Chateau Rayas

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Selten begegne ich einem Chateau Rayas. Aber wenn mal, dann gleich einem Dutzend Jahrgängen. Merci, Nicolas!

wegweiserWenn man von St. Joseph Richtung Chateauneuf du Pape fährt und die korrekte Rechtsabbiegung erwischt, erblickt man mit Glück beim Weinberg von Pignan einen alten, verrosteten Wegweiser mit dem Hinweis „Chateau Rayas“. Nur wenige finden das beschauliche Anwesen mit seinen speziellen Weinbergen eigebettet in eine idyllische Waldlichtung. Emmanuel Reynaud, seit 1997 Besitzer von Chateau Rayas, hält nicht viel von Besucherrummel. Man kann zwar mit ihm einen Termin abmachen, sofern er den Telefonbeantworter mal abhört, ob dann allerdings beim Treffen jemand da ist, ist eine andere Frage… Gerüchtehalber wird gemunkelt, dass Reyneud sich gerne hinter seinen 600 Liter Fässer (die übrigens älter sind als er selber) versteckt und schaut, ob die Gäste überhaupt interessiert sind an seinen Weinen. Falls nicht, sei er „abwesend“.

 

emmanuel reynardGanz bestimmt grosses Interesse zeigte Nicolas Greinacher. Ein Rayas Fan, dem die Kellereitüren schon des öfters offen standen. Nun entkorkte er einen Teil seiner Rayas Sammlung im eigenen „urbanen Zürcher Tastingbüro“. Eine Verkostung von 12 Jahrgängen dieses legendären Weins. Im Vorfeld der Probe holte er sich noch die Empfehlung betreffend Vorbereitung der Flaschen vom Emmanuel Reynaud (auf dem Bild) persönlich ab. Reynaud empfahl ihm, alle Weine 48 Stunden vor der Probe zu dekantieren (!?…) und von jung nach alt zu degustieren. Der zweite Tipp befolgte Nicolas…

Vieles ist anders auf Chateau Rayas. Irgendwie scheint die Zeit ein wenig langsamer zu laufen auf dem rund 12 Hektar grossen Weingut. Übrigens eines der ältesten im Rhone Gebiet. Der erste Wein wurde 1880 gekeltert. Während die Nachbarn bis zu 13 verschiedene Rebsorten für ihren Chateauneuf du Pape verwenden, ist Chateau Rayas immer ein 100% reiner Grenache. Die 50jährigen Rebstöcke stehen auf kargem, sandigen Terroir. Pro Jahr werden rund 10‘000 Flaschen Chateau Rayas abgefüllt. Die Gesamtproduktion vom „Chateau“ (das eher einer Hütte gleicht) beträgt etwa 25‘000 Flaschen.

Die Probe, vorzüglich organisiert von Nicolas Greinacher, zeigte ein sehr harmonisches Bild dieses Weins. Er ist hoch aromatisch, wirkt elegant fein, niemals wuchtig oder alkoholisch. Die Farbe zeigt sich meistens Granat oder noch heller. Bei Parker ging der Wein früher unter dem Radar durch. Zu wenig Konzentration, zu leicht. Hoffnung also auf moderate Preise? Vergessen Sie es. Rayas hat eine dermassen treue Fangemeinde, dass die Zuteilung der raren Flaschen von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Je nach Jahrgang kostet eine Flasche zwischen 300 – 1000 Franken…

Infos: Website von Chateau Rayas

Flaschen quer

 

2007 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 19+/20 2040 – 2040
2006 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 18.5/20 trinken – 2030
2005 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 18.5+/20 2020 – 2035

 

Dass der 2007 Chateau Rayas ein spezieller Wein ist, wurde mir erst nach mehreren Jahrgängen klar. Er tanzt von seiner Fülle etwas aus der Reihe. In der Nase klassisch viel Pflaumen, Kirschen, Hagenbutten, etwas Vanille und Nougat. Druckvoller im Gaumen als vorherige Jahrgänge aber trotzdem elegant. Geht kräftig in die Tiefe mit bemerkenswertem Volumen. Natürlich noch viel zu jung. Dafür zeigt sich 2006 Chateau Rayas bereits jetzt in schöner Trinkphase. Toastiges Bouquet, Erdbeeren, Kirschen, Pflaumen, Orangeade, Grapefruit. Enorm geschliffen im Gaumen und bereits jetzt harmonisch. Mineralisch im Abgang. Soviel Zeit wie dem 2007er würde ich auch noch dem 2005 Chateau Rayas gönnen. Die Aromen spielen auf der frischen, süssen Seite. Kirschen, Orangen. Dazu Lavendel und Pfeffer. Im Gaumen rund, elegant und sehr lang. Der Wein geht noch nicht so in die Tiefe, deshalb tut diesem 2005er ein paar Jahre Lagerung gut.

 

2003 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 18.5+/20 trinken – 2035
2000 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 19.5/20 trinken – 2025
1998 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 17.5/20? trinken – 2025

 

Intensiv und extrovertiert. Das ist 2003 Chateau Rayas. Exotisches Bouquet mit Quitten, Grapefruit, Himbeeren, Kirschlikör, Caramel und Gewürzen. Gehaltvoller Körper, die Aromen sind bereits da, doch die Gerbstoffe sind noch etwas uncharmant. Warten. Sensationell gefiel mir 2000 Chateau Rayas. Ein zärtlicher burgundischer Rayas. Feine, reife rosinige Aromen. Etwas Maroni, Pumpernickel. Sehr elegant strukturiert und trotzdem so gehaltvoll. Ein Schmuse Rayas zum Verlieben. Schwer tat sich dagegen 1998 Chateau Rayas. Nussiges Bouquet, Leder Datteln, Cola, Rosinen und Creme Brüllé. Etwas dumpf im Gaumen bei mittlerer Länge. Da ich den Wein zum ersten Mal im Glas hatte, kann ich nicht beurteilen, ob es sich allenfalls um eine nicht optimale Flasche handelte.

