Napa vs Pauillac 2015 (Blind Tasting Battle)

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Ein Super Event im Napa Grill Zürich. Ein Blind Tasting Battle zwischen René Gabriel, der mit sechs Pauillac Weinen antrat gegen Baschi Schwander, welcher mit einem halben Dutzend Napa Vally Cabs unser Lieblingsweingebiet vertrat. 100 Gäste wohnten dem Vergleichstest bei und beteiligten sich aktiv an der Wahl mittels Online Voting.

Zugegeben: Die Napa Fraktion genoss klar Heimvorteil. Auch dem „neutralen“ Moderator, Gregor Greber kann eine gewisse Vorliebe zu den Kaliforniern nicht abgesprochen werden… Also eine süffisante, genussvolle Veranstaltung wider dem tierischen Ernst, aber mit einem klaren Sieger und begeisterten Gästen.

The Making of…

Inspiriert vom „Paris Tasting“ 1976 lancierten Gregor Greber und René Gabriel, anlässlich ihrer kürzlichen Kalifornien Reise, eine Neuauflage dieses prestigeträchtigen Vergleichs zwischen zwei der berühmtesten Weinanbaugebiete der Welt. Diesmal fairerweise mit Cabernet Sauvignon dominierten Weinen aus demselben Jahrgang. Die Wahl viel auf 2015, welcher in Kalifornien als heisser, trockener und sehr guter Jahrgang gilt. Ebenfalls ganz gross wird 2015 im Bordeaux eingeschätzt. Beim Originaltasting standen sowohl Bordeaux wie Kalifornien mit schwierigen Jahrgängen zwischen 1967 –  1973 am Start.

René Gabriel selektionierte die Pauillac Auswahl, und ich durfte ein paar Perlen aus dem NAPAWINE.CH Sortiment heraus picken. Weine, welche mich an Arrivagen wie US Flag Day oder  Napa Rocks IV New Arrivals  begeisterten.  Preislich glichen wir uns an und wählten sogenannte „Super Seconds“ im Bereich von CHF 60 – 150.- Wie damals traten junge ambitionierte Winzer und Weingüter gegen etablierte Chateaux an, und natürlich wurde alles blind verkostet. Let’s the Battle begin.

Napa Valley 2015 Pauillac 2015
Arkenstone Wines Estate Red Wine Château Grand-Puy-Lacoste
Kelly Fleming Estate Cabernet Sauvignon Château Lynch-Bages
Barbour St. Helena Cabernet Sauvignon Château Pontet-Canet
Brand Napa Valley Brio Château Clerc-Milon
Sinegal Estate Cabernet Sauvignon Château Pichon-Baron-Longueville
Bulgheroni Lithology Cabernet Sauvignon Château Pichon-Comtesse-de-Lalande

 

1976 sah die Zusammenstellung eher handgestrickt aus, beziehungsweise wahrscheinlich „was gerade im Laden“ von Weinhändler Steven Spurrier stand und was ihm bei seiner Kalifornien Reise in die Hände fiel. Das Paris Tasting war im Grunde keine grosse Sache. Spurrier schaffte es, lediglich ein paar französische Weinfachleute an einen Tisch zu bringen und liess sie zehn Rot- und zehn Weissweine blind verkosten. Nur ein einziger Journalist vom „Time Magazine“ interessierte sich für die Probe, und machte anschliessend den ganzen „Skandal“ weltweit publik. Die Ergebnisse von 1976:

 

Paris Tasting 1976 Rangliste Weissweine Paris Tasting 1976 Rangliste Rotweine
1.1973 Chateau Montelena Chardonnay 1.1973 Stag’s Leap Wine Cellars
2.1973 Meursault Charmes Roulot 2.1970 Château Mouton-Rothschild
3.1974 Chalone Vineyard Chardonnay 3.1970 Château Montrose
4.1973 Spring Mountain Chardonnay 4.1970 Château Haut-Brion
5.1973 Beaune Clos des Mouches, Joseph Drouhin 5.1971 Ridge Vineyards Monte Bello
6.1972 Freemark Abbey Chardonnay 6.1971 Château Léoville-las-Cases
7.1973 Bâtard-Montrachet, Ramonet-Prudhon 7. 1970 Heitz Martha’s Vineyard
8.1972 Puligny-Montrachet Les Pucelles, Domaine Leflaive 8. 1972 Clos Du Val Winery
9.1972 Veedercrest Vineyards Chardonnay 9.1971 Mayacamas Vineyards
10.1973 David Bruce Winery Chardonnay 10.1967 Freemark Abbey Winery

