Franzosen Piraterie an der US Westküste

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Früher wagte sich ab und zu ein Kalifornischer Pirat in eine Bordeaux Blindprobe. Meist zum Erstaunen der anwesenden Gäste. Bei diesem beeindruckenden Tasting von Robert Langer lief es genau umgekehrt. Fünf US Kultweine aus den 90er Jahren trafen auf eine Horde Bordeaux-Premier Piraten….

Top Kalifornier aus den 90ern präsentierte unser Münchner Weinfreund und Napa Fan Robert Langer an diesem denkwürdigen Freitagabend im Zürcher Mövenpick Restaurant 20/20. Am Start standen die US Kultweine Abreu Madrona Ranch, Bryant Family, Colgin Herb Lamb, Dalla Valle Maya und Harlan aus den Jahren 1994 – 1998. Stellte man früher oftmals einen Kalifornier als Pirat in Bordeaux Serien, lief es diesmal umgekehrt. In jedem Flight platzierte Robert einen Bordeaux Premier als «Blinden Passagier».

Generöser Gastgeber und Organisator Robert Langer

Generöser Gastgeber und Organisator Robert Langer

Die Serien stellte er passend als Jahrgangshorizontale zusammengestellt. Mein Bericht ist der übersichtshalber nach Weingütern gegliedert, und die Franzosen am Schluss als Piratenserie zusammengefasst.

 

Die Jahrgänge

Vorab eine kurze allgemeine Einschätzung zu den Jahrgängen. Ganz stark performte wie erwartet 1994. Ein prächtiges Kalifornienjahr mit heissem August und solidem Wetter während der Lese. Die Weine sind jetzt in perfekter Trinkreife und die besten halten unter optimalen Bedingungen weitere zehn bis 20 Jahre. 1995 ist meiner Meinung nach unterschätzt. Wetterkapriolen und Hagel im Juni dezimierten die Ernte. Wer damal gut selektionierte, erreichte hervorragende, mineralische, schön strukturierte Weine mit tollem Alterungspotenzial.  1996 wirkt immer etwas «breiter», ähnlich den 99ern. Mehr Fülle als die 95 aber nicht den gleichen Tiefgang.

1997 zeichnet sich gleichzeitig als geniales wie schwieriges Jahr aus. Viel Regen im Winter, früher Austrieb und optimales Wetter bis zur Lese bescherten eine riesige Menge an gleichzeitig ausgereiften Trauben. Das Problem war, dass viele Weingüter gar nicht so viel Traubengut vergären konnten. Die Bottiche waren zum Bersten voll und immer noch eine grossem Menge Trauben hingen an den Stöcken. Die Weine dieser «zweiten Lese» weisen oftmals ein Säureproblem (flüchtig) auf. Deshalb ist der Jahrgang unausgewogen. Es kann sein, dass man vom selben Weingut «früher oder später gelesene» Varianten trinkt. Eine riesige Probe, mit über 100 Top Kaliforniern organisiert Beat Spichtig im Frühling 2017. Diese wird mehr Klarheit über diesen aussergewöhnlichen Jahrgang bringen.

Stimmen die allgemeinen Qualitätsnormen eines Jahrgangs nicht, kriegt kein Wein von Parker ganz hohen Punktzahlen und die Preise bleiben moderat. Dies passierte mit dem verregneten, kühlen 1998er. Mir gefallen solche Off-Vintages da sie nie üppig, sondern «französisch-delikat» daherkommen. Der Jahrgang überrascht durch Eleganz und die besten Weine sind heute immer noch sehr bekömmlich. Das neuste Beispiel sind die Weine vom Jahrgang 2011.

