Heitz Martha's Vineyard & Old Companions

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Zehn Spitzenjahrgänge von Heitz Martha’s Vineyard 1968 – 1997 mit ihren legendären kalifornischen „Kumpels“ Mayacamas, Ridge Monte Bello, Shafer, Dominus, Bryant Family und, und, und….

Ich vermute, dass Heitz Martha’s Vineyard, der am meisten geöffnete Wein während zehn Jahren Kalifornien Tasting mit Eugen Haefliger war. „Heitz“ ist der Top Suchbegriff auf mybestwine.ch und die legendären Martha’s Jahrgänge sind heute gesuchter den je. Martha’s Vineyard ist ein einzigartiger, besonderer Wein. Immer klar erkennbar – auch wegen seinem eigenwilligen, manchmal etwas unsauberem Bouquets. Mit keinem Wein gehen wir so verständnis- und respektvoll um, und kein Wein bringt uns so oft zur Verzweiflung und sorgt im nächsten Glas wieder für hemmungslose Begeisterung. Love it or hate it!

Doch die Vorräte schwinden, nachkaufen ist riskant. Immer seltener werden die Gelegenheiten diese Napa Ikone in einer breiten Vertikale zu geniessen. Doch Eugen Haefliger machte es nochmals möglich. Zehn der besten Jahrgänge kamen im Bacchus Genuss Bistro ins Glas. Da zehn Jahrgänge natürlich nicht ausreichen für 18 durstige Napa Freunde, begleiteten „Old Companions“ die liebe Martha.

Heitz Martha’s Vineyard

1963 sassen Tom und Martha May mit Joe Heitz an einem Tisch. Sie besprachen die letzten Details des Verkaufs ihres 15 ha grossen Weinbergs im westlichen Napa Valley, südlich dem Städtchen Oakville.  Die May’s glaubten an das grosse Potential dieses von Eukalyptusbäumen umgebenen, und mit Cabernet Sauvignon bepflanzten Rebbergs. Sie wollten sich aber langsam zur Ruhe setzen und waren überzeugt, dass ihr befreundeter Nachbar, der ambitionierte Joe Heitz mit seiner kürzlich gegründeten Heitz Winery, der richtige neue Besitzer ihres „schönen Hügels mit dem ganz besonderen Dreck“ sein sollte. Ganz nebenbei fragte Joe Heitz: „What’s the name of the vineyard?“ Tom May entgegnete ihm: „You have to ask my wife, it’s Martha’s Vineyard…“ Ein magischer Moment – die Geburt einer Legende. Die ganze Geschichte des unvergesslichen Tastings von 2011 gibt’s hier: It’s Martha’s Vineyard!

1968 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Klares, sauberes „Heitz-Bouquet“. Cassis, Eukalyptus, Teer, Torf, Jute, Jod. Immer noch beeindruckende Fruchtnoten für einen über 50jährigen Wein. Entwickelt sich prächtig im Glas. Luft tut ihm gut. Präsente Statur, kraftvoll im Gaumen mit ganz leicht mehligen Tanninen. Auch im Abgang beweist er seine Top-Form und lässt sich ohne Eile ein weiteres Jahrzehnt geniessen, sofern die Flaschen perfekt gelagert sind.

98

austr

1974 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Mildes, defensives Bouquet. Jod, Eukalyptus, Teer, Jod und Jute. Erdige Noten, viel Gewürze. Im Gaumen filigran, dicht verwoben. Er baut anfänglich einen imposanten Druck auf und endet seidenfein und zart. Er wird von Mal zu Mal etwas leichter, und man läuft Gefahr, dass man ihm neben den kräftigeren 1975 und 1978 etwas „übersieht.“ Doch wenn ein Wein in dieser filigraner Leichtigkeit eine dermassen Länge zeigt, ist es einfach sensationell.

