Mit Gefühl: Henri Bonneau

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Analytik, Technik und Hygiene gehörten nie zu Herni Bonneau‘s Vorlieben. Weine zu bereiten sei ein Handwerk, dass viel mit Gefühl und Gespür zu tun habe. Alles was es dazu benötigt, lernte er von seinem Vater und dieser wiederum vom Grossvater. So werde das Wissen, auf seinem im 17. Jahrhundert gegründeten Weingut in Chateauneuf du Pape, seit zwölf Generationen weitergegeben. Es erübrigen sich Fragen, nach Zusammensetzung, Ausbau oder Verkauf der Weine. Alles passiert gefühlsmässig. Der Lesezeitpunkt, in seinem sechs Hektar grossen Weinberg, wird intuitiv bestimmt. Die Spontanvergärung erfolgt in offenen Bottichen. Ein mikrobiologischer Nährboden, was man seinem „lebendigen“, mythischen 300jährigen Keller ansieht. Das störe den Wein nicht, meinte der Patron lächelnd dazu. Ausgebaut wird zwischen zwei und sieben Jahren in verschieden grossen, Jahrzehnte alten Fässern. Die verschiedenen Cuvees bestehen hauptsächlich aus Grenache. Dazu etwas Mourvèdre, Counoise und Vaccarèse. Bonneau verkostete seine Fassweine oft. Das genaue Verhältnis wird allerdings erst Jahre nach der Ernte „mit feinem Gespür und Erfahrung“ festgelegt. Pro Jahr füllten Vater und Sohn Bonneau rund 15‘000 Flaschen ab. Vom einfachen fruchtigen Rouliers, über den klassischen Chateauneuf-du-Pape zum Cuvee Marie Beurrier bis hin zum Reserve des Celestins, den es nur in grossen Jahren gibt.

Der gewiefte Verkäufer war Bonneau nie. Oft hortete er seine Flaschen lange und brachte diese nur auf den Markt, wenn es wirklich nötig war. Man erzählt sich die Geschichte, dass er jeweils beim örtlichen Lieblingsmetzger sein Cote de Boeuf mit einer Flasche Chateauneuf-du-Pape bezahlte. Überhaupt spielte Essen und Genuss eine tragende Rolle in seinem Leben. Bonneau-Weine schmecken am besten zu den typischen, regionalen Speisen. Seine Inspiration dazu war Tante Marie Beurrier, die „beste Köchin der Welt“ (Zitat: Henri Bonneau).

Henri Bonneau gehörte zu den legendären, traditionellen Winzern Frankreichs und genoss weltweit einen hochangesehenen Ruf. Um seine Weine kaufen zu „dürfen“ bedarf es jahrelange, freundschaftliche Beziehungen. Diese pflegte in der Schweiz Markus Utiger von Le Millesime.ch, als Importeur für die gesuchten Flaschen. Markus Utiger war auch der Initiant dieser Probe bei Harry Pfändler im Restaurant Bären Birmenstorf, von der diese Notizen stammen. Die Weine dazu kamen direkt aus dem Weingutkeller und gefühlsmässig zusammengestellt vom Patron höchst persönlich. Die Probe fand am Sonntag, 20. März 2016 statt.

Zwei Tage später verstarb Henri Bonneau im Alter von 78 Jahren.  

 (Bildquelle: maika photographie)

 

 NV (Lot 09.08)

Henri Bonneau Les Rouliers 

Kirschen, Datteln, Pflaumen, Korinthen und etwas Speck im Bouquet. Gewürzamomen (Dill, Nelken). Voluminöser, fruchtgetriebener Weine mit viel Frische und frühem Trinkvergnügen. Les Rouliers wird nicht als Jahrgangswein verkauft, sondern ist ein Cuvee aus verschiedenen Jahren. In diesem Fall mehrheitlich Trauben aus 2009 ergänzt mit 2008

17.5/20  tr – 2025

 

2009 

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape 

Rauchig, mineralische Noten. Darunter ein Schwall von Pflaumen, Himbeeren und Erdbeeren. Etwas Leder. Angenehme, frische Struktur und mittlere Länge.

