Die besondere Gelegenheit: Legendäre Mouton Rothschild Jahrgänge.

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Unsere Corona bedingte Waldspaziergangs Gruppe und tolle Weinfreunde machten es möglich. Einige der grössten und legendärsten Mouton Rothschild Jahrgänge kamen ins Glas an diesem besonderen Montag Abend.

Mouton Rothschild Geschichte

Viel zu erklären gibt es nicht mehr. Deshalb nur ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher. Bekanntlich wurde Mouton Rothschild 1855 bei der Chateau Klassifizierung übergangen und musste sich bis 1973 gedulden, um endlich vom damaligen Landwirtschaftsminister Jacques Chirac zum Premier Cru Classé empor gehoben zu werden. Obwohl es Aufzeichnungen bis ins 14. Jahrhundert zurück gibt, begann die eigentliche grosse, prägende Zeit von Mouton Rothschild mit dem legendären Baron Philippe de Rothschild, welcher die Geschicke des Weinguts ab 1922 leitete.

Der legendäre Baron Philippe de Rothschild

Der 1902 geborene, ehemalige Autorennfahrer war ein Ur-Enkel von Baron Nathaniel de Rothschild. Dieser erwarb 1853 das Weingut als Château Brane Mouton und benannte es ins heutige Château Mouton-Rothschild“ um.

Philippe de Rothschild platzierte Mouton-Rothschild durch strategisches Qualitätsstreben und innovative Marketingmaßnahmen ins internationale Wein-Luxussegment. Er galt als visionärer Unternehmer und starker Netzwerker, woraus einige Koorperationen entstanden, wie mit Robert Mondavi (Opus One), mit der Frescobaldi Familie in der Toscana oder in Chile mit Errazuriz.

Nach seinem Tod 1988 leitete die Tochter Philippine de Rothschild-Sereys bis 2014 die Geschicke der Baron Philippe de Rothschild S.A. (zu welcher nebst den Joint Vernure Beteiligungen auch die Pauillac Châteaux Clerc Milon und d’Armahilac gehören). 

Das ganz im Norden Pauillacs gelegene Weingut umfasst rund 80 Hektar Reblfäche (77% Cabernet Sauvignon, 12% Merlot, 9% Cabernet Franc und 2% Petit Verdot) Vom Erstwein kommen pro Jahr etwa 300’000 Flaschen auf den Markt. Daneben wird ein Zweitwein „Le Petit Mouton“ und ein Weisswein „Aile d’Argent“ (Semillon – Sauvignon Blanc) produziert.

Die Kellereien von Mouton Rothschild mit dem dazugehörenden Museum sind ein Touristenmagnet und eines der meistbesuchten Weingüter im Bordeaux. Der 2019er kostet in Subskription 400 – 500 Franken.

Aufgrund der relativ hohen Produktionsmengen sind viele ältere Mouton Rothschild Jahrgänge auf dem Markt oder auf Auktionen zu finden. Insbesondere die Schweiz ist ein traditionell sehr starker Markt für den edlen Pauillac Premier mit den begehrten Sammleretiketten.

Etikette des 2005er Moutons von Giuseppe Penone.

Kaum ein anderes Weingut versteht es Wein und Kunst dermassen stilvoll zu verbinden. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Doch die jährlich individuell von berühmten Künstlern gestaltete Etikette entwickelte sich Mouton Rothschild mehr als andere Weine zum begehrten Sammelobjekt rund um den Globus. Die gesamte Kollektion findet man hier: „Painting for the Labels“.

Waldspaziergang mit Mouton Rothschild

Ja, ich gebe es zu. Unser Eschenbacher Waldspaziergang mit Weinfreunden hat sich ziemlich schnell entwickelt und irgendwann kam die Idee auf, eine besondere Flasche „ins Moos“ mitzubringen. Vielleicht sogar ein Mouton Rothschild! Gesagt – getan. Jeder Teilnehmer entriss ein oder zwei dieser besonderen Flaschen aus seinem Keller.

Darunter die Legendenjahrgänge 1959, 1961, 1982, 1986, 2000 und (wird vielleicht auch zur Legende) 2005. Ergänzt haben wir die Runde mit 1988, 1990 und 2008.

In jedem Keller gibt es diese besonderen Flaschen, welche nur zu dieser „besonderen“ Gelegenheit geöffnet werden. Bis man realisiert, dass diese besondere Gelegenheit da ist, wenn diese besonderen Flaschen geöffnet werden.

2008 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

92 tr – 2035

Dunkles Purpur. Ausufernd, extrovertiertes Barrique Bouquet. Brotkruste, Espresso, Mocca, Vanille und Caramel. Das Holz dominiert den Wein aktuell total und verleiht ihm eine Süsse, dass es selbst für Mouton Verhältnisse fast zu üppig ist. Bin gespannt ober die Jahrgangssubstanz das verarbeiten kann. Die Frucht ist schon da, aber die Konzentration hängt etwas hinten nach. Erinnert mit an ganz junge 92er oder 97er. Ein früh «süffiger» Mouton.