100

austr

1975 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Voluminöses, dichtes Bouquet. Immer noch dunkle Beeren, Kandis, Minze, Eukalyptus. Das Bouquet eher defensiv, und es gab frühere Flaschen, die noch „beeriger, vitaler“ waren. Im Gaumen im Gegensatz zum 74er eher rustikal, kraftvoller und ist deutlich langsamer unterwegs. Leicht mehlige Tannine.

95

austr

1978 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Offenes, würziges Bouquet. Herrliche Holzbegleitung. Bittermandeln und Nougat sind deutlich spürbar. Darunter Jod, Eukalyptus und viel Minze. Ähnliche Struktur wie der 75er. Noch so viel Kraft und Länge. Genial.

97

austr

1984 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Leicht unsauberes Bouquet. Typische Martha’s dumpfe TCA Noten aus den 80er Jahren. Eine Mischung von Brett und leichtem Kork. Im Gaumen dicht, kompakt und mit Tiefgang ausgestattet. Leider überschattet der Fehlton bis in den Abgang. Mehrere Stunden dekantieren kann helfen.

-/-

 

1985 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Welke, dumpfe Nase. Keine Frucht. Viel Eukalyptus, Jod und Leder. Leider auch hier wieder die typische Brett Note, von denen praktisch alle 85er befallen sind. Im Gaumen entsprechend freudlos und kurz.

80

austr

1987 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Milde, klassische Martha’s Nase. Super reifes Cassis, viel Eukalyptus, Minze, Jod und Torf. Sehr zugänglich im Gaumen, harmonisch und prima balanciert. Reift langsam. Hat nicht der Tiefgang und die Länge der ganz grossen Jahrgang, aber der 87er ist immer ein sicherer, zuverlässiger Wert.

92

austr

1991 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Offenes, extrovertiertes Kräuter Bouquet. Frisches Eukalyptus, Minze, Moos und Waldboden. Brotkruste. Jugendlich im Gaumen, reif, voluminös und mit einer wunderbaren Balance ausgestattet. Der 91er ist ein super Jahrgang, der nie Zweifel aufkommen lässt, immer sauber ist und immer begeistert. Abseits der ganz teuren Jahrgänge.

96

tr -2030

1992 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Ganz kleine Ernte von lediglich 8000 Flaschen (50’000 Normal). Wahrscheinlich wurden bereits viele Rebstöcke aufgrund der Reblaus ausgerissen (es gibt keine Heitz Marthas 1993 – 96).

Dem Wein bin ich sehr selten begegnet. Er zeigt sich im Bouquet klassisch, sauber und sehr attraktiv. Etwas breiter strukturiert als der 91er. Mittlere Länge, schöner Trinkfluss.

95

tr – 2030

1997 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Zurückhaltende Nase. Frische dunkelbeerige Aromen. Leichte Eukalyptus und Minzenoten. Sehr vital und nach wie vor junge Aromen. Man muss den Wein neu justieren. Fünfjährige Reben geben den Wein Kraft und Intensität. Die Anzeichen sind vielversprechend. Ich würde weiterhin warten mit den „jungen“ Marthas.

94+

tr – 2040

Old Companion: Mayacamas

1889 von der deutschen Einwanderfamilie Fischer gegründet, gehört Mayacamas zu den ältesten Weinbaubetrieben im Napa Valley. Lange dauerte die erste Aera aber nicht. Denn nach einem Erdbeben 1906 wurde das Anwesen zerstört und Fischers mussten Mayacamas für 5000 Dollar zwangsversteigern. Viele Handänderungen folgten, bis schliesslich Jack Taylor 1941 – 1967 das Mount Veeder Winegut langjährig führte. Als Meilenstein galt die Übernahme durch Bob Travers 1968, zu Travers Zeiten produzierte Mayacamas ihre grössten Weine.

In den 60er und 70er Jahren existierten lediglich ein paar Dutzend ernst zu nehmende Weingüter im Napa Valley. Mayacamas gehörte zu den Bedeutensten und lieferten ihren 1971er Cabernet Sauvignon fürs Paris Tasting ein.