 

Für die damalige traditionelle „Weinfachwelt“ war das Ergebnis ein Schock. Als ob man ihnen weissmachen wollte, die Erde sei nun doch wieder eine Scheibe und keine Kugel. Die beliebteste Ausrede der Experten damals war, dass die amerikanischen Weine nicht altern können, und die Franzosen viel zu jung waren für das Tasting. Allerdings änderte sich das Ergebnis auch später nicht. Mehrmals wurde die Verkostung wiederholt, praktisch immer mit demselben Resultat.

Eine Neuauflage des Paris Tastings mit den Originalweinen lancierte im Frühling 2012 Eugen Haefliger. Sieger damals: 1971 Ridge Monte Bello.

2008 wurde das Paris Tasting unter dem Titel „Bottle Shock“grossartig verfilmt, und Mike Grgich (damaliger Winemaker von Chateau Montelena) in die Vinters Hall of Fame aufgenommen.

 

Die Jury 1976 in Paris:

Die Jury 2019 in Zürich:

Spannend: Von den 103 anwesenden Juroren gingen 99 komplette Bewertungen (100 Punkte Skala) ein. Gut ein Dutzend Teilnehmer schafften das Kunststück alle Weine der richtigen Herkunft zuzuweisen. Ich selber verwechselte Barbour und Lynch Bages und musste mich mit zehn Richtigen begnügen. Die Verlosung unter den 12 Top Tippern gewann Stefan Heng (links) aus Belp. Er freut sich über ein Nachtessen im Napa Grill. Herzliche Gratulation und Chapeau!

 

Strahlender Sieger: Stefan Heng. Mässig begeisterter René Gabriel (die Gründe dazu weiter unten…)

 

Das Ergebnis

Klarer geht’s nicht. Einmal mehr zog sich Napa Valley als klarer Sieger aus der Affiche. Sowohl in der Gesamtwertung wie auch bei der Einzelrangliste. Unglaublich: Die ersten vier Plätze belegten Napa Cabs! An der Spitze, der glänzende Sieger Bulgheroni Lithology! Dies ist erst der zweite Jahrgang dieses finanzstarken Projekts rund um den Argentinischen Milliardär Alejandro P. Bulgheroni. Sein Winemaker ist kein geringerer als Philippe Melka. Die Trauben stammen aus den berühmten Beckstoffer Lagen Las Piedras und ToKalon.

Das Podest komplettieren als Runner-Up Brand Brio, der Zweitwein (!) vom Pritchard Hill Newcomer „Brand Estate“ und auf Platz drei finden wir den wunderbaren Sinegal Estate Cabernet Sauvignon. Noch hinter Jim Barbours St. Helena Cabernet Sauvignon, taucht endlich der erste Pauillac Wein auf. Chateau Pichon Baron landete auf Platz 5. Die komplette Rangliste mit Publikumsbewertung und meiner persönlichen Notizen sind weiter unten.

 

 

Aufgrund des Erdrutschsiegs waren kurz nach dem Tasting einige der Top Weine vergriffen. Der aktuelle Bestand findest Du unter NAPAWINE/2015. Wenn Du Dir selber ein Bild dieser und weiterer Napa Spitzenweine machen möchtest, empfehle ich Dir die Teilnahme am 4th of July Tasting im Napa Grill. Schnell anmelden! Der Event wird nach diesem Ergebnis bestimmt ausverkauft sein.

Bevor wir zu den finalen Bewertungen kommen bedanke ich mich abschliessend beim ganzen Napawine und Napa Grill Team für den fantastischen Event. Insbesondere bei Steffen Kümpfel. Das war eine Herausforderung. 100 Gäste, 600 Gläser, 100 Burger, 80 Flaschen Wein verdeckt und korrekt einschenken. Zudem entwickelte er extra für den Anlass eine Voting App mit Zukunftspotenzial. Toll gemacht, Respekt! Merci an meinen Weinfreund, René Gabriel (seinen umfangreichen Bericht zur Probe gibts auf BXTOTAL.COM), dass er den Spass mitgemacht hat und dass er sich bereits jetzt schon Gedanken über eine Revanche macht. René, wir sind bereit! Jederzeit, überall.

