Update Ducru Beaucaillou: 1945 – 2003

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Schöne Probe unserer Corona-Konformen Wein- und Wandergruppe mit dem berühmten St. Julien Chateau Ducru Beaucaillou,

Die Familie Bergeron gründete Chateau Beaucaillou Anfang des 18. Jahrhunderts. 1795 ging es an Bertrand Ducru, welche grosse Investitionen vornahm, damit  Ducru Beaucaillou 1855 als einer von 14 Deuxieme Grand Cru klassifiziert wurde. Nach mehreren Besitzerwechsel übernahm 1929 die Familie Borie das Weingut, welches auch heute noch Bruno-Eugene Borie geleitet wird. Es ist eines der wenigen Chateaux im Bordeaux, welche noch von den eigenen Besitzern bewohnt wird.

Der Name stammt vom Terroir der schönen und grossen Kieselsteine. Diese findet man praktisch auf den gesamten 75 Hektaren Rebfläche. Diese sind mit 70% Cabernet Sauvignon und 30% Merlot bepflanzt. Die Vinifikation erfolgt nach einzelnen Parzellen und der Ausbau in 50 – 80% neuen Barriques. In ganz grossen Jahren 100% neu.

Bruno-Eugene Borie nimmt uns mit in die Geschichte und Gegenwart von Ducru Beaucaillou im Millesima Video:

Unsere Probe umfasste einige wichtige Jahrgänge es letzten Jahrhunderts. Oftmals gab es Schwankungen. Geniale Weine, dann wieder eher problematische mit TCA kontaminierte Exemplare. Ducru gelten allgemein als sehr lagerfähig und widerspiegeln die klassische St. Julien Stilistik. Heute gehört das Chateau zu den absoluten Spitzenweingütern und nimmt einen Topplatz bei den «Super Seconds» ein. Aktuelle Jahrgang kosten rund 200 Franken.

  

1945 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien, P. Valade Abfüllung (MS)

86

austrinken


Eine Händlerabfüllung (P. Valade) mit gutem Niveau HS-MS. Erstaunlich gesundes Granat. Intaktes malziges Bouquet, mit Leder, Tabak und Zedern. Im Gaumen dominiert Säure, welche den Wein so lange konzentriert hielt. Endet ziemlich trocken, etwas drahtig und säurebetont. Trotzdem: Der Wein richtete sich im Glas nochmals auf. War lebendig und hielt sich über 30 Minuten erfreulich gut. Respekt, wenn man bedenkt unter welchen Bedingungen damals in Frankreich Wein produziert wurde.

Das war die erste Flasche einer 12er Kiste, welche ich damals noch in Subskription erworben hatte….

Ducru Beaucaillou 1945

1959 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien (HS)

91

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Helles Granat. Süsses, reifes Bouquet. Malz, Torf, Moos, Tabak, Grill, Butter, Himbeeren, Caramel. Fast opulent für einen über 60jährigen Wein (schnell nachzählen….. ja stimmt). Im Gaumen etwas schlanker, als das Bouquet erahnen lässt. Sehr gut gealtert, kompakte Säure. Endet etwas trocken. Ein eher robuster 59er. Ducru ist und war nie ein Charmeur. Auch 1959 nicht.

1962 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien (Magnum)

93

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Helles Granat. Super reifes, würziges Bouquet. Viel Malz, Milchkaffee, Tabak aber irgendwie spielen auch röstige Aromen mit. Feingliedrig, mild, geschmeidig im Gaumen. Auf 62 würde ich nicht viel setzen, aber dieser Ducru ist super. Ein prachtvolles Altweinerlebnis. Einmal mehr bei antiken Exemplaren: Herkunft, Lagerung ist alles. Diese seltene Magnum kam von Jürg Richter. Für mich ein Garant in Sachen Qualität und Authentizität geht. Und viele alte Durcu Jahrgänge: WINE-RARITIES.COM

1966 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien (HS)

86

vorbei


Süsses, verführerisches, sehr reifes Bouquet. Malz, Gianduja, Vanille, Trüffel, Rauch. Schöne Aromenvielfalt, welche sich über ein paar Minuten im Glas gut hält. Danach kommen schnell portige Töne und erste Oxydationsanzeichen dazu. Im Gaumen ist er fragil aber nach wie vor ordentlich zu trinken.

1982 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien (Niveau)

keine Bewertung


Dezentes, holzbetontes St. Julien Bouquet. Nasses Laub, etwas unsauber. Leichter Korkt? TCA? Im Gaumen kommt nicht die erhoffte Entfaltung des grossen Jahrgangs. Enttäuschend. Leider habe ich keine Vergleichsnotiz. Daher spickte ich beim meinem Weinfreund Achim Becker auf WINETERMINATOR.COM. Er begegnete dem 1982er Ducru rund 20 mal. Die Hälfte begeisternd, die andere Hälfte fehlerhaft. Also hoffen, wer hat. Die Chancen stehen 50:50.

