A Taste of Greatness

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Ein unglaublicher Genussabend! Mit grösstem Respekt und Wertschätzung vor zwei Dutzend ausserordentlichen Weinen und einem exzellenten Menu. Drei Jahrhunderte – drei Kontinente. Zu tiefst beeindruckt und dankbar solch epische Weinerfahrungen mitzuerleben. Und nein, es ist nicht meine „Jahres Best-of“ Liste. Es ist „A Taste of Greatness“

 

1899 Chateau d’Yquem, Sauternes

Unbekannte Händler Abfüllung. Cola Farbe. Caramel, Bittermandeln, Nougat, Rosinen, Orangeade,  Vanille. Unglaublich anmutiges, lebendiges Säure-/Süsse Spiel. Opulent, voluminös im Gaumen. Die Flasche wurde direkt aufgemacht. Genial präsent. Absolut beeindruckend. In diesem Zustand würde man ihn blind auf 50 Jahre jünger schätzen.

18.5/20

austr.

 

 

1974 Joseph Phelps Vineyards Insignia, Napa Valley

Jute, Liebstöckel, stark rosiniert, Tabak, masse Blätter, Waldboden, Torf. Im Gaumen akzeptabel aber leider über Zenit. 

15/20 

vorbei

1974 Ridge Vineyards Monte Bello, Santa Cruz Mountains

Mineralisches Bouquet. Jod, Eukalyptus, Kalk, Restsüsse von Cassisaromen, Himbeeren. Gaumen gradlinig, mineralisch wie ein alter La Mission Haut Brion. Tabak, Zedern. Vorzüglicher Abgang. Extrem beständiger, langlebiger Monte Bello. Voll überzeugend.

 19/20

 austr

1974 Heitz Cellar Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley

Anfänglich keine Korrespondenz. Nach vier Stunden in der Karaffe öffnete er sich langsam. Minze, Torf, Eukalyptus, Schwarztee, Teebaumöl. Harmonisch, ausgewogen im Gaumen. Seidenfein strukturiert und trotzdem kräftig im Gaumen. Erdige Noten im Abgang. Einmal mehr eine perfekte 74er Martha aus Eugen Haefligers Raritäten Schatulle. Perfekt gealtert.

 19.5/20

austr

1978 Shafer Vineyards Cabernet Sauvignon, Napa Valley

Offensives, würziges Bouquet. Von Anfang an ein Schmeichler vom Allerfeinsten. Minze, Eukalyptus, Kandis, Jod. Feine süsse beerige Noten, Stachelbeeren und Cassis sind immer noch deutlich spürbar. Phänomenal, wie er die Aromen weiterzieht. Extrem schön balanciert. Lang! Ein bewegender Schluck Napa Weingeschichte. Da freut man sich umso mehr auf den März. Dann gibt es diese vitale Napa Granny gleich im Doppelpack! The Soul of Napa Valley & With a Kiss from Hillside (An Evening with Doug Shafer).

 20/20

austr

1978 Mayacamas Vineyards Cabernet Sauvignon, Napa Valley     

Erdig, würziges Bouquet. Rustikal strukturiert, etwas trockene Tannine, leicht grüne Noten. Da hielt sich die Selektion sicherlich in Grenzen. Trotzdem überzeugt dieser bodenständig – erdige Mayacamas. von A-Z.  Für Fans solcher Napa Urgesteine gibt’s im Herbst eine umfangreiche Mayacamas Verikale: Cab & Turkey Vol. 7: Five Decades of Mayacamas

 18.5/20

austr

 

 

1985 Tenuta San Guido Sassicaia, Bolgheri

Sattes rubin, im Bouquet anfänglich leicht welke Noten, Gänseleber, Frucht ist unterdrückt. Im Gaumen ziemlich verschlossen und relativ hart und daher unharmonisch. Diese Flasche gehört leider nicht zu den betörenden 85er Sassi Erlebnissen… Kam auch beim Publikum nicht gut an. Wir waren uns uneinig über die Gründe. Verschlossene Flasche aus ganz kühlem Keller. Hat er sich wieder verschlossen? Ich liess das Glas über zwei Stunden stehen und vermute auf einen ganz leichten Kork. Schade… keine Bewertung.

