Die Harmonie zweier aussergewöhnlicher Jahrgänge. Napa Valley 2001 & 2002. Sensationell! Let’s Tango!
Ich weiss es nicht mehr genau. Weinfreund Reto Isenegger kam auf die Idee. Irgend an einem Tasting, voller Begeisterung für die beiden prächtigen Napa Valley Jahrgänge 2001 und 2002 meinte er, dass sie gemeinsam wie im Tango daher kämen. Eugen Haefliger schnappte die Idee auf, konsolidierte sein Kellerinventar und so kam es, dasss sich ein paar Jahre später 18 Weinenthusiasten bei Franz und Ruth Wiget zum Wein-Tango trafen. 14 Tanzpaare (13 Napa Ikonen und als Gast Ridge Monte Bello).
Auf den Punkt gebracht, ist 2001 eher der finessenreiche, elegante „French-Napa“ Typ, während 2002 mit seiner Kraft und Fülle ein Musterbeispiel eines grossen Kaliforniers widerspiegelt. Anfäglich sah es bei 2001 gar nicht nach einem Spitzenjahrgang aus. Der Frühling begann kühl und Mitte April mussten sogar die Windmaschinen angetrieben werden, um die Reben vor dem Frost zu schützen. Mai und Juni brannte die Sonne sehr heiss, und alles deutete auf eine frühe Ernte hin. Doch dann kam der kühle August und die Lage besserte sich. Schlussendlich ideale Verhältnisse im September und Oktober. Lange sichere Wetterprognosen, erlaubten den Winzern auf den perfekten Lesezeitpunkt zu warten. 2001 war von der Natur gemacht. Im Keller reines Handwerk. „Wer 2001 keinen grossen Wein gekeltert habe, müsse dringend seinen Beruf ändern“, meinte einst Dough Shafer von Shafer Vineyards bei einer Probe in der Schweiz. Für ihn war 2001 vielleicht das „natürlichste“ Weinjahr Kaliforniens.
Sowohl 2001 wie 2002 verkosteten wir anlässlich einer Ten Years After Probe. Die damalige Einschätzung:
Und nach knapp 20 Jahren? Begeisterung pur. Leider mit ein paar unsauberen Flaschen, doch der Gesamteindruck ist nach wie vor beeindruckend. Die 2001er entwickeln sich langsam, sind deutlich dezenter, ruhiger und äusserst elegant, feingliedrig strukturiert. Die 2002er verfügen nach wie vor über eine sensationelle Fruchtkonzentration, tiefdunkle Farbe und Kraft. Aktuell sehr verlockend. Da ist dermassen viel Stoff vorhanden, dass sie locker nochmals 20 Jahre weiter reifen dürfen. Sie verfügen über gewaltige Reserven. Beide Jahrgänge gehören zum Besten, was Kalifornien je produziert hat. Glücklich wer davon im Keller hat!