Das Mount Veeder Berg-Terroir von Mayacamas erstreckt sich von 550 bis 730 Meter Höhe und das Anwesen umfasst über 192 Hektar, von denen 20 Hektar dem Rebbau gewidmet sind. Obwohl seit 2013 an Gebäuden einiges erneuert wurde, versucht man weiterhin sehr traditionelle, langlebite Weine zu produzieren. Wie Travers es vorgab. So wird der Cabernet Sauvignon immer noch zum Teil in grossen Fässern ausgebaut, welche mehrere Jahrzehnte alt sind.

Leider wurde das Weingut im Herbst 2017 durch die furchtbaren Wald- und Buschbrände in Mitleidenschaft gezogen. Glück im Unglück, dass “nur” das Gästeempfangshaus ein Raub der Flammen wurde und keine Menschenleben zu beklagen waren.

Ende 2017 genossen wir 30 Jahrgänge dieses „old Fashion“ Napa Cabs: Good Old Mayacamas

1968 Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon

Oxydative Nase, Lack, Pinselreiniger. Die Flasche hatte ein tiefes Niveau und der Kork war sehr lose. Daher hat sie Luft erwischt. Keine Bewertung.

 

1976 Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon

Würzige Nase, Cranberry, Ingwer, Himbeeren, Minze und Eukalyptus. Geschmeidig im Gaumen, milde Säure und ansprechende Länge. Typisch leicht unsaubere Machart. Da gabs noch wenig Traubenselektion.

89

austr

1985 Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon

Erdig, süsses Bouquet. Kandis, Cassis und nach wie vor Brombeeren. Der trägt noch eine erstaunliche Frucht in sich. Im Gaumen etwas breit, leicht träge. Auch im Abgang immer noch frische Fruchtaromen.

93

tr – 2030

1988 Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon

Erdig, würziges Bouquet. Im Gaumen streng, leicht ausgezerrt und rustikal. Immer noch frisch, gut aber nicht die Fülle und Harmonie der grossen Jahre. Für 88 mehr als akzeptabel.

90

austr

1991 Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon

Würzig, intensives Bouquet. Nach wie vor dunkle Beeren, Rauch und Erde. Recht streng im Gaumen, sehr mineralisch. Die fast 30 Jahre sind ihm nicht anzumerken. Reift sehr langsam und wird immer auf der rustikalen Seite bleiben. Genau so muss Mayacamas sein und das ist gut so…

93+

tr – 2040

Old Companion: Ridge Monte Bello

Ridge Website

Das Wichtigste: Ridge ist keine Napa Winery. Das legendäre Weingut, mit dem berühmten Monte Bello Hügel (erster Wein 1892) befindet sich eine Stunde südlich von San Francisco Richtung San José bei Cupertino in den Santa Cruz Mountains. Die Gegend, rund 20 Kilometer vom Pazifik entfernt, bildet ihre eigene AVA, welche als die kühlste Cabernet Sauvignon Zone Kaliforniens gilt.

Der Wichtigste: Paul Draper. Er war die entscheidende Persönlichkeit für Ridge und den Monte Bello. Extrem qualitätsbewusst setzte er schon früh auf Single Vineyard Weine, auf vernünftige Erträge und ein hoch professionelles Team.

Vor gut einem Jahr erlebten wir eine denkwürdige Ridge Monte Bello Probe von 1978 – 2005. Lesenswert: Paul Draper’s Meisterwerk: Ridge Monte Bello 1978-2005

1976 Ridge Vineyards Monte Bello, Santa Cruz Mountains

Attraktive, nussige Nase. Vanille, Bittermandeln und Holz. Leicht im Gaumen. Etwas grüner Cabernet. Säure noch recht hoch. Sehr rustikaler, erdiger Ridge.

