In Love with Syrah

Der Report über eine spektakuläre Nacht mit 22 Syrah Weinen. Bei den einen war es Liebe auf den ersten Blick. Mit anderen würde ich im Liebeswahn sofort eine lebenslängliche Beziehung ohne Ehevertrag eingehen. Und da waren auch noch jene, mit welchen es beim schnöden One-Night-Stand bleiben wird…

18 Syrah Liebhaberinnen und Liebhaber (acht davon via Warteliste…!) trafen sich im Il Casale Wetzikon zu einem Stelldichein der grössten Syrah Weine der Welt. 22 Flaschen aus dem Syrah Regal von Eugen Haefliger standen bereit für einen spektakulären Abend. Eine einzigartige Probe, welche die breit gefächerte Aromenvielfalt und Gebiets-Typizität dieser edlen Traube eindrücklich aufzeigte.

 Rho 1990 Paul Jaboulet Aine Hermitage la Chapelle 18.5/20 trinken – 2025
 Rho 1991 Chapoutier Ermitage le Pavillon 19/20 trinken – 2030
 Rho 2003 Chave Hermitage 19.5+/20  trinken – 2040
 Aus 1991 Henschke Shiraz Hill of Grace 19.5/20 trinken – 2020
 Aus 1998 Fox Creek Shiraz Reserve   17.5/20 trinken – 2025

 

An MYBESTWINE.CH Events werden die Weine immer „offen“ degustiert. Ich mag zwar spannende Blindverkostungen, doch wenn ich solchen Raritäten begegne, will ich von A-Z wissen mit wem ich es zu tun habe. Schliesslich geht es hier um wahre Liebe zu Syrah, und nicht um eine maskierte Swingerparty oder um ein Tête à Tête in einem schummrig verruchten Hinterzimmer (nicht dass ich mich hier auskenne, aber vom hören sagen, von Kollegen und so…) Bei diesen seltenen Momenten will ich mich voll und ganz auf den edlen Tropfen vor mir konzentrieren.

Bei 1990 Paul Jaboulet Aine Hermitage la Chapelle, überlegte ich mir aber trotzdem, wie hoch ich den Wein „blind“ bewerten würde? 20/20 wie bei den letzten beiden Begegnungen mit 1990 La Chapelle hätte es nicht gegeben. Das Bouquet war leider suboptimal. Pflaumen, Gewürz, leicht metallisch, Pilz und erdig. Alles in allem etwas dumpf. Im Gaumen ein perfekter La Chapelle. Druckvoll, energischer Auftakt. Enorm komplexer Körper mit phantastischer Länge. Jetzt auf dem Höhepunkt. 17/20 für die Nase klare 20/20 im Gaumen. Grossartig präsentierte sich 1991 Chapoutier Ermitage le Pavillon. Offenes blau- und rotbeeriges Bouquet. Kalk, Tabak, Rauchfleisch und Nuss. Druckvoll im Gaumen und trotzdem elegant strukturiert. Fein umwobene Tannine, viel Reserven. Jetzt wunderbar und hält sich zwei Jahrzehnte locker auf diesem Niveau. Hier spürte man schon eine leicht erhöhte Herzfrequenz…

2003 Chave Hermitage fehlen zur Legende eigentlich nur noch zehn Jahre Geduld. Die aufzubringen scheinen aber – aufgrund der enormen Trinkfreudigkeit –  ziemlich schwierig. Rubin; Süsses, üppiges Kirschen Bouquet. Himbeeren, Nelken, Feuerstein und Pfeffer. Wirkt sehr jugendlich, wild im Bouquet. Zupackender Gaumen, frisch, lebendig und ungeschliffen robust mit knackigen Tanninen und grossartig integrierter Säure. Ein einzigartiger, hoch attraktiver Hermitage. Heiss begehrt und klarer Publikumsliebling in dieser Serie.

