Thomas kam, sah und siegte! American Beauty X

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Wow! Bereits die zehnte Auflage der legendären Kalifornien Best Bottle „American Beauty“ stand an. Und weil die neun vorangegangenen Ausgaben so genial waren, beschlossen wir auch bei der Jubiläums-Beauty überhaupt nichts zu ändern… 13 Kalifornier Freunde und jeder bringt zwei seiner Lieblingsweine zu Werner Tobler in den Bacchus Hildisrieden. Nebst dem Genuss vom Toblers Samstags Lunch zu den fantastischen Weinen, galt es wie immer für die Teilnehmer, die Weine blind zu bewerten. Ich halte mich an ein paar Kurznotizen. Die Publikumswertung und das obligate Siegerfoto folgt anschliessend.

Für einen tollen Start in den langen Nachmittag sorgen drei vorzügliche Chardonnays, welche sich tapfer schlugen in der Rotwein Dominanz. Grossartig gefiel mir 2007 Kistler Stone Flat (19/20 tr – 2020). Ein sehr gehaltvoller Wein, mit erfrischender Säure, Zitrusaromen und beschwingtem Abgang. Auf vom Publikum wurde dieser Kister zum klaren Weisswein Sieger erkoren, gefolgt vom 2007 Durell Chardonnay (17.5/20 tr – 2020) aus gleichem Haus und der Auction Abfüllung vom 2013 Grgich Hills Old Vine (17/20).

Der erste rote Flight bestand aus American Beauty Evergreens und die meisten davon standen bereits mehrmals auf dem begehrten Podest. Erneut begeisterte 1994 Dominus (19+/20) mit seiner vornehmen, tiefgründigen aber auch etwas distanzierter Art. Fantastisch frisch und mit betörender Frucht ausgestattet, präsentierte sich 1994 Abreu Madrona Ranch (19.5/20). Ebenfalls auf aller höchstem Niveau der filigrane und so oft unterschätzte 1994 Peter Michael Les Pavots (19.5/20) Der Runner-Up (Publikumswertung Platz 2) steht immer etwas im Schatten der „Cult-Cabs“ ist dafür jeden Dollar wert. Kaum mehr zu finden sein dürfte auch 1995 Colgin Herb Lamb (18.5/20). Ein Nachkauf ist hier auch nicht nötig. Er gefiel mir vor Jahren besser, verliert zunehmend an Substanz und spielt praktisch nur noch seine betörende, fast kitschige süsse, rotbeerige Frucht aus. Candyshop-Wine. Ganz locker mithalten in diesem famosen Start-Quintett konnte der wunderbare, klassische 1994 Opus One (18.5/20). Er hat sich sehr harmonisch entwickelt, zeigt Tiefgang und Länge. Jetzt in perfekter Trinkreife.

Die zweite Serie widmeten wir einem der legendärsten Rebberg im Napa Valley: Dem „Eisele Vineyard“. Lost ging’s mit 1996 Araujo Eisele (19/20), ein würziger, Terroir bezogener Cabernet mit feinen Kirschnoten, Kalk und Russ, sehr mineralisch im Gaumen. Etwas weiterentwickelt – oder war’s vielleicht eine nicht ganz perfekte Flasche – zeigte sich 1995 Araujo Eisele (18/20). Etwas träge Nase (Schokolade, Brombeeren, Malz und Torf). Im Gaumen weniger entwickelt als in der Nase. Schwierige Zwischenphase, abwarten. Erneut schwer tat sich 1994 Araujo Eisele (17/20 austrinken), den ich leider schon mehrmals in dieser überreifen, leicht rosinig-portigen Art erlebte.  Zwei Highlights für „Old Fashion Cabernet Lovers“ waren der anmutig, tiefgründige 1991 Joseph Phelps Eisele (19/20 tr – 2025), und der würzig rustikale 1985 Joseph Phelps Eisele (19/20 austr.)