2001 Abreu Vineyard Madrona Ranch Cabernet SauvignonMildes, dunkelbeeriges Bouquet. Ziemlich zurückhaltend. Etwas Minze, Jute und Torf. Die intensive Frucht früherer Jahre ist vorbei und der Wein kommt in seine tertiäre Phase. Traumhaft im Gaumen, druckvoll mit einer beeindruckenden Balance. Die Nase ist weiter. Man darf ihn problemlos nochmals zehn Jahre zu Seite legen, dann wird er noch harmonischer. Ich glaube, dass er seinen Zenit noch nicht erreicht hat. Ist ja auch erst 20jährig…. |
96+ |
tr- 2035 |
2002 Abreu Vineyard Madrona Ranch Cabernet SauvignonOffenes, dunkelbeeriges Bouquet, mit leicht rotbeerigen Reflexen. Kandis und Lakritze. Viel Stoff, geschmeidiges Volumen. Er ist gar nicht so kraftvoll und trotzdem strotzt er vor Aromen. Tannine sind super elegant und das Holz ist schlichtweg phänomenal. War früher deutlich üppiger. Legt jetzt an Eleganz zu und reift fantastisch. Ein Meisterwerk mit vielversprechender Zukunft von David Abreu und seinem Winemaker & Rock-DJ Brad Grimes. |
98+ |
tr – 2035 |
2001 Colgin Cellars CariadSüsses, dunkelbeeriges Bouquet. Aber auch rotbeerig. Kandis, Minze und Lakrize. Samtig feiner Auftakt. Super feinstrukturierter Körper. Die Länge ist beeindruckend, reflektiert laufend seine eigenen Aromen. Mittelschwer aber unglaublich lang und filigran. Jetzt in einer bezaubernden, hoch attraktiven Trinkreife. Die Trauben (55% Cabernet Sauvignon, 31% Merlot, 7% Cabernet Franc und 7% Petit Verdot stammen aus dem Tangopartner Vineyard Madrona und Thorevilos von David Abreu. 250 Kisten. |
97 |
tr – 2030 |
2002 Colgin Cellars CariadLcicht welke Nase. Geranien, Malz. Das sind keine Aromen die zu diesem Traumwein passen. Keine optimale Flasche, oder zu viel Luft bekommen. Nahezu perfekt war er hier: The Wines of Ann Colgin |
– |
2001 Bond Melbury100% Cabernet Sauvignon, Howell Mountain. Erdig, würziges Bouquet. Defensive Frucht Typische Howell Strenge mit Rauch, Erde und Russ. Bordeaux Style. Immer noch sehr jung. Grossartig im Gaumen. Mittlere Intensität für Napa. Wirkt wie ein ganz grosser St. Julien. |
97+ |
tr – 2040 |
2002 Bond MelburySüsses, völlig extrovertiertes Bouquet. Jung, fast noch laktisch. Vanille, Espresso und dramatisch dunkelbeerig. Im Gaumen deutlich voluminöser, süsser als 2001. Die Tannine sind noch fordernd. Das Gesamtpaket beinhaltet viel Stoff und massiv Power. Reift langsam und wird sich weiter positiv entwickeln. Das ist einer jener Weine, die 40 – 50jährig zu Legenden werden können. |
95+ |
tr – 2040 |
2001 Bond St. Eden100% Cabernet Sauvignon aus einem Vineyard in Nachbarschaft zu Rudd und Screaming Eagle Schon die Nase haut einem völlig weg. Creme Cassis, Brombeeren. Leichte Schokonote und betörende Barriquenoten. Bittermandeln, Krokant und Vanille. Das Bouquet ist fast zu schön um wahr zu sein. Mittelschwerer Auftakt, klassisch strukturiert. Bordeaux orientiert, mit präsenten Gerbstoffen und einer sensationellen Länge. Die Trinkreife ist zweifellos da. Aber das war sie schon vor zehn Jahren und wird es in zehn Jahren noch sein. Marke immer schön. Schlichtweg perfekt. |
100 |
tr – 2035 |
2002 Bond St. EdenOffenes, opulentes Bouquet. Süsses Cassisnoten, Brombeergelee. Espresso, Mocca und Krokant. Voluminös im Gaumen. Druckvoll, kräftig und sehr lang. Alles kommt bullig daher. Er hat aber das Potenzial um sich zu verfeinern. Ob er je die Eleganz des 2001er erreicht. Vielleicht in 20 Jahren. |
