Château Gruaud-Larose 1983 – 2010: St. Julien Topwert

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Auch wenn die neusten Jahrgänge nicht mehr so animalisch, rustikal daherkommen. Gruaud Larose hat wenig von seiner Faszination verloren. Hier gibts nach wie vor viel Bordeaux fürs Geld. 16 Jahrgänge zwischen 1983 – 2010 neu verkostet.

René Gabriel und Victor Cordes luden zu einer umfassenden Gruaud-Larose Probe ins Hotel National Luzern. Cordes führt vis a vis vom ehrwürdigen Luzerner Fünfsternehotel den schmucken Mövenpick Weinkeller. Gruaud Larose zählt dabei zu seinen Lieblingsweinen.

Für mich gehört Gruaud Larose nach wie vor zu den Preis-/Leistungssiegern im Bordeaux. Der als Deuxieme Grand Cru Classé eingestufte St. Julien überzeugt wegen seiner rustikalen, durch und durch bodenständige Charakteristik. Früheren Jahrgängen wurde oft ein gewisser „Cordier Stinker“ nachgesagt. Für die einen fehlerhaft, für Andere faszinierende, eigenständige Vinifikation. Mir gefiels! Sogar fast besser als die heutigen eher uniformen, geschliffenen Jahrgänge.

Das seit Mitte des 18. Jahrhunderts existierende Chateau liegt direkt an der D101 vor Beychevelle und beeindruckt durch seinen riesigen englischen Garten.

Das Anwesen, welches seit 1997 zur Groupe Taillan (u.a. Chasse Spleen, La Gurgue, Haut Bages Libéral, Ferriere, Citran) gehört, umfasst 137 Hektaren, wovon etwa die Hälfte önologisch bewirtschaftet werden. Der Rebspiegel harmoniert mit dem Gruaud Larose Blend: 60 % Cabernet Sauvignon, 30 % Merlot, 7 % Cabernet Franc und 3 % Petit Verdot. Nebst dem Hauptwein, der aktuell 65 – 80 Franken kostet, wird ein Zweitwein „Sarget du Gruaud-Larose“ (25 Franken) abgefüllt. Mehr Infos: www.gruaud-larose.com

 

1983 Château Gruaud-Larose, Saint Julien (Magnum)

Würzig, zedriges Bouquet. Tabak und Leder. Klassisches reifes St. Julien Bouquet. Animalisch. Leichter „Cordier Stinker“. Im Gaumen schlank und unnötig säurebetont. Hält sich ein paar Minuten und zerbricht dann langsam.

 

82

 

vorbei

1989 Château Gruaud-Larose, Saint Julien (DMG)

Süsses, opulentes Bouquet. Caramel, Rauch, Schwarztee und Zedern. Im Gaumen klassisch, reif. Mittelschwer. Voluminöser Körper, recht opulent, süffig. Immer noch sehr gut und hält sich noch ein paar Jahre auf diesem Niveau.               

92

tr – 2025

1990 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Würzig, defensiver Bouquet. Kräuter, Eukalyptus, Paprika, Stroh Mittlere Intensität im Gaumen. Gradlinig strukturiert. Etwas weniger opulent als 89 aber mit mehr Struktur. Superfeiner, klassischer Bordeaux. Legte permanent zu im Glas. Top Flasche.

 

93

 

tr – 2025

1995 Château Gruaud-Larose, Saint Julien (Magnum)

Barriquebetontes Bouquet mit nach wie vor guten Fruchtnoten aber auch leichter Karton Geruch, droppsig. Reife suchend, etwas wild. Mittelschwer. Endet leicht im Abgang. Vermisse etwas die Konzentration des Jahrgangspotenzial.

 

 

89

 

 

tr – 2030

1996 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Offenes Bouquet. Blau- und schwarzbeerig. Viel Kräuter, Peperoni, Holz und Tabak. Stark Barrique geprägt. Im Hintergrund ganz leichte erste Portnoten. Im Gaumen kommt er immer noch frisch daher, kernige Tannine und Säure. Hat seine Harmonie noch nicht ganz gefunden. Könnte Richtung 1990 gehen.      

92

tr – 2030

1998 Château Gruaud-Larose, Saint Julien (Magnum)

Defensiv, erdiges Bouquet. Frucht ist unterdrückt oder bereits vorbei? Kampfer, Eukalyptus, Pilz und Tabak. Im Gaumen rustikal, kernig. Trocknet leicht aus. Gruaud ist immer ein rustikaler Wein, wenn er dann noch auf ein kühles Jahr trifft, wird’s für Genuss-und Finessentrinker schwierig….                  

