GhaHöLaWei!

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GhaHöLaWei: Ghackets mit Hörnli und Landwein. Das Motto war Programm zuhause bei Brigitte und Ueli. Dazu ein knappes Dutzend weinverrückte Gäste und einige Dezibel House Music. Perfekt! Ach ja, die Bezeichnung „Landwein“ schien mir aufgrund des Programms etwas untertrieben, aber nicht unpassend. Denn nach zähem Ratespass war jeder Wein seinem Land zugeordnet! Danke euch beiden, das war grossartig!

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Der Blick von aussen auf GhaHöLaWei

 

Oes 2009 F.X. Pichler ‚Unendlich‘ Riesling Smaragd, Wachau 19.5/20 tr – 2020

 

Beeindruckend ging es los mit dem gigantischen 2009 F.X. Pichler ‚Unendlich‘ Riesling Smaragd. Klarer „Riesling Anzeiger“ im Bouquet. Aprikosen, Ananas, Honig, geröstete Haselnüsse und Petrol. In der Nase elegant, beschwingt. Im Gaumen dann aber voluminös, intensiv, fast opulent. Aber in keiner Weise überladen. Der Wein ist unglaublich lebendig, verändert sich laufend. Am Schluss spürt man eindrücklich die tolle Säure, welche sofort wieder Lust auf den nächsten Schluck machen. Und der Abgang? Der ist auf dem Etikette beschrieben: Unendlich! 

 

F 1990 Chateau Montrose, Saint-Estephe 20/20 tr – 2030
I 1990 Marchesi Antinori Solaia, Toscana 18.5/20 austrinken
USA 1992 Dominus, Napa Valley 19/20 tr – 2025

 

Normalerweise rechnet man nicht damit, dass sich im ersten Glas vom ersten Flight 1990 Montrose befindet, zumindest nicht in meiner Welt. Schnell war die Maximalnote notiert. Ein unglaublich grosser Wein. Extrovertiertes, süsses Cabernet Bouquet. Lakritze, Popcorn, Asche, Kandis und Zedern. Im Gaumen immer noch jung aber nicht mehr so dicht wie frühere Begegnungen. Er wird eleganter, geschmeidiger ohne an Konzentration zu verlieren. Die rotbeerigen, süssen Reflexe machen ihn extrem attraktiv.

Wunderbar auch 1990 Solaia. Anfänglich etwas überaltertes Bouquet, mit leicht rosinigen Aromen. Im Glas legt er zu. Pflaumen, Toast, Leder und leicht grünlichen Cabernet Touch. Er ist dicht strukturiert, füllig und endet mit einem harmonischen Abgang. Während sich viele seiner Nachbarn aus demselben Jahr, bereits auf dem absteigenden Ast befinden, wirkt dieser Solaia toll gereift.

Wie einige andere Dominus aus den 90er Jahren hat sich auch dieser 1992 Dominus unglaublich positiv entwickelt. Dominus stand immer ein wenig im Schatten der neuen Kultwineries mit extrem kleinen Mengen. Doch wer solche Traum Cabernets in einer Auflage von 80 – 100‘000 Flaschen abfüllt, verdient vollsten Respekt. Nach den Höchstbewertungen der neusten Jahrgänge, mit entsprechender Preisentwicklung, lohnt sich erst recht ein Blick zurück auf die 90er Jahre.… Defensiv, röstiges Bouquet, Kalk, Cassis, Zedern, Tabak und Leder. Im Gaumen kommt er mit viel Druck daher. Elegant strukturiert und mit schöner Balance ausgestattet. Wie immer tippt man aufgrund seiner eher traditionellen Machart auf Pauillac. Old Fashion mit Turbolader, oder wie ein alter Ford Capri, der mit 400 PS unterwegs ist. Wie man nur immer auf solche Vergleiche kommt?….

 

I 1997 Castello dei Rampolla Vigna d’Alceo, Toscana 18.5/20 tr – 2025
F 1996 Chateau Cos d’Estournel, Saint-Estephe 19/20 tr – 2030
USA 1997 Dominus, Napa Valley -/-  

 

Erdig, mineralisch kam 1997 Vigna d’Alceo (Cabernet Sauvignon/Sangiovese) daher. Kirschen, Pflaumen und viel Tabak im Bouquet. Im Gaumen perfekt reif, mächtig, vollmundig und gut integrierte Säure. 1996 Cos d’Estournel war klar als Bordeaux zu erkennen, doch ich tippte auf 1996 Mouton…. Somit wäre die Notiz eigentlich fertig, und es bliebe nur noch den Hut zu ziehen, wie genial sich dieser Cos entwickelt hat. Er zeigte in seiner jugendlichen Phase bereits Grösse, verschloss sich aber lange Zeit. Jetzt ist seine Zeit gekommen! Röstig, attraktives Bouquet. Dunkelbeerig, Mocca, Expresso, Krokant. Dazu Zedern, etwas Curry und Minze. Eleganter Körper, tolle Länge mit mineralischem Abgang. Gefällt in dieser Form enorm, und gilt nach wie vor als ein Preis-/Leistungssieger dieses dramatischen Cabernet Jahres. Ein Nachkauf lohnt sich immer noch.

Leider enttäuschte der leicht fehlerhafte 1997 Dominus, mit muffig unsauberer Nase, was den ganzen Wein blockierte. Wie gut dieser 1997er sein kann bewies die Dominus Dominanz anlässlich der letzten American Beauty.

 

I 2007 Masseto, Toscana 19.5/20 tr – 2025
I 2007 Tenuta di Biserno Lodovico,  Toscana 17.5+/20 2020 – 35
I 2007 Tenuta Guado al Tasso Matarocchio Toscana 19+/20 2018 – 30

 

Ein phantastischer Wein ist 2007 Masseto. Völlig extrovertiertes, explosives Bouquet. Röstaromen ohne Ende. Caramel, Mocca, Kandis, Butter. Darunter ein Schwall von dunklen, süssen Beeren in konzentrierter Form. Er verfügt über ein dramatisches Volumen und kommt enorm geschliffen daher. Natürlich in einer jugendlich, dekadent, leckeren Trinkphase. Warten kann man schon, aber ob er jemals reichhaltiger zeigen kann? Wohl kaum.

Daneben stand der würzige 2007 Lodovico aus dem Hause Biserno. Der Erstlingsjahrgang dieses neuen Flaggschiffs von Lodovico Antinori. Ein Cabernet Franc dominierter Wein mit etwas Merlot, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot. Die Grundaromatik ist blau- und schwarzbeerig, etwas Malz und Leder. Der Wein ist momentan stark holzgeprägt und trocknet im Gaumen ziemlich aus. Somit erreicht der Wein noch nicht die gewünschte Harmonie. Ob er diesen massiven Holzeinsatz verarbeiten kann, wird sich in fünf bis zehn Jahren zeigen.

Der Trend zu Maremma Cabernet Franc zeigt sich auch am neusten Wein von Guado al Tasso, dem 2007 Matarocchio (100% Cabernet Franc). Tolle, frische schwazbeerige Nase, defensive Barriquaromen. Tabak, Zedern und eine feine Mineralik begleiten diesen dramatischen Wein. Zeigt viel Kraft und Tiefgang. Ganz am Anfang seiner Trinkreife. Da ist sogar noch Luft nach oben…

 

total

 

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