1985 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien (3/8 Fl)

89

trinken – 2030


Malzig, erdiges Bouquet. Pferdestall, Leder. Vielleicht etwas unsauber. Aber das war einfach die Art der damaligen Ducrus aus den 80ern. Es benötigte eine gewisse Toleranz, und die haben viele Ducru Fans zweifellos. Die Nase war also klar Ducru. Im Gaumen überraschte er mich, da er für 1985 wenig Entwicklung zeigt. Sogar 85 ist für Ducru kein Schmusejahrgang sondern ein zupackendes, kerniges Beispiel eines langsam reifenden St. Julien.

1988 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien

87

trinken – 2030


Noch so ein typisches 80er Jahre Beispiel. Wo man in Blindproben ab und zu hörte: „Entweder hat er leichten Kork oder es ist ein Ducru Beaucaillou“. Diese ärgerliche TCA Kontaminierung kam damals oft vor. Liess sich aber nicht auf Jahrgänge definieren. Es gab fast alle Jahre gute und fragwürdige Flaschen.

Offenes Bouquet. Leicht muffig, nasses Holz, Waldboden, Zedern, Tabak, Moschus. Etwas grün, was zur 88er Stilistik passt. Rustikal, kernig. Oder schön ausgedrückt: Ein typischer Ducru aus einem klassischen Bordeauxjahrgang, der sich noch ein paar Jahre auf diesem Niveau halten wird.

1995 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien

94+

trinken – 2050


Rubin. Laktisch, süsses Bouquet. Defensive Fruchtnoten, etwas medizinal. Erdnüsse, Tannenäste, Zedern, getrocknete Kräuter. Obwohl wenig Entfaltung, fasziniert er mich, weil alles so dicht und gebündelt daher kommt. Kompakt, strukturierter Körper. Medoc 1995 ist grundsätzlich ein Langsamentwickler. Ducru erst recht. Beides kombiniert führt auch nach 25 Jahren zu einer Potenzialwertung und verspricht ein immenses Alterungspotenzial.

1996 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien

95

trinken – 2040


Fraglos ein Ducru der Neuzeit. Ein wunderbarer Wein, ohne jeglichen Zweifel. Sämtliche frühere Unsauberkeiten sind beseitigt, und das Jahrgangspotenzial perfekt abgeholt. Er beginnt mit einen prachtvollen schwarz- und blaubeerigen Bouquet, begleitet von attraktiven Röstaromen. Erdnüsse, Rauch, Brot und Vanille. Im Gaumen rund, harmonisch mit erstaunlich feinen Gerbstoffen. 96er Kraft und Tiefgang ist da und die erste Trinkreife auch. Zum Wohl!

1998 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien

92

trinken – 2035


1998 Medoc stand immer im Schatten seiner bombastischen Kontrahenten vom rechten Ufer. Der 98er Ducru hat aber viel aus seinem Jahrgang herausgeholt. Er kommt mit einem reifen, blau- und schwarzbeerigen, recht opulenten Bouquet daher. Erste malzige Aromen, Kräuter, Zedern und Tabak. Im Gaumen kraftvoll, wild, etwas unstrukturiert mit kerniger Säure. Noch nicht ganz ausgereift. Die kühle Art des Jahrgangs generierte einen Ducru Beaucaillou, der für mich ein Mix aus rustikalen 80er und moderner 90er Jahre widerspiegelt.

2000 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien

97+

trinken – 2045


70% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot. Rubin. Jugendliches, anfänglich leicht verschlossenes Bouquet. Immer noch dunkelbeerig, aber auch rotbeerige Nuancen. Attraktive Holzbegleitung. Etwas Mocca, Kaffee, Schoko und die klassischen St. Julien Zedernnoten. Kraftvoller Körper, massiver Tiefgang. Alles sehr dicht und kompakt, aber trotzdem auch elegant. Super strukturiert und widerspiegelt genau den nahezu perfekten Jahrgang. Im Glas entwickelt er sich wie verrückt. Ein grosses Beispiel für Ducru Aromatik, Klasse und Reifepotenzial.

Vertieft in diesen 2000er, schnappte ich am Tisch ein Gespräch auf, wo ein lieber Freund bemerkte, dass ein grosser Wein immer ein Touch „Excitement“ braucht. Und damit ist dieser 2000er Ducru Beaucaillou mit einem Wort beschrieben. Aufregend!

2003 Chateau Ducru-Beaucaillou, St. Julien

92

trinken – 2035


Die 2003er Hitze bescherte uns einen exotisch, extrovertierten Ducru mit laktisch, röstigem Bouquet, etwas Minze und opulenter Vanillenote, dass man meinen könnte man sei im Priorat. Im Gaumen delikat, attraktiv, sehr rund und ausgewogen. Überzeugt weniger durch immensen Tiefgang, mehr durch seine frühreife Trinkphase. Der Wein ist eher durch den Jahrgang als durch Ducru Beaucaillou definiert.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Alexander Ulrich am 5. April 2021 um 17:31

    Toller Bericht, schade war der sensationell gelungene 1978 und 1989 nicht mit dabei. Das wäre definitiv ein Ausreisser des Jahrgangs 78 gewesen. Dass es bei 1982 eine Chance von 50/50 gibt lässt mich hoffen, eine der guten Flaschen für die grosse 82 Probe bei Dominic Bürli Wildenmann Buonas ZG zu öffnen. Ich liebe diese Seite, immer interessante Weine mit Berichten die unter die Haut gehen.. vielen Dank dafür

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