87

austr

1984 Ridge Vineyards Monte Bello, Santa Cruz Mountains

Animalisches Bouquet. Rossstall, Leder. Darunter immer noch Cabernet Frucht. Beschwingt im Gaumen, neckische Säure bei mittlerer Intensität. Gefällt sehr.

94

tr – 2030

1991 Ridge Vineyards Monte Bello, Santa Cruz Mountains

Offen, jugendlich in der Nase Nase. Faszinierende Harmonie zwischen Frucht, Holz und Kraft. Erdige, präsente Cabernet Sauvignon Aromatik. Eine unglaubliche Kräuterbox, Schwarztee, Feuerstein, Zedern und Tabak. Alles noch auf der frischen Seite. Ein sensationeller, ausdrucksstarker Wein. Paul Drapper’s Meisterwerk und gleichzeitig Ridge 100. Monte Bello. Passend zur Bewertung! Eine Inspiration für viel neue Weine. Absolute Weltklasse!

100

tr – 2030

The other Companions

1954 Beaulieu Vineyard BV Georges de Latour Private Reserve Cabernet Sauvignon

Eine Farbe zwischen Rose und Vin Jaune verspricht nicht viel Gutes. Leider starke Oxydation. Sherry. Trinkbar, aber leblos.

65

vorbei

1964 Inglenook Cabernet Sauvignon

Intaktes Bouquet. Trester, Port, Birnel, Magenbrot und Kompottzwetschgen. Im Gaumen noch spürbare Restfrucht, noch gute Säure. Endet leicht metallisch und austrocknend.

82

vorbei

1973 Mount Eden Vineyards Cabernet Sauvignon, Santa Cruz Mountains

Gesundes Granat. Trüffel Nase, Pflaumen, Schoko. Leichte Portnote. Oxydation. Opulenter Körper. Da ist noch erstaunlich Stoff vorhanden, auch wenn er die etwas burschikose Machart mit grünlichen Noten nicht überspielen kann.

84

vorbei

1978 Shafer Vineyards Cabernet Sauvignon

Dunkles Granat. Cassis, Pflaumen, Torf. Leichte Minze- und Eukalyptusnote. Eine wunderbare Süsse schwebt über den vielschichtigen Aromen. Nach dem himmlischen Bouquet, mag der Wein im Gaumen noch eins oben drauf zu legen. Da kommt eine Wucht daher, die eher auf Mitte 90er Jahre tippen lässt….

Das Geheimnis: Die Trauben wurde drei Wochen zu spät gelesen, da keine Erntehelfer zur Verfügung standen. Aus einem Anfängerfehler entstand eine Legende! Leider hat man dies damals nicht realisiert und alle kommenden Jahrgänge wurden „pünktlich“ gelesen. Deswegen konnte bis in die frühen 90er Jahren kein Hillside dem 78er das Wasser reichen.

99

austr

1985 Joseph Phelps Vineyards Insignia

Reifes, sehr würziges Bouquet. Lavendel, Eukalyptus, Minze und Jod. Super filigran im Gaumen. Da spielt Merlot mit und gibt dem Wein noch mehr Fett. Dafür ist er im Abgang etwas kürzer, als die reinsortigen Cabs, aber rechtfertigt sich mit unglaublichem Trinkspass. Diesen 85 Insignia hatte ich noch nie so gut im Glas.

96

austr

1991 Dominus Estate

Reife, tertiäre Nase. Wenig Frucht. Erdige Aromen, Holz, Waldboden und Leder. Im Gaumen stimmig balanciert, ruhig und irgendwie völlig entspannt. Bordeaux orientierter Napa Cab abseits der wuchtigen Boliden.

95

tr – 2025

1995 Abreu Vineyard Madrona Ranch Cabernet Sauvignon

Dunkelbeeriges, kraftvolles Bouquet. Süsse Kandisnoten, Minze, Leder. Beginnt wuchtig und verfeinert sich in den Langen Abgang. Immer noch viel Fett in der Mitte, aber der Wein verträgt es. Reift langsam und hat sein optimales, reifes Trinkfenster noch nicht ganz erreicht.

