Monteverro: Die Lehrjahre sind vorbei

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Frühlingsreise in die Toscana. Ganz in den Süden der Maremma zu Julia und Georg Weber und ihrem Team von Monteverro.

2003: Es war Liebe auf den ersten Blick und das Gespür, im richtigen Moment das richtige zu tun. Ein Entscheid, der das Leben des damals 25jährigen Georg Weber entscheidend veränderte und nachhaltig beeinflusste. Er stand auf einer beeindruckenden Anhöhe ganz im Süden der Marrema, mit Blick aufs Meer, umgeben von Wald, Wiese und Weinzenfeldern. Etwas unterhalb des historischen Städtchens Capalbio und in Sichtweite zu Niki de Saint Phalle’s berühmten Tarotgarten. In diesem magischen Moment wusste Georg, dass seine Wahl nicht auf jene berühmten Weinbaugebiete fallen würde, die er früher ins Auge fasste, wie Bordeaux, Australien, Kalifornien oder Bolgheri. Nein, hier in Cabalbio, am südlichsten Zipfel der Toscana fand er den Platz um seine Vision zu verwirklichen. Weine auf Weltklasse Niveau zu produzieren.

Blick auf Capalbio

Blick auf Capalbio

Umfangreiche Bodenproben bestätigten Georgs Gespür. Das mineralhaltige Terroir verbarg bis anhin unerkanntes Potenzial für erfolgreichen Weinbau. Innerhalb weniger Tage war der Kauf des rund 50 Hektar grossen Grundstücks mittels Handschlag besiegelt. Die Gemeinde verstand Webers Konzept und den nachhaltigen Mehrwert für das Dorf. Einen «Capalbio Premier Cru» hebt das Ansehen dieser Gegend, welche bis anhin lediglich ein Dutzend Weingüter zählte, welche sich mehrheitlich auf einfachen Sangiovese und günstige Tafelweine ausgerichtet haben.

Monteverro Team v.l.n.r.: Matthieu Taunay (Oenologe), Michael Voegele (Geschäftsleiter) Georg und Julia Weber (Besitzer), Andreas Comploj (Verkaufschef)

Monteverro Führungsteam v.l.n.r.: Matthieu Taunay (Oenologe), Michael Voegele (Geschäftsleiter) Georg und Julia Weber (Besitzer), Andreas Comploj (Verkaufschef)

Und so begann Georg Weber und sein ambitioniertes Team (welches sich bis heute kaum verändert hat) mit der Rodung des Grundstücks und verlegte umfangreiche Drainagen für die Entwässerung der Rebberge. Die Wahl der angebauten Rebsorten spiegelt mit aller Deutlichkeit wider, welche Weine dem Gut besonders am Herzen liegen: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot, Syrah, und Grenache sowie die weißen Rebsorten Chardonnay und Vermentino. Abgesichert wurden die noblen Rebstöcke durch einen starken Elektrozaun. Der Hügel war bekannt für seine grosse und gefrässige Wildschweine Population. So entstand Monteverro: «Berg des Ebers».

Gleichzeitig errichtete Monteverro seinen eindrücklichen Weinkeller, mit Büro, Logistik- und Verkostungsräumen. Das Herzstück bildet der imposante «Barrique Saal» mit über 500 Fässern. Im Jahr 2010 hat Önologe Matthieu Taunay dort auch zwei eiförmige, überdimensionale Betontanks aufgestellt. Neben dem hauptsächlichen Ausbau in Barriques nutzt Monteverro diese für die Reifung der Syrah-Grenache-Cuvée  Tinata und des Chardonnay.

Mit dem Jahrgang 2008 kamen die ersten Flaschen offiziell auf den Markt. Heute produziert Monteverro jährlich sechs verschiedene Weine in einer Gesamtmenge von rund 200’000 Flaschen. Meine Verkostungsnotizen stammen aus einem gemeinsamen Besuch im Mai 2016 auf Monteverro zusammen mit Karin und René Gabriel (www.weingabriel.ch) und André Kunz (Schweizerische Weinzeitung).

Mich beeindruckte die visionäre und zielgerichtete Arbeit von Georg Weber. Er könnte es einfacher haben, und sich eine kleine Luxus-Winery leisten. Sich gemütlich auf die Veranda setzen, und die Arbeit von einem teuren Winemaker machen lassen. Aber das ist nicht seine Motivation. Dafür ist er noch zu jung und zu Energie geladen. Er schafft es Familie, Stammgeschäft in Deutschland und Faszination Monteverro unter einen Hut zu bringen. Mehrwert zu schaffen und nachhaltig erfolgreich zu sein. Webers Leidenschaft ist längst auf sein ganzes Team übergeschwappt. Alle packen mit an und glauben an dieses Grossprojekt.