PS: Wir planen eine Eisele Probe in gemütlicher Runde. Wer den 1971er Ridge Eisele Cabernet Sauvignon bringt, dem rolle ich den roten Teppich aus, und trage ihn persönlich drüber…

Wir blieben in den reifen 80er Jahren mit dem tollen 1987 Dunn Howell Mountain (18.5/20 tr – 2025), ein Ausbund an Zedern, Tabak und Russ. Im Gaumen eher Bordeaux orientiert. Nicht optimal – auch für Martha tolerante Menschen – war 1975 Heitz Martha’s Vineyard (keine Bewertung). Es gibt gigantische Exemplare, die dem 74er dicht auf den Fersen sind. Auch bei dieser Flasche spürte man den klassischen Eukalyptus Touch, doch darüber schwebt einfach diese muffige, unsaubere Note. Leider erwies sich 1974 Heitz Martha’s Vineyard (keine Bewertung), als teuer nachgekauften Wein-Wanderpokal und war höchstens ein Schatten seiner selbst. Dass es trotzdem Publikumsbewertungen bis 95/100 gab, beweist, was das für ein legendärer Wein ist. Der generöse Einlieferer zweifelte schon beim öffnen dieser MS Flasche und stellte spontan noch ein hervorragenden Exemplar 1978 Heitz Martha’s Vineyard (18.5/20 tr – 2025) dazu. Dem fehlte leider etwas die Luft und daher wirkte er recht verschlossen. Die Kraft und Länge war aber gewaltig für einen fast 40jahrigen US Cab. Danke Sven! 

Beat und Peter lassen sich immer etwas thematisch besonderes für die American Beauty einfallen. Diesmal war es eine beeindruckende Mini Vertikale eines der berühmtesten Kultweine des Valleys: „Dalla Valle Maya“. Wie immer gehen die Meinungen und Bewertungen zu Maya weit auseinander. Es ist ein stiller, ruhiger Wein. Stark Cabernet Franc geprägt, und lebt daher eher von seiner mineralisch-würzigen Art, als von opulenter Frucht. Hin und weg war ich vom sensationellen 1994 Dalla Valle Maya (20/20 tr – 2025) Ein Ausbund an Eleganz, Balance und Länge. Nach wie vor frische, fruchtige Aromen, mit neckischer Säure, wunderbarer Länge. Ein ganz stiller Traumwein. Sehr gut, trotz etwas fehlender Kraft erlebte ich 1992 Dalla Valle Maya (18/20 austr). Stimmig auch 1995 Dalla Valle Maya (18/20 tr – 2025), dieser Wein entwickelte sich extrem im Glas und hätte vorgängig ein mehrstündiges Stunden Karaffenbad benötigt. Das hätte auch 1996 Dalla Valle Maya (18.5/20 tr – 2025) gut getan. Hier dominieren blau- und schwarzbeerige Aromen, edle Gewürze und feine Mineraliät. Nahtlos passt sich auch 1997 Dalla Valle Maya (18/20 tr – 2030) dem hohen Niveau an. Aktuell etwas Cabernet Franc Strenge, gepaart mit kräftiger Säure, aber deutlich besser als jene fragile Flasche anlässlich einer kompletten Maya Vertikale im 2015.

Der Schlussflight: Einmal mehr begeisterte 2001 Shafer Hillside Select (19.5/20 tr – 2030) mit perfekt reifer Frucht, enorm gehaltvoll und dermassen elegant. Wie immer einen Tick kräftiger ist 2002 Shafer Hillside Select (19.5/20 tr – 2035). Nach wie vor versprechen beide Weine viel Potenzial. Keine Eile angesagt. Nicht nur die AB-Cracks waren begeistert von den beiden Topjahrgängen (Publikumswertung Platz 3 und 4) sondern auch die Gäste anlässlich der grossen Hillside Probe mit Doug Shafer vor wenigen Wochen. Auf sehr hohem Niveau präsentierte sich 2001 Caymus Special Selection 18.5+/20 tr – 2040). Der Wein ist noch unglaublich jung für den Jahrgang. Fulminant kräftiger Auftakt, fruchtgetrieben, intensiv. Aus gleichem Jahr und mit ähnlich jugendlicher Unbeschwertheit kam 2001 Ridge Monte Bello (19+/20 tr – 2040) daher. Rauchig, terroir-orientiertes Bouquet. Klarer Cabernet Anzeiger. Viel Reserven, konzentriert im Gaumen mit toller Länge. Ein sehr langsam reifender Monte Bello.