   

1990 Giuseppe Quintarelli Alzero, Veneto

Cabernet Franc. Sehr reife Frucht, etwas Obst, extrem süss und völlig überladen. Kandis, dunkle Schokolade und Lakrize. Hustenbonbon, Minze. Darunter massiv schwarze Kirschen. Im Gaumen (für mich) definitiv zu süss, zu masstig, zu opulent. Es scheint als hätte da noch jemand ein halbes Kilo Zucker in die Flasche geschüttet.

17/20 

tr – 2030

1997 Marchesi Antinori Solaia, Toscana    

Cabernet Sauvignon / Sangiovese. Zurückhaltendes Bouquet. Gewürze, feine rotebeerige Aromen im Hintergrund. Zupackend griffig im Gaumen. Die Frucht bleibt bis am Schluss defensiv. Säure ist sehr stabil. Es fehlt aktuell etwas an Charmes, harmoniert aber sensationell zum Essen. Ein sehr langlebiger, langsam reifender Solaia.   

18.5/20 

tr – 2025

1997 Gaja Sperss Langhe, Piemont

Nebbiolo. Dunkelbeerig, Pfeffer, Trüffel, Lehm und viel Teer. Dunkles Brot. Mundfüllend. Intensiv. Beginnt zärtlich und geht immer mehr in die Breite. Geniale Fülle. Die Säure und Gerbstoffe halten ihn dicht zusammen. Die Substanz ist sensationell. Einzigartiger, faszinierender Wein.  

19/20 

tr – 2030

2006 Tenuta Ornellaia Masseto, Toscana 

Opulentes, voll röstiges Bouquet. Der Wein springt richtig aus dem Glas. Massive Frucht, blau- und schwarzbeerige Aromen. Caramel, Kandis. Im Gaumen geht es pompös und intensiv weiter. Die Gerbstoffe sind perfekt fein integriert. Länge und Balance ist perfekt. Immer noch extrem jung, aber wahrscheinlich die genussvollste Trinkphase für einen Masseto. Auf nichts warten. Geniessen!

19.5/20

tr – 2025

 

 

1968 Vega Sicilia Unico Gran Reserva, Ribera del Duero

Edles, dunkelbeeriges Bouquet. Feine Vanille Noten, Marroni, Leder, Typisch spanisch. Prächtige Fülle, perfekt reif. Intensiv. Feine Kirschen Aromen im Abgang. Da ist immer noch dermassen viel Leben in diesem vorzüglichen Vega.

18.5/20 

austr

1995 Pingus, Ribera del Duero

Das Erstlingswerk von Peter Sisseck. Voluminöses, intensives Bouquet. Völlig extrovertiert. Dunkle Beeren, Russ, extrem feine Röstaromen. Schwarztee und Minze. Da kommt mächtig viel Druck aus der Tiefe. Erstaunlich wenig Entwicklung. Scheint in einer verlängerten Fruchtphase zu stecken. Er ist zwar relativ breit strukturiert, doch mit beeindruckendem Tiefgang.

Das war damals kein „neuer“ Wein, sondern stammte aus 60jährigen Tempranillo Reben. Der 95er ist heute kaum mehr auffindbar. Lediglich 4000 Flaschen wurden produziert, und die amerikanische Export Hälfte liegt im Atlantik versunken. Wer verfügt über eine geeignete Tauchausrüstung?   

 19.5/20

tr – 2040

1986 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

Unsauberes Bouquet, leichter Kork oder Brett Note. Sehr trocken im Gaumen, Keine optimale Flasche. Ohne Bewertung.

   

 2003 Chateau Lafite Rothschild, Pauillac

86% Cabernet Sauvignon, Geniales, edles röstiges Bouquet, Tabak, Mocca, Kokos, Espresso. Absolut edel, filigran integriert in die betörend dunkebeerige Grundaromatik. Die Tannine schmelzen förmlich über die Zunge. Die ungezügelte Frische des 2003er und die Finesse eines edlen Premiers. Dieser Lafite zeigt so viel Grösse mit einer kaum zu glaubenden Leichtigkeit. Das geht fast nicht besser!