96+ |
tr – 2045 |
2001 Bryant Family Vineyard Cabernet SauvignonBlau- und dunkelbeeriges Bouquet. Kandis, Zuckerwasser, Jod und Leder. Alles in allem etwas dumpf. Im Gaumen gut, sauber, aber wenig Spektakel. Wenn man dann aufs Etikette schielt klar enttäuschend. Ein guter Wein, aber kein Napa Grand Cru. Zuviel ging schief auf Bryant Family in diesem Jahr. Diese Erfahrungen machten wir schon an der Bryant Familiy Vertikale. |
90 |
tr – 2030 |
2002 Bryant Family Vineyard Cabernet SauvignonVoluminöses Bouquet. Blau- und schwarzbeerig. Dicht, kompakt und irgendwie blockiert im Gaumen. Spielt sogar etwas Brett mit? Wie schon beim 2001er. Ein guter Wein, aber nicht auf dem Erwartungs-Niveau dieses Weinguts. Der damaligen Problematik auf den Grund gegangen: Bryant Family: Eine Geduldsfrage |
92 |
tr – 2035 |
2001 Colgin Cellars Tychson Hill Vineyard Cabernet SauvignonVolles, intensives Bouquet. Dunkelbeerig, mit exotischen Gewürzen. Ein sehr komplexer, dichter Wein. Da steckt viel Stoff drinn und reift langsam. Man kann jetzt beginnen oder zehn Jahre warten. Beides funktioniert. 100% Cabernet Sauvignon aus Ann Colgins eigenem 1-Acre Boutique-Vineyard in St. Helena. |
95 |
tr – 2040 |
2002 Colgin Cellars Tychson Hill Vineyard Cabernet SauvignonOffenes, intensives Bouquet. Anfänglich leicht alkoholisch, Viel Cassis, Kirschen und Brombeeren. Zuckerwasser, Kandis und Minze. Super fein strukturiert im Gaumen. Samtige Tannine. Die Frucht ist präzise, und die Holznoten perfekt integriert. Wir sprechen hier von der ersten Trinkreife. Auf dem Weg zur Legende. |
98+ |
tr – 2045 |
2001 Bond Vecina100% Cabernet Sauvignon. „Vecina“ spanisch für Nachbar, denn der Rebberg liegt unmittelbar neben Harlan, an den Ausläufern des vulkanhaltigen Mayacamas Gebierges Leicht unsaubere Note im Bouquet. Faule Eier. Komischerweise etwas Malz und leicht oxydative Noten. Frucht ist weitgehend weg, aber dass so viele überreife Aromen mitspielen, ist unschön. Im Gaumen besser. Dort spürt man sein Potenzial. Er ist dicht, intensiv und kraftvoll. Da die Aromen nicht stimmen, sind auch die Gerbstoffe zu dominant und zerreissen den Wein. Das Gesamtpaket stimmt hier nicht. Keine optimale Flasche. |
– |
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2002 Bond VecinaMildes, defensives Bouquet. Süsse Brombeernoten, etwas Cassis und Zuckerwasser. Kommt nach wie vor sehr jugendlich daher und beweist, dass mit dem 2001er daneben etwas nicht stimmen kann. Dicht im Gaumen, feingliedrig und lang im Abgang. Modern gemacht, intensiv und sehr lang. Reift langsam und bewegt sich erst in seiner ersten Trinkreife. |
94+ |
tr – 2040 |
2001 Harlan EstateUntypisches Bouquet mit flüchtiger Säure. Trester, Nagellackentferner. Fehlerhaft. Im Gaumen ist er deutlich besser, aber kann natürlich den Nasen-Makel nicht kompensieren. Schade, immer mehr Harlan durchleben unsaubere Phasen 95, 96, Teile des97er und jetzt auch 2001? Was ist hier los? Besser war er damals: Harlan Vertical Tasting 1987-2010 |
– |
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2002 Harlan EstateOffenes, attraktives Bouquet. Dunkle Frucht, dezenter Holzeinsatz. Sehr schön gemacht. Nicht so opulent wie viele grosse 2002. Eher elegant, feingliedrig unterwegs. Ich hoffe er bleibt so und macht nicht die Kapriolen früherer Jahrgänge. Er ist zweifellos grenzwertig extrahiert und versucht alles aus sich herauszuholen. Jetzt top. Prognose schwierig. |