Es gibt wenige Australische Weine, welche ich mit schmeichelnd, elegant ja sogar „tänzerisch“ oder graziös bezeichnen würde. Dieser traumhafte 1991 Henschke Shiraz Hill of Grace verdient all diese Attribute jetzt, nach 20 Jahre in der Flasche. Zu jung getrunken, hätten wir ihn womöglich als „marmeladig“ abgetan. Rotbeerig, Himbeer, Quitten, Eukalyptus und Pfefferminz. Geschmeidig im Gaumen, reif, elegant und wunderschön balanciert. Da freu ich mich aufs nächste Date mit dieser Beauty! Eher als „klassisch bullig“ würde ich 1998 Fox Creek Shiraz Reserve bezeichnen. Teer, Rauch, Pflaumen, Pfeffer und Cassis im Bouquet. Druckvoll intensiv im Gaumen. Harsche Gerbstoffe, welche dem Weinen einen austrocknenden Abgang bescheren.

 

 Rho 1990  Guigal Cote Rotie la Landonne  19/20 trinken – 2030
 Rho 1988  Guigal Cote Rotie la Landonne  20/20 trinken – 2025
 Rho 1988 Guigal Cote Rotie la Mouline   20/20 trinken – 2025
 Rho 1988 Guigal Cote Rotie la Turque   20/20 trinken – 2030
 Rho 2001 Beaucastel Chateauneuf du Pape (DMG) 18.5/20 trinken – 2025

 

In Love with Syrah.“ Auf keine Serie trifft der Titel dieser denkwürdigen Probe besser zu als auf dieses Guigal Quartett. Es war erstaunlich still im Il Casale während dieser Serie. Man spürte richtig, wie „nahe“ die Syrah-Lovers bei diesen phänomenalen Weinen sein wollten. Und die Lala’s zeigten sich erneut von ihrer faszinierendsten Seite. 1990 Guigal Cote Rotie la Landonne war der „ruhigste“ von den Vieren. Elegantes Bouquet. Brombeeren, Cassis, Brotkruste, Teer, Stroh, Leder, Teebaumöl und Lakritze. Im Gaumen zärtlich fein, mittelschwer, blumig und elegant strukturiert mit wunderbarer Länge und Balance. Eine hübsche Frau sollte nie mit drei noch hübscheren in den Ausgang… 1988 Guigal Cote Rotie la Landonne ist schwer zu beschreiben. Das Ding macht unglaubliche Kapriolen im Glas. Anfänglich super röstige Nase. Brotkruste, Marroni, Vanille. Mit der Zeit immer mehr beerige Aromen (Himbeeren, Cassis), danach mehr Gewürze und Blumen (Lavendel). Im Gaumen widerspiegeln sich die Aromen in einer intensiven, dichten Form. Wer jetzt noch nicht „love in Syrah“ war, wird es nie werden… Der Abgang dieses Weins brauchte Geduld und endet erst, wenn man das nächste Glas probiert.

Und das war dann 1988 Guigal Cote Rotie la Mouline. Auch hier perfektes, offenes Bouquet. Defensivere beerige Aromen dafür die Röstung wieder spektakulär. Mandeln, Krokant und Marroni. Kirschen und Brombeeren harmonieren mit dem breit ausladenden Gaumen. Super konzentriert, elegant und seidenfein strukturiert. Endet „pfeffrig“, rauchig mit einem Touch Trüffel. Wahnsinns Volumen. Traumstoff! 1988 Guigal Cote Rotie la Turque rundet die drei begnadeten Lagen aus dem möglicherweise grössten aller nördlichen Rhône Jahrgänge ab. Auch dieser Wein wirkt auf mich absolut einmalig. Unvergleichlich. Bei Cabernet Sauvignon sucht man eher nach ähnlichen Beispielen. Hier nicht. Da ist einfach dieser La Turque, und man will nichts anderes mehr. Angekommen im Syrah Himmel mit dem letzten Wunsch, dass dieses Glas nie zur Neige gehen soll. Sattes rubin; Intensiv rauchiges Bouquet. Speck, Vanille, Toast. Dazwischen Griotte, Himbeeren und Asia Gewürze. Dicht und komplex im Gaumen, wunderbar harmonisch und atemberaubender Länge. Der Wein ist immer noch jung, strahlt eine ungemein elegante Reinheit aus und wird sich noch lange auf diesem einzigartigen Niveau halten. „Gut überlege, wer sich ewig bindet“. Doch ich glaube, gäbe es nur einen Wein mit dem ich ein Leben lang zusammen sein müsste, es wäre dieser. Also ich meine, alle drei. Gut, vielleicht noch ein paar Bordeaux, zwei, drei Burgunder, einige Napa Cabs auch…

