Napa Valley 1997

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Die 97er Kalifornier vom Napa Valley sind jetzt auf Top Niveau. Sie befinden sich in schönster Trinkreife und die besten werden sich weitere zehn bis zwanzig Jahre positiv entwickeln.

Zu diesem Schluss kam ich nach dem wunderbaren Samstagsmittag Tasting von 25 Top Shots aus dem Spitzenjahrgang. Anlässlich von Cab & Turkey 9 bei Werner Tobler im Bacchus Hildisrieden. Doch diesmal gab’s den Truthahn in abgeänderter Form:

Blicken wir zwei Jahre zurück: Beat Spichtig lancierte 2017 eine gigantische Probe mit über 100 97er zum 20jährigen Jubiläum. Damals schrieb ich.

1997 galt in Kalifornien als einer der grössten Jahrgänge überhaupt. Perfekte Witterungsverhältnisse bescherten den Winzern top Bedingungen, Spitzenqualitäten und eine ausserordentlich grosse Ernte. Einige Wineries kamen infolge der immensen Traubenmenge an Kapazitätsgrenzen. Volle Gärtanks und trotzdem hing noch gesundes, reifes Traubengut im Weinberg. So kam es zu unterschiedlichen Lesezeitpunkten, was sich im Verlauf der Jahre als problematisch herausstellen könnte. Den 97ern wird deswegen oft ein „Säureproblem“ nachgesagt, was die Reifung beeinträchtigt, oder im schlimmsten Fall in flüchtiger Säure endet.

Ich glaube, dass 1997 immer auf der kräftig-intensiven Seite bleiben wird. Auch im Alter. Der Jahrgang kann nicht die Eleganz und Balance eines 94ers oder 2001er erreichen. Die Struktur wirkt fülliger und weniger kompakt. Er bleibt Kraft und Frucht dominiert. Insbesondere gilt das für die Weine aus der Napa Valley Talebene. Die „Mountain Gewächse“ sind in diesem Bereich defensiver unterwegs, verfügen dafür über mehr Struktur, Mineralität und Tiefe. Er wird langlebiger bleiben als seine Jahrgangskollegen 1996, 1998, 1999 und 2000. Von der Fülle und Kraft her bestehen Parallelen zu den 2002ern.

Der ganz Bericht inklusive Bewertungen

Die diesjährige Cab & Turkey Probe mit 25 Weinen könnte man auch als „Best of 1997“ definieren. Daher gilt meine Einschätzung für die besten Cabernet Sauvignons. Weine von mittlerer Qualitäten sollten nach 20 Jahren ausgetrunken sein.

1997 Araujo Estate Eisele Vineyard Cabernet Sauvignon

Kirschen, Brombeeren und leicht staubige, erdige Noten im Bouquet. Die Frucht war schon früh weg beim 97er Araujo. Er ist jetzt in der tertiären Phase. Gewürze und erdige Aromen auch im Gaumen. Etwas medizinal mit ganz leichter, störender Lacknote im Abgang. Säubert sich. Zwei Stunden dekantieren. Leider wurde hier nicht das Maximum aus dem grossen Jahrgangspotenzial herausgeholt.

Bart Araujo: „Das letzte Glas, muss das Beste sein“.

91

austr

1997 Chateau Montelena Estate Cabernet Sauvignon

Dezentes, mildes Bouquet, mit feinen dunklen Aromen, Leder, Holz und viele Gewürze. Im Gaumen reif, angenehm balanciert. Bordeaux orientiert aufgrund seiner kernigen Art. Charaktervoller, gradliniger Montelena. Jetzt in Trinkreife und Potenzial für weitere 20 Jahre. Torkel bringt es auf den Punkt: Montelena ist der Montrose Kaliforniens.

Montelena war schon Hauptdarsteller bei Cab & Turkey 2. Damals noch in der Braui mit einem richtigen Turkey….

Cab & Turkey Vol. 2: Château Montelena 

94

tr – 2040

1997 Dunn Vineyards Howell Mountain Cabernet Sauvignon

Würzig, erdiges Bouquet. Mit viel Teer, Kamin. Darunter leicht rotbeerige, süsse Aromen. Rustikal, leicht trocken im Gaumen. Nach wie vor gute Gerbstoffe. Irgendwie nach wie vor jugendlich. Der Wein ist keine Wucht – zum Glück! Junge Dunns sind meistens völlig unzugänglich und schwer verständlich. Er ist immer ein klassischer, grosser Cab, der genau für solche Momente mit gemacht wird. 20 Jahre Reife – das braucht Dunn.