97+ |
tr – 2035 |
2001 Dominus EstateMildes, dichtes Bouquet. Es ist nicht die Wucht, sondern eher die dezenten Aromen, welche hier überzeugen. Der Mix zwischen Frucht und Holz gefällt mir sehr gut. Mittlere Intensität, stoffig, intensiv im Gaumen. Er beginnt jetzt zu reifen. Nach wie vor primärfruchtig, erste Reifearomen und nimmt jetzt Fahrt auf. Wie immer bei Dominus, man muss ihn ergründen. Der fliegt nicht entgegen. Er sucht seinesgleichen. |
98+ |
tr – 2040 |
2002 Dominus EstateSüsse, extrovertierte Nase. Ziemlich holzdominant. Kein typischer „bordeaux-orientierter Napa Cab“ sondern eher auf der süssen Seite. Im Gaumen super elegant, balanciert und lang. Recht modern. Deutlich früher trinkreif als 2001. |
96 |
tr – 2030 |
2001 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet SauvignonOffenes, erdiges Bouquet. Blau- und schwarzbeerig. Gewürze, Rauch, Teer und Eukalyptus. Sehr jung. Wenig Fett. Ob er die Klasse der legendären Jahrgange aus den 70ern erreichen wird? |
93+ |
tr – 2040 |
2002 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet SauvignonSehr schönes, offenes Bouquet. Super Barrique Einfluss, die Frucht hält dicht. Da ist wenig Entwicklung aber auch wenig Fülle. Martha ist ein Wein für sich und lässt sich nicht vergleichen. Er gefällt mir, weil er seinen Weg, abseits des Mainstreams, weitergeht. |
95+ |
tr – 2040 |
2001 Joseph Phelps Vineyards InsigniaOffenes, intensives Bouquet. Nebst blau- und schwarzbeerigen Aromen spielen auch mineralische Aromen mit Gewürzen. Im Gaumen dicht, harmonisch und in erster, sehr schöner Trinkreife. Der Druck spricht für seine Langlebigkeit und die wunderbare Aromatik spricht für seine jetzige Trinkfreudigkeit. |
97+ |
tr – 2035 |
2002 Joseph Phelps Vineyards InsigniaOffenes sehr attraktives Bouquet. Die Frucht ist betörend. Die Statur beeindruckend. Der Wein ist immer noch dermassen jung. Top balanciert und extrem lang. Das Beeindruckende ist, dass er gar nicht wie ein «normalerweise leicht opulenter 2002er wirkt». Er ist vielmehr ein «2001Plus». Das ist genau der Kalifornien-Stil, der wie ein exotischer Pauillac wirkt. Meine Welt! |
99+ |
tr – 2040 |
2001 Shafer Vineyards Hillside Select Cabernet SauvignonVerschlossenes, erdiges Bouquet. Neben der mineralischer Note spielt eine prägnante dunkle, beerige Aromatik mit. Das ist massiv. Unglaubliche Kraft. Der Wein ist noch nirgends. Das Potenzial ist gewaltig. With a Kiss from Hillside: An Evening with Doug Shafer |
98+ |
tr – 2040 |
2002 Shafer Vineyards Hillside Select Cabernet SauvignonFrisches, dunkelbeeriges Bouquet. Viel Stoff, elegant und trotzdem so intensiv. Mir gefällt sein Stil. Er ist zwar nach wie vor kraftvoll, alkoholisch und intensiv. Aber nach 20 Jahren ist das ja absolut in Ordnung. Der ist erst am Anfang seiner Trinkreife. Typisch Shafer… nichts für Ungeduldige. |
98+ |
2030 – 50 |
2001 Lokoya Winery Mount Veeder Cabernet SauvignonDezentes Bouquet mit schwarz- und rotbeerigen Nuancen. Zedern, Tabak. Die Frucht ist zurückhaltend aber noch präsent. Aktuell ein attraktiver Mix zwischen Jugendlichkeit und ersten reifen Aromen. Kommt definitiv in eine ruhigere Phase und wirkt nicht mehr so extrovertiert, modern wie früher. |
96 |
tr – 2030 |