Mehr Guigal Notizen und Liebeserklärungen finden Sie hier.

Schönes und informatives Millésima Video über Guigal:

http://www.youtube.com/watch?v=04Rvs4z96qY

Als Tischwein(!) genossen wir den ganzen Abend 2001 Beaucastel Chateauneuf du Pape aus dem praktischen Doppelmagnum Format. Ein prächtiger Chateauneuf, mit klassisch würzigen Aromen. Wildfleisch, Lebkuchengewürz, Leder, Brombeeren und Kirschen. Mineralisch im Gaumen, etwas Jod und kernige Struktur. Keine Eile – viel Potential!

 

 Aus 1998 Penfolds Grange  -/-  
 Aus 1998 Greenock Creek Shiraz Roennfeldt Road 18/20 trinken – 2025
 Aus 1998 Noon Shiraz   17/20 trinken – 2025
 Aus 1998 Clarendon Hills Astralis   16.5/20? trinken – 2030

 

Leider korkte 1998 Penfolds Grange (19.5+/20 an der grossen Grange Vertikale im Oktober 2013). 1998 Greenock Creek Shiraz Roennfeldt Road  zeigt sich mit vollem üppigen Bouquet. Viel Cassis, Minze, Pfeffer, Teer und Eukalyptus. Füllig und intensiv im Gaumen. Aehnlich strukturiert wirkt 1998 Noon Shiraz. Rubin violette; Süsses offenes Bouquet. Breit. Etwas grüne Paprikanote dazwischen. Intensiv, droppsig im Gaumen. Es fehlt etwas an Säure, was ihn breit und leicht marmeladig macht. Das sind so jene „Day after“ Weine nach einem Shiraz One Night Stand. „Ich ruf Dich dann mal an…“ Auch 1998 Clarendon Hills Astralis entpuppte sich nicht als die grosse Liebe. Jugendlich, blaubeerig, laktisch, Brotkruste, Mocca, Zedern, Himbeeren. Im Gaumen etwas dumpf, trocken. Nicht ganz stimmig zum Bouquet. Schwierige Zwischenphase, oder einfach ein Opfer der inflationären australischen Parkerpunkte jener Zeit? Böse Zungen behaupteten, der beste Wein der Serie sei der Tischwein gewesen…

 

Aus  1997 Veritas Winery Shiraz Hanisch  18.5/20 trinken – 2020
USA  1995 Araujo Estate Syrah Eisele Vineyard 19/20 trinken – 2025
USA   2005 Cayuse Syrah Bionic Frog 18/20 trinken – 2030
USA  2007 Colgin IX Syrah Estate  18.5+/20 2020 – 2040

 

Veritas Winery Shiraz Hanisch tröstete uns über das Grange Kork Pech hinweg. Und wirkte wie ein veritabler Doppelgänger der grossen Legende. Leder, Teer, Eukalyptusi und Pfeffer in der Nase. Super offen und reif. Etwas Lakritze im Auftakt. Danach viel Pflaumen. Schöne Länge, edle Balance. Ein ganz toller Wert im Schatten der „Top Rating Shiraz“…

