Château Lafite Rothschild 1945 – 2005

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Ein besonderes Festtags-Highlight! Alles andere als selbstverständlich. Denn seit dem grossen Asia Boom vor zehn Jahren begegnet man dem raren und teuren Pauillac Premier immer seltener auf «einheimischen» Weinrunden.

Die Weine von Chateau Lafite gehören seit dem 18. Jahrhundert zu den meist verehrten und gesuchtesten in Frankreich und später auf der ganzen Welt. 1855 wurde das Chateau zusammen mit Margaux, Latour und Haut Brion zum Premier Cru ernannt. Lafite Rothschild gehört zum Bestitz der Bankiersfamilie Rothschild, und wird heute von Eric de Rothschilds Tochter Saskia geleitet.

Das Anwesen erstreckt sich über 170 Hektaren nördlich von Pauillac, angrenzend zu St. Estephe. Davon sind etwa 100 Haktaren mit 70% Cabernet Sauvignon, 25% Merlot, 3% Cabernet Franc und 2% Petit Verdot bestückt. Seit 1962 wird das angrenzende Chateau Duhart-Milon vom gleichen Team verwaltet. Chef Önologe ist seit 2017 Eric Kohler. Zur Rothschild Familie gehören ebenfalls das Chateau L’Evangile (Pomerol) und Chateau Rieussec (Sauternes).

Vom Premier kommen jährlich rund 200’000 Flaschen auf den Markt. Ihn zeichnet ein hoher Cabernet Sauvignon Anteil (meistens 85 – 95%) aus. Der Ausbau erfolgt während 18 – 20 Monaten in neuen Barriques. Der Zweitwein heisst Carruades de Lafite (50% Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, ausgebaut in gebrauchten Fässern).

Ich erlebe Lafite Rothschild immer als sehr subtilen, feingliedriger Wein. Im Gegensatz zum mächtigen, tiefgründigen Chateau Latour oder zum exotisch-extrovertierten Mouton Rothschild setzt Lafite noch mehr auf Eleganz und Finessen.

Charles Chevallier, technischer Leiter von Chateau Lafite Rothschild zwischen 1994 – 2016, berichtet im Millesima Video über  seine Weine:

https://www.youtube.com/watch?v=Tihk6BHKN6w

Natürlich kommt man bei Lafite nicht drum herum kurz über die exorbitanten Preise zu sprechen. Lafite Rothschild ist mehr den je zum Prestige- und Anlageobiekt geworden. Zuviel billiges Geld ist auf dem Markt, was in reale Werte angelegt werden muss.  Die Liv-Ex Grafik zeigt die eindrückliche Performance im Zuge der Asien Nachfrage ab 2006 welche Ende 2010 ihren Peak erreichte. In dieser Zeit haben sich verständlicherweise viele traditionelle Lafite Käufer von Ihren Beständen getrennt. Selbst kleine Jahrgänge wie 1991 – 1994 (Primeur Preis 60 – 80 Franken) erreichten damals Verkaufspreise von über 1000 Franken die Flasche. Warum wurde ausgerechnet Lafite-Rothschild zum „Preis-Ueberflieger“? Lafite lässt sich für Chinesen leicht aussprechen…

lafite trend index

Auch heute erreichen alte Lafite Jahrgänge immer noch Spitzenpreise auf Aktionen, das Niveau pendelt sich allerdings im Gegensatz zu 2010 wieder bei rund der Hälfte ein.

Mehr Infos: Lafite Website

Bezugsquelle: Vinpark

Schön, dass es immer noch Bordeaux Liebhaber gibt, welche den ein oder anderen Lafite Jahrgang im Keller haben und dem „Export Hype“ widerstehen konnten. So musste ich für eine solch seltene Lafite Vertikale von 1945 – 2005 nicht nach China reisen, sondern erlebte diese Probe praktisch vor meiner Haustür, im Restaurant Old Swiss House in Luzern. Organisiert als „Best-Bottle“ von René Gabriel.

Alle Weine offen verkostet, Dezember 2017.

1945 Chateau Lafite Rothschild

Trübe, bräunlich, zerfallene Farbe. Bouquet ist ein schizophrener Mix von rotbeerigen und morbiden Aromen. Champignon, leichter Essigstich und nasser Torf. Säubert sich im Glas und bringt mehr «lebendige, süsse Aromen».   Hält sich erstaunlicherweise recht gut im Glas.

86

vorbei

1947 Chateau Lafite Rothschild

Braun; Überreife, käsige Nase. Baumnuss, Humus, Sherry, Steinpilz. Im Gaumen noch akzeptabel und besser als im Bouquet. 

83

vorbei

1954 Chateau Lafite Rothschild

Orange, Braun; Hustensirup, Salbei, Pilz. Im Gaumen ausgezerrt, sehr rustikal. Tannine haben im Gegensatz zum Wein überlebt…

75

vorbei

1975 Chateau Lafite Rothschild

Granat, tolle Farbe für das Alter. Unsaubere Nase, chemisch wie im Hallenbad. Jod, Clor und Schwefel. Leichter Kork. Immer noch kernige Säure, Gerbstoffe und alles in rustikaler, brachialer Art.

76

vorbei

1976 Chateau Lafite Rothschild

Helles granat; Saubere, reife Nase. Dezent Tabak, Leder, Zedern und feine Frchtaromen. Rauch und Eukalyptus. Leicht im Gaumen, wenig Tiefgang dem Jahrgangspotenzial entsprechend, aber äusserst gut gealtert.