2005 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

98+ 2030 – 50

Jugendliches, barriquegeprägtes Bouquet mit typischer Mouton-Süsse, Brotkruste, Toast, Krokant. Dann edle Cassinoten, Cakefrüchte, Zedern, Gewürze und Torf. Im Gaumen dicht und Konzentriert mit wenig Entwicklung aber unglaublichem Tiefgang. Modern vinifiziert. Feine Tannine und moderate Säure. Er erinnert mich an den 2000er vor zwei bis drei Jahren. Daher verlockend, ihn in dieser Phase mal zu probieren. Bin mir sicher, dass er sich nochmals verschliessen wird um dann in rund 10 – 20 Jahren einen Spitzenplatz in der Mouton Historie einnehmen wird.

2000 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

97+ 2030 – 50

Gute Nacht, lieber 2000er! Der super teure Milleniums-Mouton befindet sich im Tiefschlaf. Dezent, zedrig, würzig mit dunkelbeerigen, reifen Aromen im Hintergrund. Auch das dekadent extrovertierte Toasting, welches vor drei Jahren noch explosiv aus dem Glas schoss, ist deutlich milder geworden. Was bleibt ist ein wunderbares Cabernet Konzentrat, mit Kraft und Länge, was den nahezu perfekten Jahrgangsverlauf widerspiegelt.

1990 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

93 tr – 2030

Defensiv, reifes Bouquet. Pflaumen, Zedern, Malz, Torf, Brotkrust, Wildleder, Peperoni, Tabak. Nach wie vor deutliche Barrique Aromen, aufgrund der eher mittelmässigen Konzentration, hat der Wein viel Fassaromen aufgenommen. Dies macht ihn so sanft und zugänglich. Ein reiner «Genuss-Mouton» in einer wunderbaren, reifen Trinkphase.

1988 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

95 tr – 2035

Der Mouton 88 hat sich in den letzten paar Jahren unglaublich gemausert. Früher eine eher kerniger, abweisend kühler jahrgangstypisch rustikaler Wein, kommt er heute als wirklich grosser, stolzer Pauillac Premier daher. Würzig, zedriges Bouquet mit viel Kräutern und immer noch gute Fruchtsubstanz. Tolle Konzentration und jetzt in einer prachtvollen, reifen Phase.

1986 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

97+ 2035 – 50

Zehn Stunden dekantiert. Pupur, Granat. Gebündeltes, schwarzbeeriges Bouquet. Cassis, Brombeeren, Kirschen, Rauch, Erde, Peperoni, Zedern, Teer. Im Gaumen ist er wild und enorm konzentriert. Die Gerbstoffe sind schön integriert, die Säure nach wie vor fordernd. Der Tiefgang und die Konzentration sind schlichtweg dramatisch. Er hat mich noch nie zu ausufernden Freudensprüngen verleitet, doch mit dem Erlebnis des 1961er Moutons, glaube ich inzwischen dran, dass dieser 86er einer der «langsamsten» Bordeaux überhaupt ist und wahrscheinlich 90% der Produktion zu jung getrunken wurden, bevor er 2040 (zirka) seinen Höhepunkt erreichen wird…

1982 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

98 tr- 2030

Dezente, defensive Nase. Milde süsse blau- und schwarzbeerige Aromen. Nuss, Torf, Zedern, Russ, Tabak. Ruhiger Auftakt, immer noch kein Spektakel, sondern feine Eleganz. Dann öffnet er sich. Mehr rotbeerige, süsse Aromen. Die Struktur bleibt super fein, Tannine sind perfekt reif. Die wunderbare, zarte Stilistik zieht sich bis in den langen Abgang. Er hat nicht die Konzentration eines 86ers. Eher wie der 1990er, aber mit gebündelter Aromen Vielfalt. Ich durfte schon einige 82er Moutons probieren. Das Problem ist, dass viele schlecht gelagerte «Trophäen»-Flaschen unterwegs sind. Dieses Exemplar lag seit Subskription im selben Keller und ist mein bestes 82er Mouton Erlebnis.

1961 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

98 tr – 2035

Zum ersten Mal im Glas. Erstaunlich dunkle Farbe, fast noch Rubin. Das Bouquet ist unglaublich dicht und dunkelbeerig für einen 60jährigen Wein. Spürbar Brombeeren, dann viel Pflaumen, etwas Malz, Rosinen und Erde. Nichts überreifes, sondern wirkt irgendwie noch gar nicht fertig entwickelt. Im Gaumen wirkt er kompakt, konzentriert und lang. Ein fantastisch gealterter, riesengrosser Mouton. Nach diesem Erlebnis verstehe ich den 1986er, der möglicherweise auch erst nach 50 Jahren sein Zenit erreichen wird….

1959 Chateau Mouton Rothschild, Pauillac

100 austr.

Helles Granat. Offenes, süsses Bouquet. Kandierte Früchte, Dörrfrüchte, Orangeade, Bittermandeln, Pfefferminz und Eukalyptus. Atemberaubend schön. Man will seine Nase gar nicht mehr aus dem Glas nehmen. Im Gaumen super reif. Ein unglaublich eleganter, zarter Wein mit seidenfeiner Struktur. Im Gaumen immer noch Cassis- und Griottearomen, welche den Wein in den langen, gebündelten Abgang begleiten. Aromatisch erinnert er mich an ganz grosse Jahrgänge von Heitz Marthas Vineyard aus den 70er Jahren. Ein Traumwein aus einer absolut perfekten Flasche!

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Andreas Nikolai am 11. Oktober 2020 um 12:50

    😘Mounton

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