Robin Daniel Lail: "Madame Napa Valley"

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Als „Madame Napa Valley“ stellte Napawine Chef Gregor Greber Robin Daniel Lail, an diesem wunderbaren Juni Abend im Napagrill, vor. Und daran ist nichts übertrieben.

Nur wenige, ganz grosse Persönlichkeiten im Napa Valley darf man getrost als „Ikonen“ bezeichnen. Robin Lail gehört zweifellos dazu. Sie trägt das berühmte „Wein-Gen“ in sich. In ihren Adern fliesst Napa Cab… und das seit Generationen. Robin ist die Tochter von John Daniel Jr. und dessen Vater war Gustave Niebaum. Eine Familie lauter Napa Persönlichkeiten.

Grossvater Niebaum gründete 1879 die legendäre Inglenook Winery und John Daniel Jr. trat in seine Fussstapfen bis Inglenook schliesslich 1964 verkauft wurde. Robert Mondavi bezeichnete in seiner Biografie, John Daniel als seinen entscheidenden Mentor. Schön wie sich der Weinfamilienkreis zu Robin schliesst, denn sie war ihrerseits Protégé von Mondavi.

Ihr Einstieg ins Weinbusiness begann Anfangs der 80er Jahre, als Mitgründerin der Napa Valley Wine Auction. 1983 stieg sie zusammen mit Bill Harlan und ihrem Ehemann, Jon Lail bei Merryvale ein und leitete die bekannte Winery während zehn Jahren. Praktisch zu gleichen Zeit gründete sie zusammen mit Christian Moueix Dominus. Anfangs der 90er Jahre stieg sie sowohl bei Merryvale wie auch bei Dominus aus, behielt aber noch eine kleine Rebparzelle im Napanook Vineyard.

Mit dem Verkaufserlös ihrer Anteile machte sie sich selbstständig und erwarb einen 3 Acre Rebberg am hoch oben am Howell Mountain und gründete „Lail Vineyards„. Einer ihrer ersten Angestellten war damals ein 28jähriger, völlig unbekannter Winemaker: Philippe Melka. Die beiden sind sich bis heute treu geblieben.

Robins erster eigener Wein war der 1995er „J. Daniel Cuvée“ benannt zu Ehren ihres Vaters. Ein Blend mit Merlot aus ihrem Napanook „Totem Vineyard“ und Cabernet Sauvignon von Vine Hill Ranch. Ab 1997 kamen Cabernet Sauvignon Anteile vom eigenen Mole Hill Vineyard dazu. Die ersten Jahrgänge wurde der Wein seinem Namen als „Cuvée“ gerecht. Ab 2001 entwickelte er sich zum reinen Cabernet Sauvignon. Die Traubenquellen können von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein, weshalb ist es gar nicht so einfach, dem Wein eine klare Stilistik zuzuschreiben. 

Lail’s Weinportfolio umfasst heute (Bezugsquelle: NAPAWINE.CH)

Lail J. Daniel Cuvée Cabernet Sauvignon   500 Kisten, 250 Franken
Lail „Blueprint“ Cabernet Sauvignon  (Zweitwein), 1000 Kisten, 90 Franken
Lail Sauvignon Blanc „Georgia“  200 Kisten, 135 Franken
Lail Sauvignon Blanc „Blueprint“  1000 Kisten, 35 Franken

In grossen Jahren entsteht eine zusätzliche Rarität. „Mole Hill Cabernet Sauvignon“. Ein Single Vineyard Cab der besten Frucht vom eigenen Howell Mountain Vineyard. Bis jetzt war dies 2007, 2009, 2010, 2012, 2013 und 2014 der Fall.

Ich werde mich in Zukunft mehr mit den Weinen von Robin Lail befassen und werde im Gegensatz öfters mal eine exquisite Neuerscheinung vom x-ten hoch gehypten Newcomer, mit wenig Weinhintergrund dafür viel Finanzpower, auslassen. Und zum gleichen Preis (oder sogar günstiger) ein paar Flaschen J. Daniel Cuvée von Robin Lail leisten. Mit der Erfahrung dieses Abends weiss ich, dass in jeder Flasche viel Geschichte, viel Herzblut und viel Leidenschaft steckt. Danke, Robin Lail. Merci Madame Napa Valley! 

2014 Lail Vineyards Georgia Sauvignon Blanc

Multidimensionales, fruchtbetontes Sauvignon Blanc Bouquet. Mineralität stützt extrem schön. Laufend neue Aromen, welche deutlich vom Sauvignon Blanc Mainstream abweicht. Gewürze, Holz. Geniale Länge und Frische.