 

 

Bewertungen und Notizen (in Reihenfolge des Tastings):

 

2015 Château Clerc-Milon, Pauillac

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 1:

Würzig, defensives Bouquet. Mittlere Intensität in der Nase. Palisander, Minze und Rauch. Auftakt, leicht metallisch. Dominant blaubeerig aufgrund des hohen Merlot Anteils (51% Cabernet Sauvignon, 34% Merlot, 13% Cabernet Franc, 1% Petit Verdot und 1% Carmenère). Danach Tabak und Leder. Mittellanger Abgang. Klar als Bordeaux durch seine eher zurückhaltende Coolness erkennbar.

Publikumswertung: 92.47 / Rang: 12

91

 

2025 – 40

 

2015 Château Grand-Puy-Lacoste, Pauillac

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 2:

Fruchtbetonte Nase. Schwarzbeerig, mit Rauch, Vanille und Bittermandeln. Mittelschwer, klarer Cabernet Anzeiger. Elegante Struktur, nicht überladen. Mineralische Noten im Abgang. Im Bouquet tippte ich zuerst auf Napa, doch im Gaumen zeigt er seine typische jugendliche Pauillac Strenge. Braucht Zeit.

Publikumswertung: 93.23 / Rang: 11

 

93+

 

2030 – 45

2015 Kelly Fleming Estate Cabernet Sauvignon, Napa Valley

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 3:

Hochattraktives, verlockendes Bouquet. Creme Cassis, Mocca, Espresso. Feine Minze- und Peperoninoten. Feine Struktur, elegant vinifiziert. Noch mehr Potenzial und mehr Terroir Einfluss als die ersten Jahrgänge. Spektakulär.

Leider inzwischen kein Geheimtipp mehr, und trotzdem preislich fair geblieben. Kostet einen Drittel seiner Nachbarn Eisele Vineyards und Hundred Acre. Calistoga Frauen Power-Duo: Kelly Flemming und ihre ambitionierte Winemakerin Rebecca Georges. Eine Perle im Napawine.ch Sortiment.

Publikumswertung: 94.39 / Rang: 6

97

2025 – 40

2015 Arkenstone Wines Estate Red Wine, Napa Valley

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 4:

Arkenstone Estate Red (ehemals Obsidian) ist ein für Howell Mountain eher schmeichelhafter, sanfter Blend aus 74% Cabernet Sauvignon, 10% Petit Verdot, 8% Cabernet Franc, 4% Merlot und 4% Malbec. Süsses, opulentes Bouquet. Cassis, Kirschen, Bisquit, Vanille, etwas Rauch. Kräuter, Kandis, Magenbrot. Im Gaumen mittelschwer, feine mineralische Noten. Bereits jetzt gute Harmonie.Winemaker Sam Kaplan.

Publikumswertung: 94.39 / Rang 6

96

2025 – 40

2015 Château Pontet-Canet, Pauillac

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 5:

Würziges Bouquet. Erdig, mineralisch. Frucht im Hintergrund. Im Gaumen mittlere Intensität, nochmals Kirschen und Pflaumen. Leicht trockene Tannine. Es fehlt aktuell an Fülle. Pontet Canet setzte 2015 für den Ausbau nur 50% neues Holz ein. Der Rest reifte in Terra Cotta Amphoren.

Publikumswertung: 93.83 / Rang 9

92+

2025 – 40

2015 Château Lynch-Bages, Pauillac

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 6:

Offensives, verführerisches Bouquet. Geniale Holznote mit Bittermandeln, Krokant und Espresso. Darunter dramatisch, süss schwarzbeerig. Edel. Im Gaumen noch recht kantig und logischerweise noch nicht die Harmonie des Bouquets. Aber die Kraft ist beeindruckend. Braucht Zeit.

