Über den Dächern Hochdorfs

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Die Einladung von Bruno Leisibach kam spontan. „Sonntag Nachmittag: Auf der Dachterrasse Kilchberg-Schwingen schauen, etwas Käse, Wurst und ein Schluck Wein…“. Wer den Leisi kennt, weiss genau, dass aus diesem Schluck Wein schnell ein ausgewachsener, feudaler Weinnachmittag über den Dächern Hochdorfs werden kann…

Im Gegensatz zu den bösen, kräftigen und bärtigen Schwinger wählte Leisi ein ausgesprochen elegantes Kontrastprogramm. Also, Manne i d’Hose…

 Bor  1985  Lynch Bages 18.5/20  trinken – 2020
 Bor  1990  Pape Clément 18/20  trinken – 2025
 Cal  1996  Pahlmeyer Red 18/20  trinken – 2020
 Cal  1987  Simi Cabernet Sauvignon Reserve 15/20  vorbei
 Cal  1992  Dominus 19/20  trinken – 2025
 Bor  1990  Léoville Las Cases 19/20  trinken – 2030
 Bor  1985  Gruaud Larose 18/20  austrinken

 

1985 Lynch Bages begeisterte gleich von Beginn weg. Sehr reifes, würziges Bouquet. Leder und nasses Holz. Im Gaumen elegant, rund und harmonisch. Immer noch rotbeerige Restfrucht, leicht grünlicher Abgang. Etwas defensiver zeigte sich 1990 Pape Clément. Viel Tabak, Jod und Gewürze im Bouquet. Aber auch noch schön präsente blaubeerige Frucht. Im Gaumen etwas „welk“ wirkend und nicht ganz in Top Form wie jene Flasche bei „Abschied mit Tränen“. Sehr gut integrierte sich 1996 Pahlmeyer Red zu den beiden reifen Bordeaux. Da die mittelgrossen Napa Jahrgänge europäischer daherkommen als die ganz Grossen. Blau-schwarzbeerig, Tabak, Minze und etwas Peperoni. Die Aromen sind dich verwoben, mollig im Gaumen. Schöne Länge. 1987 Simi Reserve wirkte würzig im Bouquet aber keine Frucht mehr. Seine Statur zerfällt langsam. War vor fünf Jahren noch ein toller Wein. Simi bietet nach wie vor ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis. Gerade letzte Woche habe ich sowohl 1993 wie 1994 Simi Reserve nachgekauft.

2014 09 leisiDen nächsten Wein würde ich auch gerne nachkaufen: 1992 Dominus. Sehr vielschichtiges Bouquet. Defensiv schwarzbeerig, Grafit, Tabak, Leder, Wildfleisch und Gewürze. Ausgewogen, elegant im Gaumen mit betörender Länge. Ein rustikaler, erdiger Dominus aus der alten Dekade.  Letzte Woche verwechselte ich den 1990 Léoville las Cases mit dem 1994 Dominus und heute steht diese St. Julien Ikone wieder neben einem grossen Dominus. Reife, dunkle Aromen, Pflaumen, Tabak und Zedern. Erzeugt attraktive Spannung vom Bouquet bis zum Abgang. Immer noch viel Druck, braucht etwas Zeit im Glas um sich voll entfalten. Zwei Stunden dekantieren. Noch nie im Glas hatte ich 1985 Gruaud Larose, der sich neben dem noblen Las Cases überhaupt nicht zu verstecken braucht. Klassisches, zedriges Bouquet. Etwas Jod, Tabak, viel Gewürze. Im Gaumen sehr reif, mittelschwer und ganz leicht metallisch. Kein Fehler, normal für den rusitkalen Gruaud.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Leisi am 8. September 2014 um 16:08

    Hoi Lynch. Schön hat es Dir gefallen. Gerne in 6 Jahren wieder, und hoffentlich gewinnt dann auch einer der Bösen aus der Innerschweiz. – Leisi

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