 

Abreu Vineyard Madrona Ranch 

David Abreu gehört zu den meist respektieren Weinpersönlichkeiten im Napa Valley. Er verfügt über Mandate als Vineyard Manager bei vielen berühmten Weingütern. Aber auch seine eigenen Weine aus den eigenen Lagen Vineyards Madrona Ranch, Cappella, Las Posadas, und Thorevilos sind hoch angesehen und sehr gesucht. Abreu produziert selber rund 1000 Kisten seiner Single Vineyards. Ein grosser Teil seiner Trauben findet man in anderen noblen Napa Flaschen. Zum Beispiel in Ann Colgin’s «Carriad», Don Bryant’s «Bettina», im Cabernet Sauvignon von Kongsgaard und dem Spring Mountain von Behrens Family sowie in  Cliff Lede’s «Songbook». Für all diese Wineries gilt das teure Motto: «Trauben von David Abreu – da weiss man was man hat».

David Abreu Madrona Ranch Vineyard

David Abreu Madrona Ranch Vineyard

Madrona Ranch ist Abreu’s älteste Lage und wurde 1982 westlich von St. Helena bepflanzt. In den 90er Jahren praktisch ein reiner Cabernet Sauvignon, mit kleinem Merlot und Cabernet Franc Anteil. Heute ein Blend mit einem Cabernet Sauvignon Anteil von 50%. Ausgebaut in neuen französischen Barriques während 24 Monaten.

 

1994 Abreu Vineyard Madrona Ranch  19/20 tr – 2030
1995 Abreu Vineyard Madrona Ranch  -/-  
1996 Abreu Vineyard Madrona Ranch  18/20? aus
1997 Abreu Vineyard Madrona Ranch  18.5+/20 tr – 2035
1999 Abreu Vineyard Madrona Ranch  18/20 tr – 2040

 

1994 Abreu Madrona Ranch ist ein perfektes Beispiel für einen optimal gereiften, terroirbezogenen Napa Cab. Schöne dunelbeerige Aromen, etwas Leder, Torf. Mittelschwer, elegant im Gaumen. Leider korkte 1995 Abreu Madrona Ranch. Was für ein toller Wein das wäre, bewies sein zweiter Platz an der diesjährigen American Beauty. Ein eher reifer, etwas dumpfer Eindruck hinterliess 1996 Abreu Madrona Ranch. Mineralisches Bouquet, etwas Rosinen, Kampfer und Jute. Im Gaumen weniger Entwicklung als in der Nase, etwas fehlende Struktur. Möglicherweise keine optimale Flasche. Dafür überzeugte der intensive, jugendliche 1997 Abreu Madrona Ranch mit blau- und schwarzbeeriger Grundaromatik, Caramel, Feuerstein. Im Gaumen etwas vordergründige Säure und daher etwas verschlossen. Wird noch zulegen. Etwas breiter strukturiert wirkt 1999 Abreu Madrona Ranch. Würziges Bouquet unterlegt mit süssen schwarbeerigen Aromen. Feine Minz- und Schwarzteenoten. Füllig im Gaumen, mit genügend Stoff für ein bis zwei Jahrzehnte weitere positive Entwicklung.  

 

Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon

1985 erwarb Donald Bryand, der Anwalt aus St. Louis, das heruntergekommen rund 15 Hektar grosse Grundstück am Pritchard Hill. Bryant erkannte schnell das enorme Potenzial, welches in diesem Terroir steckt, und beauftragte David Abreu, ihm einen fünf Hektar grossen Cabernet Sauvignon Weinberg zu bestückten. Nach drei, vier Jahren keltert man üblicherweise den ersten Wein. Die Qualität entsprach aber noch nicht Bryants hohen Erwartungen, und so verkaufte er die Trauben er 1988er und 1989er Ernte. Der eigentliche Release war mit den beiden Jahrgängen 1990 und 91 geplant. Dazu engagierte Bryant einen lokalen Winemaker. Eine Katastrophe! Beide Jahrgänge wurden völlig verpfuscht. Von massiven Brettanomyces war die Rede. Die bereits abgefüllten Flaschen wurden vernichtet und der verantwortliche Winemaker gefeuert. Don Bryant lernte, dass  fortan nichts mehr dem Zufall überlassen wird.

