Hedonist statt Chronist

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Die alljährliche Bestbottle um die Samichlauszeit führte uns diesmal nach Eschenbach. René Gabriel und sein Sous-Chef Patrick Bopp zauberten ein lustvoll, urchiges Mittagsmenu auf den Tisch. Für die Weinauswahl sorgte jeder Teilnehmer selber. Ich liebe diese ungezwungenen, genüsslichen Moment! An solchen Nachmittagen bin ich jeweils mehr Hedonist als Chronist… Das Wichtigste sei aber hier erwähnt: Einen herzlichen Dank für das wunderbare Erlebnis an René, Karin, Patrick, Roli, Jörg, Jörg (beide mit ö wie schööön) Felix, Adolphe, Ruedi und André. Danke an den edlen Spender des Vermicelles, das plötzlich vor mir stand, und danke an meinen Schatz für’s nach Hause fahren… Am Abend wäre noch Trüffel-Dinner im Weinrausch (Nomen est Omen…) gewesen… Jungs, ich hab’s nicht mehr geschafft. Vielleicht schreibt ja jemand drüber wie’s war….

2014 12 jahresend

 

Bur 2005 Hospices de Beaune Savigny-les-Beaune Premier Cru Cuvee Forneret 17/20 trinken – 2020
Bur 1995 Domaine de la Romanee-Conti Romanee-Saint-Vivant Grand Cru, Cote de Nuits 17+/20 trinken – 2030
Bdx 1964 Chateau Pavie, Saint-Emilion 16/20 vorbei
Bdx 1985 Chateau Palmer, Margaux 18.5/20 austrinken
Bdx 1985 Chateau Cheval Blanc, Saint-Emilion 19/20 trinken – 2020
Bdx 1998 Chateau Figeac, Saint-Emilion 18.5+/20 trinken – 2040
Bdx 1998 Chateau La Mission Haut-Brion, Pessac-Leognan 17.5+/20 2018- 2035
Bdx 1994 Chateau Haut-Brion, Pessac-Leognan 16.5/20 trinken – 2025
Aus 2001 Penfolds Grange 20/20 trinken – 2040
Cal 2001 Joseph Phelps Vineyards Insignia, Napa Valley 19+/20 trinken – 2035
Bdx 2001 Chateau Gruaud-Larose, Saint-Julien 18.5/20 trinken – 2030
Bdx 2001 Chateau Cos d’Estournel, Saint-Estephe 17.5/20 trinken – 2035
Bdx 1983 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac 18.5/20 trinken – 2025
Bdx 1986 Chateau Leoville-Las Cases, Saint-Julien 19/20 trinken – 2045
Bdx 1996 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac 19/20 trinken – 2035
Cal 1997 Dominus Estate, Napa Valley 20/20 trinken – 2040
Bdx 2004 Chateau Ducru-Beaucaillou, Saint-Julien 18.5+/20 trinken – 2035
Bdx 2008 Chateau Angelus, Saint-Emilion 18+/20 2020 – 2040

 

Ein sehr trinkfreudiger Start mit dem offenen, Caramel süssen 2005 Hospices de Beaune Savigny-les-Beaune Forneret. Dafür etwas blockiert der edle 1995 Domaine de la Romanee-Conti Romanee-Saint-Vivant, mit grasig vegetabilen Aromen, Rasendünger und wenig Frucht. Erlitt einen ziemlichen Kaltstart. Zwei Stunden dekantieren, hätten ihm sicher geholfen. 1964 Pavie verabschiedete sich innert wenigen Minuten im Glas. Anfänglich süsse, würzige Nase. Etwas Eukalyptus, Schwarztee und getrocknete Tomaten. Später mehr Maggikraut und dann schnell oxydiert. Grossartig dafür 1985 Palmer, den ich vor wenigen Wochen „verdekantierte“. Daraus gelernt, und den Wein direkt ins Glas. Vielschichtiges, beeriges Bouquet, Tabak, Leder, Stroh. Etwas Lakritze. Super elegant und geschmeidig. Genau so wie der verschmuste 1985 Cheval Blanc, mit herrlichen Raucharomen, Caramel, Zedern und Tabak. Die typische Feinheit und Würze eines grossen 85ers. 1998 Figeac ist im Moment verschlossen, Holz vordergründig. Die extrovertierte Jungphase ist vorbei. Jetzt heisst es in Geduld zu üben, bis ein ganz grosser Figeac da ist. Auch 1998 La Mission Haut Brion, blockte ab und zeigt sich hart und unnahbar. Defensiv, Cassis, Pflaumen, etwas Tabak. Kernige Tannine. Braucht viel Zeit. Reif und schön zu trinken, aber natürlich unspektakulär für einen Premier zeigte sich 1994 Haut Brion.

Ein Traum war 2001 Grange, mit explosivem Bouquet, dunkle Beeren, Eukalyptus, Rosmarien, Himbeeren, Teer und Jod. Geniale Tiefe, enorm kompakter Wein. Auch 2001 Phelps Insignia (einer der Siegerweine der letzten American Belle, Bericht folgt) strahlte aus dem Glas. Cassis, Brombeeren, Kaffee, Mocca. Gradlinig, elegant strukturiert, in toller Trinkreife. Abgerundete Tannine und beeindruckende Länge. Ein toller Wert ist 2001 Gruaud Larose. Klassische St. Julien Stilistik mit viel Zedern, Tabak und Erde. Kompliziert und schwer verständlich daneben stand 2001 Cos d’Estournel. In der Nase immer noch primärfruchtig, dazu Mocca, Kaffee. Im Gaumen blockiert, hart und austrocknend. Schwierige Zwischenphase? Hoffentlich… Ein Klassiker an Bestbottles ist 1983 Mouton Rothschild. Traumhaft, würziges Bouquet. Etwas Minze, rot- und schwarzbeerig, Leder, etwas Malz. Hochfein, elegant im Gaumen. Aus perfektem Keller stammt diese völlig jugendliche Flasche 1986 Léoville las Cases. Unglaublich dunkle Farbe. Laktisch, frisches Bouquet. Rauch, Tee, Cassis. Kräftig, stoffig im Gaumen und tolle Länge. Perfekte Flaschen werden erst in 20 Jahren reif sein…

1996 Mouton Rothschild mit hocherotischem, elegantem Bouquet. Kaffee, Krokant, edle dunkelbeerige Aromen, feines Holz. Wirkte im Körper etwas schlank im Vergleich zu seiner verschwenderischen Nase. Oder lag es einfach daran, dass 1997 Dominus daneben stand? Der Wein ist in absoluter Topform und aus dem Schatten des 94er heraus getreten. Frische, reife, dunkelbeerige Aromen. Feuerstein, Minze, Leder und Toast. Voluminös im Gaumen, super Balance und Länge, dicht, dicht, dicht! Sehr gute Ansätze zeigt 2004 Ducru-Beaucaillou, mit intensiv, würzigen Aromen. Blau- und schwarzbeerige, jugendliche Grundaromatik. Braucht weitere fünf Jahre. Viel zu jung dagegen war 2008 Angelus. Völlig primärfruchtig, viel Barriquearomen, Im Gaumen hart, Holz dominierend. Alle Komponente sind noch weit von einander entfernt. Braucht sehr viel Zeit.

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