Update: Château Haut Brion

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Spektakulärer Jahresstart mit einer umfangreicher Haut Brion Vertikalen mit Jahrgängen zwischen 1964 – 1999.

Chateau Haut-Brion gehört zweifelsohne zu den geschichtsträchtigsten Weingütern im Bordeaux. Auf einer Rebfläche von rund 45 Hektaren werden jährlich zirka 200’000 Flaschen Rot- und Weisswein abgefüllt. Alleine schon wegen seiner untypischen Flaschen Form ist Chateau Haut Brion einzigartig und erfreut sich über eine riesige weltweite Fangemeinde.

Erste Erwähnungen zu Weinbau auf Haut Brion gehen zurück ins 15. Jahrhundert. Anlässlich der Weltausstellung in Paris 1855 schaffte es das Chateau als einziges „nicht Medoc Weingut“ in den Rang des Premier Cru Classés erhoben zu werden. Seit 1935 gehört Haut Brion genau gleich wie sein Nachbargut La Mission Haut Brion zu der amerikanischen Bankiersfamilie Dillons.

Vier Weine entstehen auf Haut Brion. Château Haut Brion Blanc: Ein Blend aus Sauvignon Blanc und Sémillon (ca 6’000 Flaschen pro Jahr). Davon gibt es auch einen Zweitwein, ein praktisch reiner Sémillon mit dem Namen La Clarté de Haut-Brion. Bei den Roten heisst der Zweitwein La Clarence de Haut-Haut Brion (früher Bahans Haut-Brion). Ein Blend aus jüngeren Reben mit rund 50% Cabernet Sauvignon ergänzt mit Merlot und Cabernet Franc.

Haut Brion Labels

Und dann schliesslich der Grand Vin, um den es in dieser Probe geht. Was vielen nicht bekannt ist. Haut Brion ist meistens zur Hälfte ein Merlot ergänzt mit Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc.

Die Notizen entstanden anlässlich einer Probe von André Kunz (Schweizerische Weinzeitung) zum Jahresstart 2020 ergänzt mit der 1989er Bewertung anlässlich von René Gabriels grosser 1989er Probe.

1964 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Ledrig, süsses Bouquet mit Malz und leicht oxydativen Noten. Schwarztee, Tabak und Jod. Etwas ausgezehrt im Gaumen, aber immer noch erstaunlich gut mit leicht metallischem Abgang.

88

austr

1967 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Reifes, süsses Bouquet. Leichter Böckser, Kandis. Noch trinkbar, ohne Charmes. Nach kurzer Zeit im Glas zerfällt er und wirkt oxydativ.

75

vorbei

1970 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Attraktive Nase. Sehr reif, aber nach wie vor süsse Plaumen Aromen. Leicht staubig, Torf und Kelleraromen. Kompakt im Gaumen, gar nicht so karg und hart wie viele Jahrgangskollegen.

87

austr

1979 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Offenes, reifes Bouquet. Baumnussschalen, Tabak, Jute, Erde. Terroirbezogen im Gaumen. Tannine sind immer noch präsent und die Säure spielt auch eine entscheidende Rolle. Ein sehr rustikaler, erdig, rauchiger Haut Brion. Charaktervoll und immer noch voller Spannung.

93

austr

1983 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Defensiv, mildes Bouquet, etwas Dörrfrüchte und Tabak. Eher leicht im Gaumen. Gut, geschmeidig, aber irgendwie wenig Aromen. Leicht metallisch im Abgang. Alles in allem etwas harmlos.

88

austr

1985 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Wunderbares, klassisches Pessac Bouquet. Tabak, Teer, Leder, Heu. Super fein, elegant im Gaumen. Fein balanciert und trotz seiner filigranen Leichtigkeit sehr lang. Habe um den letzten Tropfen in der Flasche gekämpft.

94

tr – 2030

1986 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Attraktive, nussige Nase. Tabak, Holz, Pepperoni und leichte Lacknote. Nach wie vor hart im Gaumen. Kraftvolle Tannine. Bockig, intensiv. Wird das je mal reif?

93

tr – 2035

1989 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan

Nobles, dunkelbeeriges Bouquet. Wunderbare Holznoten, mit Krokant, Nuss und Vanille. Kandis wie ein grosser Napa Wein. Darüber Tabak und Leder. Immer noch jugendlich. Dicht im Gaumen. Eine gewaltige Aromenkonzentration. Da steckt dermassen viel Stoff drin. Die Länge ist phänomenal. Natürlich könnte man ihm 100 Punkte geben. Er braucht einfach noch fünf Jahre, dann sind auch noch die Gerbstoffe feiner. Bewegend.

98+

tr – 2045

1990 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Wunderbar, offenes, cremiges Bouquet. Vanille, Erdnüsse, Torf und Erde. Elegant, filigran im Gaumen. Nicht kraftvoll, eher mittelschwer aber dermassen elegant. Die Tannine wirken wie „fettummantelt“. Nebst der Fülle kommen reflektiert der Wein seine klassisch-ledrig, erdigen Aromen im langen Abgang. Ein önologischer Weintraum.

97

tr – 2035

1991 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Erstaunlich opulentes Bouquet mit massiven Barrique Röstaromen. Etwas oberflächlich, laktisch. Nebst blaubeerigen Aromen, sogar etwas Himbeeren. Im Gaumen findet dann die komplette Demaskierung statt. Sehr leicht mit bescheidene Konzentration und kurz.

84

austr

1994 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Wenig Frucht im Bouquet. Karg im Gaumen. Säure ist intensiv, aber vom Gehalt her fehlt da schon einiges. Grün und kurz. Wie bei vielen 91er – 94er Premiers macht verkaufen deutlich mehr Spass als trinken….

89

tr – 2030

1995 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Sehr schönes, röstiges Bouquet. Vor drei Jahren kaum trinkbar, kommt er in einer jetzt wieder zurück und startet seine erste Trinkreife. Nach wie vor kernig, intensiv. Aber da steckt viel Stoff drin. Aktuell trocknet er noch aus. Typ 86er mit mehr Charmes.

93+

tr – 2040

1996 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Floral, grün. Laub im Bouquet. Dazu Kerzenwachs, Nussschalen. Torf und Karton. Aktuell völlig atypisch. Man würde in dieser Art kaum auf Bordeaux tippen. Das sind die extremen Phasen des Haut Brions. Was 95 vor drei Jahren war, betrifft jetzt den 96er. Nicht zweifeln – warten.

96+

2025 – 40

1999 Haut-Brion, Pessac-Leognan

Jugendliches blau- und schwarzbeeriges Bouquet. Mittelscher, beschwingter Wein. Jetzt schon schön trinkreif ohne grosses Lagerungspotenzial.

91

tr – 2030

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