So begann die Zusammenarbeit mit der talentierten und geschätzten Helen Turley. Mit ihrer Handschrift erlangten die Weine von Bryant Family ihren Kultstatus.

Bryant Family Winery

Bryant Family Winery

Der Einfluss von Helen Turley auf die Weine und auch auf den Neubau der Winery wurde immer grösser. Aufgrund des Umbaus wurden die Ernten 2001 und 2002 extern vinifiziert und ausgebaut. Etwas muss schief gelaufen sein. Denn das imense Jahrgangspotenzials der “Great Twins” konnte bei weitem nicht ausgeschöpft werden. Ob Helen Turley von Don Bryant gefeuert wurde oder ob sie den Bettel mitten in der 2002er Ernte hinschmiss, war anschliessend Gegenstand langjähriger, unschöner gerichtlicher Auseinandersetzungen. James Laube vom Wine-Spectator beschrieb das Zerwürfnis damals passend als «Clash of the Egos». Wie auch immer, die Trennung nach zehnjähriger Erfolgsstory war unvermeidlich. Helen Turley setzte nie wieder einen Fuss auf Don Bryants Grundstück und fortan wechselten die Winemaker auf Bryant Familiy fast jährlich. Philippe Melka, Mark Aubert, Ross Wallace, Helen Keplinger, Todd Alexander und Marc Gagnon (ab 2014) versuchten ihr Glück in diesem Jekami Spiel. Kontinuität sieht anders aus, denn praktisch kein Winemaker begleitete einen Wein vom Rebstock bis zu Flasche. Bryants Glück dabei war, dass der begnadete Vineyard die Basis für einen extrem grossen Cabernet Sauvignon liefert. Die 2000er Jahre waren wettermässig dermassen gut, dass wenig im Keller herumgebastelt werden musste. Zudem stand während dieser Zeit auch Michel Rolland beratend zu Seite.
 
Bryant Family ist immer ein 100% reiner Estate Cabernet Sauvignon, ausgebaut in neuen Barriques während 18 – 24 Monaten. Jährlich werden rund 10’000 Flaschen abgefüllt. Aktueller Preise 400 – 500 Dollar pro Flasche.
 
1994 Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon 18.5/20 tr – 2030
1995 Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon 19.5/20 tr – 2040
1996 Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon 18.5/20 tr – 2035
1997 Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon 20/20 tr – 2035

 

1994 Bryant Family präsentierte sich schöner, als die etwas «gemüsige» Flasche anlässlich unserer grossen Vertikale im März. Cassis, Pflaumen, süss ausgewogen. Etwas Bittermandeln, Lakritze, dunkle Schokolade, Minze. Ein toller Wein, zeigt aber nicht ganz die Komplexität dieses grossen Jahrgangs. Da gefiel mir 1995 Bryant Family einen Tick besser. Mineralisch, rauchige Noten wirken stimmig zum breiten Fruchtbild. Geht mehr in die Tiefe als der 94er. Seine erdige Mineralität erinnert mich an die grossen 75er. Dieses Reifepotenzial hat er auf jeden Fall. 1996 Bryant Family überzeugt mit offensivem Bouquet und intensiver Aromatik. Brombeeren, Pflaumen, Lebkuchen, Lakritze und ganz leicht grüne Noten. Im Gaumen kräftig, füllig mit schöner Länge.

Erneut auf absolutem Weltklasseniveau strahlte 1997 Bryant Family. Noble dunkelbeerige Aromen, dazwischen Himbeernoten, Brotkruste, Malz und Caramel. Druckvoller Auftakt. Intensiver, dicht verwobener Wein. Geniale Struktur und Länge. Dieser 97er überzeugt durch seine Komplexität. Da ist so viel Stoff in diesem Wein, ohne überladen oder gar üppig zu wirken. Er trägt deutlich mehr Terroiraromen in sich, als die meisten klassischen „Napa Cabs“ Hält sich locker weitere zwei Jahrzehnte. Helen Turley’s Meisterstück auf Bryant Family.