18+/20  tr – 2030
2003

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape 

Reife, pflaumige Aromen und Blumen. Heu, Malz und Gewürze. Leicht mehlige, aber nicht störende Tannine. Wunderbar ausgewogener Wein in erster Trinkreife.  

18.5/20 tr – 2035
2001 

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape 

Blau- und schwarzbeerig fortgeschrittenes Bouquet. Etwas Streichholz und Malz. Im Gaumen reif, etwas rustikal, mit mehligen Tanninen ausgestattet und leicht vegetabil.

17/20 tr – 2025

 

 

2008

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape Cuvee Marie Beurrier 

Frischer, offener Wein. Fruchtdominiert mit Würznoten von Pfeffer, Zimt und Wildfleisch. Schöne Holzergänzung mit feiner Kaffeenote. Erdig, mineralischer Körper mit toller Länge.

18/20  tr – 2030
2006

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape Cuvee Marie Beurrier 

Würzig, pfeffriges Bouquet. Floral. Etwas Teebaumöl und Sojasauce. Im Gaumen elegant und harmonisch Erste Reife ist da, zeigt aber gute Substanz für weitere fünf bis fünfzehn Jahre.

17.5+/20 tr – 2030
2005 

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape Cuvee Marie Beurrier 

Defensives Bouquet. Pflaumen, Gewürze, Lakritze, Leder. Rustikaler Gaumen mit kernig, satten Tanninen. Im Abgang leichte Liebstöckelnote. Möglicherweise nicht ganz optimale Flasche.

17.5/?20 tr – 2025

 

 

2009 

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape Reserve des Celestins 

Beeindruckend präzise blau- und schwarbeerige Grundaromatik. Darüber süsse Kirschen, Zimt, Vanille und Pfeffer. Im Gaumen konzentriert, extrem jung und fast exotische Zitrusaromen. Wie immer rustikale Gerbstoffe. Kräftig und intensiv. Wird ganz gross!

19+/20  2025 – 50
2007 

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape Reserve des Celestins 

Defensiv dunkelbeerig. Lakritze, Teebaumöl, Brombeeren, Pfeffer, Sweet Corn und Leder. Zeigt im Gaumen nur Ansatzweise seine Grösse. Aktuell in einer eher verschlossenen Phase. Die Frucht ist beeindruckend!

18.5+/20  2020 – 40 
2005 

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape Reserve des Celestins 

Ein Bouquet wie ein wunderschönes Früchtebrot! Pflaumen, Datteln, Korinthen. Sogar Himbeeren und Griotte Kirschen. Traumhafter Nasenwein, aber auch im Gaumen zeigt er bereits jetzt und prächtige Harmonie, Intensität und Kraft. Mineralisch, dichter Abgang

19.5/20 2020 – 45
2004

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape Reserve des Celestins

Süsse blaubeerige Aromen, dazu etwas Himbeeren. Jod, Eisen und dunkle Schokolade. Abgehangenes Fleisch. Im Gaumen mittlere Konzentration, recht elegant, was ihn früher trinkreif macht. 

18.5/20 tr – 2040
1998

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape Reserve des Celestins 

Perfekt, reifes Bouquet. Ein Ausbund von Pflaumen, Cassis, Himbeeren, und dunkle Schokolade. Süss wie ein Blueberry Muffin. Geniale Mineralität, und defensive Röstung. Intensiver, druckvoller Auftakt. Absolut klar strukturiert, tolles Volumen und seidige Eleganz. Ein Traumwein. Einzigartig und wohl unvergleichlich in seiner Art!

20/20 tr – 2030

 

 

 1998

Henri Bonneau Chateauneuf-du-Pape Cuvee Speciale

Wird nur ein ganz seltenen Jahren abgefüllt. Süsse, reifes Bouquet. Caramel, Gewürze, Teer. Darunter reife Kirschen. Sehr intensiv, fast portig im Gaumen. Weniger Frische als Celestines.

18.5/20  tr – 2030

 

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