93

tr – 2035

1997 Lokoya Winery Howell Mountain Cabernet Sauvignon

Würzig, dunkelbeeriges Bouquet. Pfeffer, anfänglich etwas käsig, leichter Böckser. Mit Luft immer mehr nussige Aromen und Erde. Die Farbe ist immer noch unglaublich jung. Zupackend, intensiv im Gaumen. Super Konzentration. Das überrascht mich jetzt wirklich. Oftmals habe ich Lokoyas als „frühtrinkreife Retortenweine“ bezeichnet. Aber dieser Howell Mountain verfügt jetzt noch über beeindruckendes Potenzial. Watchlist – er hat wenig Parkerpunkte….

96

tr – 2035

1997 Lokoya Winery Cabernet Sauvignon, Diamond Mountain

Dunkles granat. Reifes Bouquet. Kirschen, Rosinen, Leder, Cakesfrüchte. Mittelschwerer Körper, sehr schön gemacht. Stimmig reif. Jetzt in schönster Trinkphase. Alles in allem ist die Nase reifer als im Gaumen. 2 Stunden dekantieren.

93

tr – 2025

1997 Beringer Vineyards Private Reserve Cabernet Sauvignon

Klassische, reife Napa Cab Nase. Immer noch dunkelbeerig, mit ersten ganz leichten rosinigen Aromen. Im Gaumen recht säurebetont, auch die Gerbstoffe sind recht fordernd. Es fehlt ihm etwas in der Mitte. Wünschte mir in diesem Stadium noch etwas mehr Frucht.

92

tr – 2035

1997 Colgin Cellars Herb Lamb Vineyard Cabernet Sauvignon

Extrovertiertes, verlockendes Bouquet. Super dunkelbeerig, Kandis, Krokant mit feinen Leder und Zedern Noten. Mittelschwer, hoch elegant im Gaumen. Super Balance. Jetzt in einer euphorischen Spassphase. Reif mit jugendlichem Touch. Ein Wahnsinn! Schon bei der grossen 97er Probe von Beat Spichtig, belegte dieser geniale Herb Lamb einen Spitzenplatz.

Colgin produzierte von 1992 – 1998 nur den Herb Lamb Vineyard. Winemaker war damals Helene Turley. Die Mengen nahmen von Jahr zu Jahr ab. Begonnen mit 500 Kisten endete die Zusammenarbeit 2007, als noch 100 Kisten abgefüllt wurden. Weine vom Herb Lamb gibt es immer noch, doch lasst die Finger davon….

The Wines of Ann Colgin

98

tr – 2035

1997 Joseph Phelps Vineyards Insignia

Reife Nase. Dörrfrüchte, Kirschen, Torf und Leder. Super fein, hoch aromatisch im Gaumen. Eleganz pur. Ein absolut geschmeidiger, grosser Blend von 80%Cabernet Sauvignon, 15% Merlot und 5% Petit Verdot. Hier wurde noch richtig Mengen produziert. Gut 200’000 Flaschen für einen fairen Preis. Dafür zolle ich höchsten Respekt. Jetzt in einer euphorischen Trinkreife!

97

tr – 2035

1997 Vineyard 29 Estate Cabernet Sauvignon

Rauch, Teer, Kamin, Kandis und immer noch dezente dunkle Beeren. Im Gaumen modern, super geschmeidig, seidenfein. Ein schöner, trinkreifer Wein. Endloser Trinkspass auf hohem Niveau.

94

tr – 2030

1997 Caymus Vineyards Special Selection Cabernet Sauvignon

Würziges, offenes Bouquet. Immer noch schwarzbeerig, mit beginnendem typischem, süssen Himbeertouch, welchen man so oft bei reifen Caymus findet. Kraft und Konzentration im Gaumen. Junge Caymus sind von ihrer Süsse und Opulenz kaum zu ertragen. Auch nach 20 Jahren geht es erst so langsam los. Super Potenzial.

95+

tr – 2040

1997 Dalla Valle Vineyards Maya

Reifes, leicht dumpfes Bouquet. Frucht ist weitgehend weg, mehr florale und tertiäre Aromen spielen mit. Erde, Torf, und nasser Waldboden. Er öffnet sich langsam im Glas und mehr beerige Aromen entwickeln sich. Fein strukturiert im Gaumen. Harmonisch und nach wie vor mit viel Reserven ausgestattet. Ein eigenwilliger, grosser Wein. Braucht viel Luft. Lange dekantieren.