 

Colgin Cellars Herb Lamb Vineyard

Ann Colgin. Der Name und ihre Weine sind Kult. Die Liebe zu aussergewöhnlichen Weinen entdeckte die gebürtige Texanerin nach ihrem Studium, als sie für das Auktionshaus Sotheby’s in London arbeitet. Anfänglich beschäftigte sie sich dort mit Kunstauktionen, entdeckte aber bald, dass die Menschen rund um edle Weine emotionaler und begeisterungsfähiger sind. Ihr Interesse war geweckt. Nach einem Besuch im Napa Valley, setzte sie sich zum Ziel, dort einer der besten Weine weltweit zu produzieren. Diese Vision hat Ann Colgin heute erreicht. Colgin Wines gehört unbestritten zu den “Top Ten Cult Wineries” im Valley. Weltweit gesucht und verehrt. Als ihre “entscheidenden Wow! Weine” nennt Ann den 1980 genossenen 1961 Chateau Latour und 1975 Phelps Eisele Cabernet Sauvignon. Mit diesem Wein realisierte sie, welch enormes Potenzial im Napa Valley liegt.
 
Ann Colgin

Ann Colgin

 
Begonnen hat ihre Weinkarriere in St. Helena am Tychson Hill. Dort kaufte Ann Anfangs der 90er Jahre zusammen mit ihrem Ehemann Joe Wender ein kleines altes Anwesen, dass sie liebevoll restaurierte. Den dazugehörenden Weinberg bepflanzte sie komplett neu. Ihren Traum von der eigenen Winery erfüllte sie sich dann 2002 oben am Pritchard Hill. Mit herrlicher Aussicht auf den Lake Hennessy, inmitten ihres eigenen Rebberg, dem IX (Nine) Estate. Ihr zur Seite stehen Winemakerin Allison Tauziet und Bordeaux Berater Alain Raynaud.

Das aktuelle Weinportfolio umfasst den erstmals 2002 produzierten IX Estate Red Wine. Colgin’s Flaggschiff mit einer Produktion von 15 – 20’000 Flaschen jährlich. Ein Bordeaux Blend vom Pritchard Hill aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot. Der IX Estate Syrah (4’000 Flaschen Produktion) ist ein reinsortiger Syrah ebenfalls vom eigenen Rebberg. Der Carriad (keltisch für “Liebe”) wurde erstmals 1999 abgefüllt. Die Trauben (Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot) stammen von David Abreu’s Madrona Ranch und Thorevilos. Pro Jahr gibt’s rund 10’000 Flaschen Carriad. Der Tychson (5000 Flaschen Produktion) ist ein praktisch 100%iger Cabernet Sauvignon. Die Trauben stammen aus Ann Colgins eigenen kleinen Tychson Rebberg in St. Helena. Der Wein wird 25 Monate in 100% neuen Taransaud Barriques ausgebaut. 

Herb Lamb Vineyard

Herb Lamb Vineyard

In dieser Probe ging es allerdings um „Colgin’s Herb Lamb Vineyard“, Bis 1998 der einzige Wein von Ann Colgin mit einer Mikroproduktion von jährlich 100 – 500 Kisten. Die Trauben dieses 100% reinen Cabernet Sauvignons stammen von den obersten Reihen des Herb Lamb Vineyards in St. Helena und wurde erstmals 1992 und letztmals 2007 produziert. Ab 2008 fliessen die Trauben in den regulären Herb Lamb Vineyards „HL“Cabernet Sauvignon und ist seither nur noch ein Schatten seiner selbst. Bis 1999 war Helen Turley Winemakerin für Colgin’s Herb Lamb.