94

tr – 2022

2015 Lail Vineyards Georgia Sauvignon Blanc

Klassische Aromen. Pfirsich, Aprikosen, Melonen, Zitrus. Mit der Zeit immer mehr würzige, erdige Aromen. Komplexer, grosser Sauvignon Blanc. Gehaltvoll und intensiv.

93

tr – 2022

2001 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Offenes, dunkelbeeriges Bouquet. Erste Reifenoten, feine Zedern und Tabak Begleitung. Immer noch recht wuchtig, intensiv. Im Gaumen typische, klassische Howell Mountain Strenge. Mineralisch, erdig. Mittlere Intensität und Länge. Wirkt Bordeaux orientiert. Erster Jahrgang mit 100% Cabernet Sauvignon. Jetzt wunderbar zu geniessen. 

94

tr – 2025

2002 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Extrovertieres, süsses Bouquet. Voluminös, röstig. Kirschen, Cassis, Kandis, Kokos und Zuckerwasser. Im Bouquet deutlich mehr Hitze und Barrique spürbar als der 2001. Wirkt runder, geschliffener. Geniale, feingliedrige Struktur. Samtiger Abgang. Ganz gross. Einer jener Weine, bei denen du blind in 0.5 Sekunden auf Kalifornien tippst. Das ist Napa! Das ist Lail. Jetzt auf dem Peak. Die tiefe Säure lädt zum baldigen Genuss ein.

95

autr.

2003 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Zurückhaltende blau- und schwarzbeerige Aromen. Eher ruhig im Gegensatz zu dem völlig extrovertieren 2002er Bombe. Mehr Mineralität, Asche, Kalk. Elegante Statur. Mittlere, stimmige Konzentration. Noch gut spürbare Tannine und Säure.

92

tr – 2025

2004 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Leicht portige, blau- und schwarzbeerige Aromen im Bouquet. Etwas dumpf. Kirschen, Brombeeren, Kohle, Kamin. Zwar kraftvoll, aber nicht die Harmonie seiner Vorgängerjahrgänge. Mehr Rasse als Klasse. Im Abgang kräftig aber leicht alkoholisch. Wirkt aktuell etwas überkonzentriert.  4% Merlot Anteil. In diesem Jahr kamen bloss 500 Kisten auf den Markt. Normalerweise das Doppelte.

91

tr – 2030

2005 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Offenes, röstiges Bouquet. Eine Art zarte Version vom 2002er. Er ist zwar nicht so konzentriert, gefällt mir aber aufgrund seiner Feinheit und Klarheit extrem gut. Super gradlinige Napa Cab Aromatik, tolle Howell Mountain Mineralität. Vom Holzeinsatz her orientiert sich dieser prachtvolle 05er an grosse St. Julien Klassiker. Kam glücklicherweise bei internationalen Bewertungen etwas unter die Räder, weil er nicht dem damaligen „opulenten“ Parker Stil entsprach. Ein fantastischer Wein, der ab sofort für mich jede Suche wert ist.  

 97

tr – 2030

2006 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Erdig, würziges Bouquet. Torf, dunkle Schokolade. Wenig Frucht. Leicht welke Noten. Im Gaumen recht rustikal und nicht die Finessen der ganz grossen Jahrgänge. Schade, Frucht ist etwas verloren gegangen. Wir montierten, dass es vielleicht eine schlechte Flasche war. Doch Robin entgegnet: „Nicht die Flasche war das Problem in diesem Jahr, sondern wir. Und wir haben daraus gelernt…“ Chapeau, die Dame hat Stil.

87

vorbei

2007 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Offenes, reichhaltiges Bouquet. Tolle gradlinige Frucht, defensive Holznoten. Minze, Cassis, Leder. Nach wie vor jung im Auftakt, man spürt die Kraft des Jahrgangs, und die perfekte Reife der Trauben. Nach wie vor primärfruchtig, intensiv. Die Länge und Konzentration ist phänomenal. Tannine und Säure sind stimmig und ummanteln den Wein. Perfekte Balance. Wird super altern. Robin Lail schwärmte von „alten“ Inglenook Cabs ihres Vaters aus den 50er und 60er Jahren, und wie die fantastisch reifen konnten. Ihr eigener 2007er wird in seiner Art diesen Classic-Icons in nichts nachstehen.

97

tr – 2045

2008 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Klassische, extrovertierte Kali Cab Noten. Präsente Cassisnoten, Brombeer, Minze und Zuckerwasser. Beginnt recht universell. Die Dramatik beginnt erst im Gaumen, mit typischer Howell Mountain Mineralität. Super Länge und beeindruckenden Tiefgang für 2008.