Dalla Valle Maya: Vertical Tasting 1988 – 2009

95

tr – 2040

1997 Harlan Estate

Reduktive Nase. Wenig Frucht. Leichte Lacknote und erste rosinige Aromen. Im Gaumen beeindruckt er immer noch mit einer genialen Konzentration. Die Gerbstoffe und Säure sind immer noch bemerkenswert. Ich erlebte ihm mit zehn Jahren auf dem Höhepunkt, in einer unglaublichen Charmes-Phase. Seither hat er sich zurückgezogen, ähnlich wie sein 95er und 96er. Ob er je wieder kommt, und das einhält, was er in jungen Jahren versprach? Oder wird er künftig an seinen eigenen, hohen Erwartungen scheitern?

Harlan Vertical Tasting 1987 – 2010

 

94+

 

tr – 2040

1997 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon

Opulentes, offenes Bouquet. Geröstete Nüsse, Kandis. Im Gaumen reif, etwas weniger Eukalyptus, Minze wie die früheren Jahrgänge. Er entwickelt sich sehr gut und für so junge Rebstöcke (Neuanpflanzung wegen Reblaus) eine Klasse für sich. Bemerkenswert in Form nach 20 Jahren!

It’s Martha’s Vineyard

Heitz Martha’s Vineyard & Old Companions

94+

tr – 2040

1997 Opus One

Dichte, konzentrierte Nase. Viel Rauch, Magenbrot immer noch Cassis und Brombeeren. Im Gaumen wunderbar reif, geschliffen mit mittlerer Intensität. Jetzt in einer sehr schönen, reifen Trinkphase.

93

tr – 2025

1997 Robert Mondavi Winery Reserve Cabernet Sauvignon

Leicht portige, oxydative Nase. Pflaumen, Leder und Laub. Trocknet langsam aus im Gaumen. Alle in allem etwas unharmonisch. Säure wäre noch viel da, aber es fehlt an Fülle. Vielleicht keine ganz optimale Flasche.

88?

austr

1997 Dominus Estate (Magnum)

Dunkles, konzentriertes Bouquet. Feine Malznote, klarer Cabernet Anzeiger. Aber man weiss einfach nicht so genau, ist man in Bordeaux oder im Napa Valley. Unglaublich jung in der Nase. Zugänglich, enorm geschmeidig im Gaumen. Extrovertiert und völlig zugänglich. Trinkspass ohne Ende. Die Magnum hat sogar noch Reserven!

98

tr – 2035

1997 Lokoya Winery Mount Veeder Cabernet Sauvignon

Blau- und schwarzbeerig defensive Frucht. Attraktiv im Gaumen, beschwingt mit intensiver Säure und super Holzeinsatz. Man kann sagen was man will. Ja, er ist modern, ja er wirkt etwas gemacht. Doch wen störts? Reine Drink – Sexyness! Keine Eile.

95

tr – 2040

1997 Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon, Mount Veeder

Wunderbare röstige Aromen. Bittermandeln, Vanille und fast noch leicht laktitsche Aromen. Im Gaumen würzig, kernige Gerbsoffe und Tannine. Das ist definitiv nicht „everybodies Darling“. Das ist komplett abseits des dunkelbeerigen, süssen Napa Mainstreams. Das ist Mayacamas – Love it – or hate it. Dieser Wein kommt nochmals bei Cab & Turkey 2045 und wird uns alle weghauen.  

Good Old Mayacamas

97+

tr – 2050

1997 Philip Togni Vineyard Cabernet Sauvignon

Druckvolles, dunkelbeeriges Bouquet. Bisquit, Mandeln, Leder, Streichholz und Zedern. Diesem Wein zolle ich grössten Respekt. Gemacht für 20 – 40 Jahre Lagerung. Er beginnt erst jetzt richtig Spass zu machen. Old Fashion Cab – that’s what I like.

Philip Togni’s Cabernet Legenden 1983 –  2008

96

tr- 2035

1997 Lewis Cellars Cuvee L Cabernet Sauvignon

Fülliges, röstiges Bouquet. Voll offen. Viel Vanille, immer noch dunkelbeerig. Geschmeidig, elegant im Gaumen. Recht opulent. Super feine Tannine. Geht nicht extrem in die Tiefe, aber da gibt’s nichts zu kritisieren. Das ist super gemacht. Komplett offen und zugänglich.