 20/20

tr – 2040

2003 Chateau Margaux, Margaux

Röstiges, heisses Bouquet. Jahrgangstypisch. Süss. Zedern, Datteln, Feigen, Stroh und Tabak. Die Frucht ist aktuell etwas hintergründig, eher auf der mineralischen Seite. Geschmeidig, elegant im Gaumen. Für 2003 eher langsam unterwegs. Grossartige Substanz. 

 19+/20

tr – 2045

 

 

1994 Dalla Valle Vineyards Maya, Napa Valley

Sechs Stunden dekantiert. Edle, defensive, würzige Nase. Feine Cassis und Brombeer Noten. Leder, etwas Cornichons. Der Wein strahlt eine geniale Frische aus. Auftakt ist dermassen elegant und hält sich fadenengrade auf diesem hohen Niveau. Spricht sofort an und zaubert ein Lächeln ins Gesicht, dass man fast nicht mehr wegbringt…Unglaublich komplexer und doch so feingliedriger Wein. Ein Cabernet Sauvignon Aphrodisiakum mit Cabernet Franc Langzeitwirkung. Mehr Maya Notizen: Dalla Valle Maya: Vertical Tasting 1988-2011 

20/20 

tr – 2030

1994 Harlan Estate, Napa Valley

Dunkel, verlockende Röstaromen, Creme Cassis, Brombeeren. Reif. Perfekt. Espresso, Mocca. Dunkelbeerig, saftig im Gaumen, immer noch viel Stoff, extrem lang. Der Wein wird viel älter, als dass wir alle glauben. Hatte diesen Traum-Harlan nun zwei Jahr nicht mehr im Glas. Er geht jetzt mehr Richtung Eleganz. Die Fettpölsterchen verwandeln sich in eine hochelegante Silhouette. 

 20/20

tr – 2035

2001 Bond Estates St. Eden, Napa Valley

Völlig extrovertierte, intensiv dunkelbeerige Nase. Brombeeren, Cassis, Minze, Lakrize. Im Gaumen extrem dicht verwoben, intensiv, berauschend. Druckvoller als Harlan. Hatte Ihn schon bei der „California 2001: A Day in Napa Heaven“ mit der Maximalnote bewertet. Dem ist aktuell nichts „hinzuzufügen“, ausser dass er länger leben wird, als ich damals angenommen habe. Supersexy Napa Cab mit hedonistischem Suchtpotenzial.

 20/20

tr – 2040

2002 Colgin Cellars Cariad, Napa Valley

Offenes, intensives Bouquet. Extrem Frucht-getrieben Luxus Cab mit Trauben von David Abreu’s Madrona Ranch. Intensiv röstige Aromen (Kandis, Lakritz, Krokant und Mocca) Im Gaumen nach wie vor extrem jung. Toller, reichhaltiger Wein. Voluminös, und in dieser jungen Phase immer noch opulent. Natürlich lecker, doch warten lohnt sich. The Wines of Ann Colgin

 19+/20

tr – 2035

2002 Screaming Eagle, (Napa Valley)

Genau vor einem Jahr erlebten wir ebenfalls bei Franz Wiget die einzigartige Screaming Eagle Vertikale. Der 2002er spielte schon damals die erste Geige und auch heute gehörte er zu dem absoluten Superstars. Nobles Bouquet Espresso, Mocca, Caramel, Kandis, Creme, fein untermalt mit schwarz- und rotbeerigen Aromen. Geschmeidig, elegant im Gaumen. Alles ist im perfekten Fluss. Nichts störendes, nichts überladenen. Ein Ausbund an Finesse und Eleganz. Im Gegensatz zu vielen „üppigen“ 2002er ist dies ein „Harmonie-Nonplusultra“. In seiner jugendlichen Phase bereits eine Legende.