93

2020 – 35

2009 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Defensive Aromatik im Bouquet. Dunkelbeerig, erdig. Ähnliche Torfnoten wie der 2006er. Frucht ist etwas im Hintergrund. Viel Terroir Aromen. Bereits auf dem Zenit, reif? Alles in einer etwas leichteren Form. Des Rätsels Lösung. Die Trauben stammen für den 2009 zu 100% vom Heimark Vineyard in Calistoga. Also, was komplett anderes.

 92

tr – 2025

2010 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Edle, dunkelbeerige Nase. Wunderbare Cabernet Expression. Beschwingter, gradliniger Auftakt. Prima balanciert. Kraftvoll, kernig. Typisch für 2010. Jetzt leicht verschossen. Potenzial gross, aber alles in einer etwas leichteren Form. 100% reiner Cabernet Sauvignon (75% Dutch Henry Canyon  Calistoga und 25% Vine Hill Ranch in Oakville)

93+

2025 – 40

2011 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Reif in der Nase. Schon deutlich sekundäre Aromen. Torf, Kalk, Schoko Frucht ist weg, und leicht portig. Schon so reif? Ein schöner, gut gemachter Wein. Zweifellos, das Jahr war extrem herausfordernd. Aber trotzdem auf diesem Niveau etwas uninspiriert.

88

tr – 2025

2012 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

100% Cab aus Calistoga, Oakville und Howell Mountain. Ende Oktober gelesen. Robin: „Melka hat bessere Nerven als ich….“ Extrovertiertes, edles Bouquet. Wunderbare Röstaromen, Toast, Krokant. Stimmig mit präziser, reifer Frucht. Alles in völliger Harmonie. Napa Aromatik in Reinkultur. Top balanciert, harmonischer Körper. Filigran, elegant. Es wird nicht der langlebigste Lail. Er ist einfach dermassen bezaubernd und verführerisch, dass man kaum die Nase aus dem Glas bringt. Erinnert in seiner Zugänglichkeit an den 2002er. Weltklasse. Der hat mich 2015 bei der ersten NapaRocks Ausgabe schon fast aus den Schuhen gehauen (damals: 19.5+/20 „um ein Fläschchen zu erbetteln, müssen Sie wohl auf den Knien nach Uerikon kriechen…“)

99

tr – 2030

2013 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Druckvolles Bouquet. Cassis, Zedern, Brombeergelee. Die Frucht ist komplett im Vordergrund, was eigentlich untypisch ist für den eher verschiessenden, grossen Jahrgang. Dieser J. Daniel ist aber deutlich langsamer unterwegs. Lebt immer noch deutlich von primärfruchtigen Aromen. Super präsent im Gaumen. Man kann sich richtig in die Gerbstoffe hineinbeissen. Dermassen Potenzial! Super Konzentration ohne überladen zu wirken. Geht Richtung 2007 mit Extra-Bust!

97+

2025 – 40

2014 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Expressive, klare Cabernet Aromatik. Viel dunkle Beeren, stoffig, kräftig und doch so schmeichelhaft elegant und ausgewogen. Im Moment fehlt ihm nur ein wenig „Spirit“, das der 2012 und 2013 definitiv ins sich hat .

93+

tr – 2035

2015 Lail Vineyards J. Daniel Cuvee Cabernet Sauvignon

Dunkle, primärfruchtige Aromen im Bouquet. Brombeeren, Cassis. Aktuell intensiv fruchtgetrieben. Holz ist da aber stimmig und zurückhaltend. Sehr verlockend. Voluminöser Körper, gute Konzentration. Tannine und Säure sind super präsent und stimmig. Das wird was!!!

96+

2025 – 40

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Jean-Francois Guyard (via Facebook) am 3. Juli 2018 um 17:46

    Und gerade der Kampf, für welchen wir uns seit bald 10 Jahren einsetzen ?.
    Wein ist nicht nur eine Geschichte der nicht überteuerten Erzeugnisse, sondern auch und eigentlich vor allem der kleinen Schmuckstücke, die niemand aus reinem Snobismus kennen will.
    Gerade mit solchen Weinen überrascht man im positiven Sinne die aufgeschlossenen Weinliebhaber.
    Super entschieden Baschi ??

  2. Veröffentlicht von Bernd Klingenbrunn (via Facebook) am 3. Juli 2018 um 17:45

    Gerade wieder ein Sammelsurium an Bildern von wohlbekannten Etiketten gesehen, es langweilt, pures Namedropping. Selbst auf die Pirsch gehen und entdecken ist doch viel spannenender als das xte Foto von Tignanello und Co.

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