Er kam, sah und siegte: Thomas Krieg. Direkt von der Warteliste nutzte er die Gunst der Stunde. Ein American Beauty Gründungsmitglied war dieses Jahr verhindert und Thomas sprang mit dem drittplatzierten 2001 Shafer Hillside und mit dem Publikumssieger ein: Dem phänomenalen 2001 Mondavi Cabernet Sauvignon Reserve To Kalon (20/20 tr – 2035) Herzliche Gratulation! Die besondere Geschichte dazu: Meine beiden  AB Flaschen standen seit längerer Zeit im Keller bereit. Eine davon war der besagte 2001 Mondavi Reserve To Kalon…Und als Thomas den exakt gleichen Wein meldete, legte ich ihn ganz entspannt zurück ins Regal für spätere Begeisterungsstürme. Ich entdeckte diesen Mondavi Lagenwein etwa vor drei Jahren und verlieh diesem extrem eleganten, vielschichtigen Klassiker jedes Mal die Maximalnote. 2014 gelang ihm der Sprung auf die „Best of“ Liste, im Schatten vieler teureren Exemplaren.  Ab und zu bot sich die Gelegenheit für einen Nachkauf. Ein absoluter Winner Wein! Gut gewählt, Thomas! Wir freuen uns auf American Beauty XI.

Publikumswertung:  

 

Siegerfoto

v.l.r. Bruno Leisibach (1994 Les Pavots), Thomas Krieg (2001 Mondavi To Kalon), Andi Meier (1994 Opus One)

The American Beauty Hall of Fame 

 
2008
1994 Harlan Estate Red Wine
1994 Colgin Cabernet Sauvignon Herb Lamb Vineyard
1986 Joseph Phelps Insignia
 
2009
1994 Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon
1992 Caymus Cabernet Sauvignon Special Selection
1997 Ridge Monte Bello
 
2010
1994 Dominus Estate
1994 Peter Michael Winery Les Pavots
1998 Araujo Estate Cabernet Sauvignon Eisele Vineyard
 
2011
2001 Robert Foley Vineyards Claret
2004 Shafer Vineyards Cabernet Sauvignon Hillside Select
1995 Colgin Cabernet Sauvignon Herb Lamb Vineyard
 
2012
2001 Pride Mountain Vineyards Reserve Claret
1999 Etude Cabernet Sauvignon
2002 Joseph Phelps Insignia
 
2013
2002 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch
2001 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch
2002 Araujo Estate Cabernet Sauvignon Eisele Vineyard 
 
2014
1975 Heitz Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard
1991 Heitz Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard
1995 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch
 
2015
1992 Dominus Estate
1997 Dominus Estate
1992 Caymus Vineyards Special Selection Cabernet Sauvignon

 

2016
2001 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch
1994 Colgin Cabernet Sauvignon Herb Lamb Vineyard
1995 Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch

 

2017
2001 Mondavi Cabernet Sauvignon Reserve To Kalon
1994 Peter Michael Les Pavots
2001 Shafer Hillside Select Cabernet Sauvignon

 

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Walter Meier am 19. April 2017 um 8:29

    Ihr seid ja sicher alles sehr erfahrene Weintrinker, dass ihr aber in der Wertung Rot- und Weissweine mischt, erstaunt mich doch.

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