2002 Lokoya Winery Mount Veeder Cabernet SauvignonErstaunlich reife, leicht portige Nase. Im Gaumen nach wie vor kompakt, frisch mit deutlich schwarzbeeriger Grundaromatik. Im Bouquet ist er deutlich weiter. Eine schwierige Zwischenphase oder doch schon so weit fortgeschritten. |
93 |
tr – 2025 |
2001 Ridge Vineyards Monte Bello, Santa Cruz MountainsUnglaublich jung. Sowohl in der Farbe wie die Aromatik. Primärfruchtig, intensiv. Viel Cassis und Brombeeren. Kraftvoll, intensiv im Gaumen. Kompakt, satt. Wenig Entwicklung. Er war immer zu jung – jedes Mal, wenn wir uns an ihn heranwagten. Und das wird er weitere zehn Jahre bleiben. Ein Monte Bello für die Ewigkeit. Die Reinkarnation des unsterblichen 71ers? |
96+ |
2025 – 50 |
2002 Ridge Vineyards Monte Bello, Santa Cruz MountainsKork |
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Lieber Eugen, lieber Baschi
Tanzen kann ich – bewiesenermassen – nicht. Weintango hingegen schon. Und wenn es dann noch ein solcher Tango ist, ist’s umso schöner!
Tango, immerhin das weiss ich sicher, ist nur so gut wie die beiden Tanzenden. In diesem Falle die Jahrgänge 2001 und 2002. Und daraus trat wahrlich die Tanzelite an.
2001 und 2002. Zwei grosse Jahrgänge, aber auch zwei ziemlich verschiedene. Zwei Tanzpartner, die sich wunderbar ergänzten, um im Bild zu bleiben. Was den Weintango umso spannender machte.
Wo liegen die Unterschiede? Alles über einen Kamm geschoren (Ausnahmen von der Verallgemeinerung gibt es ja stets) würde ich antworten: 2001 ist stoffig, dicht, mit viel Reserven, spürbarer, aber toll balancierter Säure. Intellektuell(er). 2002 offener, hedonistischer, zugänglicher. Weniger intellektuell, aber dafür vielleicht auch weniger kompliziert. 2002 für den Genuss von heute, 2001 für den von morgen. Wenn man denn warten mag.
Was man bevorzugt, ist dann bloss eine Frage der Präferenz. Ich gönne mir und euch den Spass, die Jahrgänge separat nach Punkten auszuwerten. Je einen habe ich wegen Kork (2002 Ridge Monte Bello) und Überreife (2001 Bond Vecina) rausgerechnet. Und das sieht dann so aus: 1252 Punkte für den Jahrgang 2001 – oder im Schnitt sagenhafte 96.3. Nur ein kleines bisschen weniger, 1232 Punkte, für die Tangotänzer aus 2002. Was dann immer noch sensationelle 94.8 Punkte im Schnitt ergibt.
Ich neige dem Stil von 2001 ein bisschen mehr zu, gefühlt wie in Punkten. Was mich nicht sonderlich überrascht (und euch wohl auch nicht mehr). Was sich auch darin zeigt, dass ich bei den Weinpaaren meist den 2001 etwas höher bepunktet habe, wenngleich manchmal auch nur um Nuancen.
100 Punkte habe ich an diesem genialen Abend im Adelboden nicht vergeben. Keine Ahnung, wieso. Ich war wohl etwas geizig drauf. Oder hatte die Hunderter zu Hause liegen lassen.
Dafür vier Mal 99 Punkte. Alle für 2001er, nämlich: Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard, Ridge Monte Bello, Shafer Cabernet Sauvignon Hillside Select, Bond St. Eden. Die kratzen allesamt an der Perfektion. Ganz besonders angetan haben es mir aus dieser Spitzengruppe die „Tangoikone“ Martha (so unverkennbar Heitz – dürfte ich mein Leben lang nur noch einen Wein trinken, es wäre Martha) und der gigantische Ridge (so klassisch bordeauxhaft und doch so Kalifornien – einmalig). 98 Punkte gingen dann als Exklusivität an einen 2002er: Bond Melbury. Ein faszinierender Wein, ganz frisch im Glas so offen und dermassen verschwenderisch. Nur um alsbald zuzumachen. Ein gutes Zeichen! Hier hat der Spass noch nicht richtig begonnen.
