Jetzt sind sie auch schon 15jährig. Unglaublich wie die Zeit vergeht. 2005 gehört nach 2000 und 2009 zu meinen Bordeaux Lieblingsjahrgängen aus den 00er Jahren. Ein kompletter, kraftvoller und homogener Jahrgang mit enormen Alterungspotential. Links wie rechts.
Insbesondere bei den grossen Gewächsen im Medoc erlebt man nach wie vor wenig Zugang, dafür umso mehr Potenzial. Doch wie sieht es drüben auf der rechten Seite aus? Im Pomerol? Und schon hatten wir das nächste Motto für unseren wöchentlichen Wein-Spaziergang mit anschliessenden Koteletten vom Grill mit Kartoffelsalat. Weltklasse! Und alles ganz nach BAG-Norm.
2005 Chateau La Croix, Pomerol
90+ / 2025 – 40
Hatte ich bis jetzt noch nie im Glas. La Croix liegt auf dem Hochplateau am südlichen Ende von Pomerol. Ein kerniger, strenger Pomerol aus 90% Merlot ergänzt mit Cabernet Franc. Bouquet beginnt recht rotbeerig mit viel Kräuter, Torf und Stroh. Im Gaumen säure- und gerbstoffbetont. Obwohl mehrere Stunden dekantiert, will er sich nicht recht offenbaren. Kraft hat er – das lässt hoffen.
2005 Chateau Gazin Pomerol
94+ tr – 2035
Neben La Croix war er das pure Gegenteil. Völlig extrovertiertes Bouquet. Massive Röstaromen (Krokant, Nougat, Vanille) Fast dekadent voluminös. Wenn da nicht im Untergrund dermassen viel dunkle Frucht schlummert, würde ich ihn als überholzt beschreiben. Im Gaumen passt schon fast alles. Tolle Ausstrahlung, rund, voluminös mit äusserst geschliffenen Tanninen. Ein moderner, imposanter Gazin. Für 2005 wird er nicht so langlebig sein, wie man erwarten sollte, dafür bereitet er jetzt schon sehr viel Spass.
2005 Chateau Certan de May, Pomerol
96+ / tr – 2040
Da musste ich mich ziemlich weit nach unten durchkämpfen. Nicht beim Wein, sondern beim finden der Kiste. Die 2005er sind bei mir halt noch fast alle zu… Certan de May gehört zu den Moueix Weingütern und verfügt über ein begnadetes Terroir auf dem Pomerol Hochplateau umgeben von Vieux Château Certan, Petrus und La Fleur Petrus. Noch Fragen? Wohl kaum, denn glücklicherweise hat er sich preislich noch nicht seinen Nachbarn angepasst. Und das Chateau hatte jahrelang Mühe, das erwünschte Niveau zu erreichen. Im 2005 schien das aber perfekt geklappt zu haben.
Ein wunderbar, offener, grosszügiger Wein. Kirschen, Pflaumen, Himbeeren. Spürbare Merlot Dominanz. Mit viel Gewürzen und mineralischen Noten. Vielschichtig, dicht verwoben und jetzt in einer frühen ersten Trinkreife. Der Abgang ist phänomenal und druckvoll. Wenn er so harmonisch weiterreift, ist noch viel möglich.
2005 Chateau Clinet, Pomerol
92 / tr – 2030
Schönes, mildes Bouquet. Für Pomerol recht dunkelbeerig mit edlen Holznoten, Kaffee und Mocca. Im Gaumen wirkt er sehr modern, geschliffen und zugänglich. Fast zu schön und fast schon zu weit entwickelt. Etwas fehlende Konzentration für das grosse Jahr.
2005 Chateau Lafleur, Pomerol
98+ / 2030 – 2055
60% Merlot, 40% Cabernet Franc. Vielschichtiges, bezauberndes Bouquet. Man muss sich Zeit nehmen, denn der Wein ist nicht «offen», man tastet sich an ihn rann. Pflaumen, Kirschen, Mocca, Waldboden, Zedern, Trüffel, Tabak und ein Strauss von Gewürzen. Da ändern sich die Aromen fast bei jedem Schwenk des Glases. Im Gaumen alles dicht verwoben, elegant und harmonisch aufgebaut, und doch noch so stark in sich zusammengezogen. Im Abgang bringt er nochmals Druck auf und zeigt sein enormes Potenzial. Für mich ein Paradebeispiel an Komplexität. Da steckt einfach dermassen viel drin!
Eine rare Gelegenheit diesen unglaublich faszinierenden und komplexen Wein zu probieren. Denn aufgrund seiner geringen Mengen (rund 10’000 Flaschen) und die 100 Parkerpunkte ist er preislich explodiert und kostet rund das dreifache der Lafleur Jahrgänge vor und nach dem 2005er.