 20/20

tr – 2030

 

 

1986 Penfolds Grange, Australia

Animalisch, würziges Bouquet, Teer, Eukalyptus, Erde, Brennnesseln, Rosmarin, Oregano, Salbei. Darüber schweb ein herrlich eleganter Holztouch. Geschmeidig, eleganter Körper. Beginnt relativ dezent. Die Würze widerspiegelt sich im Mittelteil und der kommt mit Rückschub immer intensiver daher. Perfekt reif, faszinierende Süsse. Klarer Australier Anzeiger, klarer Grange. In dieser reifen Phase absolut faszinierend. Man trinkt die Dinger einfach tendenziell zu jung. Penfolds Grange: Der einzig wahre „Grand Cru“ der südlichen Hemisphäre

19.5/20 

tr – 2030

1990 Domaine Jean-Louis Chave Hermitage, Rhone

Offenes klares, Rhone Bouquet. Würzig, intensiv. Griottes Kirschen, Wildfleisch, Pfeffer, Oliven Streichholz, Blut. Zurückhaltend nobel kühl. Im Gaumen kommt viel Frische und Fett daher. Der Wein trägt die Aromen sehr lange in sich. Zwischenphase? Da steckt unglaublich viel Stoff drin… 1990 zu jung? Potenzialwertung für einen fast 30jährigen Wein? Warten. Viel zu jung… CHAVE: Hermitage Vertikale 1988 – 2008

 19+/20

tr – 2045

1998 Chateau de Beaucastel Chateauneuf-du-Pape Jacques Perrin, Rhone

Voluminöses, röstiges Bouquet. Kirschen, Pflaumen, Brotkruste, Wildfleisch, Jute, leichte Peperoni Touch. Defensiv zurückhaltend. Dazwischen Malz, Guinness und Stroh. Mittelschwer mit beeindruckender dichter dunkelbeeriger Aromatik. Wenig Entwicklung, Riesenpotenzial. Im Abgang Gewürze ohne Ende. Suchte gerade vergeblich einen passenden Link zu einer Beaucastel Vertikale… Vielleicht irgendwann… Eugen?

 19+/20

tr – 2045

2003 Domaine du Pegau Chateauneuf-du-Pape Cuvee da Capo, Rhone

Fantastisches, voluminöses Bouquet. Geröstete Nüsse, feine Kaffee Note und Pfeffer. Kirschen und Pflaumen begleiten im Hintergrund. Extrem stoffig, konzentriert im Gaumen. Massiver Körper, Kraft ohne Ende. Viel zu jung. Grosses Potenzial.

 19+/20

tr – 2045

2005 Sine Qua Non Atlantis Fe203 2d, St. Rita Hills

Rauch, Russ, Jod, feine Mineralität. Pflaumen, Cassis und Brombeeren im Hintergrund. Viel Action in der Nase. Mittelschwer im Gaumen. Jetzt in toller Trinklaune, doch deutlich weniger Entwicklungspotenzial als die Rhone Kollegen. Sine Qua Non: Keine absolute Notwendigkeit 

 18.5/20

tr – 2030

 

Achim Beckers Notizen zu dieser unvergesslichen Probe gibt’s auf der Website vom Wineterminator.

 

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Sven Fischer am 12. Februar 2017 um 8:33

    Manchmal frage ich mich, ob wir das alles so verdient haben? Ja, wir haben es, weil wir es dank Eugen und Baschi pflegen. Wir geniessen in vollen Zügen und würdigen damit die grosse Kunst der Weinbereitung und natürlich auch des Kochens. Was Franz Wiget und sein excellentes Serviceteam unter Leitung seiner charmanten Frau auf den Tisch brachte ist nah am Göttlichen. Für mich überraschend die Evolution des Jahrgangs 2003 und die bleibende Grösse der alten Kalifornier. Aber eigentlich war fast alles ganz gross.
    Herzlichen Dank an die Protagonisten

  2. Veröffentlicht von Hannes Wachtler am 9. Februar 2017 um 22:11

    Leider dürfte etwa die Hälfte aller Sassi 85 diesen leichten Fehler aufweisen, der den Wein blockiert und die Aromatik verändert. Wenn man eine perfekte Flasche des 85er erwischt, erkennt man seine absolute Grösse und Perfektion. Dann ist er atemberaubend und tief beeindruckend wie wenige Weine auf der Welt. Leider ist das Risiko sehr, sehr gross.

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