Publikumswertung: 93.45 / Rang: 10

96+

2030 – 45

2015 Brand Napa Valley Brio, Napa Valley

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 7:

Offenes Bouquet. Kirschen, Cassis, Brombeeren, Gewürze. Attraktive, feine, stimmige Röstaromatik. Mocca, Kaffee. Im Gaumen elegant, ausgewogen und top balanciert. Wirkt jetzt schon enorm verlockend. Pritchard Hill mit Tiefgang und Eleganz. Dieser Zweitwein (!) von Brand holt sich hier einfach mal ganz locker Platz zwei bei 100 Degustatoren. Dass der 2015 ausserordentlich gelungen ist, war mir schon Flag Day klar, doch dass er jetzt so abräumt… Wow!

Publikumswertung: 95.01 / Rang 2

94+

2025 – 35

2015 Sinegal Estate Winery Cabernet Sauvignon, Napa Valley

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 8:

Opulentes, barriquebetontes Bouquet. Rauch, Espresso. Gradlinig, eleganter Körper. Trotz des massiven Holzeinsatz, wirkt er filigran strukturiert und lang. Gefällt sehr gut. Die Fruchtaromen sind präzise, süss und trotzdem nicht überladen. Absoluter Winner Wein! Bezaubernd.

Publikumswertung: 94.98 / Rang 3

96

2020 – 35

2015 Château Pichon-Comtesse-de-Lalande, Pauillac

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 9:

Defensives Bouquet. Leder, Holz. Beerige Noten eher im Hintergrund. Im Gaumen etwas kühl wild und Reife suchend. Die Struktur und Länge ist beeindruckend. Aktuell fehlt es, aufgrund der leicht vordergründigen Tanninen, an Charmes und Fülle. Doch das kommt gut! 68% Cabernet Sauvignon, 29% Merlot, 2% Cabernet Franc und 1% Petit Verdot.

Publikumswertung: 94.26 / Rang: 8

95+

2025 – 45

2015 Château Pichon-Baron-Longueville, Pauillac

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 10:

Cremig, mildes Bouquet. Klar Barrique geprägt in dieser jungen Phase. Feine schwarzbeerige Aromen, begleitend mit Lakritze, Kandis und Gewürzen. Zupackend im Gaumen. Massive Tannine für Pichon Baron. Vielversprechend.

Publikumswertung: 94.61 / Rang 5

94+

2025 – 45

2015 Barbour St. Helena Cabernet Sauvignon

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 11:

Anfänglich grassiges, florales Bouquet. Wirkt exotitsch und gar nicht Cabernet typisch. Angenehm ausgewogen im Gaumen. Mittlere Konzentration, gut begleitende Säure. Baut im Glas mächtig aus. Der elegante Stil von Winemakerin Celia Welch begeisterte das Tasting Publikum.

Publikumswertung: 94.77 / Rang 4

94+

2025 – 40

2015 Bulgheroni Lithology Cabernet Sauvignon

Blind Tasting Napa vs. Pauillac Wein 12:

Rauch, Grafit und Erde im Bouquet. Darunter süsse, dunkelbeerige Aromen. Filigraner Auftakt, mittlere Intensität, Gerbstoffe sind recht dominant und begleiten den Wein in einen langen anhaltenden Abgang. Stoffig, intensiv. Viel Potenzial.

Der Agentinier, Alejandro P. Bulgheroni, besitzt mehrere Weingüter auf der ganzen Welt. Mit dem Erstlingsjahrgang 2014 ist er nun im Napa Valley angekommen. Das umgebaute Weingut war früher Bill Harlan’s Founders Room in unmittelbarer Nähe des Napa Valley Reserve. Nebst der enormen Finanzpower und der Leidenschaft von Alejandro Bulgheroni, sind Philippe Melka und Michel Rolland als önologische Berater, sind ein weiterer Garant, dass hier etwas Spektakuläres entsteht. Nichts wird dem Zufall überlassen. Die Trauben dieses spektakulären 100% Cabernet Sauvignon stammen aus den berühmten Beckstoffer Lagen „Las Piedras“ und „To Kalon“. 1800 Flaschen. Die letzten „Dreierkistli“ gingen direkt nach dem Tasting über den Ladentisch.

Publikumswertung: 95.34 / Rang 1

97+

2025 – 45

 

 

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