Die Herausforderungen so viele unterschiedliche Traubensorten auf einem Weingut zu managen sind gross. Die ältesten Reben sind jetzt rund 15jährig. Inzwischen werden laufend Neu- und Umpflanzungen vorgenommen. Das Team versteht das Mikroklima, das Terroir die Reben und den Ausbau mit jeder Lese besser. Kontinuität, Geduld und lanfristige Denkweise werden Monteverro in Zukunft noch erfolgreicher machen. Orientierte man sich in den ersten Jahren noch an grossen Vorbildern, findet Monteverro heute seine eigene Identität. Eine wichtige Rolle dabei spielt der Cabernet Franc. Meines Erachtens die führende Rebsorte auf Monteverro und absolut stimmig zum speziellen Cabalbio Mikroklima. Die Lehrjahre des ambitionierten Teams sind vorbei. Monteverro ist erwachsen geworden. Wir sind gespannt auf die vielversprechenden, neuen Jahrgänge!

Bezugsquelle: Direkt ab Weingut oder www.terravigna.ch

Mehr Informationen: www.monteverro.com

 

 2015 Vermentino di Monteverro 17/20 tr – 2019

 

Der 100% reinsortige 2015 Vermentino ist der weisse Basiswein. Ein frischer, eleganter Apérowein. Pfirsich, Ananas im Bouquet, fast ein wenig Sauvignon Blanc Anflüge. Fein stützende, mineralische Noten. Beschwingt und trotzdem mit guter Länge ausgestattet. Ein sehr stimmiger Weisswein, mit seiner leicht salzigen Note wunderbar passend zum Maremma Meeresklima.

Produktion: Zirka 25’000 Flaschen / Preis: CHF 15 – 20

 

2011 Chardonnay Monteverro 16/20 austrinken
2012 Chardonnay Monteverro 17/20 austrinken
2013 Chardonnay Monteverro 18/20 tr – 2020

 

Der 2011 Chardonnay befindet sich jetzt am Ende seiner Genussphase. Ueppig, cremige Nase.Vanille, geröstete Nüsse, Butter. Defensive Frucht, Aprikosen, etwas Gerste, Weize, Holz, Melisse. Im Gaumen etwas träge und füllig. Zwar gehaltvoll aber etwas behäbig und schwer. 2012 Chardonnay zeigt sich etwas zurückhaltender im Bouquet. Aprikosen, Pfirsiche, Zitronengrass, Holz ist defensiv. Leicht grüne Nuancen. Eher breit im Gaumen und mittelschwer im Abgang.Frischer und eleganter kommt 2013 Chardonnay daher. Das kühlere Jahr verleiht ihm mehr Eleganz. Würzig, blumige Noten, Pfeffer, Rosmarien, kalter Rauch, Gerste, geröstetes Mehl und gebrannte Creme. Milde Struktur, weniger intensiver Holzeinsatz und daher leichterer Stil. Eine stetige Steigerung von Jahr zu Jahr, welche im Fassmuster vom vielversprechenden 2015 Chardonnay ihre Fortsetzung findet. Der Chardonnay ist der Erfolgswein von Monteverro schlechthin und jedes Jahr als erster Wein ausverkauft. 

75% der Produktion wird in gebrauchten Barriques während 14 Monaten ausgebaut. Rest im „Beton-Ei“.

Produktion: Zirka 5’000 Flaschen. Preis: CHF 80 – 90

2013 Verruzzo di Monteverro 17/20 tr – 2022
2014 Verruzzo di Monteverro 17/20 tr – 2022

Der rote Basiswein von Monteverro ist ein Blend von Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Sangiovese, ausgebaut während 12 Monaten in französischen Barrique. Der Name bedeutet „kleiner Eber“, angelehnt an die vielen Wildschweine in den Wäldern rund um Capalbio. Ein toller, fruchtgetriebener Wein von jüngeren Reben selektioniert. 2013 Verruzzo überzeugt durch viel Kirschen, Brombeeren, etwas Himbeeren und milden Holznoten. Erstaunlich komplex! Auch 2014 Verruzzo begeistert mit frischen schwarz- und blaubeerigen Aromen. Toast, Pfeffer und Zedern. Knackige Säure und schöne Länge und würziger Abgang. Tolles Preis-/Genussverhältnis.