 
1994 Colgin Cellars Herb Lamb Vineyard 19.5/20 tr – 2030
1995 Colgin Cellars Herb Lamb Vineyard 19/20 tr – 2035
1996 Colgin Cellars Herb Lamb Vineyard 17/20? tr – 2025
1997 Colgin Cellars Herb Lamb Vineyard 18+/20 tr – 2035
1998 Colgin Cellars Herb Lamb Vineyard 18/20 tr – 2030

 

Der phänomenale 1994 Colgin Herb Lamb belegte schon mehrmals American Beauty Podest Platze und auch heute gewann er die interne Vertikale. Süsse Cassis- und Himbeernase. Griotte Kirschen, Vanille, Tabak. Im Gaumen wunderschön geschliffen und fein balanciert. Ein anmutiger, tiefgründiger Wein, perfekte gereift und jetzt in seiner schönsten Phase. Liquid Gold! Auch 1995 Colgin Herb Lamb befindet sich auf absolutem Weltkasse Niveau. Rot- und schwarzbeerig, süss ausladendes Bouquet. Feuerstein, Lakritze und kalter Rauch. Frisch im Gaumen, filigran verwoben, extrem schön balanciert und mit beeindruckender Länge.

Da kam 1996 Colgin Herb Lamb nicht ran. Ungewöhnlich wenig Frucht. Animalisch, ledrig und stark Holz geprägt. Intensiv füllig im Gaumen aber nicht die Feinheiten der Vorjahre. Vielleicht keine optimale Flasche. Eher verhalten zeigte sich 1997 Colgin Herb Lamb. Klare Cassis- und Brombeernoten. Immer noch präsente Röstaromen. Voluminös, dem Jahrgang entsprechend, mit Potenzial ausgestattet. Überrascht hat burgundisch, elegante 1998 Colgin Herb Lamb, mit frischer, süsser Aromatik, Kirschen, Griotte, Kokos. Rund im Gaumen, präsente Frucht und viel Stoff für 1998.

colgin

Colgin Herb Lamb 1994 – 1998

Interne Notiz für die MYBESTWINE Event Abteilung: «Komplette Colgin Herb Lamb Vertikale»….

 

Dalla Valle Vineyards Maya

Dalla Valle Vinyards wurde 1982 gegründet von Gustav and Naoko Dalla Valle. Gustav stammte aus einer italienischen Weinfamilie, die gebürtige Japanerin Naoko befasste sich zu dieser Zeit mehr mit der Herstellung von Sake. Ihr rund acht Hektar grosser Weinberg oberhalb des Silverado Trails bepflanzten sie je hälftig mit Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. 1986 eröffneten Dalla Valles ihre eigene Winery und produzierten den ersten Wein (Cabernet Sauvignon). Die Premiere von Maya (Cabernet Sauvignon/Cabernet Franc Blend) erfolgte 1988 in einer Mikroproduktion von nur 2000 Flaschen. Als Namensgeberin für diesen Kultwein zeichnete ihre Tochter Maya.
 
Durch enorm strenge Selektion werden jährlich kaum mehr als 10’000 Flaschen abgefüllt. Die malolaktische Gärung erfolgt in neuen französischen Barriques, der Ausbau zu 70% in neuen Barriques während rund 18 Monaten. Durch den hohen Cabernet Franc Anteil, gilt Maya als einer der langlebigsten Napa Weinen überhaupt.
 
1994 Dalla Valle Vineyards Maya 18/20? tr – 2030
1995 Dalla Valle Vineyards Maya 18.5/20 tr – 2035
1996 Dalla Valle Vineyards Maya 18/20 tr – 2030
1997 Dalla Valle Vineyards Maya 17+/20? tr – 2030
1998 Dalla Valle Vineyards Maya 15/20? vorbei

 

