

    Ansonsten glaube ich gerne, das die Herren oben auf dem Foto sicher viel Spaß nach dem Spaziergang hatten.

    Bleibt als letzte Frage:

    Wieder ein Wein, der motiviert in ganz wenigen Jahren systematisch hoch geschrieben wurde?

    Und wenn man es so sehen könnte, wer hat da eigentlich noch Freude dran, außer dem Weingutsbesitzer natürlich. Der Einzelhändler am Ende der Nahrungskette kann es ja eigentlich kaum mehr sein. Der End-Kunde schon gar nicht.

    Irgendwie wiederholen sich mittlerweile diese „Money makes a Big Big Wine“-Geschichten auf eine gewisse, fast profane Art. Und werden sie damit vielleicht nicht auch immer zugleich ein Stückchen langweiliger?

    Mit besten Grüßen aus Berlin

    Michael Holzinger

    • Veröffentlicht von Christof Skala am 20. Juni 2020 um 17:25

      Nur allzu gut nachvollziehbar dieser Kommentar aus Berlin! 🌟

  4. Veröffentlicht von Marcel Jauk (via Facebook) am 11. Juni 2020 um 9:35

    René Gabriel hat den Jahrgang 2009 gelobt, was mich zu einem Kauf animierte, ich hoffe, die Flasche war einfach schlecht. Meine Erfahrung zu diesem Wein: Einer der besten Weine die ich trinken durfte. https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=751270698407637&id=675629172638457

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