Schweizer Top Shot auf dem Weg zur internationalen Spitze: Der rare Chardonnay von Martha und Daniel Gantenbein.
Über die genialen Weine und das sympathische Winzerpaar Martha und Daniel Gantenbein durfte ich schon einiges berichten und verkosten. Diesmal bot sich die Gelegenheit in Beat Caduff’s Wine Loft zehn Jahrgänge vom gesuchten Chardonnay zu geniessen.
Einzig auf den 2013 mussten wir verzichten. Der Frost reduzierte damals die Ernte auf rund ein Fünftel der eh schon sehr knappen Menge. Spannend die Entwicklung, von den eher voluminöseren, älteren Jahrgängen bis hin zu den aktuellen, super raffinierten und spektakulären Abfüllungen.
Detailinformationen zu Gantenbeins Philosophie findest Du in meinem Bericht anlässlich des Besuchs auf dem Weingut im September 2015:
Handwerk und Hightech: Die Erfolgskombination von Martha und Daniel Gantenbein
Und die Notizen zu einer umfangreichen Vertikale von Gantenbeins Pinot Noir von Anfangs 2019 gibt’s hier: Gantenbein Pinot Noir 2001 – 2016
2007 Gantenbein ChardonnayHolzbetontes, würziges Bouquet. Leichte Butternoten, Birnen, Asche. Milder Auftakt, zarte Säure. Danach kommt viel Stoff, kraftvolle Statur, lang und wuchtig im Abgang. Noch top in Form. Sicherlich eher auf der opulenten Seite, doch die nach wie vor präsente Frische verleiht ihm immer noch grossen Trinkspass. |
92 |
tr – 2025 |
2008 Gantenbein ChardonnayOffenes, sehr reifes Bouquet. Gewürznoten wie bei einem reifen weissen Rhone Wein. Etwas eingemachte Früchte, etwas Konservendosen Sirup und leicht gemüsig. Geschmeidiger Körper, sehr reif. Mehr Chardonnay Aromatik im Gaumen als in der Nase und im Abgang zeigt er sich noch lebendig. Vielleicht keine optimale Flasche. |
88? |
austr |
2009 Gantenbein ChardonnayFrisches, exotisches Bouquet. Klare, nussige Chardonnay Aromatik gepaart mit Nuancen von süssen Himbeeren und Orangen. Elegant, feingliedriger Körper. Kommt sehr geschmeidig daher mit frischer, präsenter Säure. Ruhiger, erhabener Abgang. Gefällt mir ausgezeichnet. |
94 |
tr – 2025 |
2010 Gantenbein ChardonnayNussiges, etwas träges Bouquet. Fenchel, Kohl. Vielleicht etwas spät gelesen. Im Gaumen sehr rund, reif mit mittler Intensität. Besser im Gaumen als in der etwas müden Nase. Da scheint noch genügend Gripp vorhanden zu sein. Dekantieren. |
90 |
austr |
2011 Gantenbein ChardonnayOffenes, röstiges Bouquet. Gianduja, Rauch, Vanille. Zitrusfrüchte im Hintergrund. Harmonisch, frisch im Gaumen. Wunderbare Balance mit nach wie vor knackiger Säure. Hat sich prima entwickelt und hält sich weiter sehr positiv. |
94 |
tr – 2025 |
2012 Gantenbein ChardonnayZurückhaltend in der Nase. Defensiv grasig, würzig. Zitrus, Kalk und dezente Holznote. Voluminös im Gaumen, milde Säure und toller Mineralität. Mittlere Länge. Sehr angenehm, süffig ohne dramatisch zu wirken. |
92 |
tr – 2030 |
2014 Gantenbein ChardonnayOffenes, reifes Bouquet. Pfirsich, Aprikose, Ananas, Butter und Zitronengrass. Alles in sehr feiner, dezenter Art. Eleganter, milder Auftakt. Wunderbar ausgewogen und mit mittlerer Länge. Ein geschmeidig, stimmiger Wein mit einer gewissen Mersault Mineralik. Ganz gross. |
95 |
tr – 2030 |
2015 Gantenbein ChardonnayOffensives, röstiges Bouquet. Präsente, attraktive Barriquenoten. Zupackend, kernig im Gaumen. Super Säurestruktur und Länge. Ein äusserst raffinierter Chardonnay. Wirkt perfekt ausgewogen mit burgundischer Eleganz. Genial. |
97 |
tr – 2030 |
2016 Gantenbein ChardonnayWürzig, röstiges Bouquet. Russ, Kalk und Holz. Im Hintergrund Zitrusaromen, Honig und Birnen. Kraftvolle Struktur, viel Stoff. Sehr mineralisch mit knackigem Nerv. Noch sehr jung und wild. |
94+ |
tr – 2030 |
2017 Gantenbein ChardonnayOffenes, mineralisches Bouquet. Gewürze, Jod, Kalk. Sehr defensiver Holzeinsatz. Knackig, frische Frucht. Obst. Die ganze Grösse des Weins kommt im Gaumen. Voluminös, rund und frisch. Grossartige Länge. Wunderbar elegant mit viel Potenzial. Warten. |
95+ |
2022 – 35 |
Die Werke der Gantenbeins verdienen grössten Respekt. Es fragt sich nur, ob die Bündner Herrschaft mit der Klimaveränderung nicht bald zu warm wird, um die Produktion von hochklassigem Chardonnay mittel- und langfristig zu ermöglichen. Zum Vergleich: die Wachau ist vielerorts bereits schon zu warm für die Produktion von Weltklasse-Riesling. Es ist eindrücklich, wie Deutscher Spitzen-Riesling aus kühleren Lagen die Wachauer Top-Rieslinge konkurrenziert (und immer öfter deklassiert).
Ich liebe Schweizerwein, doch den Ganti hype werde ich nie verstehen, mir fehlt da wohl eine spezielle geschmacks Synapse.