1997 Bordeaux Premiers

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Bordeaux 1997 Premiers. Nach 20 Jahren ein gutes Investment – sofern man sie nicht trinkt…

Natürlich darf es nicht nur Spitzenjahrgänge geben. Egal in welcher Gegend: Grosse Weine entstehen im Rebberg und das Wetter spielt jedes Jahr die Hauptrolle. Bordeaux Jahrgänge versprechen viel Potenzial, sind extrem lagerfähig und teuer. Kleinere Jahrgänge bieten frühen, gastronomischen Trinkgenuss zu vernünftigen Preisen. Sollte man meinen. 1997 bestätigt die Ausnahme von dieser Regel. Deswegen gilt 1997 bis heute als „verrufener“ Jahrgang. Nach den erfolgreichen Primeur Kampagnen der Jahrgänge 1995 und 1996, legten die Chateau Besitzer noch eins oben drauf und lancierten den bescheidenen Jahrgang damals zu neuen Rekordpreisen.

20 Jahre später sind die meisten kleinen und mittleren 1997er Bordeaux ausgetrunken. Sie bereiteten in den ersten zehn Jahren den grössten Trinkgenuss, wie meistens bei Weinen, welche stark von Kellertechnik und Korrekturen geprägt sind. Auch die Premiers konnten sich verständlicherweise den schwierigen Voraussetzungen nicht entziehen und präsentieren sich aktuell in einer reifen Trinkphase, mit durchschnittlicher Intensität und bescheidener Konzentration.

Waren die 1997er Moutons, Lafites und Latours also ein schlechter Kauf? Kritsch betrachtet schon, insbesondere wenn man mit den damals günstigeren 95ern, 96ern und 98ern vergleicht. Doch im Weinmarkt bewegen sich Qualität und Wert nicht immer parallel. Die Preise stiegen auf hohem Niveau weiter an und heute sind die Premiers rund das Doppelte wert als bei Subskription. Ergo ist eine quantitativ wie qualitative Umschichtung aus meiner Sicht das sinnvollste. Denn wer trinkt schon gerne einen 16/20 Punkte Wein für 300 – 400 Franken, wenn sich auf dem Markt „rund um den 97er Jahrgang“ noch 19/20er Perlen zum halben Preis befinden wie 1996 Cos d’Estournel, 1996 Montrose, 1996 Pape Clement, 2000 Pichon Baron, 2000 Lynch Bages, 2000 Léoville Poyferré sowie viele 1998er aus St. Emilion und Pomerol.

Bordeaux 1997 Premiers also trotz allem ein gutes Investment – sofern man sie nicht trinkt…

MeineVerkostungsnotizen der 1997er Premiers stammen von einem Privatevent im August 2017.

 

1997 Chateau Cheval Blanc

Pflaumig – portiges Bouquet. Laub, Waldboden mit süssen rotbeerigen Aromen. Im Gaumen beginnt er recht säurebetont, mit grünen Noten und würzig. Da ist immer noch viel Holz vorhanden aber bescheidene Substanz. Wenig Charmes.

16/20

tr – 2025

1997 Chateau Haut Brion

Süsslich, reifes Bouquet. Zedern, Tabak, Stroh und Erde. Im Gaumen mineralisch, mit leichten Bitternoten. Das ganze trinkt sich bei mittlere Statur schön, aber nicht „Premier würdig“.

16.5/20

austrinken

1997 Chateau Margaux

Barrique betonte Nase. Röstaromen, Kandis, etwas Pflaumen und Kirschen. Schmeichelnd, zugänglicher Körper. Mittlere Konzentration. Etwas fehlende Frucht. Gute Kellerarbeit.

17/20

austr

1997 Chateau Lafite Rothschild

Würzig, erdiges Bouquet. Reif, süss und recht attraktiv. Im Gaumen wird aber der „oberflächliche Barrique Bluff“ aufgedeckt. Bescheidene Konzentration und sehr kurz im Abgang. Trocknet aus und Tannine scheinen immer noch unreif.

16/20

tr – 2025

1997 Chateau Mouton Rothschild

Süsses, fast üppiges Bouquet. Klassische, verlockende Mouton Röstung, mit Krokant, Mocca und Brotkruste. Im Gaumen wenig Frucht, Holz dominiert und leicht austrocknend. Endet schlank.

16.5/20

austrinken

1997 Chateau Latour

Defensives Bouquet. Stroh, Zedern, Erde. Darunter immer noch Cassis aber auch rotbeerige Düfte. Elegant im Gaumen, zugänglich, geschmeidig. Ein schöner, stimmiger Wein. Leicht und passend zum Jahrgang.

17.5/20

tr – 2025

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Jean-Francois (via Facebook) am 17. September 2017 um 11:41

    Mouton 1997 ist aber wohl eher ein langweiliges Erzeugnis
    http://vinifera-mundi.ch/…/Mouton_Rothschild_1978-1997.pdf

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