Produktion: Zirka 50’000 Flaschen. Preis: CHF 15 – 20

 

2008 Tinata Monteverro 16.5/20 austrinken
2009 Tinata Monteverro 18/20 tr – 2025
2010 Tinata Monteverro 17.5/20 tr – 2030
2011 Tinata Monteverro 18/20 tr – 2030
2012 Tinata Monteverro 17+/20 tr – 2030
2013 Tinata Monteverro 17+/20 2020 – 35

 

Tinata, ein „Toscana untypischer“ Blend aus 70% Syrah und 30% Grenache basiert auf der Leidenschaft der Weber Familie für grosse Rhone Weine. Wir genossen eine Vertikale sämtlicher Jahrgänge ab dem Erstling 2008 Tinata, der sich mit voluminösem Bouquet präsentiert. Kirschen, Mocca, Pfeffer, Leder und Kokant im Bouquet. Im Gaumen reif, etwas portig, fast süsslicher, leicht alkoholischer Abgang. Hervorragend gefiel mir 2009 Tinata. Etwas zurückhaltendes Bouquet. Pflaumen, Leder, Wildfleisch und Gewürze.  Klassischer Rhone Touch. Gut stützende Säure. Gehaltvoller, erdiger Wein.  Dem stand auch 2010 Tinata wenig nach. Würzig, rauchiges Bouquet. Dunkle Schokolade, Rosmarien und Minze.  Reif in der Nase, im Gaumen hat er noch Potenzial und wird sich weiter verfeinern.

Wunderbar gelungen ist der maskuline, intensive 2011 Tinata, mit frischen Röstaromen herrlich begleitet von Malz, Pflaumen, Himbeeren, Lavendel. Vollmundig, kräftig im Gaumen mit stimmiger Tannine-/Säure Struktur. 2012 Tinata wirkt etwas schlanker und befindet sich in einer reduktiven Phase. Röstiges Bouquet, nasse Erde, Pflaumen, Kirschen, Brombeeren, kalter Rauch, Pfeffer, Rosmarien und Tabasco. Jugendlich laktische Aromen im Abgang. Warten. Zeit benötigt auch 2013 Tinata. Hier ist noch alles recht primärfruchtig, begleitet mit würzigen Aromen, Kümmel, Minze und Tannen. Harsche Gerbstoffe, intensive Säure. Vordergründig aktuell noch recht alkoholisch, aber vielversrechendes Potenzial.

70% der Produktion wird in Barriques während 16 Monaten ausgebaut. Der Rest reift im „Beton-Ei“.

Produktion: Zirka 8’000 Flaschen. Preis: CHF 80 – 90

 2011 Terra di Monteverro 17.5/20 tr – 2025
 2012 Terra di Monteverro 17.5/20 tr – 2025
 2013 Terra di Monteverro 18/20 tr – 2030

 

Nein, ein Zweitwein ist dieser Terra di Monteverro sicherlich nicht. Dafür kommt der Cabernet Sauvignon – Cabernet Franc – Merlot – Petit Verdot Blend meines Erachtens zu Nahe an seinen „grossen Bruder“ heran. Der Terra reift während 20 Monaten in französischen Barriques, wobei 60% neu sind.

2011 Terra di Monteverro zeigt sich für das heisse Jahr füllig und opulent. Süsse Kirschen- und Pflaumennoten im Bouquet, Tabak. Gute stabile Säure, intensiv im Gaumen und jetzt perfekt auf dem Punkt. Toll gelungen ist auch 2012 Terra di Monteverro Voluminöses blau- und schwarzbeeriges Bouquet. Etwas Pfeffer, Malz, kalter Kamin, fleischig. Kernige Fruchtnoten im Gaumen. Jung und wild! Gute Konzentration, Tiefgang und Länge. Sieger dieser Terra Mini-Vertikale wurde 2013 Terra di Monteverro. Schwarzbeeriges Bouquet. Dezente Kaffeeröstaromen, Mocca. Minze- Eukalyptus, Rosmarien. Konzentrierter Körper mit mittlerem Tiefgang. Kommt im Gaumen kalifornische daher. Vielversprechend, voluminös im Gaumen. Zeigt viel Potenzial und Länge.