94+

tr – 2035

1995 Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon

Mineralisch, rauchtige Nase. Attraktives Toasting mit Pralinen und Bittermandeln. Frucht ist anfänglich etwas unterdrückt. Entwickelt sich aber rasch im Glas. Immer mehr Kirschen, Brombeeren. Feuerstein. Trägt eine beeindruckende Frische in sich. Mit der Zeit entwickeln sich die dezenten rotbeerigen Pritchard Hill Noten. Endet lang uns seidenfein. Napa Grand Cru! Zwei Stunden dekantieren.

Lust auf mehr Bryant Family: Bryant Family: Eine Geduldsfrage

97

tr – 2040

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Rainer am 31. Oktober 2019 um 22:03

    Vom 85-er Heitz Martha’s muss es offenbar unterschiedliche Abfüllungen geben. Ich durfte diesen Wein schon mehrfach in Bestform erleben. Trösten kann man sich mit dem normalen 85-er Heitz Cabernet Sauvignon, der ist unglaublich gut für seinen Preis und – nach meiner Erfahrung – ein problemloser Genuss.

  2. Veröffentlicht von Lukas Schneider am 9. Oktober 2019 um 12:50

    Kann eine Weindegustation für sich beanspruchen, einem „Kunstwerk“ gleichzukommen? Ich meine: ja. Fragt man JuristInnen, definiert sich der Begriff des „Werkes“ nicht zuletzt anhand der statistischen Einmaligkeit. Heisst: es kann nicht zufällig, nicht einfach so, reproduziert werden. Das gilt ganz sicher für Martha und ihre Gefährten. Und dies nicht nur, weil viele der am Samstag kredenzten Weine so gut wie unauffindbar sind. Auch, weil die Degustation ein Stück kalifornischer Weingeschichte abbildete.

    Mit Punkten ist es mir am Ende doch immer ein wenig unwohl. Dennoch vergebe ich sie, weil man irgendwie ja versuchen muss, Emotionen – und das ist Wein für mich in erster Linie – nachvollziehbar und vergleichbar zu machen. Das heisst aber auch: Man sollte sie nicht zu ernst nehmen. Es geht halt nicht ohne. Das ist aber auch alles.

    Die 10 JAHRGÄNGE MARTHA’S VINEYARD waren für mich etwas ganz Besonderes. Denn sie gaben, quasi im Zeitraffer, die Geschichte des Gutes wieder. Von den absoluten Höhen der Gründerjahre über schwierigere Phasen in den 80ern bis zur Stabilisierung in den 90ern. Vor einem Jahr hatte der 75er noch die Nase vorn; dieses Mal war es der 74er, der – neben dem 68er – herausstach. In dieser Form schier unsterblich erscheinend. Ein berührender Wein, den man so schnell nicht vergisst. Und der mit Fug und Recht als einer der grössten Weine gilt, die je im Napa Valley gemacht wurden. Etwas, was ich auch dem 78er Shafer attestieren würde, weshalb ich ihn hier dazunehme. In profanen Punkten sieht das dann so aus:

    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1968 100
    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1974 100
    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1978 97
    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1997 96
    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1991 95
    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1992 95
    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1975 93
    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1985 90
    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1987 86
    Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 1984 85
    Shafer Cabernet Sauvignon 1978 100

    Die zweitgrösste „Fraktion“ stellte mit fünf Jahrgängen MAYACAMAS. Ein Wein, von dem ich ein bekennender Fan bin. Dessen Andersartigkeit doch gerade seine Grösse ausmacht. Mayacamas ist mit seiner rotbeerigen Frucht, seiner Mineralität, seiner Frische und prägnanten Säure wohl nicht das, was vielen beim Stichwort Kalifornien in den Sinn kommt. Für mich sind das absolut faszinierende, hochelegante Weine; das enorme Alterungspotential spricht für sich. An der Spitze ein Duo: 1985 und 1991. Die gesamte Liste:

    Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon 1985 96
    Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon 1991 96
    Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon 1976 93
    Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon 1988 93
    Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon 1968 90

    RIDGE MONTE BELLO steuerte den vierten 100-Punkte-Wein bei (neben den beiden Heitz und Shafer). Genauer gesagt der überirdische 1991er. Ein Marathonwein, blutjung, und von mir bei den bisherigen Gelegenheiten stets mich hohen oder der Maximalnote bewertet (97 bei A Decade of Elegance, 2016; 100 bei Cab&Turkey letztes Jahr und eben am Samstag). Eigenwillig, aber attraktiv der 84er (einmal in den Pferdestall, bitte!). Und ein zweifellos würdiger Repräsentant der 70er-Jahre der 76er – wunderschön gereift. In dieser Kategorie zähle ich auch den Wein, der mich vielleicht am meisten überrascht hat: MOUNT EDEN 1973.

    Ridge Monte Bello 1991 100
    Ridge Monte Bello 1984 97
    Ridge Monte Bello 1976 93
    Mount Eden Vineyards Cabernet Sauvignon 1973 88

    UND MANCHMAL LINST KALIFORNIEN AUCH NACH BORDEAUX. Zumindest das mein Eindruck beim 1991ER DOMINUS. Letztes Jahr habe ich notiert: Der Pauillac aus dem Napa Valley. Und das stimmte auch dieses Mal. Kein lauter, ein eher leiser Wein, dem man genügend Zeit widmen muss, um ihm gerecht zu werden. Und gut in diese Bordeaux-Reihe passt auch BRYANT FAMILY 1995 (der war wirklich sehr, sehr nahe am überirdischen 1994er dran!). Schon fast unfassbar jung der beinahe noch laktische PHELPS INSIGNA 1985. Der läuft grad einen Marathon. Und wenn er so weitermacht, wird er noch so manche Bestmarke knacken…

    Dominus 1991 94
    Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon 1995 96
    Joseph Phelps Insignia 1985 95

    ABREU MADRONA RANCH = GANZ VIEL LIEBE. Es gab noch kein Tasting, bei dem dieser Wein nicht ganz oben auf der Begeisterungsskala mitgespielt hätte. Madrona et moi, das passt. So wunderbar süss, so lang, so dicht. A propos Begeisterung: Die gilt uneingeschränkt auch für die beiden „Tischweine“ – PAHLMEYER MERLOT. Da habe ich weniger notiert, dafür den einen oder anderen Schluck mehr getrunken…

    Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch 1995 97
    Pahlmeyer Merlot 1997 96
    Pahlmeyer Merlot 1995 95

    Es bleiben noch die beiden „ältesten Semester“ – BEAULIEU 1954 UND INGLENOOK 1964. Beaulieu zeigte, dass „vorbei“ eben nicht kaputt bedeutet. Für Altweinfans mit seinen Madeira- und Sherrynoten ein durchaus interessantes Erlebnis, zumal wohl keiner, als der Wein in den Verkauf kam, je gedachte hätte, das dereinst im Jahr 2019 nahe Luzern eine solche Flasche geöffnet würde… Mehr als nur interessant der Inglenook; selbst wenn auch hier „vorbei“ im obigen Sinne stimmt, Länge und Druck sind immer noch absolut beeindruckend; alles in allem wirkte das immer noch sehr stimmig.

    Beaulieu Vineyard Cabernet Sauvignon Georges de Latour Private Reserve 1954 84
    Inglenook Vineyards Cabernet Sauvignon Napa Valley 1964 87

    Ich bedanke mich sehr für eine im Wortsinne einmalige Degustation. Schön, diese Weine mit euch, all den tollen Menschen an diesem wundervollen Ort im Bacchus erlebt haben zu dürfen!
    Liebe Grüsse
    Lukas

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