89

austr

1978 Chateau Lafite Rothschild

Kork

 

1979 Chateau Lafite Rothschild

Dumpfe, leicht muffige, gemüsige Nase. Etwas Brett. Im Gaumen rustikal, bleibt unsauber, kernig.  Endet oxydativ. Vielleicht schlechte Flasche.

78?

vorbei?

1982 Chateau Lafite Rothschild

Mildes, defensives Bouquet. Zarte, dunkelbeerige Noten. Cassis, Kandis, Mocca und viel Malz. Kompakt im Gaumen Ein sehr leiser 82er. Nicht ganz der erhoffte 82er Glamour, fast etwas animalische St. Estephe Note. Elegant, feingliedrig im Abgang. 

94

tr – 2030

1983 Chateau Lafite Rothschild

Teer, Tannenäste, darunter noch kräftig dunkelbeerig. Im Gaumen zurückhaltend, langsame Entwicklung. Recht dicht und nach wie vor Reife verlangend. Super Länge.

90

tr – 2025

1985 Chateau Lafite Rothschild

Leicht kompottiges Bouquet. Eingekochte Aromen. Wenig Frucht. Kandis, Mocca. Im Gaumen Holzdominant, rustikal für 85, dezente, unschöne Böcksernoten. Etwas uncharmant. 

86

austr

1988 Chateau Lafite Rothschild

Würziges Bouquet. Leicht Schweiss, rauchig, etwas portig, pflaumiges. Leder, Zedern. Braucht viel Luft. Beginnt kräftig, zeigt sich erstaunlich feingliedrig für das rustikale 88er Stilistik.

92

tr – 2030

1989 Chateau Lafite Rothschild

Leicht unsaubere Noten. Brett. Zimt, Kaffee.  Wirkt defensiv, was untypisch für den heissen Jahrgang ist. Gaumen elegant, geniale Länge.

93?

tr – 2025

1990 Chateau Lafite Rothschild

Edles, dunkelbeeriges Bouquet. Holz wahnsinnig schön eingebunden. Süsse, cremige Aromen. Wirkt äusserst nobel. Jung. Balance, Eleganz und Länge sind atemberaubend. Reserven sind top. Reinheit, Klarheit – Das ist Lafite!

98

tr – 2030

1994 Chateau Lafite Rothschild

Wirkt recht verlockend im Bouquet, röstig, attraktiv. Überrascht in dieser Form.  Jahrgangsentsprechend nicht den nötigen Tiefgang, endet mit grünen Tanninen.  Aber besser als 85 und 83.

91

tr – 2025

1995 Chateau Lafite Rothschild Magnum

Super dunkle Farbe. Frucht ist defensiv, typisch 95 zurückgezogen. Wirkt in sich gross. Verbirgt viel Potenzial, stoffig für Lafite. Recht konzentriert. Extrem vielversprechend mit der nötigen Geduld.

93+

tr – 2035

1998 Chateau Lafite Rothschild

Jugendlich, frisches, süsses Bouquet. Attraktive Barrique Röstung. Cassis, Brombeeren. Kandis, Magenbrot, Kalk, Zedern. Für Lafite Verhältnisse fast opulent in opulent im Bouquet. Wenig Entwicklung im Gaumen. Super Anlagen braucht viel Zeit.

94+

2020 – 40

2000 Chateau Lafite Rothschild

Kokos, Schoko, zurückhaltende Frucht. Druckvoller, vollmundiger Auftakt. Geht toll in die Tiefe. Gross, ausgewogen mit beeindruckender Balance. Bringt das grosse Jahr eindrücklich zum Vorschein, obwohl er erst ganz am Anfang einer langen Trinkreife ist.

97+

2025 – 50

2003 Chateau Lafite Rothschild Magnum

Extrovertiertes, dunkelbeeriges Bouquet. Kandis, Feuerstein, Russ. Wirkt mineralisch, mit ersten reifen Noten. Geniale Röstaromen harmonieren prächtig. Kaffee, Mocca. Kommt im Gaumen dermassen geschliffen, elegant daher. Perfekte, süsse, ausgereifte Aromen. Durch die Hitze des Jahrgangs kriegt er eine fast Syrah ähnliche, süsse Würzigkeit. Ein Hyper -Lafite, der wenig von einem klassischen Bordeaux zeigt und trotzdem (oder erst recht) absolute Weltkasse darstellt.

98+

tr – 2035

2004 Chateau Lafite Rothschild

Jung, primärfruchtig, Holzbetont. Caramel, Creme Cassis, Espresso. Im Gaumen etwas unterkühlt, eher klassisch. Von Typ her gewisse Ähnlichkeiten zum 94er.

93

tr – 2035

2005 Chateau Lafite Rothschild

Zurückhaltende Nase. Cassis, Pflaumen, Trester. Wenig Holzeinfluss. Leicht Malaganoten. Irgendwie untypisch aber trotzdem haben wir diese schwer zu erklärenden, merkwürdigen „Lafite Phasen“ schon bei älteren grossen Jahrgängen wie 96 oder 86 erlebt. Ganz entspannt die Kiste wieder zunageln und warten…

95+

2025 – 45

 

 

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Marc Isaak (via Facebook) am 5. Januar 2018 um 14:11

    Toll beschrieben.Kurz prägnant.Danke

  2. Veröffentlicht von Guido Meuser (via Facebook) am 5. Januar 2018 um 12:49

    Super-Bericht Sebastian, als hätte ich an Eurem Tisch gesessen (Y)
    Habe sofort meine letzte Lafite-Blindverkostung in Nase & Gaumen ?
    Vinophile Glücksgefühle, weil ich noch etliche Eurer Jahrgänge für eine Wiederholung im Keller habe

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