95

tr – 2030

1997 Pahlmeyer Proprietary Red

Süsses, reifes Bouquet. Bordeaux orientiert. Breit strukturiert, eine Fülle von Aromen und Trauben. Opulent und dicht. Kommt nach wie vor jung daher. In einer fülligen Trinkreife. Wer es gerne reifer mag, wartet problemlos zehn Jahre.

93

tr – 2035

1997 David Arthur Estate Elevation 1147 Cabernet Sauvignon

Prichtard Hill Klassiker aus den 90er Jahren. Sie machten dort oben schon Wein, wo niemand an das Potenzial glaubte.

Edles dunkelbeeriges Bouquet. Teer, Eisen, Blut, Erde, Kandis und leichte Peperoni Note. Super geschmeidig im Gaumen. Perfekt integrierte Säure und Tannine. Kräftig, intensiv und trinkreif. Ganz gross. Langsam geht’s los mit dem legendären Jahrgang auch auf Pritchard Hill.

Cab & Turkey Vol. 4: The Wines of Pritchard Hill: Napa Valley’s hottest Address

96

tr- 2040

1997 Shafer Vineyards Hillside Select Cabernet Sauvignon

Wunderbares, edles, dunkelbeeriges Bouquet. Wirkt immer noch sehr jung. Harmonisch und in beeindruckender Balance. Junge Hillside sind immer opulent und alkoholisch. Das war bestimmt der 1997er auch. So wird es, wenn man 20 Jahre Geduld aufbringt.

With a Kiss from Hillside: An Evening with Doug Shafer

97

tr – 2040

1997 Fisher Vineyards Wedding Vineyard Cabernet Sauvignon, Sonoma County

Erste reife Aromen. Immer noch röstig aber auch Rosinen sind zu spüren. Sehr schöner Wein, jetzt perfekt trinkreif. Nicht die Dramatik der grossen Napa Cabs. Aber geschmeidig, schön ist das auf jeden Fall.

93

tr – 2025

1997 Ridge Vineyards Monte Bello, Santa Cruz Mountains

Jugendlich, dunkelbeeriges, frisches Bouquet. Beschwingt, intensiv im Gaumen. Leichte Lacknote, aber alles noch in kräftiger, junger Form. Kein Alter. Eher verschlossen. Warten, sehr lange.

Paul Draper’s Meisterwerk: Ridge Monte Bello 1978 – 2005

94+

tr – 2040

3 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Carlo am 17. Dezember 2019 um 21:21

    Lieber Baschi

    Vielen Dank für den tollen Bericht! Da kommen wunderbare Erinnerungen an diesen Nachmittag auf. Toll, dass ich dabei sein durfte und das aussergewöhnliche Essen und Weine mit euch geniessen durfte!

    Meine Highlights, obwohl das bei dieser Auswahl schwer fällt:
    die beiden Lokoyas aus dem ersten Flight; Herb Lamb (da ist man einfach dankbar, so etwas probieren zu dürfen); der balancierte und gsüffige Insignia; Opus One und Dominus mit Bordeaux-Touch; der jugendliche Shafer Hillside und und und…

    Liebe Grüsse und bis hoffentlich bald
    Carlo

  2. Veröffentlicht von Max am 17. Dezember 2019 um 6:22

    Zum Glück ist meine Tochter in diesem Jahr zur Welt gekommen! Also, nichts wie ran an die 97er aus Kalifornien. Leider sind nur ein paar Flaschen übrig geblieben. Ein ganz grosses Jahr das wirklich Spass macht, und beweist, das auch Weine aus diesem Gebiet hervorragend altern! Bei uns besonders beliebt sind Dunn und Monte Bello!

  3. Veröffentlicht von Lukas Schneider am 16. Dezember 2019 um 19:52

    Lieber Eugen, lieber Baschi

    Nun habe ich endlich die Zeit gefunden, um Ordnung in mein Gekritzel zu bringen (und zu entziffern – je später der Flight, desto herausfordernder…). Ein grosses Dankeschön für einen grossartigen Anlass. Grossartig wie immer. Und mit grossartig meine ich nicht nur die Weine, sondern das „Gesamtpaket“: Organisation, Menschen, Wernis Küche, das Bacchus.