Etwas kühl und distanziert präsentierte sich 1994 Dalla Valle Maya. Würziges Bouquet, Tabak, Zedern, Weihrauch, Heu und Malz. Die Frucht scheint etwas blockiert. Ganz leichte, erste oxydative Spuren. Kräftig im Gaumen und lang. Eher verschlossene Phase oder nicht ganz perfekte Flasche? Bei der grossen Maya Vertikale im Juni 2015 überzeugte dieser 94er mit 19.5/20 Punkten. 1995 Dalla Valle Maya wirkt sauberer, mit ebenfalls viel Würze und getrocknetem Gras. Der hohe Cabernet Franc Anteil macht den Wein einzigartig und auch nicht immer leicht verständlich. So auch 1996 Dalla Valle Maya. Nennen wir es mal zickig… Gewürze, Torf, Muskat, leicht dumpfe Nase. Im Gaumen ziemlich hart mit leicht unreifen Tanninen aber bissiger Säure. Schwierige Zwischenphase. Warten und hoffen.

MYBESTWINE Maya Vertikale Juni 2015

MYBESTWINE Maya Vertikale Juni 2015

Erneut treibt mich 1997 Dalla Valle Maya zur Verzweiflung. Sowohl an der grossen Maya Probe 2015 wie auch bei der Maya Prophezeiung 2012 zeigt er sich auch heute zwar als ordentlicher Wein, aber unausgewogen, und wohl über dem Zenit. Nussig, würzig, erste Spuren Rosinen und Malz. Im Gaumen unnötig hart und trocken. Wenig Spass bereitete auch 1998 Dalla Valle Maya, mit deutlich oxydativen Spuren, Liebstöckel, Malz und Torf.

Das war eine schwierige Begegnung dieser Maya’s. Befinden sie sich in einer Lebenskriese? Waren es nicht optimal gelagerte Flaschen, oder ist der Lack bereits ab?   

 

Harlan Estate

Bill Harlan gründete sein Estate1984. Mit derFaszination für grosse Weine,sein Gespür für potenzielle Liegenschaften und Grundstücke, fand er den perfekten Hügel westlich von Oakville. Mit seinem talentierten undpraktisch von Anfang an unverändertenTeam rund um Don Weaver und Bob Levywar die Strategie klar. „Ein kalifornischer Premier Cru zuproduzieren“.Harlan umfasst stattliche 90 Hektar Land. 1985 wurden davon nur sechs Hektar bepflanzt. Der heutige Rebbestand umfasst rund 15 Hektar. 70% Cabernet Sauvignon, 20% Merlot, 8% Cabernet Franc und 2% PetitVerdot. Der 199er war der erste offizielle Jahrgang, welcher aber erst 1996 zusammen mit dem 91erlanciert wurde.Seine eigene Winery bekam Harlan 2002.In der Anfangsphase war Harlanimmer ein Blend, danach ab 1998 praktisch ein reinsortiger Cabernet Sauvignon. Die malolaktische Säureumwandlung vollzieht sich in 100% neuen französischenBarriques. Der Ausbau dauert anschliessend gut zwei Jahre. Aktuell produziert Harlan rund 25‘000 Flaschen vom Estate Wein und 10‘000 Flaschen vom Zweitwein „The Maiden“. Der Ausgabepreis vom Erstling lag bei80 Dollar.Die neusten Jahrgänge kosten über 500 Dollar ab Mailingliste.
 
1994 Harlan Estate 20/20 tr – 2020
1995 Harlan Estate 18/20? tr – 2025
1996 Harlan Estate 18/20? tr – 2025
1997 Harlan Estate 17.5+/20? tr – 2030?
1998 Harlan Estate 18.5/20 tr – 2025

 

Bereits vor Monatsfrist, anlässlich der AB IX zeigten sich Harlan 95 und 96 in einer ungewohnt defensiv wie zugleich reifen Phase. Dies war leider auch heute wieder so. 1995 Harlan kommt nicht mit der gewohnten schwarzbeerigen Intensität daher. Erste gefährliche malzig-rosinige Aromen und Schoko im Bouquet. Zeigt im Gaumen nach wie vor tolle Konzentration, aber die Aromen sind doch verdammt reif… Etwas mehr Frucht trägt 1996 Harlan in sich. Brombeeren, Pflaumen, Kaffee. Reif, mittelschwer im Gaumen. Toller Wein aber nicht der Harlan Dramatik entsprechend. Leider blieb auch 1997 Harlan unter den (zu) hohen Erwartungen. Reife Nase, Wildleder, Zedern, Tabak, defensive Frucht, etwas Pilz und Torf. Hier spielte sogar eine leicht flüchtige Säure mit. Sehr schade.