2014 10 syrah bionicDann der Wechsel in die USA. Syrah steht zwar im Schatten der Napa Cabernets. Doch auch hier wächst eine grosse Fangemeinde der „Rhone Ranger“ heran. Enorm hohe Parkerbewertungen und kleine Mengen schüren die Nachfrage und den Preis. Dass auch auf „Napa Terroir“ grosse Syrah Weine gedeihen, beweist sowohl 1995 Araujo Estate Syrah Eisele Vineyard (mit blau- und schwarzbeeriger Grundaromatik, viel frische Mocca und Erdbeeraromen. Druckvollem Körper mit klassisch mineralischem Eisele Touch), wie auch 2007 Colgin IX Syrah Estate, der natürlich noch viel zu jung „geopfert“ wurde. Süsse dunkle Beeren, dezenter Holzeinsatz, Brotkruste. Enorm geschliffen strukturiert, satte Frucht, harmonisch und lang. Ein sehr spezieller Wein ist 2005 Cayuse Syrah Bionic Frog (Columbia Valley Washington). Beim ersten Blick auf die Etikette ist nicht ganz klar ob es sich nun um einen Kindergeburtstags-Sirup oder effektiv um eine rare Flasche Rotwein handelt. Röstige Nase. Rauch, Toast. Mit feinen Griotte Kirschen und Himbeeren. Im Gaumen intensiv, breit und äusseres geschliffen strukturiert mit exotischen Aromen. Hypermodern vinifiziert. Eine Art „Sous Vide“ Wein. Alles auf Perfektion getrimmt ohne Ecken und Kanten und daher leider auch ein etwas langweiliger Frosch…

 

USA  2005 Sine Qua Non Atlantis Fe 203 1A  19+/20  trinken – 2030
USA   2005 Alban Vineyards Syrah Lorraine 17+/20 trinken – 2035
USA  2007 Jonata La Sangre de Jonata 18+/20 2020 – 2045
USA   2007 Saxum James Berry Vineyard 18+/20 2020 – 2045

 

Sehr gut gefiel mir in der letzten Serie 2005 Sine Qua Non Atlantis Fe 203 1A (93% Syrah, 5% Grenache, 2% Viognier). Der Wein schafft den Spagat zwischen enormer Frucht, Fülle und hohem Alkoholgehalt ohne komplett überladen zu wirken. Die Aromen erinnern an Blueberry Muffin, Teer, Rauch, Feuerstein. Kräftige Statur und dicht verwobene Gerbstoffe. Ein Muskelpaket, welches immenses Potenzial zeigt und in zehn Jahren sogar noch die Maximalnote erreichen kann. 2005 Alban Syrah Lorraine Vineyard (San Luis Obispo, Central Coast) war mir zu üppig. Davon trinke ich gerne mal ein Glas, aber dann reicht’s. Blaubeerig, dichtes Bouquet. Süss, Rauch, Teer. Enorm füllig, fett im Gaumen. Breit strukturiert, ausladend und recht alkoholisch. Zum ersten Mal im Glas: 2007 La Sangre de Jonata (Santa Barbara, 98% Syrah, 2% Viognier). Violette. Komplett primärfruchtig. Ein Baby Syrah. Kirschen, Mocca, Leder, viel Holz. Ausladendes Bouquet. Frisch und süss. Bullige Struktur, intensive, dichte Aromen. Enorme Gerbstoffe und intensive Säure. Vor 2020 geht hier gar nichts. Das gleiche gilt für 2007 Saxum James Berry Vineyard (San Luis Obispo, Central Coast). Ein Blend von Syrah, Grenache und Moulvedre mit fast 16% Vol Alkohol und 100 Parkerpunkte. Die Erwartungen an beiden Weine sind aufgrund der Bewertungen dermassen hoch, dass sie kaum zu erfüllen sind. Die Weine sind noch so jung, dass nur eine Potentialwertung möglich ist. Volles üppiges, süsses Bouquet. Reife Kirschen, Brombeergellee und Pfeffer. Massive Kraft und breit strukturierter Körper. Enorme Reserven für 50 Jahre. Trinkreife? Alkis jetzt. Weinliebhaber in 20 Jahre langsam annähern.

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