Krisenresistenter Leoville las Cases

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Eine kleine Las Cases Vertikal in komplizierten Zeiten.

1840 entstanden die drei Weingüter Léoville las Cases, Léoville Barton und Léoville Poyferré aus der Aufteilung des damaligen Chateau Léovilles. Viel zu seinem heutigen Renommee trug Michel Delon bei, welcher Las Cases von 1976 – 1996 leitete. Heute führt sein Sohn Jean Hubert die Geschicke von Léoville las Cases. In dieser Zeit gab es viele Auf und Abs. Einige Krisen wurden überstanden und Leoville las Cases definiert sich heute als heimlicher «Premier» von St. Julien.

Bei «unserer» aktuellen Kriese geht es um Distanz. Das gilt bei mir im Keller schon lange, wenn ich am «Leoville las Cases» Abteil vorbei gehe. Denn zu schnell schwindet der Bestand des legendären St. Juliens.

Umso schöner also, wenn auch in diesen komplizierten Zeiten in paar Jahrgänge davon auf den Tisch kommen. Natürlich alles Corona konform. Mit fünf Weinfreunden, fünf Flaschen und zwei Meter Abstand.

1978 Chateau Leoville-Las Cases, Saint-Julien

93 / austr

Nussig, röstiges, mineralisches Bouquet. Mit Zedern, Torf, Jute und nach wie vor feine blau- und dunkelbeerige Noten. Im Gaumen erstaunlich elegant für den sonst eher knorrig-rustikalen Jahrgang. Endet süss und geschmeidig. Ein sehr schönes Altweinerlebnis. Gefällt mir auch in diesem sehr reifen Stadium sehr gut.

1989 Chateau Leoville-Las Cases, Saint-Julien

96 / tr – 2030

Ein Prachtsbeispiel für einen grossen St. Julien. Genau so liebe ich ihn! Defensiv, holzbetontes Bouquet, leicht röstig, viel Zedern, Tabak und Kandis. Im Gaumen seidenfein, nichts ist zu dominant, einfach ein harmonisches Gesamtpaket. Die Konzentration ist stimmig zum mengenmässig enormen Jahrgang. Heute würde man viel mehr Konzentration in den Wein bringen, bei deutlich kleineren Mengen. Eine meiner ersten Bordeaux Kisten, die ich damals gekauft hatte (Fr. 55.-/Fl). Unvergesslich.

1997 Chateau Leoville-Las Cases, Saint-Julien

90 / austr

Schönes klassisches Zedern-Bouquet. Leder und Tabak. Nach wie vor präsente Fruchtnoten. «Oben» sehr lecker, süffig. Aber wenig Tiefgang und leicht mehlige Tannine im Abgang. Gut gemacht und wahrscheinlich das Maximum herausgeholt aus den schwierigen Bedingungen.

1998 Chateau Leoville-Las Cases, Saint-Julien

92+ / austr

Zurückhaltendes blau- und schwarzbeeriges Bouquet. Etwas kühl, recht markant im Gaumen. Kernig, fruchtig im Gaumen mit gesunder Substanz. Es wird nie ein Charmes Las Cases, entwickelt sich aber über den ursprünglichen Erwartungen. Typ 1988er plus…

2000 Chateau Leoville-Las Cases, Saint-Julien

98+ / tr – 2050

Frische, offene dunkelbeerige Nase. Noch sehr jugendlich. Druckvoll und intensiv. Im Auftakt beginnt er langsam, öffnet sich aber massiv und wirkt im Gaumen breit und kräftig. Trotz seiner Kraft und Potenzials ist er feingliedrig strukturiert und begeistert durch seine äusserst präzise Art. Er bereitet jetzt schon grössten Genuss. Wird aber noch weiter zulegen und in einer konzentrierteren Form seinen eigenen 1982er übertreffen! Phänomenal!

Den 1990er gabs nicht. Meine letzte Flasche legte ich zur Seite für den Event: Reunited 1990 (Ein Event mit René Gabriel).

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