 

1996 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 18/20 trinken – 2020
1995 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 18.5+/20 trinken – 2030
1994 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 18/20 trinken – 2020

 

Reif kam auch 1996 Chateau Rayas daher mit Granat-Brauner Farbe. Würzige Aromen im Bouquet, Pflaumen, Datteln, Erdnüsse, Gerste und Kirsch. Mittelschwerer Körper, mit recht robusten Tanninen und Säure. Etwas schizophren unterwegs. Einerseits wirkt die Nase recht alt, aber der Gaumen scheint noch nicht reif. Ueber gutes, langes Reifepotenzial verfügt 1995 Chateau Rayas. Erdig, ledriges Bouquet. Etwas Lakritze, Kirschen. „Süffig“, rund, mundfüllend im Gaumen. Intensiv und druckvoll. Toller Wein! Aus dem eher schwachen Jahr überzeugte 1994 Chateau Rayas. Reifes Granat. Schoko, Mocca, Kirsch, Schwarztee und Himbeeren in der Nase. Leichter, burgundischer Körper. Elegant und stimmig.

 

Flaschen

 

1990 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 19.5/20 trinken – 2030
1989 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 18.5/20 trinken – 2030
1985 Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape 20/20 trinken – 2030

 

Eine traumhafte Serie erwartete uns zum Schluss er Probe. Da war dieser spektakuläre 1990 Chateau Rayas mit multidimensionalem Bouquet. Mit jedem Quirl werden da neue Aromen freigegeben. Pflaumen, Griotte Kirschen, Malz, Ovo, Wildfleisch, Pfeffer, Feigen und Kalk. Dazu Bisquit, Vanille und Himbeeren. Der Auftakt ist katapultartig und die Aromen ziehen sich grossartig in den langen Abgang hinein. Der Wein verfügt über fast 16 Vol% Davon ist kaum etwas spürbar. Erstaunlich jung und füllig präsentierte sich 1989 Chateau Rayas. Kirschen, Pflaumen, Gerste, Krokant, Gewürze und Tabak. Recht üppig, sogar leicht alkoholisch. Die Aromen im Gaumen sind präsent und intensiv, aber harmonieren noch nicht ganz. Ein gewaltiger Wein auf der Suche nach Harmonie. Ein Granache Traum ist 1985 Chateau Rayas. Was für ein komplexer, eleganter Wein. Die Nase zeigt sich eigentlich defensiv, aber die Aromen sind dermassen mild und präzise, dass man die Nase kaum aus dem Glas bringt. Kirschlikör, Mandeln, Gerste, Malz, Bisquit, Himbeeren, Schwarztee und Pfeffer. Im Gaumen multiplizieren sich die Aromen, wunderbar elegant und feingliedrig. Dieser 85er verfügt über eine phantastische Länge, die für einen so seidig-feinen Wein aussergewöhnlich ist. Einer der allerbesten Weine meines Lebens.

Und gleich im Anschluss an die Probe gab’s nochmals süsse 20 Punkte. Mehr darüber auf MYBESTWINE/Facebook.

 

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Helga Blach am 20. Dezember 2019 um 18:41

    Helga Blach
    hatte ein kleines Weinfachgeschäft in Rastatt 1971/1988 …die Partnerstadt von Orange…
    durch die Affinität zu den Chateauneufweinen entdeckte ich das – von außen – bescheidene
    Weingut Chateau Rayas… Monsieur Reynaud stand vor der Tür … ebenso bescheiden…wir waren 6 Personen…
    ich durfte zur kleinen Probe mit …die anderen sollten draußen warten..ich bekam aus einer
    angebrochenen Flasche …normaler Cotes-du-Rhone…. einen kleinen Probeschluck…
    ich war begeistert und habe gekauft: Fonsalette und Chateau Rayas…noch zu DM-Preisen..
    es gab damals noch keinen Importeur für Deutschland… aber für die Schweiz… und dann standen im schlichten Probierraum 12er Kartons mit der Versand-Adresse Hotel Waldorf-Astoria, New York.
    Dies war für mich das interessanteste Weinerlebnis meiner aktiven Zeit im Weinhandel.
    Außerdem galten bedeutende Weine in den 70iger u. 80iger Jahrenur nur etwas, die aus Bordeaux oder Burgund kamen.
    Mit Chateau Rayas haben Weinfreunde bei der Blindprobe meistens auf Burgund getippt und waren
    entsprechend überrascht über diese Feinheit und Aromenvielfalt eines Chateauneuf-du-Pape.

    Gut das der Neffe E. Reynaud das Weingut in gleich guter Weise weiterführt.

  2. Veröffentlicht von Albert H. Bingemann-Frank am 5. November 2016 um 22:09

    Meine Frau und ich hatten vor 30 Jahren die Ehre und Freude, mit Hrn. Reynaud seine Cave zu besuchen und seine Weine zu probieren. 2 defekte Gläser, der Rand kaputt beim einen und der Fuss beim anderen – es war gewaltig und unvergesslich.
    Die ganze Geschichte zu erzählen, würde zu lange dauern. Wir bestellten von dem und jenem – als dann die Preise klar waren, haben wir die Bestellung auf unseren Geldbeutel ausgerichtet. Wir hatten noch Geld, um den Tank zu füllen und nach Wil/SG nachhause zu fahren. Es ist unvergesslich, was uns bei Mr. R. widerfuhr. Er möge im Weinhimmel seine eigenen Weine geniessen – denn sie sind himmlisch.

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