Harlan 1994 – 1998

Überzeugt hat dafür 1998 Harlan. Hier sind die reifen Aromen stimmig zum Jahrgang. Pflaumen, Leder, Tabak. Im Gaumen sehr gute, sogar kräftige Struktur für 98. Toll gemacht und rigoros selektioniert.

Und alles was ich in Harlan erhofft und erwartet habe finde ich schlussendlich in diesem phänomenalen 1994 Harlan. Wunderbar, süsse Cassisnoten, Feuerstein, Pfeffer, Espresso. Intensiver Auftakt im Gaumen, herrliche Balance und Länge. Die Aromen wirken von A-Z frisch und harmonisch. Selbst beim Spitzenjahr 1994 habe ich selten eine solche Konzentration und Tiefe erlebt. Na also, geht doch! Und bei den anderen Jahrgängen warte ich gerne auf neue Begegnungen und Erkenntnisse.

Irgendwie hatte der Harlan mit der Maya an diesem Abend etwas anderes vor…

Die gesamte Harlan Vertikale von 2014 inklusive den unveröffentlichten Jahrgängen aus den 80er Jahren lesen Sie hier nach.

 

Franzosen Piraterie an der US Westküste

1994 Chateau Latour 18.5/20 tr – 2030
1995 Chateau Margaux 19/20 tr – 2040
1996 Chateau Lafite Rothschild 18+/20 tr – 2040
1997 Chateau Mouton Rothschild 17/20 aus
1998 Chateau Haut-Brion -/-  

 

1994 Chateau Latour überraschte mit einer erstaunlichen Fülle für das mittelprächtige Jahr. Cassis, Zedern, Tabak, Cabernet-Würze. Druckvoll im Gaumen, rund und harmonisch. In dieser Form gehört er zu den besten 94er überhaupt. Wunderbar elegant präsentierte sich 1995 Chateau Margaux. Erdige Aromen, Lehm, Tabak und mit klaren blau- und schwarzbeerige Aromen. Zeigt sich deutlich offener und zugänglicher als viele Jahrgangskollegen, aber kann locker ein, zwei Jahrzehnte weiter reifen. 1996 Lafite Rothschild gefiel mir im Bouquet sehr gut. Klassische Pauillac Nase mit viel Cabernetausdruck, Cassis, Leder, Tabak, Expresso und Minze. Verhältnismässig schlanker Körper, der sich eher zugeknüpft zeigt. Macht mehr auf Eleganz als auf Fülle und braucht viel Zeit. Mehr Schein als Sein ist der 1997 Mouton Rothschild. Er hat sich nie verschlossen und wirkt mit seiner toastigen Nase offen, zugänglich und süss. Mocca, Lakritze, dunkle Beeren und Kräuter. Im Gaumen entsprechend dem Jahrgang harmlos und ziemlich «gemacht». Weder zu erraten noch zu bewerten war 1998 Haut Brion. Nasses Laub, Schuhcreme, Baumnuss, Tabak im Bouquet. Frucht- und freudlos. Kühl, abweisend im Gaumen und eine gewisse Tresternote im Abgang. Zum Glück sass HB Spezialist André Kunz neben mir, der mit stoischer Ruhe behauptete, dass dies typisch sei, und er schon wieder käme….irgendwann. Na dann, viel Geduld!

bx piraten

Bordeaux Piraten

 

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