Produktion: Zirka 70’000 Flaschen. Preis: CHF 40 – 45

 

2008 Monteverro 17.5/20 tr – 2030
2009 Monteverro 17/20 tr – 2030
2010 Monteverro 18.5/20 tr – 2035
2011 Monteverro 17.5/20 tr – 2030
2012 Monteverro 17+/20 2020 – 35
2013 Monteverro 18.5+/20 2020 – 40

 

Zum Abschluss und als Highlight dieser eindrücklichen Probe mit Dinner auf Monteverro erlebten wir sämtliche Jahrgänge des Flaggschiffs „Monteverro“. Gleicher Blend wie beim Terra, aber mit stetig steigendem Cabernet Franc Anteil. Jene Traube, die auf Monteverro zufünftig eine tragende Rolle spielen wird. Dem Wein mehr Struktur und Tiefe verleiht, als die oftmals hitzegeplagte Merlot Traube. Der noble Maremma „Premier“ wird während 24 Monaten in französischen Barriques ausgebaut. Wobei der Neuholzeinsatz von Jahr zu Jahr sinkt. Ganz im Gegensatz zu meinen Bewertungen, welche in die entgegengesetzte Richtung gehen. Zufall?

2008 Monteverro: Laktisch, schwarz- blaubeerige Aromen, defensiv Holz, milde Cassisaromen. Leicht alkoholisch, intensiv im Gaumen. Jung, Reife verlangend und mit ordentlichem Potenzial ausgestattet. Etwas universell, aber sehr gut.

2009 Monteverro: Erdig, würzige Noten. Brotkruste, Tabak. Darunter ein Schwall von blau-schwarzbeerigen Aromen. Mittelteil nicht allzu intensiv. Eher breit strukturiert, aber schlank im Ende. Bouquet aktuell deutlich besser.

2010 Monteverro: Defensiv, süsse, Aromen. Blau- schwarzbeerig, Lakritze, Vanille, Amarenen. Viel Stoff im Gaumen. Zeigt sich kräftig und recht lang. Die Trauben werden älter, gehaltvoller. Tolle Entwicklung.

2011 Monteverro: Recht verschlossenes Bouquet. Cremige Aromen. Brotkruste.  Kirschen, Griotte, Amarenen, Bittermandeln und Pflaumen. Schöne Würze und Mineralität im Gaumen, weniger konzentriert als 2010. Also eher auf der eleganten, früher Trinkreifen Seite.

2012 Monteverro: Mineralisch, Kalk, milde Fruchtaromen. Barriqueröstung ist aktuell etwas vordergründig. Im Gaumen mehr Würze. leicht grüne Tannine und mittlere Intensität.

2013 Monteverro: Offenes, entgegenströmendes Bouquet. Brombeeren, Cassis, Kirschen. Lakritz, Zimt, Würze. Enormer Stoff, tolle Balance und strahlt ein prächtiges Potenzial aus. In dieser Form kann er es mit den besten Super-Toscaner aufnehmen!

Man spürt formlich die stetige Verbesserung, das bessere Verständnis für die Reben, die Lagen, die Assemblage und den optimalen Einsatz der Barriques. Die Lehrjahre des ambitionierten Teams sind vorbei. Monteverro ist erwachsen geworden. Dies zeigte auch eine vielversprechende Fassprobe vom 2015 Monteverro. Unbedingt im Auge behalten!

Produktion: Zirka 20’000 Flaschen. Preis: CHF 120 – 130

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Benny Weber am 26. Februar 2020 um 15:41

    Ich moderiere seit gut drei Jahren einen, wie ich ihn nenne, „Weinerlebnis“ Abend, der einmal pro Monat stattfindet. Ich bringe aus meinem Bestand jeweils 3 Weiss- und 5 Rotweine für die mir die Teilnehmenden jeweils einen Obolus entrichten. Das Niveau der Weine ist von gutem Durchschnitt bis knapp unterhalb von Spitzenweinen.

    Ich bin, wie Sie, sein „Amateur de Vin“ und arbeite nicht im Weinbusiness. Allerdings sind Weine meine grosse Leidenschaft. Ich habe stets Freude, wenn ich manchmal via Facebook und der Gruppe „Bordeaux, Riesling und so“ einen Artikel von Ihnen aufschnappe. Congrats zu diesen hervorragenden Werken. Super gemacht.

    Wir hatten in unserer Gruppe unlängst den Chardonnay 2014 von Monteverro und ich haben den Anwesenden von meinem Degustationserlebnis des roten Moteverro 2015 erzählt, der mich anlässlich einer Degustation im „Kameha Grand“ fast aus den Schuhen gehauen hatte. Dieser Weingruppe habe ich nun Ihren Artikel weitergeleitet. Ich hoffe, das sei für Sie ok.

    Freundliche Grüsse

    Benny Weber

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