Am Freitag, 19. Oktober 2012 stand in meiner Agenda „Retroperspective Mouton Rothschild“ im Adler Nebikon. Doch ich musste den Event absagen. Mit zehn zahlenden Teilnehmern wäre der Anlass nicht Kosten deckend gewesen. Beim Einräumen der 20 Jahrgänge Mouton von 1980 – 1999 zurück in meinen Keller, rechnete ich nochmals durch, und versuchte Gründe für das Fernbleiben der Mouton Fans zu eruieren. Lag es am Preis? Ich fand CHF 740.- für 20 Jahrgänge (inkl. dem 1982er und 1986er) fair. Dafür gibt’s nicht mal eine Flasche 2009er oder 2010er. Begleitend zum edlen Pauillac Premier hätte es ein Fünfgang Gourmetmenu gegeben, zelebriert von einem der begnadetsten Köche der Schweiz, Raphael Tuor (17 Punkte GM). Es wäre ein Genussabend par excellence geworden!
Wie auch immer, ich muss es akzeptieren und storniere halt auch mal einen Anlass. Allerdings bescherte mir die Absage nun einen freien Abend und viele (im Moment) unnütze Flaschen Mouton Rothschild… Eine Mini Vertikale zuhause sollte es doch noch sein, zum Trotz! Sue kochte einen wunderbaren Wild Hackbraten und zwei alte Freunde und Weinwegbegleiter seit der ersten Stunde halfen mir dabei. 1985 Mouton Rothschild (18.5/20 trinken – 2020). Dunkles Granat; Süsses, sehr reifes Cassisaroma, Erdbeeren, Bisquit, Schwarztee und Rauch. Sehr fein strukturiert, elegante Länge. Irgendwie ein stiller, beständiger Mouton der sich über all die Jahre grossartig gehalten hat und durchaus noch ein Jahrzehnt grossen Genuss bietet. 1987 Mouton Rothschild (17.5/20 trinken – 2020) Granat; Würzige Nase, Pfeffer, Muskat sowie Tabak und Zedern. Recht pflaumig. Von der Nase dem grossartigen 1983er nicht unähnlich. Das edle Bouquet hätte eigentlich mehr „Körper“ verdient. Aber da fehlt natürlich den meisten 1987ern Fett und Fülle. Trotzdem immer noch ein beständig guter (Schweizer) Mouton. Ueberraschend langlebig. 1994 Mouton Rothschild (17+/20 trinken – 2035) Dunkles Bordeauxrot; Defensives schwarzbeeriges Bouquet, Toast, Caramel, Malz und Peperoni. Die etwas grüne Note dominiert auch einen recht anstrengenden säuredominanten Gaumen. Alles ziemlich burschikos und unharmonisch. Optimisten geben ihm fünf Jahre Zeit und drei Stunden Dekantierbad. Pessimisten verkaufen ihn. Still und heimlich legte der 94er (Primeurpreis zirka CHF 50.-) nämlich eine Wertperformance von über 500% hin… 1996 Mouton Rothschild (19/20 ab 2015 – 2045) Purpur; Defensives dunkelbeeriges, süsses Bouquet. Orangeade, Brotkruste, Feuerstein, Vanille und feine Minzenoten. Wunderbar delikates Nasenbild. Zupackender, kräftiger Gaumen. Man spürt richtig, wie die einzelnen Komponente sich beginnen zu vereinigen. Wird in zehn Jahren seinen Höhepunkt erreichen.
Danach musste es auch noch einen 1989 Lynch Bages (19/20 trinken – 2022) sein. Und blind obendrauf den 2009 Pedesclaux (19/20 trinken – 2030), da meine beiden Freunde motzten, was ich da für einen Mist über diesen üblen Pauillac geschrieben habe (weiter unten stehts…). Das Resultat: Ich darf für beide Pedesclaux organisieren….