Château Haut Bages Libéral 1982 – 2018

Alte Jahrgänge sind schwierig, verkörpern aber kernigen, klassischen Pauillac Stil. Neue Exemplare erinnern mehr an Maremma. Gut sind sie auf jeden Fall und zu fairem Preis. Es ist für alle etwas dabei: Haut Bages Libéral. Wichtige Jahrgänge über vier Jahrzehnte.

Haut Bages Liberal leidet etwas unter einem Mauerblümchendasein neben seinen famosen Nachbarn. Das Terroir müsste eigentlich zu mehr reichen, doch irgendwie holt man aber im Keller nicht das Maximum heraus. Ältere Jahrgänge sind noch bedingt gut, tendenziell würde ich auf jüngere Exemplare (v.a. 2005, 2009 und ganz aktuelle Jahrgänge setzen.

Das Gut wird von Claire Villars-Lurton geführt und gehört zu G&C Lurton Estate, zu dessen Besitz u.a. auch die Margaux Chateaux La Gurque, Ferriere und Durfort-Vivens zählen.

Haut Bages Liberal ist ein 5eme Pauillac Cru mit 28 Hektaren Rebfläche, welche aus zwei Parzellen und somit unterschiedliche Terroirs unterteilt ist. Direkt am Fluss und zwischen Pichon Baron und Lynch Bages.

Der Rebbestand umfasst rund 70% Cabernet Sauvignon und 30% Merlot. Jährlich werden gut 100’000 Flaschen vom Erstwein abgefüllt, ergänzt mit 70’000 Flaschen Zweitwein «La Chapelle de Bages». Des weiteren produziert man mit «Le Haut Médoc de Chateau Haut Bages Liberal» noch einen Drittwein und einen Rosé.

Aktuelle Jahrgänge von Haut Bages Liberal gibt’s zwischen 30 bis 40 Franken.

Die kleine private Probe, organisierte René Gabriel (weingabriel.ch / bxtotal.com) in Corona-konformen Rahmen. Je vier Personen degustierten am Nachmittag und am Abend im Gabriel-Keller.

1982 Château Haut Bages Libéral, Pauillac

87

austrinken


Sehr reife Farbe, orange Ränder. Zedern, Liebstöckel, Orangeade, Torf und viel Leder. Mild im Gaumen, malzig. Endet sanft und zugänglich. Für Altwein Bordeauxtrinker sehr angenehm. Immer noch lebendig, aber klar in letzter, schöner Trinkreife.

1985 Château Haut Bages Libéral, Pauillac

90

austrinken


Sehr reife Farbe, orange Ränder. Tabak, Ovomaltine, Malz, Schoko, Zedern und Torf. Sehr leicht im Gaumen. Samtig, milde Säure. Typisch, eleganter 85er Claret Stil. Erstaunlich, dass dieses Leichtgewicht so lange sich so schön gehalten hat.

1986 Château Haut Bages Libéral, Pauillac

80

vorbei


Granat. Leicht portiges Bouquet, nasse Erde, Leder, pflaumige Merlot Note. Im Gaumen ein Mix von unreif und übeerreif. Allenfalls etwas Brett. Dumpf im Abgang. Vielleicht gibt es bessere Flaschen.

1989 Château Haut Bages Libéral, Paullac

85

austrinken


Typische 89er Süsse bereits in der Nase. Nussig, röstig, Krokant mit Tabak und nassem Holt Im Gaumen kommt die Fülle des Bouquets nicht ganz mit. Schon recht „malzig“. Erste leicht metallische Noten und mehlige Gerbstoffe. Etwas kurz und austrocknend im Abgang.

1990 Château Haut Bages Libéral, Paulliac

86

vorbei


Reifes Granat. Wenig Konversation im Bouquet. Etwas blaubeerig, Pilz, leicht Lacknote, Malz und Portwein. Im kantig, etwas grün, kernige Tannine. Leicht metallisch. In letzter Trinkphase.

1995 Château Haut Bages Libéral, Paulliac

84

trinken – 2030


Gesundes, dichtes Granat. Im Bouquet erstaunlich frisch, dunkel- und blaubeerig. Dezente Röstung mit Krokant und Vanille. Im Gaumen streng, hohe Säure, leicht grün und komischerweise bereits Dörrfrüchte. Bockig, kernig im Abgang. Ob das jemals harmonisch wird?

1996 Château Haut Bages Libéral, Paullac

90

trinken – 2030


Offensives Bouquet. Schoko, Zedern, Malz. Immer noch gute Fruchtsubstanz im Untergrund mit Kirschen und Pflaumen. Angenehm im Gaumen. Reif mit nötiger Spannung. Etwas kurz im Abgang, aber sonst ein stimmiges Gesamtpaket.

2000 Château Haut Bages Libéral, Paullac

89

trinken – 2030


Helles Rubin. Schoko, Malz. Darunter blaubeerig. Im Gaumen gutes Volumen. Reift langsam. Noch ist nicht alles harmonisch, was für einen eher kleinen Pauillac in einem grossen Jahr nach 20 Jahren eigentlich da sein müsste. Endet trocken. Das Jahrgangspotenzial leider nicht abgeholt.

2003 Château Haut Bages Libéral, Paullac

90

trinken – 2025


Offensives, toastiges Bouquet. Sehr heiss. Sehr süss. Sehr lecker. Etwas Caramel, Mocca, Kandis und Feuerstein. Würde blind als Kalifornier durchgehen. Trinkreif im Gaumen. Es kommen allererste leicht portige Aromen. Aber alles gut und kompakt. Auf gar nichts mehr warten.

2005 Château Haut Bages Libéral, Paullac

92+

trinken – 2035


Purpur. Frisches, dunkel- und blaubeeriges Bouquet. Schöner Holzeinsatz. Röstung gut verträglich. Genug Frucht vorhanden. Mittlere Intensität im Gaumen, prägnante Säure, gute Tannine. Das Potenzial ist da. Der Wein ist stimmig zum Jahrgang. Reif darf er noch nicht sein. Auf gutem Weg.

2009 Château Haut Bages Libéral, Paulliac

93+

trinken – 2035


Rubin. Frische dunkel- und blaubeerige Aromen mit dezentem Holzeinsatz. Laktisch, jugendlich. Kommt im Bouquet kompakt und dicht daher. Präziser als der ebenfalls heisse 2003er. Erinnert mich mehr an einen sehr guten Toskaner als an Pauillac. Spannend. Top Preis-/Leistung und ein Tipp zum Nachkauf.

2010 Château Haut Bages Libéral, Paulliac

91

trinken – 2030


Offensives, opulentes Bouquet. Brombeeren, Cassis, Kandis, Magenbrot und Kandis. Im Gaumen erste Trinkreife, etwas breit, leicht mehlige Tannine. Früh trinkreif. Ich denke, er macht jetzt am meisten Spass.

2018 Château Haut Bages Libéral, Paulliac

90+

2025 – 40


Dichtes Purpur. Brombeeren, Obst, Trester. Etwas alkoholisch aktuell. Alles recht breit strukturiert. Ziemlich wild. Tannine sind kräftig. Etwas kühl und kantig. Braucht Zeit.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Alexander Ulrich am 16. März 2021 um 23:32

    Lieber Baschi, 09 nachkaufen ist ein guter Ratschlag, den ich zur Meyney Probe letzten November auch umgesetzt habe. Danke nochmals dafür.. Schade habt ihr 2014 nicht verkostet, da gab’s einen weiteren Qualitäts Schub nach vorne..

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