87

tr – 2030

1999 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Edles, röstiges Bouquet. Nussig, Kaffee. Frucht ist im Hintergrund. Gaumen geht er in die Breite und es fehlt etwas an Struktur bei mässiger Konzentration. Gastronomisch zugänglich, und gut gereift.                  

89

austr

2000 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Nobles, schwarzbeeriges Bouquet. Leder, Tabak und Zedern. Extrem schöne Holzbegleitung. Wunderbar im Gaumen, Konzentration eines grossen Jahrgangs. In einer verlockenden ersten reifen Phase. Topwert! Nachkaufen.

95

tr – 2030

2001 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Offenes, opulentes, würziges Bouquet. Brachialer, klassischer St. Julien Touch. Animalisch, intensiv. Nach wie vor präsente Fruchtnoten. Jugendlich im Gaumen, zupackend, kraftvoll. Reift viel langsamer als einige gleichwertige Jahrgangskollegen. Ein grosser Wein für 2001. Unglaublich, was sie hier auf Gruaud Larose in diesem Jahr hingezaubert haben. Faszinierend.           

94

tr – 2030

2002 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Röstiges Bouquet. Holzbetont. Kirschen, Cassis im Hintergrund. Harmonisch im Gaumen. Gut balanciert für den eher kantigen Jahrgang. Alles ordentlich, aber wenig Spektakel. Gut gemachter, wenn auch etwas unspektakulärer Wein.                     

89

tr – 2030

2003 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Offenes, reifes Bouquet. Leicht floral, aber immer noch dunkle Beeren. Stimmiges Verhältnis von Frucht und Holz. Elegant im Gaumen. Feine Tannine. Der 2003er Charmes schlägt voll durch. Jetzt in wunderbarer Trinkreife.       

92

tr – 2025

2004 Château Gruaud-Larose, Saint Julien (Magnum)

Offenes, würziges Bouquet. St. Julien typisch. Zedern, Tabak, Leder. Da tippst Du nach einer Sekunde auf Bordeaux. So klar, so klassisch, so schön. Wirkt sauberer als die „alten“ Gruaud und etwas uniformer. Aber nicht weniger St. Julien. Im Gegenteil: Das ist top Bordeaux!           

94

tr – 2030

2005 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Nussig, röstiges Bouquet. Malz, Teer, Tabak. Darunter immer noch dunkelbeerig. Steckt in einer schwierigen Zwischenphase von primär zu sekundären Aromen. Gaumen eher schlank. Mehlige Tannine. Bescheidene Fülle für den grossen Jahrgang… Bin ich zu kritisch, oder erkenne ich das Potenzial in einer verschossenen Phase nicht? Warten.

 

 

90+

 

 

2020 – 35

2006 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Attraktives, röstiges Bouquet. Blau- und schwarzbeerig. Zedern, Tabak und Lehm. Zugänglich, geschliffen im Gaumen. Präzise Frucht und Substanz. Gut integrierte Tannine. Endet sehr kräftig, fasst bullig für Gruaud Larose Verhältnisse   

91+

2020 – 35

2009 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Kraftvoll, explosives Bouquet. Voll offen. Primärfruchtig mit attraktiver Röstung. Erst im Gaumen entdeckt man dezente, holzbetonte St. Julien Noten. Ansonsten ist es einfach ein grosser „Weltwein“. Schwer zu kategorisieren.             

94+

tr – 2035

2010 Château Gruaud-Larose, Saint Julien

Leicht defensiv, röstig, malziges Bouquet. Frucht ist bereits etwas im Hintergrund. Im Gaumen mittelschwer, da fehlt mir die Konzentration für den grossen Jahrgang. Bereits am Verschliessen. Warten.                     

 

90+

 

2025 – 35

 

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Luciano Pelloni am 17. November 2018 um 15:55

    Letzte Woche degustiert zu Piccata und Risotto: 2002er aus Magnum (4Std. vorher doppelt dekantiert): mitteltiefes, sattes Rubogranat; würzblumiges Bouquet, Tabak, schwarzbeerige Note; Körper voll, rund, Leder, Touch Brombeere und Cassis, schöne Süsse-/Säurebalance, angeweichte Tannine, längerer, mineralischer Abgang. 18/20. Eine positive Überraschung! Eine 2002er 75cl-Flasche vor einem Jahr lag bei 16.5/20 Punkten. Ob in Magnums wohl bessere Chargen abgefüllt werden?

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