Auf drei Auffälligkeiten will ich noch eingehen. Nummer 1: Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon 2001. Hättet ihr mir den blind serviert, ich hätte durch alle Böden hindurch darauf beharrt, dass es sich hier um Dunn Howell Mountain handelt. So medizinal, jodig und animalisch, wie der daherkam. Eine untypische Flasche, wie meine Tischnachbarn meinten; vielleicht. Mir soll es egal sein. Ich mag Dunn, auch wenn es gar nicht Dunn ist. 95 Punkte.
Auffälligkeit Nummer 2 war Harlan 2001. Ich frage mich ernsthaft, ob ich Harlan nicht verstehe. Ob die Erwartung zu gross ist. Er im Lineup unverdient etwas untergeht. Ich und Harlan in Weintherapie müssen. Denn wie schon beim 97er bei Cab&Turkey notierte ich: schon so weit oder noch nicht so weit? Ganz leichte oxidative Noten, Malz, Feigensirup und Dörrfrüchte. Ich habe mich, wie letztes Mal, auch wieder für „in dubio pro reo“ entschieden. 90 Punkte.
Die dritte Auffälligkeit schliesslich ist 2002 David Arthur Cabernet Sauvignon Elevation 1147 aus der Doppelmagnum, der Tischwein. Dass ich ein riesiger Fan von David Arthur bin, habe ich ja schon mehrfach bekundet. Das war auch hier so. Vielleicht ging er im direkten Vergleich mit der „Tangoelite“ nicht so in die Tiefe. Aber was soll’s – der Trink- und Spassfaktor dieses hocheleganten und so typischen Pritchard-Hill-Weins war gewaltig. Es gibt eben mehr als einen Weg zur (Wein-)Schönheit. 94 Punkte.
Und das wäre dann die gesamte Punkteübersicht. Wobei ich immer wieder gerne betone: Punkte sind mit grosser Vorsicht zu geniessen. Zumal ich leidenschaftlich dilettiere und hemmungslos parteiisch bin. Also nicht zu ernst nehmen!
Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch 2001 95
Abreu Cabernet Sauvignon Madrona Ranch 2002 94
Bond Melbury 2001 97
Bond Melbury 2002 98
Bond St. Eden 2001 99
Bond St. Eden 2002 96
Bond Vecina 2001 0
Bond Vecina 2002 97
Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon 2001 95
Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon 2002 97
Colgin Cabernet Sauvignon Tychson Hill Vineyard 2001 97
Colgin Cabernet Sauvignon Tychson Hill Vineyard 2002 94
Colgin Cariad 2001 97
Colgin Cariad 2002 90
Dominus Estate 2001 93
Dominus Estate 2002 94
Harlan Estate 2001 90
Harlan Estate 2002 94
Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 2001 99
Heitz Cellar Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard 2002 94
Joseph Phelps Insignia 2001 97
Joseph Phelps Insignia 2002 94
Lokoya Cabernet Sauvignon Mt. Veeder 2001 95
Lokoya Cabernet Sauvignon Mt. Veeder 2002 94
Ridge Monte Bello 2001 99
Ridge Monte Bello 2002 0
Shafer Cabernet Sauvignon Hillside Select 2001 99
Shafer Cabernet Sauvignon Hillside Select 2002 96
Ich sage MERCI für dieses einmalige Weinerlebnis. Einmal mehr perfekt inszeniert und orchestriert. Solche Weine geniessen zu dürfen, ist nie eine Selbstverständlichkeit. Sondern ein Privileg. Und dann noch in diesem genialen Rahmen. Und mit all den lieben Menschen am Tisch.
Herzlich – Lukas