    Aber dann stehen halt doch die Weine im Vordergrund. Der Zeitpunkt für die 97er-Probe: perfekt. Für die Weine perfekt, nach 22 Jahren. Wenn die Frucht immer mehr in den Hintergrund tritt und sich das Terroir durchzusetzen beginnt. Da waren viele Tertiäraromen, viel auch, was mich an Bordeaux erinnert hat. Nicht selten, und das macht einen grossen Unterschied, eben doch mit einem spürbaren Schuss Kalifornien. Blind hätte ich dennoch bei so manchem Wein wohl auf Bordeaux getippt.

    Mein Liebling des Tages? (Von „Sieger“ möchte ich nicht sprechen, dafür war das Niveau generell zu hoch – wo es Sieger gibt, sind andere Verlierer, und das wäre ganz einfach unpassend. Wenn wir mal Mondavi Reserve aussen vor lassen.) David Arthur Elevation 1147. Hätte ich im Vorfeld benennen müssen, was mein WOTN (Wine of the night) sein würde, hätte ich darauf getippt? Vielleicht schon. Denn jedes Mal, wenn ich David Arthur begegnet bin (begegnen durfte), war der stets unter meinen Lieblingen. So auch am letzten Samstag. Diese feine Mineralität, die vulkanische Note, der medizinale Ton, aber auch diese wundervolle Süsse. Und der superelegante Gaumen. Mountain fruit at it’s best. Pritchard Hill eben. Ich war da bei hohen 98 Punkten. Keiner zu viel, wenn ihr mich fragt.

    Und sonst? Viele Weine haben mich berührt. Emotionen ausgelöst. Etwa Seavey. Ich habe notiert: Wem da das Herz nicht aufgeht… Superklassisch, geht in Richtung Bordeaux (St. Julien?), eine Bank, immer wieder. Das waren bei mir 97 Punkte. In diese Kategorie fallen auch Lokoya Howell Mountain (grossartig, diese kräuterige Nase), Heitz (er hat vielleicht nicht den Tiefgang anderer Jahrgänge – aber bei dieser Nase, so richtig Heitz, werde ich einfach schwach), Dominus (aus der Magnum, das mag eine Rolle gespielt haben) und Colgin Herb Lamb (auch wieder so ein Kalifornier, der nach Bordeaux schielt).

    Ich erspare es euch, nun jeden einzelnen Wein aufzulisten. Ein paar möchte ich dennoch noch nennen, die es mir besonders angetan haben. Phelps Insignia, zum Beispiel. Schlicht irr, einfach ein Marathonwein, so crèmig (laktisch?), so frisch. In die Kategorie „verdammt jung“ gehört zweifellos auch Ridge Monte Bello. Und Philip Togni. Der vielleicht jüngste der 97er? (Ja, ich war nie besonders gut in Mathematik): Shafer Hillside Select. Stoffig, enormes Potential, viel Frucht, viel weniger auf Tertiäraromen gebaut als manch anderer. Diese Gruppe: 96 Punkte.

    Ein paar mehr. Fast abgeschrieben hätte ich Dalla Valle Maya. Bis ich merkte: Der braucht einfach wahnsinnig viel Luft. Sicher der würzigste Wein des Nachmittags. Als würde man durch den orientalischen Markt schlendern. Dunn Howell Mountain, immer einer meiner Favoriten. Einen solchen Wein muss man sich erst zu machen getrauen. Irgendwie ungekämmt, riecht so medizinal wie wohl keine Apotheke auf der ganzen Welt. Ich mag ihn. Viader, auch sensationell gut. Das geht dann wieder sehr Richtung Bordeaux. Ich hoffe immer noch auf die damals verschobene Viader-Probe! Alle diese Weine: 95 Punkte.

    Und dann gibt es die Weine, bei denen die Erwartung so gewaltig ist, dass vielleicht nur schon das ein Handicap ist. Araujo Eisele schien mir etwas gar weit in der Entwicklung, wenngleich ich ihm einiges abgewinnen konnte. Kontrovers diskutiert und eben vielleicht so ein „Erwartungsopfer“: Harlan. Da fragte ich mich: Ist er schon so weit oder noch nicht so weit? Ich will ihm den „benefit of the doubt“ zugestehen. Diese beiden: 93 Punkte.

    Schön, durfte ich diese Weine an diesem tollen Nachmittag erleben und geniessen. Mit euch und all den anderen Weinfreaks.

    Liebe Grüsse
    Lukas

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